Bundierte E-Geigen - Test

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Hallo Freunde der elektrischen Front,

ich habe bei T ja Zugriff auf das angebotene Material und das Nutze ich auch, um mir einen Eindruck zu verschaffen.

Es gibt derzeit zwei Hersteller von bundierten E-Instrumenten:
1. Wood und 2. NS-Design

Ich habe beide angespielt. Irgendwie will mich das ganze nicht recht überzeugen.

Technik:
Die Frets sind ganz normale, schmale Gitarrenbünde, die in ein Ebenholzgriffbrett eingearbeitet sind.
Das Greifen fühlt sich komisch an. Ich treffe nicht immer die Bünde, so wie es gedacht ist - auf dem Bund.
Irgendwie kommt auch nicht soo stark der Effekt heraus, daß der Bund die Tonhöhe an den Bundkontakt koppelt,
wie ich das von ner E-Gitarre her kenne.
Man kann nach wie vor sehr stark variieren und glissandieren und dafür brauche ich aber keine Bünde -
im Gegenteil - ohne gehts eigentlich besser.

Den versprochenen Effekt, sich in den Lagen besser zurecht zu finden, kann ich auch nicht nachvollziehen.
Man spürt zwar die Bünde, aber davon so viele, daß ein Lagenwechsel 1-3, oder 1-5 nicht wirklich identifizierbar wäre.

Für meine Wenigkeit, ein seltsames feature, daß ich nicht gebrauchen kann.

Der Hals wir durch die Bundhöhe nur (1 - 1,5 mm) dicker und man rubbelt sich den Knöchel wund an den
(bei diesen Instruemnten sehr sauber abgerundeten!) Bünden.

Meine Hoffnungen lagen ja darin, daß ich eventuell, für den metal-Einsatz mit viel Bewegung und Körpereinsatz,
die dabei entstehenden akustischen Kollateralschäden etwas minimieren könnte. Das geht damit aber nicht.

Ich versprach mir ja schon etwas davon, aber nachdem ich getestet habe, weiß ich nun, daß es nix für mich ist.


cheers, fiddle
 
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Cool! Danke für diese Info!
Ich glaube ich hatte das Thema ja vor einiger Zeit mal angesprochen. Ich hätte nicht gedacht, dass der Effekt (Tonhöhe wird vom Bund bestimmt) so gering ist.
Wenn dann noch hinzu kommt, dass man sich an der Hand durch die Bünde Schmerzen zufügt (zufügen kann), dann ist das für mich ein großer Punkt soetwas nicht zu versuchen. Zumal die "Geräte" eh sehr teuer sind.
 
Naja, "wund scheuern" ist von mir wiedermal etwas übertrieben.
Man spürt die Bünde deuntlich. Man könnte sich auch daran gewöhnen.

Was mich tatsächlich am meisten gestört hat, ist die Zunahme der Halsstärke durch die Bünde.
Der gesamte Hals fühlt sich deutlich dicker an.

Der Effekt die Töne durch die Bünde besser zu treffen ist marginal und die Bünde irritieren mich
momentan mehr, als sie hülfen. Bei der Lagen-Orientierung bleibt nur die altbewährte Grundtechnik
unverzichtbare Grundlage. Also kein Aha-Effekt.

Möglicherweise kann man durch eine deutlich längere Testphase über Wochen hinweg mehr herausholen.
Da will ich diesen Instrumenten und der Bundtechnik nicht voreilig Unrecht tun.

Übrigens sind die Woods, wie die NS-Design-Instrumente hervorragend verarbeitet.
Es gibt sie in allen Ausführungen 4- (teilweise) 7 Saiter / mit und ohne Bünden.

Am meisten haben mich die Bundlosen 4-5 Saiter überzeugt in der passiven Variante.
Die Spielhaltung der Viper mittels Gurt, dafür ohne Kinnstütze, hat was.
Die NS-Design-Instrumente muß man vorher exakt einstellen, damit man mit der Spielhaltung klar kommt.


cheers, fiddle
 
Davon abgesehen dass ich selber keine Bünde bei der Geige nutzen möchte, interessiert es mich doch, wie es mit Vibrato aussieht. Anscheinend soll man ja direkt auf den jeweiligen Bund greifen und die Erhöhung ist auch nicht so krass, dass man entweder den einen oder anderen Ton hat (und der 1/4-Ton zwischen drin wäre nicht möglich). Somit wäre Vibrato also uneingeschränkt realisierbar?

Mir scheint es so, als ob die kleinen Erhöhungen nur eine Orientierung bieten, wo der Finger platziert werden müsste. Das hat meine Geigenlehrerin bei mir für die dritte Lage (1. Finger) mittels orangen Klebepunkt gemacht. Also eine eher visuelle Hilfe. (Wohl bemerkt war ich da unter 10 Jahre alt oder so!)

Als ich das letzte mal bei meinem Geigenbauer des Vertrauens war, hat er mir kurz ein bundiertes Griffbrett gezeigt, wir haben beide kurz drüber geschmunzelt und es wortlos zur Seite gelegt. Ich glaube nicht, dass sich das im E-Geigenbereich groß durchsetzt. Aber vielleicht haben wir einen User unter uns, der das System nutzt und uns ein paar Gegenargumente bringt. Das wäre eigtl. sogar recht cool.

Joe

PS @ fiddle: Hab heute erst mitbekommen, dass du anscheinend bei T arbeitest. Glückwunsch.
 
Aber vielleicht haben wir einen User unter uns, der das System nutzt und uns ein paar Gegenargumente bringt.

Ja, haben wir. Ich erlaube mir an dieser Stelle mich selbst zu zitieren. (Stammt aus meinem Review zur Viper aus dem Review-Sticky)

Kommen wir zum nächsten Kontroverse: Bünde / Frets

Vorab: Ich habe über 10 Jahre Geigenunterricht genommen, und der Grund, weshalb ich eine Violine mit Bünden gekauft habe, sind nicht die Intonationsschwierigkeiten. Jedenfalls nicht direkt.
Ich war mir damals glaube ich gar nicht bewusst, weshalb ich unbedingt welche wollte, es musste einfach sein. Wahrscheinlich einfach weil's verdammt gut aussieht, und weil's einfach etwas anderes ist. Think different halt ;-).
Heute weiß ich's besser, ich kenne die wahren Vorzüge davon. Zum einen ist es verdammt unbehaglich, wenn man auf ner Bühne steht und kein gutes Monitoring hat. Dann ist man froh wenn man etwas hat, woran man sich festhalten kann.
Vorallem verleihen die Bünde ein ganz anderes Spielgefühl. Ich habe in den anderthalb Jahren mit der Viper ein viel akkordischeres Empfinden gekriegt. Ich kann es nicht richtig in Worte fassen, meiner Meinung nach ist dies ein ganz subjektives Thema, das Instrument fühlt sich einfach anders an, und ich spiele es auch anders, als eine klassische Geige.
Glissandi bleiben unbeeinflusst von den Bünden. Das Vibrato habe ich mir zum größten Teil allerdings wieder abgewöhnt. Nicht, dass es nicht möglich wäre, ich finde nur, dass es nicht besonders gut mit den Bünden klingt. Bzw. durch einen verzerrten Gitarrenamp.
Die Bünde bringen allerdings auch ihre negative Seite mit sich. Das Säubern des Griffbretts ist etwas schwieriger. Vorallem nahe am Steg sind die Abstände so gering, dass man oft nicht dazwischen reinigen kann, bzw. nur sehr umständlich.
Außerdem verkürzen sie die Lebensdauer der Saiten, weshalb ich auch generell recht billige Saiten verwende.
Ich will niemandem die Bünde schön reden. Es ist eine absolute Geschmackssache. Mir gefällt's, deshalb versuche zu erklären wieso. Ich verstehe auf der anderen Seite, die Gegner von Bünden jedoch durchaus.

Wie hoffentlich deutlich wird, ist es ein sehr subjektives respektiv kontroverses Thema.
- Bünde erschweren teilweise die Intonation. (Quintenreine vs. wohltemperierte Stimmung)
- Ich finde mich auch nicht so gut in den Lagen zurecht, wie auf einer akustischen. Brauche allerdings nicht höher als in die 3. Lage zu wechseln, wenn überhaupt. Verstärkt bringt 5. , 6. , oder 7. Lage auf der E-Saite nämlich Ohrenschmerzen mit sich....
- Aber versuch einmal 45 min. Auftritt zu spielen, ohne einen Ton zu hören. Und später eine Aufnahme reinziehen. Sobald du nichts mehr von dir hörst, gehst du in die Defensive "bloß nix falsches spielen, oh nein, das Cis war doch nicht etwa zu hoch". Nach dem Motto hast du auf der Bühne keinen Spaß. Frets retten an dieser Stelle recht viel, denke ich. Mit Bünden spielst du überzeugt richtig, auch ohne etwas zu hören. Leider habe ich viel zu oft schlechtes Monitoring erlebt, um mich da umstimmen zu lassen.

Jeder, der davon ausgeht, dass mit Bünden nix mehr schiefgehn kann, was Intonation betrifft, den muss ich enttäuschen. Es ist keine Wunderwaffe. Und je nach Situation (für's Wohnzimmer) würde ich die Bünde nicht einmal selbst empfehlen.

Verstärkt Schmerzen habe ich allerdings nicht. Ganz im Gegenteil, ich komme mit dem Griffbrett eigentlich sehr gut klar. Die Bünde verringern außerdem den Druck, den man mit den jeweiligen Fingern ausüben muss.

Alles Geschmackssache...


LG,
Road

PS: @Fiddle: Hab mich grad schlau gemacht, und da ich ja nun einen großen Teil der Zeit in Mainz wohne, komme ich vielleicht einmal vorbei. Jedenfalls besteht die Möglichkeit jetzt. Sind ja nur etwas mehr als 2 Std. fahrt und so ein 6- resp. 7-saitiges Teil würd' ich gerne einmal antesten... ;)) Glückwunsch zu diesem, wie ich meine zu dir passenden, Job!
 
@ Road: unbedingt vorher mal durchklingeln!

Die Wood Vipers sind gerade in der Bestellphase. Was von den 5-6 Saitern mit und ohne Bünde gerade da ist,
kann ich aus dem Bauch gerade nicht beantworten. Wär ja schade, wenn das Material nicht da ist, das dich interessiert.

Und ich bin auch nicht jeden Tag da, btw. Und hey, da trinken wir nen leckeren Automaten-Kaffe..
(..oder ich muß größere Hebel in Bewegung setzen..)

@ Wunderwaffe:
ja, das kam mir auch so vor. Ich kenne die Situation recht gut, durch unterdimensioniertes Monitoring im Blauen
herumstochern zu müssen. Training einerseits, aber einen Mitschnitt möchte ich mir nicht anhören müssen..
Als Rock/Metal-Geiger muß man sich mit diesen Verhältnissen etwas anfreunden, da gibts keinen Weg drum herum.

Aber der Effekt (Bundierung) der Kollaterealschadens-Beschränkung ist doch sehr gering, würd ich jetzt mal sagen..
Da setze ich auf ein besseres Monitoring (funzt) bzw. In-Ear, was ich noch nicht getestet habe. (trotz vorhandenem Gerät)


cheers, fiddle
 
Zuletzt bearbeitet:
sehr interessant. danke! fiddle: du arbeitest beim großen th und kannst immer mal probespielen? ich hätt da ne ganz kleine frage ;-)) :

man bekommt bis zu 6 saiten mit dem barbera twin hybrid. 7 saiter sind dann ohne "twin". wie groß oder stark oder überhaupt ist der soundunterschied zwischen twin und nicht twin? lg
 
Hi maffyn,

kann ich noch nicht sagen. Momentan ist hier nur eine Wood, 4-Saiter bundiert und diese hab ich nur ohne Strom angespielt.
Es laufen gerade einige Bestellungen mit Wood.

Der Verstärker in unserer Werkstatt ist auch ein schepperiges Teil. Also fürs Herausfinden von kleinen Störgeräuschen
muß ich zu den Gitten-Jungs umziehen. (die haben auch Mädels, so isses ja ned..)
Zum groben Antesten reicht es aber. Da habe ich schon einige NS-Design angespielt.
Für meinen Geschmack haben die alle zu viele Regler (auch die Woods), aber ok..

Die NS-Design gefallen mir doch recht gut, obwohl etwas speziell mit dieser Stütze.


cheers, fiddle
 
sorry, daß ich jetzt hier den thread so mißbrauche (evtl. neuer thread: "fragen an fiddle bei TH...) ;-)

von ns gibt es diesen sehr schicken schlanken violinkasten ns-violincase. ich wäre daran interessiert, ob da meine jordan reinpasst. gibt es ne möglichkeit von dir hier die innenmaße zu posten,(also wo die geige reinpassen muß)? das wär toll. immer alles dann zu th. wieder zurückzuschicken ist auch blöd....lg
 
Das case von NS-Design ist exakt auf die Maße/Umrisse der NS-Design-Geigen ausgekleidet.
Ich bezweifle, daß deine Jordan da rein passt.

Ich würd für dein Vorhaben mir einen Zubehörkoffer von Thon aus der PA-Abteilung basteln lassen und diesen
mit etwas handwerkilcher Eigeninitiative innen ausbauen. (Styropor, Schaumstoff, Stoffbezug)

Bei Geigen-Maßen kommst du da auf geschätzte 80 Euro, vielleicht auch weniger.. (ohne jede Polsterung)
Das sollten dir besser die PA-Jungs ausrechnen.

Ich würde deine Jordan zu gerne sehen und spielen. Ich bin ein Fan von der Marke und wir haben sie nicht.


cheers, fiddle
 
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