[Sound] MEIN GITARREN-SOUND - Grundsätzliches & Abhängigkeiten

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j.konetzki
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Liebe Forengemeinde, ...

also vorab erst mal ein paar Grundregeln die Vorurteile aus der Welt schaffen sollen und vor allem auch einen Denkanstoß in Richtungen bringen soll, in die man sonst unter Umständen nicht gehen würde...

1. Allgemeine Hinweise - Das hier soll kein Markenspezifischer Beratungs-Thread werden! Alle getroffenen Aussagen sind also bitte allgemein zu betrachten! Macht euch vorab erst mal Gedanken über eure Musikrichtung und mit welchem Equipment dies letztendlich realisierbar ist. Nehm euch Zeit beim Antesten, achtet auf Qualitätsmerkmale, beschäftigt euch ausgibig und in Ruhe damit. Seid experimentierfreudig. Verlasst euch nicht auf Klischees, Verallgemeinerungen sowie Pauschalisierungen. Ihr erhaltet nützliche Tips von erfahrenenen Usern/Musikern hier im Forum! Achtet dabei auf aussagekräftige Beiträge und hinterfragt wenn nötig schwammige Aussagen! Dabei teilt sich schnell die Spreu vom Weizen und man kommt schneller zu einer gehaltvollen Lösung ;)

Merke: Wer billig kauft, der kauft doppelt! Euer Equipment sollte natürlich nach Möglichkeit zumindest gewisse Qualitätskriterien erfüllen. Wenn die Pickups nach einem Jahr pfeiffen, die Bünde runter sind oder gar der Hals komplett verzogen ist, dann macht das Musizieren keinen Spaß mehr. Das ist mit ein Grund, warum sehr viele Anfäner die Flinte ins Korn werfen und das musikalische Hobby nach kurzer Zeit aufgeben. Letztendlich müsst Ihr es aber wissen wie viel Geld euch die Investition wert sein soll ...

Tip: Kauft nur wirklich das was Ihr braucht. Eine neue Gitarre ist definitiv keine Garant dafür, dass sich dadurch die Pforte zum gelobten Land öffnet und Ihr auf einmal spielen könnt wie ein junger Gott dem ständig die Sonne auf's Haupt scheint. Mit den Jahren werden mit aller wahrscheinlichkeit nach die Ansprüche an das Arbeitsmaterial wachsen. Auch wird sich unter Umständen mit den Jahren wird sich sehr wahrscheinlich auch die Musikrichtung ändern in der Ihr euch zur Zeit bewegt. Auch wenn Ihr jetzt denkt das dies nicht der Fall sein wird, lasst euch lieber jetzt eines besseren belehren. Mit komerzieller Rock/Pop Musik lässt es sich viel einfacher gutes Geld verdienen; warum also das Leben unnötig schwer machen ;)

2. Equipmentwahl - Zu aller erst sollte man keine Wunder von seinem Equipment erwarten! Ein kleiner bühnentauglicher 50 Watt Transistor Verstärker wird NATÜRLICH nicht so klingen wir ein üppig ausgestatteter und voll aufgerissener Vollröhrenamp. Wenn man sich aber auf die Fähigkeiten des Amps einlässt, erreicht man selbst mit einem günstigen Vertreter einen mehr als brauchbaren Sound! Dabei ist es primär egal ob es sich um einen Transistor, Hybrid, Vollröhre oder einen Digitalen Amp handelt. Das gleiche gilt natürlich auch für die verwendeten (Multi)Effekte, die Gitarre und dessen Pickups. Wenn mit dem eigenen Equipment die angestrebte Musikrichtung auch realisierbar ist, lässt sich mit einer gewissen Liebe zum Deail und vor allem wenn man sich mit seinem Equipment identifizieren kann ohne weiteres das Maximum aus jedem Verstärker herausholen. Es muss nicht immer ein bestimmtes und dazu noch teures Equipment sein, nur weil der oder der andere bekannte Gitarrenspieler einen Endorsementvertrag hat. Schlimmer noch ist es wenn man sich sein Equipment nur aus "Gruppenzwang" kauft ... hier fehlt dann unter Umständen die Identifikation mit dem eigenen Equipment, was absolut hinderlich in der persönlichen Soundfindung ist.

3. Pflege des Equipment - Sehr häufig ist es ganz einfach so, dass die Reinigung der Gitarre stark vernachlässigt wird, bzw. überhaupt nicht durchgeführt wird! Mit den Jahren der (ab)Nutzung wird ein Instrument ohne eine ständige Pflege nicht automatisch besser! Der Spieler beschwert sich über das bescheidene Klangergebnis, pfeffende Pickups, abgespielte Bünde, einen verstellten Hals und über korrodierten Metallteile. So ist er unter Umständen gehalten ein neues Instrument zu kaufen anstelle das vorhandene Material (insofern reparabel) auf Vordermann zu bringen. Jedes Arbeitsuntensiel muss regelmäßig gewartet und gepflegt werden. Das fängt bei frischen Saiten an, geht über ein geöltes Fretboard, ein ordentlich eingestellter Hals mit einer guten Saitenlage sowie eine korrekte Einstellung der Intonation. Wenn man dann noch über ein ordentliches Kabel und über einen gut gewarteten Amp spielt, hat man zumindest schon mal einen wichtigen und unverzichtbaren Teil dieser Anforderung zu einem guten Sound erfüllt!

4. Soundgestaltung - Weniger ist mehr! Im Zweifelsfall reichen für den Anfang 2 Grundsoundsounds vollkommen aus! In Kombination mit dem Volume und dem Tone Poti lässt sich ein weitaus größeres Tonales Spektrum abdecken als Ihr jetzt vielleicht noch denkt. Es geht nicht darum wer die heftigste Zerre hat, sondern es geht generell um einen definierten Sound der weder im Bassbereich mulmt, im mittigen Bereich sägt noch im höherfrequenten Bereich plärrt. Bei den Heutigen Gainreserven moderner Amps kann man mit der Einstellung "Gain auf Anschlag" einfach keinen Blumentopf gewinnen! Man findet in jedem weiteren angeschlossen Gerät (Verzerrer, Booster, WahWah, Chorus, etc.) nicht nur eine Soundveränderung die das ungesättigte Signal verändert/moduliert, sondern auch eine Störquelle! Hier gilt auch, dass weniger mehr ist... ein unverfälschtes Signal klingt einfach viel besser als ein hochgezüchteter undefinierter Soundbrei. Da hilft selbst kein teurer Amp und eine gute Gitarre mit noch besseren Pickups! Nutzt die euch gegeben Mittel um euer Spiel zu erweitern. Experimentiert mit den Potis der Gitarre und wählt ein möglichst flexibles Soundsetup um schon im Vorfeld mehr Variation ins Spiel zu bringen.

Aus eigener Erfahrung: Ich spiele hauptsächlich einen britischen Rocksound, der sich teils an dem Sound der späten 80er orientiert trotzdem aber ein gepflegtes Pfund Moderne beinhaltet. Nach langen Experimenten mit diversen Ampmodellen sowie Reverb/Hall, Delay, Kompressor/Limiter, sonstigen Modulationen (Flanger, Tremolo, Harmonizer, Pitch Shifter, Phase Shifter, Panning, Defretter und was es nicht sonst noch alles gibt) und sowohl auch dem Equalizer bin ich mittlerweile -wieder- bei einem sehr bodenständigen und unveränderten Sound gelandet, den ich wenn überhaupt nur minimal mit Effekten unterlege, so dass diese gerade nur zu erahnen sind. Nur im Einzelfall - und dass ist bei mir nur der Fall wenn der Effekt ein unverzichtbares Stilmittel im Song darstellt - werden Effekte etwas generöser verwendet. Effekte "verdicken" nämlich nicht nur das Signal, machen es fetter... sie verwischen auch das Signal! Der Ton wirkt trotz akzentuierter Spielweise mulmig und undifferenziert.

Tips: Wenn der Sound unbedingt breiter und dicker sein soll, dann verwendet lieber ein klein wenig Delay als Hall oder Reverb! Nicht zu laut und den Nachhall "in Time" und auch nicht zu lange! Bei einer ordentlichen Spielweise und einem kontinuierlichen Anschlag kann man übrigens auch gänzlich auf einen Kompressor und oder Limiter verzichten. Im Solospiel kann ruhig ein zahm eingestellter Kompressor sowie ein dezent eingestelltes Delay den Sound anreichern. Ein wenig Fingerspitzengefühl wird hier aber verlangt! Übertriebene Einstellungen (vor allem auch der Presence Regler!!!) führen definitiv nicht zu dem Sound den Ihr braucht! Wie schon erwähnt wirkt sich ein übermäßig verwendetes Gain Level (gerade auch im Bezug auf das Solospiel) eher Negativ aus. Amps weisen bei zu starker Zerre im Regelfall dann eine Art Kopressionsverhalten auf, was wieder zu Lasten der Dynamik im Spiel geht. Das einzige was wir wieder damit erreichen ist ein Gleichmachersound - So wären wir komplett am Ziel vorbei geschossen!

Wichtiger Tip für einen guten Ampsound allgemein: Ein durchsetzungsfähiger satter Sound im Bandgeüge mag sich vielleicht anders anhören als ein speziell entwickelter Sound mit dem man für sich alleine übt.... OK! Aber, welches Bandgefüge hat den Gitarristen fluchen hören? So eine Scheisse, ich höre mich nicht! Rumms... und die Bässe werden weiter reingeknallt. OMFG ... was für ein falscher Fehler :eek: Fehler in der Soundeinstellung beginnen bereits bei der Einstellung von Bass Mitten und Höhen. Vor allen Dingen... wenn Ihr eine Digi-Kiste verwendet: Dreht die *scheiss" HiFi Höhen raus!!! Das geht auf keine Kuhaut! Wenn Ihr ein durchsetzungsfähigen Sound sucht dann dreht um Himmels Willen auch DAS rein was die Gitarre ausmacht ... die MITTEN !!! Um den Effekt nachzubilden müsst Ihr euch einfach mal die Nase zuhalten ... Klingt nach nix - gell ;)

5. Qualität des Gitarrenspiels - Wir haben also schon mal die Basis: Brauchbares Equipment, die optimalen Einstellung des Instruments und des Amps. Somit haben wir schon mal einen Sound der richtig Freude beim Griff in die Saiten bereitet. Jetzt fehlt nur noch das eigentlich Wichtigste, ein akkurates und fehlerfreies Gitarrenspiel um den Kreis zu schließen. Übt eure Stücke/Parts immer und immer wieder bis Ihr sie sicher und routiniert beherrscht. Hier and der Stelle auch wieder ein gerne zitierter Satz: Der Sound entsteht in den Fingern! Ist euer Gitarrenspielt mehr schlecht als recht, wird es Eurem Equipment nicht möglich sein eure Spielfehler zu verschleiern. Strebt nach mehr und bleibt nicht mit einer beschränkten Sichtweise was eure Technik angeht stehen. Eignet euch neue Spielweisen an. Fördert und professionalisiert euer Gitarrenspiels. Gitarristen gibt jedenfalls viele,... auch viele gute! Schnell ist da der eine oder andere Lautenquäler ersetzt, der nicht die Leistung bringt die von Ihm im Bandgefüge erwartet wird!

Zusätzliche Hinweise:

5. Kompromisse - Wir leben in einem materiallistischen Welt! Sich vom Fleck weg exakt mit dem hochwertigen Equipment einzudecken was man haben will bleibt leider nur wenigen Musiker vorbehalten. Im Zweifelsfall ist der Interessent dieses Beitrags Schüler erhält Taschengeld und/oder jobbt nebenher. Da bleibt nicht viel Geld übrig um üppige Investitionen zu tätigen. So soll zumindest also das verfügbare Geld in so weit genutzt werden um damit so wenig musikalische Kompromisse wie möglich einzugehen. Einen Mesa Recto gibt's halt nicht zum Preis eines Line 6 Pod, der 2 Recto Modelle beinhaltet. Hier auch wieder der Hinweis, dass hier im Forum durch eine kompetente Beratung selbst mit preiswertem Equipment gewisse Soundvorstellungen befriedigt werden können. Wer früh mit dem Gitarrenspiel beginnt und sein Hobby kontinuierlich pflegt, der wird im Zweifelsfall mitte 20 ein sehr ausgewachsenes Equipment sein eigen nennen dürfen, dass sich vor Semiprofessionellen bis Professionellen Ansprüchen nicht zu verstecken braucht.

6. Gemeinsam wird Musik gemacht - Ihr steht nicht alleine auf der Bühne! Qualität im Gitarrenspielt passiert selbst dann, wenn Ihr gemeinschaftlich musiziert. Lauter ist nicht = besser! (Mit einem Tinitus ist nicht zu spaßen!!!) Passt euch also der Gesamtlautstärke so weit an, dass Ihr weder im Vordergrund steht und das Ihr nicht im Sound der restlichen Band untergeht. Hilfreich hierfür ist immer ein fremdes Ohr mit ausreichend Erfahrung in tonalen Fragen. Ein befreundeter oder ein sogar eigener Tontechniker kann auf diesem Wege immer für einen ausgewogenen Sound sorgen. Letztendlich seid Ihr als Künstler auf der Bühne ein Dienstleister. Selbst wenn Ihr euch nur als Hobby-Combo definiert sind die Ansprüche des Publikums doch immer etwas anderes!

8. Ratschläge - Also generell - ohne in ein Fettnäpfchen treten zu wollen - lasst euch was sagen! Selbst ein gestandener Profimusiker lernt nie aus. Seit dankbar über Tipps, auch wenn sie noch so abwegig für euren Sound erscheinen. Längerfristig werdet Ihr dann noch merken, dass es sich doch um einen sehr nützlichen Tipp gehandelt hat und das er fast schon unverzichtbar dür eure Musik ist. So lange Ihr noch "keine Gefahr" für die benachbarten Bands oder allgemein der Musikbranche darstellt, wird man euch mit gut gemeinten Ratschlägen überhäufen! Lasst euch ein- und unterweisen und profitiert von dem Wissen der Profis! Macht deren Fehler nicht doppelt! Das Rad wurde bekanntlich bereits erfundenn! Letztendlich kann sich das nur Positiv für euch auswirken ...

Soundbeispiele:

Trotz, das es in diesem Tutorial um die Frage geht: "Wie finde ich MEINEN Gitarrensound?" findet Ihr hier KEINE Soundbeispielel zur Soundfindung! Dieses Thread soll aber trotzdem seine Funktion erfüllen, indem Ihr euch gegenseitig helfen könnt und euch in der Soundfindung gegenseitig unterstützt.

Natürlich,... Der Gitarren-Sound ist immer eine Frage des Geschmacks... des EIGENEN Geschmacks. Dafür müsst Ihr also erst mal wissen was Ihr überhaupt wollt oder besser erreichen wollt! Dabei kann man sich natürlich am Sound der Großen im Geschäft orientieren. Konsumiert die Musik eurer Vorbilder, holt euch Eindrücke und Anregungen WARUM eurch gerade dieser Sound so gefällt. Das Kopieren eines Sounds ist zwar nicht unbedingt einfach, jedoch ist es anscheinend einfacher als die Kreation des eigenen Sounds ;)

...

In diesem Sinn hoffe ich das euch mein Thread gefallen hat und das Ihr die eine oder andere für Eure Zukunft wegweisende Info aufnehmen konntet :)
 
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Reaktionen: 12 Benutzer
jo,hallo Mr. Konetzki

ich muß schon sagen ;alle Achtung,guter Beitrag

Ich fall zwar schon seit einiger Zeit nicht mehr in die Zielgruppe die du hier ansprichst,dennoch wollte ich hier mal zum Ausdruck bringen wie gut ich es finde,daß sich endlich mal einer erbarmt und dem ahnungslosen Neuling ( und somit auch potenzielles Kaufopfer ) ein paar wirklich vernünftige Tips und Ratschläge gibt die obendrein auch noch Sinn machen.Ich wage garnicht daran zu denken wie oft eine gute Beratung der Profitgier weichen muß.
Fazit: Der angehende Gitarrist (Musiker) besitzt etwas was er eigentlich garnicht gebrauchen kann oder will.Der Geldbeutel ist leer und auf dem Fehlkauf bleibt man auch noch hocken.

Insofern danke ich dir,Mr.Konetzki,du hast mir aus der Seele gesprochen.

Also Leute,hört auf den Mann,er hat Recht.
 
Hui ... da schwebt aber jemand in Euphorie über mein geschriebenes Wort ... :) Die zusätzlichen Beiträge die nebst dem initialen Beitrag geschrieben werden "müssen" im FAQ and Workshop Bereich alle einzel freigeschaltet werden ... gerade hier wollen wir eine gewisse Qualität durch die manuelle Selektion der Beiträge einhalten ;)

Aber ansonsten Danke für Dein Lob... das liesst man doch gerne :D
 

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