[Spieltechnik] Akkordkürzel- Hilfe zur Improvisation und Komposition

Schrax
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Über eine zuvor unbekannte Abfolge von Akkorden (gut) zu solieren ist (vor allem für Anfänger, aber durchaus auf für Fortgeschrittene) sehr schwer. Denn wenn es sich nicht gerade um Free- Jazz handelt, wäre es von Vorteil wenn die Noten die man beim Solo/ Improvisation verwendet auch zu den Akkorden des Rhythmusgitarristen passen ;)

Mein Gitarrelehrer und ich haben gemeinsam eine gute Methode entwickelt, die es einem erleichtert, sich auf den Griffbrett (vor allem auf den ersten drei Saiten- die ja meistens am längsten von weißen Flecken der Gedächtnislandkarte übersäht sind) zurecht zufinden.

Das Zauberwort heißt: Akkordkürzel.

Gemeint ist damit folgendes: Alle Akkorde die man „normal“ also in „erster Lage“ (sprich: verteilt über die ersten drei Bünde) spielen kann, kann man auch als Kürzel über das ganze Griffbrett verteilt spielen. Beherrscht man diese Kürzel (für jeden Akkord gibt es mehrere) so hat man schon mal ein schönes „Töne- Reservoir“ aus dem man für die Improvisation schöpfen kann.

Das wichtigste (und leider zwingend notwendige) hierfür ist die Beherrschung bzw. das Wissen über die Zusammensetzung (Noten der Dreiklänge) der verschiedensten Akkorde.
Ich beschränke mich im Folgenden auf DUR und MOLL Akkorde. Auf die zahlreichen anderen Versionen der Akkorde gehe ich hier nicht ein.
Um zu verstehen wie Akkorde aufgebaut sind muss man zuallererst die Tonleiter verstehen. Hier als Beispiel die Cdur Tonleiter, da sie weder Kreuze noch Bs beinhaltet:
C- D- E^F- G- A- H^C
Zwischen E und F bzw. H und C befinden sich, im Gegensatz zu den anderen Tönen Halbtonschritte. (Bei den anderen sind es Ganztonschritte)
Dies ist nachher bei der Zusammensetzung der Töne für den Akkord wichtig.
Ein Akkord ist folgendermaßen aufgebaut:
Grundton/ Terz/ Quint (vom Grundton aus gerechnet) oder:
Grundton/ Terz/ Terz (von der ersten Terz aus gerechnet)
Ich erachte das zweite Modell als sinnvoller da es leichter verständlich ist.
Dur und Moll Akkorde unterscheiden sich (rein rechnerisch) nur leicht voneinander.
Beim Dur Akkord kommt zuerst die GROßE Terz, dann die KLEINE Terz.
Beim Moll Akkord kommt zuerst die KLEINE Terz, dann die GROßE Terz.
Eine kleine Terz besteht aus 3 Halbtonschritten. Eine große Terz aus 4 Halbtonschritten.
Ich habe mir das immer so gemerkt, dass beim „schönen“ Dur Akkord zuerst das GROßE kommt. Beim „traurigen“ Moll Akkord zuerst das KLEINE kommt...

Im Folgenden schreibe ich euch die Dreiklänge der gängisten (also maj.7 usw. habe ich ausgespart) Akkorde auf:

Cdur: C E G
Cmoll: C Es G

Ddur: D Fis A
Dmoll: D F A

Edur: E Gis H
Emoll: E G H

Fdur: F A C
Fmoll: F As C

Gdur: G H D
Gmoll: G Bb D

Adur: A Cis E
Amoll: A C E

Hdur: H Dis F
Hmoll: H D Fis

----------------------------------------

Disdur: Dis G Ais
Dismoll: Dis Fis Ais

Des= Cis

Eis= F

Esdur: Es G Bb
Esmoll: Es Ges A

Fisdur: Fis Ais Cis
Fismoll : Fis A Cis

Fes= E

Gisdur: Gis C Dis
Gismoll: Gis H Dis

Ges= Fis

Aisdur: Ais D F
Aismoll: Ais Cis F

As= Gis

His= C

Bbdur: Bb D F
Bbmoll: Bb Des F

Mit diesem Wissen bewaffnet geht es ans Griffbrett:
Die Namen der Leersaiten lauten (von dick zu dünn): E- A- D- G- H- E (Spruch: Eine alte Dame geht Honig essen).
Durch das „per Gehör die Gitarre stimmen“ weiß man auch folgende Noten:
gehrstimmen5dp.jpg


Nun machen wir uns an die verschiedenen Kürzel:
Wie finde ich sie?
Am leichtesten ist folgende Faustregel: Man verkürzt die vollen (Barree-) Akkorde auf die Noten die man auf den ersten drei Saiten spielt.
Im Falle vom normalen C würde das also so aussehen:

abb17wx.jpg

Abb. 1
(gespielte Noten: (immer beginnend mit der dünnen E Saite) E, C, G)
Beim Barreeakkord auf dem dritten Bund, so:
abb28oa.jpg

Abb. 2
(gespielte Noten: G, E, C)
Lässt man nun Zeigefinger und Mittelfinger auf den beiden 5ern liegen und weiß, dass am 8. Bund der ersten Saiten wieder ein C ist, ergibt sich folgendes Kürzel:

abb31bw.jpg

Abb. 3
(gespielte Noten: C, E, C)
Beim Barreeakkord auf dem achten Bund, siehts so aus:
abb47kx.jpg

Abb. 4
(gespielte Noten: C, G, E)
Und bei der Oktave am 12. Bund ergibt sich dieses Kürzel:
abb51al.jpg

Abb. 5
(gespielte Noten: E, C, G)

Ihr seht also (ausser Abb. 3), dass man immer genau die drei Noten des Cdur Dreiklanges, verteilt über das Griffbrett spielt.

Die restlichen Dreiklänge (mit Verteilung über das Griffbrett findet ihr weiter unten).

Ich möchte nun anhand dieses Beispiels erklären, was das Alles eigentlich bringen soll...
Stellt euch vor jemand kommt mit einer Gitarre zu euch, oder ihr sitzt mit Freunden an einem Lagerfeuer, oder ihr wollt in eurer Band ein Lied komponieren.
Einer fängt mit einem Groove an und ihr wollt drüber solieren. Wenn ihr die Akkordkürzel beherrscht so habt ihr ein mächtiges Werkzeug in der Hand, um problemlos mitspielen zu können. Es ergeben sich mehrere Möglichkeiten:
1) Entweder ihr spielt die Kürzel als normale Akkorde mit, um dem Ganzen ein bissl Pepp zu verleihen und die „normalen“ Akkorde aufzuwerten.
Oder aber:
2) Ihr verwendet die Kürzel um damit zu solieren. Jede Note der Kürzel passt klarerweise perfekt zum entsprechenden Akkord. Natürlich könnt ihr die umgebenden Noten mitverwenden, damits nicht langweilig wird.

Nehmen wir als Beispiel ein Lied her, dass als Akkorde C, G, F, G, C hat. Ihr wisst die Kürzel und könntet (wenn ihr den Rhythmus usw. kennt) sofort ein Solo spielen in dem man die Akkorde schon hört bevor euer Partner überhaupt angefangen hat euch zu begleiten. Die Noten die ihr für euer Solo verwendet verraten ja schon zu welchem Akkord sie gehören.
Und wenn ihr dann gemeinsam spielt, und man in eurem Solo noch zusätzlich die „Akkorde hört“ klingt es einfach sehr professionell und schlicht gut!
 
Eigenschaft
 
Die Methode wie man die Kürzel findet, habe ich ja schon anhand von Cdur erklärt- hier schreibe ich euch nur mehr die "nackten" Kürzel der anderen Akkorde ohne Erklärungen:
ddur2cs.jpg

edur3wt.jpg

fdur9ds.jpg


gdur3wf.jpg


adur7hk.jpg


hdur4qs.jpg
 
Wenn ihr die Kürzel nachspielt werdet ihr feststellen, dass hier drei verschiedene Fingersätze vorkommen. Nämlich:
1)
schemaddur6af.jpg

2)
schemaanders18ax.jpg

3)
schemaanders21sa.jpg

Wie ihr sicher bemerkt habt entspricht das Schema bei Punkt 1) dem „normal gegriffenen“ Ddur. Wie man auch Barreeakkorde überallhin verschieben kann gilt dies auch für den Ddur Griff bzw. den anderen beiden Schemen.
Die jeweilige Moll Version sieht folgendermaßen aus:
1) moll:
schemadmoll6vs.jpg

2) moll:
schemaanders1moll2ar.jpg

3) moll:
schemaanders2moll2sf.jpg

 
hier etwas für prakmatiker, wie meiner-einer :D falls fehler drin sind, bitte mir melden
 

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