Good Afternoon - Harmonisierung und Tonart

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cvinos
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Heute hat mir jemand eine Melodie gezeigt, welche sehr simpel ist. Es ist ein kleines Lied, welches für Kinder in der Grundschule gesungen wird.

Ich habe das Thema des Liedes aufgeschrieben. Nun möchte ich es hier zur Harmonisierung, Tonart-Bestimmung und sonstigen Diskussion einstellen. Es soll einfach ein Experiment sein. Ich benötige die Ergebnisse persönlich nicht, sondern es geht mir rein um die Theorie, die verschiedenen Ansätze und natürlich um die Diskussion.

Im Anhang dieses Posts findet ihr das Stück als PDF und als MIDI. Ich habe absichtlich nur das Kreuz als Versetzungszeichen gewählt, um keine Interpretation vorwegzunehmen. Ich selbst werde mich natürlich auch noch daran versuchen, veröffentliche mein Ergebnis allerdings erst später, damit die Ausgangslage neutral ist. Viel Spaß allerseits.
 
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Anhänge

  • GoodAfternoon.pdf
    17,4 KB · Aufrufe: 336
  • GoodAfternoon.mid
    346 Bytes · Aufrufe: 203
Zuletzt bearbeitet:
E Dorisch, E Dur

Harmonisieren mit E Moll, A-Dur, E Dur.
 
Da eine Harmonisierung auch eine Interpretation des Textes ist, bitte ich um diesen ;)
 
Der Text:

"Good af-ter-noon, good af-ter-noon, good af-ter-noon to you
Have a love-ly eve-ning and I real-ly hope you do"

Das ganze wird einmal wiederholt, was in dem PDF nicht drinsteht.
 
Hey - wenn man den ersten Ton von jedem Takt nimmt, hat man "Morgen kommt der Weihnachtsmann". :D

Die Tonart der letzten Hälfte ist wie erwähnt E-Dur, in der ersten Hälfte fallen die beiden Töne g und a# aus dem Rahmen. Man könnte da jetzt stellenweise auf E-Dorisch / Lydisch schließen, allerdings hört sich das Lied für mich (!) so an als ob es ursprünglich komplett in E-Dur stünde (g#, a), und man die beiden Töne nachträglich geändert hat damit es "schön schräg" klingt (wie gesagt: nur mein persönlicher Eindruck). Diese "Ausnahmetöne" tauchen nur auf unbetonten Zählzeiten auf und es dürfte wohl Geschmackssache sein, ob man sie bei der Akkordwahl berücksichtigt, oder nicht. Ein E dürfte am Anfang in etwa genau so gut funktionieren wie ein Em.
 
Nun möchte ich es hier zur Harmonisierung, Tonart-Bestimmung und sonstigen Diskussion einstellen. Es soll einfach ein Experiment sein.

Hier ist das "Experiment".
Die Tonart ist durchgehend E Dur. Die 4 Kreuze habe ich vergessen zu notieren. Das musst Du noch eintragen.
goodafternoon.jpg
 
HëllRÆZØR;4287252 schrieb:
allerdings hört sich das Lied für mich (!) so an als ob es ursprünglich komplett in E-Dur stünde (g#, a), und man die beiden Töne nachträglich geändert hat damit es "schön schräg" klingt

So wirkt es auch auf mich. E-Dur für den ersten Takt fällt schon mal ganz aus, da eg#h+g im Kontext eine so harte Dissonanz ergibt, das einem die Zähne ausfallen.
Habe gestern mal eine eigene, sehr einfache Version gemacht, mal gucken wie ich die hier rein packe ...
 
Ich kann mir nicht vorstellen, dass das letzte Achtel im 1. Takt ein g sein soll. Das ganze ist ein Kinderlied und kein Kunstlied. Ich denke das ist ein Schreibfehler und sollte ein g# sein.
Spiele es mit g# und alles klingt logisch.

CIAO
CUDO
 
Es ist aber so. Ich habe extra sehr genau darauf geachtet, welche Töne gesungen werden, und die Melodie auf der Gitarre unisono mitgespielt. Das Lied wird nicht von den Kindern gesungen, sondern von der Lehrerin, zum Abschluß des Schultages. Wegen Abweichungen von der Norm habe ich überhaupt erst diesen Thread erstellt. ;)
 
Kann man mal erfahren woher das Original stammt?

Das Lied wird nicht von den Kindern gesungen, sondern von der Lehrerin, zum Abschluß des Schultages.
Wird die Strophe denn auch von der Lehrerin wiederholt oder ist es ein einmalige Sache?

Wegen Abweichungen von der Norm habe ich überhaupt erst diesen Thread erstellt. ;)
Abweichungen? Plural? Wo außer im letzten Achtel des 1. Taktes siehst Du denn noch eine Abweichung?
 
1. Nein, nur noch das es aus England stammt.
2. Das Thema wird einmal wiederholt, dann ist Schluß. Strophen gibt es nicht. Bei der zweiten Wiederholung ist am Ende ein Ritardando. Nur die Lehrerin singt.
3. Ich habe Abweichungen im Plural geschrieben, weil ich meinen generellen Eindruck von der Melodie vor jeglicher Analyse damit meinte.
 
Das Lied wird nicht von den Kindern gesungen, sondern von der Lehrerin, zum Abschluß des Schultages.

Danke, das sind ein paar sehr wichtige Zusatzinformationen!

Dass es nur eine Person singt macht die Sache natürlich einfacher. Würden mehrere Kinder gleichzeitig versuchen einen schwierigen Ton zu singen, dann kämen ziehmlich starke Schwebungen raus, wenn jedes Kind den Ton ein bisschen anders singt. :D

Vom Kontext her, den du genannt hast würde ich im ersten Takt doch zu E tendieren. Das klingt einfach viel lebendiger als ein Em an der Stelle, und passt m.M.n. besser zu der Situation dass die Kinder gerade eine lange Zeit des Rumsitzens hinter sich haben, und sich nach der Schule endlich wieder austoben können ^^. Wem das g über dem E-Dur-Akkord zu dissonant ist, der kann über der 8tel davor und darauf den Akkord abbrechen und statt dessen die Töne h, e spielen (h unter e, nicht darüber), was auch gut als Überleitung zum Folgeakkord H-Dur passt. Ist allerdings nicht ganz leicht zu singen, und wenn die Lehrerin da Schwierigkeiten hat kann sie immer noch Em nehmen.
 
Habe gestern mal eine eigene, sehr einfache Version gemacht, mal gucken wie ich die hier rein packe ...
Ich warte und bin gespannt.

Es ist aber so. Ich habe extra sehr genau darauf geachtet, welche Töne gesungen werden, und die Melodie auf der Gitarre unisono mitgespielt.

Hat besagte Lehrerin Dir das Live vorgesungen? Hast Du eine Aufnahme?

HëllRÆZØR;4287252 schrieb:
Die Tonart der letzten Hälfte ist wie erwähnt E-Dur, in der ersten Hälfte fallen die beiden Töne g und a# aus dem Rahmen.

Der Ton a# fällt insofern nicht aus dem Rahmen, da er eine Klausel zum dem ihm folgenden Quartsextakkord bildet. a# erzeugt als Terz von F#7 sekundärdominantischen Charakter hier.
Bei der gesamten Strophe fällt nur ein einziger Ton aus dem Rahmen und das ist das g im 1. Takt.

Wieso sollten die Children den Good Lovely Afternoon in Moll begrüßen?

Für mich ist die Sache eindeutig. ;-)

CIAO
CUDO
 
Hi CUDO,

mit "aus dem Rahmen fallen" meinte ich beim a# lediglich, dass es nicht direkt in der Tonart enthalten ist - meine Formulierung war vielleicht etwas irreführend. Dass es sich harmonisch wunderbar einfügt ist mir bewusst, allerdings sind bei Kinderliedern alle nicht-tonleitereigenen Töne erst einmal auffällig, da es nicht dem typischen cliché entspricht - deshalb die Anmerkung. ;)
 
Eben, nur durch das g# statt dem g wird es nicht zum Kinderlied ;)

Mein Vorschlag sieht so aus:

goodafternoon1333abe44gif.gif


Grosse Sekunden in folgender Anordnung:

goodafternoon202aa2548gif.gif


Und mal schnell eingetackert:

 
Ich bin immer wieder erstaunt, wie einfach doch alles sein kann ->
alff.jpg


Vor allem bin ich auch erstaunt über diese Harmonisation, die eindeutig jeden Kinderliedcharakter von sich weist, was ja einzig durch die Präsenz des Tones g zustande kommt. :D

Auch möchte ich an dieser Stelle auf diese PDF Deines Beitrag in diesem Thread hinweisen.
Das ist kaum an Frechheit zu überbieten. :bad:
 
Zuletzt bearbeitet:
Da eine Harmonisierung auch eine Interpretation des Textes ist, bitte ich um diesen ;)

Bei Deiner Interpretation hast Du nun also besonderen Wert auf den Text gelegt!
Der Zeitzustand "Afternoon" wird ja besonders deutlich durch eine große Sekunde, oder irre ich in meiner Interpretation?
 
Alff, eine sehr gelungene Harmonisierung. Sie gefällt mir gut. Sie trifft den Charakter, so wie das Lied gesungen wird, recht gut muss ich sagen.

Das Ende ist etwas überraschend, da es höher und unaufgelöst wirkt, als wenn nur die Melodie erklingt. Es wirkt offen. Man könnte sagen, es wirkt so, als wäre es noch nicht Abend geworden, was ja auch passt. Ein anderer passender Gedanke ist, dass die Kinder den freien Nachmittag zum Spielen gar nicht mehr erwarten können, und, sobald das Lied verklungen ist, oder sogar kurz vorher, springen sie auf, nehmen ihre Sachen und laufen aus dem Klassenzimmer.

Ohne dir zu nahe treten zu wollen, und du schreibt ja selbst "schnell eingetackert", die mp3 enthält mindestens einen Fehler, gegen Ende spielst du nicht zwei mal das h in der Melodie. Zudem ist das Tempo viel langsamer als im Lied. Diese Langsamkeit in der Einspielung ist sicherlich ein Grund dafür, dass viele Leute sie, und ggf. in dem Zusammenhang hier deine ganze Harmonisierung, nicht sofort mit Nachmittag und Freude über den Unterrichtsschluss verbinden würden. Stellt man sich deine Harmonisierung jedoch schneller vor, so passt es wieder. Allein das Tempo scheint hier über Freude oder Melancholie zu entscheiden.
 
Zuletzt bearbeitet:
@CUDO II: Umgekehrt, so wirkt es freundlich und kindgerecht, trotz des g. Es ist nicht Dur mit brutaler Dissonanz und auch nicht trauriges Moll.

Spätestens seit Béla Bartóks "Mikrokosmos" (1926) sollten sich solche Klänge für Kinder etabliert haben! :great:

@CUDO II nochmal: Dein Hinweis auf die PDF aus einem non-related Thread ist abermals ein geschickter Schachzug, ich ziehe den Hut!

@cvinos: Danke, gut, das es nur einer ist. Es gab einige Stellen mehr, wo ich den Rhythmus spontan etwas verändert hätte, damit es lebendiger ist. In der Aufnahme habe ich mich nicht erfolgreich zurückgehalten *zzzzz*

Ich habe es so langsam gespielt, damit man genau auf die Klänge hört, die ja wesentlich freundlicher und konsonanter sind als Klänge wie eg#h+g (gg#h ist die härteste Dissonanz die sich mit 3 Tönen erstellen lässt, von einem kleinen Cluster wie gg#a mal abgesehen.)

Deine Interpretation mag ich sehr. Für mich ist der Schluss wie ein "Rausschmeisser" ;) Der Harmoniewechsel vom Takt 6 auf Takt 7 wirkt wie ein "hervorhebeln".

Und davon ab, ist eine Logik darin, da die beiden Akkorde in der zweite Hälfte einen halbton tiefer transponiert sind, als die erste Hälfte (siehe zweites Bild). Aber natürlich der wichtigste Zusammenhang besteht zwischen Akkordtönen und Melodietönen, z.B.:
fg mit e
g#a# mit h
ef# mit d#
ga mit f#
... ergibt immer wieder Transpositionen (und in einem Fall eine Umkehrung) von grosse+kleine Sekunde.

Nachtrag: Trotzdem halte ich es nach wie vor für möglich, das die Melodie nicht richtig gesungen wurde ... (wenn ich dann auch noch lese, das parallel mit der Gitarre (nach)gespielt wurde ... da wird leicht aus unentschlossenheit eine Entschlossenheit ...!) aber wer weiss ...
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich hatte Bartóks Mikrokosmos als Kind eher als Quälerei empfunden :D

Falls man unbedingt das g in der Melodie beibehalten will, gibt es auch genügend Akkorde, die zu E-Dur in Beziehung stehen: Beispielsweise A7 als Blues-Subdominante, C7 als Tritonusvertreter der Doppeldominante, E°7 (bzw. C#°7, A#°7)...

Ich habe CUDOs Vorschlag leicht abgewandelt:

E6 C7 | B7 E7sus | ...​
und eine B-Pedalton-Variante

E6/B G°7/B | F#m7/B E7sus | ...​

Und der Link:


Gruß
 
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