[Technik] HB öffnen, Kappe ab, aus 2- mach 4-conductor

Ray
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Weils doch immer mal wieder vorkommt, daß jemand aus einem 2-conductor einen 4er machen will (und ich eh grade dabei bin), hier mal ein paar Bilder zum Innenleben eines HBs.

Der ist mit Kappe. Die sitzt recht locker drauf, ist nur an den beiden Lötpunkten (grünes x) mit der Grundplatte des PUs verbunden, zur leichten Fixierung und zwecks Masseverbindung der Kappe. Gehalten wird das Teil auch noch vom Wachs, wenn der PU gewachst ist. Dat klebt ein bisschen.

Zum Abnehmen der Kappe muss nun erst mal die Lötverbindung aufgebrochen werden. Wenn das Zeug (wie bei dem Epi unten) hartgelötet wird, hilft auch kein Kolben. Trotz 600 Grad aus meiner Pistole....keine Reaktion. Mit nem Brenner sollte man auch nicht rangehen, die Flamme könnte am Rand vorbei in den PU dringen und beschädigen.

Wenn also ablöten nicht geht, geht man mit ner kleinen Mini-Trennscheibe auf nem Mini-Bohrer ran. Zack und durch. Kaputtmachen kamma eigentlich nix. Manchmal bricht die Verbidnung auch schon, wenn man mit dem Schraubenzieher in den Schlitz geht und die Kappe leicht wegbiegt. Oft ist da ja nur ne winzige Menge Lot effektiv im Zwischenraum, nur für die elektrische Verbindung.

PU1.jpg


Wenn die Lötpunkte ab sind, empfiehlt es sich, das Wachs aus den Schlitzen zu popeln. Mit nem Cutter geht das ganz gut. Andere Geräte können ebenfalls zweckentfremden werden. Der Pu sollte jetzt schon anfangen, zu wackeln. Das kleine rote S markiert übrigens eine der 4 Schrauben, mit der die Grundplatte an den Spulen festgeschraubt ist.

PU2.jpg


Wir wackeln und zerren etwas, ziehen an den beiden Befestigungen der Grundplatte, wackeln in alle Richtungen hin und her.......und der PU sollte langsam rauskommen. Im Zweifelsfall kann man auch bissel hebeln, wenn man was zwischen PU und Kappe schiebt. Wer die Kappe weiterverkaufen will, sollte sanft hebeln, nicht, dass man das Ding verbeult.

PU3.jpg


Voilá, da isser. Man sieht Wachsreste in der Kappe, das Wachs auf und rund um den PU. Nach wie vor ist nur das ummantelte Kabel zu sehen, für einen Umbau auf 4-conductor müssen wir erst bissel popeln. Das Wachs entfernt man erst mal provisorisch mit irgendeinem Schaber aus Kunsstoff o.ä.
Am Rand, wo die zwei Spulen zusammenstossen, besonders gut, aber auch vorsichtig, denn da ist irgendwo die Verbindung der beiden Spulen drinnen.

PU4.jpg


Nachdem das Wachs provisorisch weg ist (was auf der Seite der Screw-Pole-Spule aussieht wie Kratzer, sind nur Wachsreste), popeln wir am Rand die Spulenverbindung hervor. Rechts gut zu sehen, das weisse Kabel. Es könnte evtl. auch auf der anderen Seite sein, wo auch die alten 2-conductor Kabel sind. Meist ist es aber auf der Rückseite. Nicht selten aber sehr gut versteckt, also tief in den Zwischenraum zwischen beiden Spulen reingematscht. Man muss vorsichtig ziehen. Das Restwachs sorgt nicht selten für viel Reibung. Popel popel krümel...

Rechts sehen wir Ausgang von Spule eins und Eingang Spule 2, also die Verbindung, die wir für Split-, Parallel- und Phasenverdrehmodus brauchen. Links sieht man unten Eingang erste Spule, zwecks Abschirmung hängt da auch die Grundplatte dran, oben sieht man Ausgang Spule zwei, das dann zum heissen Kabel wird (weiss). Nach wie vor alles 2-conductor seriell.

PU5.jpg



Hier noch mal Rückseite. 1 der Barrenmagnet, 2 ist die kleine Metallschiene, in der die Schrauben für die Höhenverstellung der Srew-Pole-Spule drinsitzen (die PUs mit zwei Screw-Pole-Spulen ist das dann doppelt vorhanden), 3 ist ein lose aufliegendes Kunstsoffrandteil zur Höhenanpassung, damit die Spule besser und exakter auf der Grundplatte sitzt. Auf der linken Seite hab ich das Ding mal quergelegt.

PU6.jpg



So, jetzt isser endgültig kaputt :), Magnet runter, Seitenteile ab, Platte wech, Spulen einzeln.

Man sieht links (1) den kalten Eingang 1. Spule, noch auf Masse an der Platte. Dieser Eingang hängt normalerweise auf dem Volpoti. Masse eben. Oben (2) heisser Ausgang der 1. Spule. Der ist verbunden mit (3), dem Ausgang der 2. Spule. (4) ist der Eingang der 2. Spule. (5 ist dann 1 und 4 ummantelt, eben die beiden Anschlussdrähte eines 2-conductors).

Vom STROMFLUSS her ist 3 natürlich Eingang und 4 Ausgang. Also bei 2 aus der ersten Spule raus, bei 3 in die zweite rein, bei 4 raus. Aber da wir ja beim Humbucker gegenpolige Magneten haben, müssen auch die Spulen gegenphasig sein. Insofern wird die 2. Spule "rückwärts" angeschlossen. Also (formal) mit dem heissen Leiter. Und aus dem (formal) kalten gehts raus. Ein- und Ausgang eben vertauscht. So geben das auch die Hersteller mit ihren Farbcodes an. Ein- und Ausgänge werden nicht nach der tatsächlichen Fliessrichtung gesehen (also da wos aus der einen Spule in die andere tatsächlich reingeht), sondern nach den theoretischen Ein- und Ausgängen der Spulen, wenn sie NICHT phasenverkehrt angeschlossen würden.

Also: tatsächliche Flussrichtung: 1-2-3-4, bei Duncan wäre das z.B. grün-rot-weiss-schwarz. Somit ist dann de facto das schwarze Kabel das heisse Ausgangskabel.

Kalt/Heiss-Anschlüsse der einzelnen Spulen: 1-2 und 4-3, bei Duncan wäre das z.B. grün-rot und schwarz-weiss. Somit wird bei Betrachtung der zweiten Spule alleine das weisse als heiss gesehn, nicht das schwarze.


PU7.jpg


Im nächsten Bild unten sieht man das ganze noch mal aus anderer Perspektive. Was wir nun machen müssen, ist lediglich die Verbindung zwischen den beiden Spulen aufzutrennen, also das weisse Kabelchen links...fertig ist der 4-conductor.

Anhand der Kabelfarben kann man übrigens auch sehen, dass die zweite Spule "rückwärts" dranhängt. weiss ist heiss, schwarz ist kalt.

Bei der unteren Spule haben wir also rechts das dünne schwarze Kabel als Eingang, das weisse links als heissen Ausgang. Der ist verbunden mit dem (eigentlich heissen) Ausgang der zweiten Spule, die jetzt aber "rückwärts" als Eingang fungiert....und das eigentlich kalte dünne schwarze Eingangskabel oben rechts kommt de facto als heisses raus.

Deshalb hängt da dann auch wieder (man sieht die dicke Verlötung mit Wachsklumpen dran :) ) ein weisses Kabel dran. Schliesslich ist das, in bezug auf den GESAMTkreislauf BEIDER Spulen, der sichtbare heisse Ausgang des eigentlich als 2-conductor gedachten PUs.

Alles logisch und klar

PU8.jpg


Wenn man nun die kleine Verbindung der beiden Spulen auftrennt, hat man nen 4-conductor. Man sieht das auf dem nächsten Bild an meinem Test-PU (mit durchsichtigen Spulenkörpern übrigens). 2 und 3 waren mal verbunden, sind jetzt eigene Kabel.

Der blanke Draht 1 (türkis gekennzeichnet am tatächlichen Eingang an der ersten Spule, grün gekennzeichnet am Ende des ummantelten Originalkabels) ist der alte Masseanschluss, der weisse Draht 4 (wieder doppelt gekennzeichnent, einmal direkt am Spulenausgang Spule 2 und einmal am Ende des ummantelten Origianalkabels) war das alte heisse Kabel.

Als seriellen HB würde man 1 auf Masse legen, 2 und 3 verbinden, 4 auf heissen Ausgang. also 1234.

Für Split würden man alles so lassen, aber 2 und 3 schaltbar auf Masse legen, dann wär die erste Spule tot. Oder auf Plus, dann wäre die zweite tot.

Für parallel würde man 1 auf Masse legen und 2 auf heissen Ausgang, 3 wieder auf Masse und 4 auch auf heissen Ausgang.

Für out of phase mit sich selbst würde man 1243 schalten.

PU9.jpg



Und noch mal zurück zu dem Epi....der soll ja kein Test-Pu bleiben, sondern auch halbwegs ok aussehen. Folglich machen wir da noch etwas weiter.

Auf dem untersten Bild isser dann wieder zusammengebaut. Wachs oben ab (an den Seiten in der Stoffumwicklung dranlassen, guter Schutz), alle 4 Kabel mit nem extra Schrumpfschlauch gebündelt...perfekt.


PU10.jpg


Wer will, kann natürlich wieder die Kappe draufsetzen. Dafür empfiehlt es sich aber, vorher erst gar nicht das Wachs wegzumachen. Nur an der Stelle, wo die beiden Spulen verbunden sind und man an das Kabel muss.
 
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