Bin ich vielleicht doch ein Bass-(Bariton)?

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blow
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Hallo zusammen,

lange mal wieder nichts geschrieben, ich gelobe aber Besserung, denn ich lese seit Jahren regelmäßig gerne mit -- vor allem freut es mich, dass antipasti noch so aktiv ist.

Jetzt aber zu meinem Anliegen: Ich bin mit meiner neuen Band gerade im Studio, wir nehmen unser erstes Album auf. Da ist mir mal wieder aufgefallen, wie tief meine Stimme eigentlich klingt bzw. klingen kann. Vor allem sieht man das ja auch sehr schön auf dem Monitor, wenn der Produzent da per Melodyne/Cubase an meinen Vocals rumschnippelt, welche Töne man gerade singt. Da sind erstaunlich oft tiefere Töne im Bereich E2 bis A2 dabei, das war mir vorher gar nicht so bewusst. Würde ja gerne eine Gesangsprobe von dem Album hochladen, aber es ist eben noch nicht fertig. Und die Vorgängerprojekt-EP ist jetzt schon über sieben Jahre alt, meine Stimme ist seitdem gefühlt tiefer/voller geworden (wer es trotzdem hören mag: Last.fm-Link). Zudem war ich damals etwas im "Höhenwahn" und wollte nach oben hin immer das Maximum rausholen, was sicherlich an meiner Vorliebe für Bands wie Radiohead, Muse etc. lag. So ganz habe ich das noch nicht abgelegt, aber ich merke immer mehr, dass ich mich weiter unten doch wesentlich wohler fühle.

Ich vermute langsam immer mehr, dass ich seit Jahren "im falschen Fach" singe (was im Popbereich ja eigentlich egal ist) bzw. es mir einfach schwerer mache, als ich müsste. Viele hier scheiben ja immer wieder, wenn es um Bässe geht, dass man die sofort am Stimmklang erkennen könnte. Ich habe jetzt leider nix anderes als ein Let's Play-Video anzubieten, da rede ich da aber auch sehr viel, am besten mal ab 33:00 reinhören: Klick. Klingt das für euch nach einem Bass oder Bass-/Bariton?

Vielen Dank für eure Mithilfe & Liebe Grüße,
blow
 
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Hallo blow,

schön, dich mal wieder zu lesen.

Hm - die alte Frage "was bin ich überhaupt". Gib doch mal bei YouTube oder Google "berühmte bass baritone" ein und schau, ob du dich mit irgendeinem von diesen Frack- und Fliegenträgern identifizieren kannst.

Du bist ein Popsänger mittlerer Lage, der es hingekriegt hat, seiner Range ein paar Töne und Akzente nach unten zuzufügen. Das ist doch schön - aber ein Bass du damit noch nicht.

Auch aus deiner Sprechprobe kann ich keine ausgeprägte Bass-Charakteristik raushören. Klar, du sprichst leicht sonor, klingst sogar ein wenig kratzig. Vielleicht ist rein alters- und verschleißbedingt ein bisschen Tiefe hinzugekommen. Aber um die Stimmfachfrage würde ich mir an deiner Stelle nicht allzu viele Gedanken machen.
 
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Hallo blow,

schön, dich mal wieder zu lesen.

Hm - die alte Frage "was bin ich überhaupt". Gib doch mal bei YouTube oder Google "berühmte bass baritone" ein und schau, ob du dich mit irgendeinem von diesen Frack- und Fliegenträgern identifizieren kannst.

Du bist ein Popsänger mittlerer Lage, der es hingekriegt hat, seiner Range ein paar Töne und Akzente nach unten zuzufügen. Das ist doch schön - aber ein Bass du damit noch nicht.

Auch aus deiner Sprechprobe kann ich keine ausgeprägte Bass-Charakteristik raushören. Klar, du sprichst leicht sonor, klingst sogar ein wenig kratzig. Vielleicht ist rein alters- und verschleißbedingt ein bisschen Tiefe hinzugekommen. Aber um die Stimmfachfrage würde ich mir an deiner Stelle nicht allzu viele Gedanken machen.

Und schon antwortet mir der antipasti :) Danke für die flotte Antwort.

Hmm, genau das ist es ja, was mich zweifeln lässt. Es ist in der Tiefe eben nichts dazugekommen über die Jahre (höchstens mehr Volumen). Ich kam schon immer problemlos bis D2 runter, selbst in meinen Anfangstagen als ungeübter Sänger. Auch das tiefe C ist gut drin. Lediglich die Höhe besserte sich über die Zeit, und das habe ich beim Songwriting halt immer bis zum Maximum ausgereizt. Und wie gesagt, in der Tiefe fühle ich mich eigentlich superwohl... Hab mal eben bissl gegoogelt, kann mich da durchaus mit dem einen oder anderen Bass-Bariton identifizieren. Klar sollte man sich da nicht viele Gedanken machen, nur während so einer Studio-Session hört man halt stundenlang die eigene Stimme (ganz schön anstrengend, finde ich), da fallen einem manche Sachen viel deutlicher auf als sonst.

LG blow
 
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Viel zitierte Tatsache ist, dass solche Stimmfächer aus der Klassischen Gesanglehre kommen und in der Popmusik nur marginal bei einigen Grenzgängern Anwendung finden.

Deine Stimme ist aber nun mal so gar nicht klassisch. Du kannst gern bei WIKI oder so deinen Tonumfanbg mit dem eines Bass-Baritons (da gibt es übrigens noch Unterteilungen) vergleichen. Dann kannst du hinterher vielleicht die Aussage treffen, dass du etwa den Tonumfang eines Bassbaritons hast. Aber was nützt dir das?

Wenn du dich in den tiefen Lagen aber wohler fühlst, dann schreib ruhig ein paar Song in tieferen Lage. Du musst nicht wissen, was für ein Stimmfach du bist, um in deiner Wohlfühllage zu singen.
 
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Die allermeisten mittleren Männerstimmen fühlen sich intuitiv in der Stimmlage eines hohen Bass/tiefen Bariton am wohlsten, das ist nichts ungewöhnliches, liegt aber häufig daran, dass zunächst mal ein "sprechnaher" Modus zum Singen benutzt wird mit wenig Verschlankung in der Tiefe. Auch bei Tenören ist es häufig so, dass sie im unaufgewärmten Zustand gut und gerne im Bass-Bereich rumwuseln können. Nach dem Aufwärmen verschwindet dann häufig die Lautstärke in der Tiefen Lage, aufgrund der Verschlankung, auf die sich beim Aufwärmen meistens einstimmt.

Die Beziehung von Tonumfang/Tessitur und Stimmfach ist eigentlich anders herum als gerne angenommen wird. Es ist nicht so, dass man ein Bass ist, wenn man eine Tessitur von E2-E4 hat, sondern es ist so, dass man im Bereich E2-E4 singen sollte, wenn man ein Bass ist. Denn in diesem Bereich prägt sich das Timbre am besten aus, der Sängerformant hat die größte Fülle und das Verhältnis von Lautstärke zu Klangfülle ist am besten.

Ob man allerdings Mitglied eines bestimmten Stimmfaches ist, ist vor allem eine Sache der Stimmfarbe. Anhaltspunkte können bestimmte Registerübergänge sein, die aber auch eine bestimmte Singweise voraussetzen. Alleine die Tatsache, dass man soundso tief oder soundso hoch kommt und wie komfortabel das ist, hat mit dem Stimmfach so ziemlich nichts zu tun.

Auch die "Wohlfühllage" hängt in sehr großem Maße vom Trainingsstand ab und ist bei Männerstimmen generell sehr ähnlich, egal ob Bass, Bariton oder Tenor.
 
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Danke für eure Beiträge. Ich glaube, ich suche einfach eine Bestätigung meines Stimmfachs, um mich ein wenig von dem mir selbst auferlegten Höhenwahn wegzubringen. Ich würde mich mittlerweile durchaus als gut trainierten und geübten Sänger bezeichnen, aber die Tiefen sind definitiv meine Stärke, die Höhen kamen halt über die Jahre des Trainings hinzu. Bass-Bariton kommt vermutlich gut hin, wenn man das nach klassischen Gesichtspunkten einordnet (Stimmfarbe, Registerübergang in Kopfstimme etwa bei D4, Wohfühllage). Aber wie antipasti ja ganz richtig schreibt: eigentlich egal.

LG blow
 
Nach Bass-Bariton klingt es für mich nicht, dafür fehlt es dann doch an Bass. :) Aber eine "normalen" Bariton würde ich Dir abnehmen, einen "schweren" Tenor aber ebenso.

Inwiefern hat das Wissen um Dein Stimmfach denn Einfluss auf deinen Höhenwahn? Ist es nicht scheißegal, ob Du nun ein Tenor bist, der sich in der tiefen Lage wohler fühlt oder aber ein Bariton, der sich in die Höhe gearbeitet hat? Inwiefern beeinflusst das das Ergebnis? ;)
 
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Bass-Bariton kommt vermutlich gut hin, wenn man das nach klassischen Gesichtspunkten einordnet (Stimmfarbe, Registerübergang in Kopfstimme etwa bei D4, Wohfühllage).

Was die Stimmfarbe angeht, würde ich dich ebenfalls nicht in den Bassbereich schieben wollen.
 
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Auch die Stimmfarbe muss natürlich mit klassischer Technik getestet werden und kann auch erst beurteilt werden, wenn die einigermaßen sitzt. Was zum Beispiel vorkommt ist, dass jemand aus welchen Gründen auch immer von Natur aus bzw. aus Gewohnheit eine relativ tiefe Kehlkopfstellung hat. Dadurch wird die Stimmfarbe dunkler. Zudem wird der Stimmlippenschluss dann weniger "fest", wodurch mehr Atemdruck notwendig ist, um die Stimme in die Höhe zu bringen. Dadurch verschiebt sich sowohl die Klangfarbe ins dunkle als auch die Wohlfühllage nach unten. Trotzdem sind diese Sänger dann kein Bass, denn was ihnen dann typischerweise fehlt sind die hellen Stimmanteile in der Tiefe.

Stimmfächer sind nunmal relativ eng gefasst (nämlich auf den Bereich der klassischen Tonproduktion). Dazu gehört eine bestimmte Stimmfarbe innerhalb des klassischen sogenannten "chiaroscuro". Das bedeutet eine Tonproduktion, die sowohl verstärkte helle Anteile (chiaro) als auch verstärkte dunkle Anteile (scuro) enthält. Ein echter Bass produziert bereits auf vergleichsweise niedrigen Tönen zwischen D3 und B3 ein sehr ausgeprägtes Chiaroscuro mit einem starken "Ping" bzw. "Klingeln" im Ton (dem Sängerformanten).

Ein "unechter" Bass produziert in diesem Bereich entweder einen Ton, der genauso Dunkel ist wie der eines Basses (durch tiefen Kehlkopf), dem aber dann das "Klingeln" fehlt oder einen Ton der genauso gut "klingelt" wie der eines Basses (durch verstärkten Twang), der aber dann von der Stimmfarbe deutlich heller ist.

Bei Baritonen liegt dieser Klingelbereich eher im Bereich um C4, bei Tenören sogar noch höher. Allerdings ist die Stimmfachverteilung so, dass die allermeisten Männer hohe Baritone oder tiefe Tenöre sind, weshalb die allermeisten Männerstimmen irgendwo zwischen C4 und E4 ihren "Klingelbereich" haben.

Die Lage bzw. der Übergang dieses Klingelbereichs ist auch charakteristischer als der Übergang in die Kopfstimme. Denn der Übergang in die Kopfstimme liegt für alle Männer nahezu gleich im Bereich zwischen D4 und F4. Ein Indiz für einen echten Bass ist, dass Bässe im völlig untrainierten Zustand einen ersten "Break" bzw. eine Instabilität bereits im Bereich um G3 haben, vor allem dann, wenn nicht laut gesungen wird. Der "durchschnittliche" Mann bekommt diese Probleme erst um B3/C4 herum.

Dieser "untere Break" ist die Stelle, an der die Verschlankung der Stimmlippen notwendig wird (bei leisem Singen). Ist hingegen lautes Singen (Belting) erlaubt, liegt der Break fast unabhängig vom Stimmfach um D4 herum. Der wird dann aber durch die Resonanzumstellung (Brust -> Kopf) verursacht und nicht mehr durch die Stimmlippen.

Von daher solltest du, wenn du ein Indiz für dein Stimmfach willst, testen, ab welchem Ton du bei leiser Tonproduktion (Sprechlautstärke, aber NICHT Falsett) Probleme bekommst bzw. die Stimme langsam instabil wird. Versuch am besten das im Sprechmodus zu testen, damit du nicht auf die Idee kommst, die Stimmlippen zu verschlanken ;-)

Wenn du diesen Ton gefunden hast, sind die Einteilungen ungefähr wie folgt:
G3 -> Bass (z.B Barry White)
A3 -> Bass-Bariton (z.B. Axl Rose)
A#3 -> Bariton (z.B. Michael Bublé)
B3 -> hoher Bariton (z.B. Hansi Kürsch)
C4 -> tiefer Tenor (z.B. Freddie Mercury)
D4 -> Tenor (z.B. Paul McCartney)
E4 -> hoher Tenor (z.B. Michael Jackson)
 
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Danke euch allen für eure Meinung und broeschies für seine ausführlichen Erklärungen! Hab das heute Abend mal getestet, mit diesem ersten "Break" im Sprechmodus, das wäre bei mir beim Ais, also bin ich dieser Definition nach tatsächlich Bariton. Und da deckt sich ja auch mit euren Eindrücken, wobei ich niemals auf die Idee gekommen wäre, evtl. ein tiefer Tenor zu sein. :gruebel:

Warum ich das alles so genau wissen will, wird mir auch langsam klar: Ich habe im Studio beim x-fachen Hören der immer gleichen Gesangsspuren festgestellt, dass ich mir teils angewöhnt habe, nach oben hin zu viel Brust mitzunehmen und im Übergangsbereich dann versuche mit Power und Gebelte die Töne hinzubekommen. Gelingt mir auch meistens (aber eben nicht immer, wie mir dann Melodyne anzeigt), aber dann muss ich schon ziemlich topfit sein, die Atemstütze immer super sitzen.

Und warum das Ganze? Weil mir der Klang meiner Mischstimme irgendwie nicht gefällt oder ich mich damit nicht wohl fühle, weil ich mir damals, als ich mit dem Singen angefangen habe (mit Ende 20, bin Spätstarter), wohl ein anderes Klangideal auferlegt habe. Vielleicht wollte ich tiefer sein, als ich dann tatsächlich bin und dachte, es muss weiter oben eben auch schön brustig klingen. Komischerweise ist das aber nur in diesem Übergangsbereich von D4 bis F4 so, da empfinde ich meine "entspannte" Mischstimme irgendwie als zu "kopfig". Diese Töne hau ich dann lieber so brustig wie möglich raus, weil mir der Timbre-Unterschied zu den tieferen Tönen als viel zu krass erscheint. Dabei könnte ich die auch wesentlich entspannter und gemischter singen, dann sitzen die auch rein von der Intonation viel besser, weil die Stimme frei ist. Ab Fis4 hingegen und aufwärts mag ich meine Mischstimme dann eigentlich wieder sehr gerne, zumal ich diese Töne mit dem brustigen Modus eh nicht hinbekommen würde.

Ich hab dann auch noch mal einen spontanen Slide aufgenommen (Achtung, iPhone-Mikro), da kann man mal so meine ungefähre Range hören, siehe Anhang. Man hört da auch ganz klar den Übergang in die "richtige" Kopfstimme. Das habe ich heute Morgen aufgenommen, da war ich noch nicht wirklich warm, so deutlich hörbar ist das sonst gar nicht. Ich dachte früher immer, meine Mischstimme sei bereits die Kopfstimme, weil die eben einen ziemlich kopfigen Sound hat in meinen Ohren.

Klingt das jetzt alles total blödsinnig? Wahrscheinlich, ist aber auch schon spät :D

Liebe Grüße,
blow
 

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Und warum das Ganze? Weil mir der Klang meiner Mischstimme irgendwie nicht gefällt oder ich mich damit nicht wohl fühle, weil ich mir damals, als ich mit dem Singen angefangen habe (mit Ende 20, bin Spätstarter), wohl ein anderes Klangideal auferlegt habe. Vielleicht wollte ich tiefer sein, als ich dann tatsächlich bin und dachte, es muss weiter oben eben auch schön brustig klingen. Komischerweise ist das aber nur in diesem Übergangsbereich von D4 bis F4 so, da empfinde ich meine "entspannte" Mischstimme irgendwie als zu "kopfig". Diese Töne hau ich dann lieber so brustig wie möglich raus, weil mir der Timbre-Unterschied zu den tieferen Tönen als viel zu krass erscheint. Dabei könnte ich die auch wesentlich entspannter und gemischter singen, dann sitzen die auch rein von der Intonation viel besser, weil die Stimme frei ist. Ab Fis4 hingegen und aufwärts mag ich meine Mischstimme dann eigentlich wieder sehr gerne, zumal ich diese Töne mit dem brustigen Modus eh nicht hinbekommen würde.

Genau das hier ist eine Riesen-Falle, in die man ziemlich leicht reintappt. Die Kopfstimme (von mir aus Mischstimme) ist bei den wenigsten Sängern von Natur aus ausgebildet (v.a. nicht bei den Bässen und Baritonen). Die Töne ab E4 klingen dadurch normalerweise erstmal deutlich "kopfiger" als die Töne darunter. Der Grund dafür ist aber in aller Regel, dass man lediglich seinen Kehlkopf noch nicht so ganz unter Kontrolle hat, der beim Wechsel in die Kopfstimme dann etwas hochschnellt und für einen Timbre-Wechsel sorgt.

Die Versuchung ist dann sehr groß, das mit der Bruststimme zu kompensieren. (weil die meisten tieferen Männerstimmen das gleiche "Klangideal" haben wie du ;-) Denn die Bruststimme kann man meist durch schlichte Anwendung von Atemdruck noch etwa bis zum F#4 hochpushen und das klingt dann halt erstmal "brustiger". Allerdings "erdrückt" man dadurch die Resonanz in diesem Tonbereich, was es zunehmend schwierig macht, den korrekten Wechsel in die Kopfstimme hinzubekommen.

Meine Empfehlung ist deshalb immer, die Kopfstimme auszubauen, auch wenn die erstmal nicht so gut klingt wie die Bruststimme. Was man durch das Pushen der Bruststimme gewinnt, sind vielleicht drei Töne, die zunächst mal "besser" klingen (E4-F#4), aber man verbaut sich halt den Weg nach oben.

Die Kopfstimme beginnt besser zu klingen, sobald die entsprechende Muskulatur gestärkt ist, vor allem die Muskulatur, die für die Stabilität des Kehlkopfes zuständig ist. Dessen abrupte Bewegung bewirkt nämlich den Timbre-Wechsel und nicht der Wechsel in die Kopfresonanz.

Es lohnt sich dafür sich den Vorgang des Kehlkopf senkens einzuprägen, denn die kehlkopfsenkende Muskulatur muss im Passaggio aktiviert werden damit der Kehlkopf nicht hochschnellt und der Klang entweder gepresst oder vom Timbre her zu hell wird. Einer der Standard-Trigger dafür ist das Gähnen. Versuch einfach mal ein Gähnen anzusetzen und halte dabei den Finger auf die "Spitze" des Adamsapfels. Wenn du das Gähnen ansetzt spürst du mit dem Finger wie der Kehlkopf runtergeht. Versuch das ganze dann mit geschlossenem Mund hinzubekommen. Der Kiefer darf sich etwas runter bewegen, aber der Mund bleibt zu. Mit ein bisschen Übung kannst du lernen, den Kehlkopf willentlich durch ein leichtes Fallen lassen des Kiefers bei geschlossenem Mund zu senken.

Mit diesem gesenkten Kehlkopf sollst du nicht die ganze Zeit singen (das machen nur die Klassiker), sondern du prägst dir die Bewegung und das Gefühl ein. Im Passaggio versuchst du dann dieses Gefühl abzurufen, am besten so um C4 herum. Wenn dein Timbre zu hell wird, versuch das Gefühl des kehlkopf senkens abzurufen, ohne dabei lauter zu werden.

Eine andere Übung den Kehlkopf während eines Tons zu senken ist auf einem M zu summen. Dann versuchst du während des Summens deine Zunge innerhalb des Mundes zu einem umgekehrten U zu formen, dabei liegt die Zungenspitze hinter den unteren Schneidezähnen und der Zungenrücken wölbt sich hoch. Auch hier musst du wieder den Kiefer leicht fallen lassen, aber ohne dass der Mund aufgeht. Du summst das M also erstmal normal und während des Summens lässt du dann den Kiefer fallen und bildest das umgedrehte U. Prüfe wieder mit dem Finger wie sich der Kehlkopf bei dieser Aktion absenkt. Als weitere Hilfe kannst du beim Bilden des umgedrehten U die Zungenspitze leicht gegen die unteren Schneidezähne drücken.

Probier dann die gleiche Aktion beim Singen eines Vokals. Also wieder Ton halten, Kiefer leicht fallen lassen, umgekehrtes U bilden, leichter Druck gegen die unteren Schneidezähne.

Versuch mit dieser Übung den Sound deiner Kopfstimme (Mischstimme) zu verbessern, damit du eben nicht auf die Bruststimme in der Höhe angewiesen bist.
 
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Die Kopfstimme beginnt besser zu klingen, sobald die entsprechende Muskulatur gestärkt ist, vor allem die Muskulatur, die für die Stabilität des Kehlkopfes zuständig ist. Dessen abrupte Bewegung bewirkt nämlich den Timbre-Wechsel und nicht der Wechsel in die Kopfresonanz.

Es lohnt sich dafür sich den Vorgang des Kehlkopf senkens einzuprägen, denn die kehlkopfsenkende Muskulatur muss im Passaggio aktiviert werden damit der Kehlkopf nicht hochschnellt und der Klang entweder gepresst oder vom Timbre her zu hell wird. Einer der Standard-Trigger dafür ist das Gähnen. Versuch einfach mal ein Gähnen anzusetzen und halte dabei den Finger auf die "Spitze" des Adamsapfels. Wenn du das Gähnen ansetzt spürst du mit dem Finger wie der Kehlkopf runtergeht. Versuch das ganze dann mit geschlossenem Mund hinzubekommen. Der Kiefer darf sich etwas runter bewegen, aber der Mund bleibt zu. Mit ein bisschen Übung kannst du lernen, den Kehlkopf willentlich durch ein leichtes Fallen lassen des Kiefers bei geschlossenem Mund zu senken.

Mit diesem gesenkten Kehlkopf sollst du nicht die ganze Zeit singen (das machen nur die Klassiker), sondern du prägst dir die Bewegung und das Gefühl ein. Im Passaggio versuchst du dann dieses Gefühl abzurufen, am besten so um C4 herum. Wenn dein Timbre zu hell wird, versuch das Gefühl des kehlkopf senkens abzurufen, ohne dabei lauter zu werden.

Eine andere Übung den Kehlkopf während eines Tons zu senken ist auf einem M zu summen. Dann versuchst du während des Summens deine Zunge innerhalb des Mundes zu einem umgekehrten U zu formen, dabei liegt die Zungenspitze hinter den unteren Schneidezähnen und der Zungenrücken wölbt sich hoch. Auch hier musst du wieder den Kiefer leicht fallen lassen, aber ohne dass der Mund aufgeht. Du summst das M also erstmal normal und während des Summens lässt du dann den Kiefer fallen und bildest das umgedrehte U. Prüfe wieder mit dem Finger wie sich der Kehlkopf bei dieser Aktion absenkt. Als weitere Hilfe kannst du beim Bilden des umgedrehten U die Zungenspitze leicht gegen die unteren Schneidezähne drücken.

Probier dann die gleiche Aktion beim Singen eines Vokals. Also wieder Ton halten, Kiefer leicht fallen lassen, umgekehrtes U bilden, leichter Druck gegen die unteren Schneidezähne.

Versuch mit dieser Übung den Sound deiner Kopfstimme (Mischstimme) zu verbessern, damit du eben nicht auf die Bruststimme in der Höhe angewiesen bist.

Wow, danke für diese detaillierten Erklärungen. Das klingt alles ziemlich logisch, das mit dem Kehlkopf senken werde ich ab sofort mal verstärkt unter die Lupe nehmen, habe das ehrlich gesagt nicht wirklich drauf geachtet. Muss mich da mal in meine Studiobox zurückziehen heute Abend und ein bisschen Rumexperimentieren :)
 
Aber bitte nicht übertreiben mit dem Kehlkopfsenken. Das sind nur geringe und relative Abstände, der Kehlkopf steigt (absolut gesehen) immer je höher man singt, und das Senken entsteht eher durch einen geringeren Zug nach oben und nicht durch Druck von oben durch Manipulation mit der Hand oder Druck mit der Zungenwurzel! Deswegen aufpassen und wenn das ein generelles Problem ist, doch mal lieber zum GU gehen. Bei mir zumindest verursacht Gähnen eher einen Zungenwurzeldruck. Staunen hat bei mir besser funktioniert, aber da ist jeder anders. Die Zunge sollte auch niemals hart werden beim Singen.
 
Wow, danke für diese detaillierten Erklärungen. Das klingt alles ziemlich logisch, das mit dem Kehlkopf senken werde ich ab sofort mal verstärkt unter die Lupe nehmen, habe das ehrlich gesagt nicht wirklich drauf geachtet. Muss mich da mal in meine Studiobox zurückziehen heute Abend und ein bisschen Rumexperimentieren :)
Wie gesagt, es geht nicht darum den Kehlkopf aktiv oder dauerhaft zu senken, sondern darum sich das Gefühl einzuprägen, wenn die "Senk-Muskulatur" aktiv ist, und es abzurufen. Es geht um die Aktivität dieser Muskeln, nicht um das tatsächliche Absenken. Denn wie Vali schon sagt, muss der Kehlkopf in der Höhe steigen. Die Aktivität der Kehlkopfsenker sorgt nur dafür, dass der Kehlkopf kontrolliert und konstant steigt.

Du kannst es dir so vorstellen, dass der Kehlkopf auf natürliche Weise in der Höhe relativ stark hochgezogen wird. Es geht nur darum, ein wenig in die Gegenrichtung zu ziehen, damit das Steigen nicht allzu ruckartig erfolgt.

Deshalb versuch nicht, diese Übung zu einer permanenten Gesangseinstellung zu machen, sondern versuch in den Momenten wo du merkst, dass dein Timbre sich stark schnell ins helle verändert einfach ein wenig dieses eingeübte Gefühl abzurufen.
 
Hab jetzt mal ein bissl rumprobiert. Der Kehlkopf bleibt eigentlich in annehmbarer "Unten"-Position, da er bei tiefer Bauchatmung ja auch immer nach unten geht. Mein Problem mit der Mischstimme ist wirklich primär der Klang im Übergangsbereich. Ich bekomme das irgendwie nicht hin, dass das schön Power hat. Vielleicht mache ich ja auch was falsch. Aber dem Fis4 geht das wieder sehr gut, je nach Vokal (a, o) auch bei F4 schon. Aber D4 bis F4 klingen in meinen Ohren einfach zu kopfig. Und Problem ist zum Beispiel, dass ich einige Songs in einigen Passagen am oberen Limit der Bruststimme geschrieben habe, meist so zwischen C4 um F4 rum. Wenn ich die jetzt versuche locker in Misch-/Kopfstimme zu singen, klingt das irgendwie gar nicht. Trotzdem weiter versuchen und hoffen, dass sich der Klang noch durch Training bessert und voller wird?
 
Hab jetzt mal ein bissl rumprobiert. Der Kehlkopf bleibt eigentlich in annehmbarer "Unten"-Position, da er bei tiefer Bauchatmung ja auch immer nach unten geht. Mein Problem mit der Mischstimme ist wirklich primär der Klang im Übergangsbereich. Ich bekomme das irgendwie nicht hin, dass das schön Power hat. Vielleicht mache ich ja auch was falsch. Aber dem Fis4 geht das wieder sehr gut, je nach Vokal (a, o) auch bei F4 schon. Aber D4 bis F4 klingen in meinen Ohren einfach zu kopfig. Und Problem ist zum Beispiel, dass ich einige Songs in einigen Passagen am oberen Limit der Bruststimme geschrieben habe, meist so zwischen C4 um F4 rum. Wenn ich die jetzt versuche locker in Misch-/Kopfstimme zu singen, klingt das irgendwie gar nicht. Trotzdem weiter versuchen und hoffen, dass sich der Klang noch durch Training bessert und voller wird?

Für mich hört sich dein Slide ganz danach an, dass dein Kehlkopf ziemlich "herumflattert", vor allem im oberen Passaggio. Direkt am Anfang ist dein Kehlkopf etwas zu hoch. Im unteren Passaggio senkst du den Kehlkopf dann korrekt ab, im oberen lässt du ihn aber ziemlich schnell hochflippen, wodurch der Klang zu "shouty" wird. Ganz oben in der Höhe ist er dann nur noch minimal zu hoch.

Versuch vielleicht mal das Passaggio auf einem geschlossenen Vokal zu überbrücken, z.B. auf "i". Da ist die Tendenz geringer in diesen "shouty"-Klang zu verfallen. Genau der entsteht nämlich, wenn man den Kehlkopf sozusagen direkt mit der Tonhöhe steigen lässt.
 
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Für mich hört sich dein Slide ganz danach an, dass dein Kehlkopf ziemlich "herumflattert", vor allem im oberen Passaggio. Direkt am Anfang ist dein Kehlkopf etwas zu hoch. Im unteren Passaggio senkst du den Kehlkopf dann korrekt ab, im oberen lässt du ihn aber ziemlich schnell hochflippen, wodurch der Klang zu "shouty" wird. Ganz oben in der Höhe ist er dann nur noch minimal zu hoch.

Versuch vielleicht mal das Passaggio auf einem geschlossenen Vokal zu überbrücken, z.B. auf "i". Da ist die Tendenz geringer in diesen "shouty"-Klang zu verfallen. Genau der entsteht nämlich, wenn man den Kehlkopf sozusagen direkt mit der Tonhöhe steigen lässt.

Alles klar, danke, werde ich ausprobieren!
 
Für mich hört sich dein Slide ganz danach an, dass dein Kehlkopf ziemlich "herumflattert", vor allem im oberen Passaggio. Direkt am Anfang ist dein Kehlkopf etwas zu hoch. Im unteren Passaggio senkst du den Kehlkopf dann korrekt ab, im oberen lässt du ihn aber ziemlich schnell hochflippen, wodurch der Klang zu "shouty" wird. Ganz oben in der Höhe ist er dann nur noch minimal zu hoch.

Versuch vielleicht mal das Passaggio auf einem geschlossenen Vokal zu überbrücken, z.B. auf "i". Da ist die Tendenz geringer in diesen "shouty"-Klang zu verfallen. Genau der entsteht nämlich, wenn man den Kehlkopf sozusagen direkt mit der Tonhöhe steigen lässt.

Frage nochmal zu deiner "Slide-Analyse": Du meinst mit unterem Passaggio als schon den Bereich ab (EDIT, da stand Unsinn) etwa D4? Weil wenn ich da korrekt absenke und du den Klang da okay findest, dann ist das wohl einfach meine tatsächliche Misch-/Kopfstimme. Und die finde ich eben immer noch zu kopfig, Kehlkopf unten hin oder her.
 
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Frage nochmal zu deiner "Slide-Analyse": Du meinst mit unterem Passaggio als schon den Bereich ab (EDIT, da stand Unsinn) etwa D4? Weil wenn ich da korrekt absenke und du den Klang da okay findest, dann ist das wohl einfach meine tatsächliche Misch-/Kopfstimme. Und die finde ich eben immer noch zu kopfig, Kehlkopf unten hin oder her.

Ich kann die Sirene jetzt gerade nicht nochmal hören, aber D4 kommt ungefähr hin. Natürlich ist die Koordination kopfig (ist ja auch Kopfstimme). Aber eine gut ausgebildete und kraftvolle Kopfstimme kommt nicht von heute auf morgen. Das erfordert viel Training und Übung. Wenn du bisher diesen Bereich immer "überbeltet" hast ist es auch klar, dass deine Kopfstimme nur wenig ausgebildet ist.

Anders als beim Belten kommt in der Kopfstimme Klangfülle und Power nicht aus dem Atemdruck, sondern v.a. durch ein geschicktes Einstellen der Resonanz, v.a. Twang und Formanten-Tuning. Beides erfordert eine gewisse Feinarbeit, die erst mit der Zeit kommt und auch nicht direkt auf jeder Note gleich gut sitzt.

Aber es lohnt sich wirklich an der Kopfstimme zu arbeiten. Meistens verbessert sich dadurch auch nochmal der Klang der Bruststimme, weil du die Resonanzeinstellungen teilweise mit runternimmst.

Brustiges Belten ist für die hohen Bereiche einfach nicht geeignet und wenn du diesen Weg weiter verfolgst, wirst du kaum noch besser, weil einfach etwa um fis' herum eine harte Grenze für diese Koordination besteht. Mit viel Übung kriegst du beim Belten einen akzeptablen Klang bis F4, vielleicht sogar noch bis A4, allerdings unter sehr hohem Kraftaufwand und darüber hinaus ist dann so ziemlich "dead end".

Bei wirklich gut gesungenen Tönen im oberen Passaggio bzw. in der Kopfstimme ist die Intensität meistens wesentlich geringer als man das als Zuhörer denkt, weil eine korrekte Resonanzeinstellung in diesem Bereich einfach irre viel ausmacht, v.a. im Bereich zwischen F4 und C5.
 

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