Wonach werden Streichinstrumente bepreist?

Fiedl
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Hallo zusammen,
wenn ich weiterhin so fleißig am Cello bin und so große Motivation spüre, möchte ich mein Gewa Ideale nächstes Jahr durch ein Cello fürs Leben ablösen, und bereite mich schon einmal darauf vor. Mich würde interessieren, wodurch die doch noch recht großen Preisunterschiede zustande gekommen, die selbst bei ein und dem selben Geigenbauer vorhanden sind. Sprich: sagt der Geigenbauer, ich bau jetzt ein Cello der "Spielklasse 3", danach baue ich ein Meistercello und danach zwei Schülercelli und bepreist das ganze entsprechend? Welche Unterschiede gibt es dann abgesehen vom Holz zwischen Mittel- und Spitzenklasse? Nimmt er sich hier weniger Zeit zur Feinjustierung oder ähnliches? Folglich müssten ja Mittelklasseinstrumente umso besser sein, je schneller der Geigenbauer arbeitet. Kann da jmd etwas Licht ins dunkel bringen und mir vielleicht auch sagen, was ich für 3 bis 4.000 so erwarten kann?

Vielen Dank, frohes Fest :)
 
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Hallo Fiedel,

wie bei jedem anderen Produkt, steckt auch bei Streichinstrumenten eine Kalkulation dahinter.
Rohstoffpreis + Arbeitszeit + Gewinnspanne

Der Löwenanteil davon ist die Arbeitszeit.
Bei Fernost-Instrumenten wird die teure Handarbeit durch Maschineneinsatz auf ein konkurrezloses Tief gepresst.
Die Abnahme von großen Mengen an Holz ermöglicht günstigere Einkaufspreise.

Wenn ein Geigenbauer hierzulande ein Instrument baut, dann geht das wirtschaftlich nur im hohen Qualitäts-Bereich.
Es gibt vermehrt Geigenbauer, die hier auch bereits vorgefräste Bauteile einkaufen. Das spart Zeit.
So kann man bei Tonholzhändlern vorgefräste und gefugte Decken und Böden kaufen. Die Stärken sind so belassen,
daß man noch viel selbst gestalten kann - vor allem die Abstimmung auf das richtige Schwingverhalten.

Wenn ein GB ein Instrument baut, dann sind das relativ hohe Investitionen und diese liegen über einen längeren
Zeitraum brach - totes Kapital. Das gleiche Geld auf der Bank würde Zinsen abwerfen.
Ein Instrument, das mehrere tausend Euro wert ist verkauft sich leider nicht gleich am nächsten Tag.
Korrekterweise müßte das ebenso mit in die Kalkulation.

Rohstoffpreise:
Ein Satz Holz für eine Geige in bester Qualität kann leicht 300 - 400 Euro kosten.
Bei Cello sind wir schnell über tausend Euro.

Die Bäume für die großen Instrumente müssen logischerweise einen großen Stammdurchmesser haben.
Es wird von Jahr zu Jahr schwieriger, an vernünftiges Holz zu kommen.

Die Holzhändler müssen die genaue Herkunft eingeführter Hölzer belegen.
Das ist neu und wird sich auf die Holzpreise auswirken.

Mit Tropenhölzern hat ein GB zwar nicht so viel zu tun, aber die Preise für Griffbretter, Wirbel und Saitenhalter
ziehen aufgrund der europaweiten Richtlinie ebenso an. Ab 2013 wird hier hart durchgegriffen.


cheers, fiddle
 
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Wie überall muss man auch bei Cellos die letzten Prozente Qualität mit einem derben Preisaufschlag bezahlen.

Es kommt drauf an, ab welcher Preisklasse Dein Geigenbauer aufhört, aus Asien oder Tschechien/Rumänien zugekaufte Korpusse zu nutzen. In den unteren Preisklassen baut der die ja verständlicherweise nicht selber, sondern kauft die als Weißware zu, und baut die dann in verschieden intensiven Arbeitsschritten zum entsprechenden Instrument auf.
 
Ich glaube bei Celli spielt zusätzlich die Riegelung/Flammung? des Holzes eine gewisse Rolle beim Preis (gleichwertiges, vollmassives Instrument mal vorausgesetzt).

Mir ist jedenfalls aufgefallen, dass es im Preisbereich um 1000 / 1200 Euro kaum noch schön geriegelte Instrumente gibt, und dass auch bei den teuren Instrumenten innerhalb der jeweiligen Klasse die Riegelung je Preis extra beworben wird. Da steht dann immer "leicht geflammt, gut geflammt, stark geflammt" und dann der jeweilige Preis.

Vor 10/12 Jahren gab es jedenfalls im unteren Preisbereich (1000 Euro) mehr schön geflammte Massivinstrumente als jetzt, finde ich.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ordentliche Flammung als Massivinstrument bekommt man auch ab 600.-, so ist das nicht. Aber das ist ja nur eine optische Sache.

Ich finde es erstaunlich, wie gering die optischen Unterschiede zwischen billigen und teuren Instrumenten sind. Bei der günstigen Preisklasse besagter 600.- wird aber immer noch das Griffbrett schwarz gebeizt oder schlampig überlackiert.

Aber die Frage war ja eher, was der Unterschied zwischen Mittel- und Spitzenklasse ist. Und da würde ich sagen: viel Geld für das letzte bisschen Leistung wie sehr lang gelagertes Spitzentonholz, alle Arbeiten aus einer Hand vom chef und ähnlich.

Die Qualität des Holzes selber ist jetzt gar nicht mal so sehr viel teurer. Da ist es eher die Sache, dass der Geigenbauer alles top aufeinander abstimmen muss. Der greift für ein Spitzenmodell nicht einfach ins Regal und nimmt das Beste, was er gerade da liegen hat, sondern muss da sorgfältig aufeinander abstimmen.

Feuchtegrad der verschiedenen Hölzer, Wuchsrichtungen, Farbnuancen, etwaig sogar zertifiziertes Holz usw. Das alles sorgt für weniger bis gar keine Verspannungen in den Hölzern, für eine optimale Übertragung des Tons. Und das lässt sich ein Instrumentenbauer halt bezahlen, würde ich sagen. Ganz abgesehen von den hochwertigen Anbauteilen.

Aber der Knackpunkt ist und bleibt der Zukauf von Bodies. Bis 2.000.- wird man sicherlich keinen Eigenbau finden ...
 
Zitat v. kort: Ordentliche Flammung als Massivinstrument bekommt man auch ab 600.-, so ist das nicht. Aber das ist ja nur eine optische Sache.

Echt? Ich glaub ich suche immer an der falschen Stelle:) Boden und Zargen auch?
Wobei, für 800 Euro hab ich auch was chinesisches bei E-Bay gefunden und natürlich gibts auch gebraucht ab und zu ein Schnäppchen.
 
Echt? Ich glaub ich suche immer an der falschen Stelle:) Boden und Zargen auch?
Wobei, für 800 Euro hab ich auch was chinesisches bei E-Bay gefunden und natürlich gibts auch gebraucht ab und zu ein Schnäppchen.

Jepp :)

Ich habe mir ja sowas angeschafft. 600.- Euro, Boden und Zargen aus massivem geflammten Ahorn. Typisch lasche Verarbeitung der unteren Preisklasse, Klang preisangemessen akzeptabel. Man merkt natürlich am Klang, dass das Teil keine 2.000.- Euro kostet, was als Einsteiger natürlich egal ist. Aber die Flammung ist schon lecker, und würde einem weitaus teureren Instrument genauso gut stehen.
 
Fröhliche und gesegnete Weihnachten!

Meinem schlechten Stil entsprechend und themenfremd (weil es sich um Bässe :evil: handelt) zitiere ich mich mal wieder selbst:

"Umgekehrt: Ein Meister braucht hierzulande mindestens 200 Stunden um einen Baß zu bauen, dazu das Material und einen Aufschlag für den Namen, das führt mich zu der Behauptung, daß ein neuer deutscher Meisterbaß vollständig in Handarbeit hierzulande gebaut schwerlich unter 15.000,-- € zu haben sein wird. In einer rationalisierten und globalisierten Welt wird jeder Baßbauer selbst nach günstigen Bezugsquellen suchen. Heiner Windelband etwa schreibt ja selbst, daß er die Decken und weitere Teile selbst für seine Nobles-Bässe von einem Lieferanten bezieht, möglicherweise von Heinz Fischbach. Und so manches "weiße" Instrument kommt aus dem Osten (irgendwo zwischen Tschechien und China) und wird hier nur noch lackiert, eingerichtet und mit einem Zettel versehen. Das ist die Realität. Und das war in der Vergangenheit auch nicht anders, nicht alles was alt ist, ist auch gut: http://www.kontrabassblog.de/?page_id=416"

Aber ganz ehrlich: So verschieden ist die Situation beim Cello auch nicht. Meisterinstrumente werden - um mal einen Aspekt herauszugreifen - handlackiert. Bis z.B. ein Öllack in vielen Schichten fertig aufgebracht ist können Monate vergehen, das ist schon alleine ein Arbeits- und Zeitwert von über 2.000,-- €. Bei Billiginstrumenten geht halt ein Arbeiter mit der Sprühpistole drüber, kostet in Fernost ein paar Cent. Sehr gute Instrumente werden vom Meister häufig auch mehrfach geöffnet um kleineste Klangjustierungen vorzunehmen und wieder verleimt, alles sehr großer Aufwand der später unsichtbar - aber (hoffentlich!) hörbar ist. Wer die absolute Spitzenklasse will, muß halt sehr tief in die Tasche greifen.

Grüße

Thomas
 
@kort : Herzlichen Glückwunsch:great:
Bild wäre schön.

Cello ist für mich nur Zweitinstrument, aber die Sache mit der Maserung ist mir kürzlich aufgefallen. In der Threadfrage ging es ja um ein GEWA-Cello.
Ein ähnliches? habe ich auch. Und die waren m.M. nach auch in den unteren Klassen ziemlich "flammig".
https://www.musiker-board.de/attachment.php?attachmentid=252529&d=1355959103

Mir ist beim recherchieren danach jedoch aufgefallen, dass starke "Flammungen" entweder etwas seltener geworden sind - oder anders beworben werden als früher.
Eine Einteilung je Flammung ist mir damals nicht sonderlich aufgefallen; irgendwie war klar, dass die alle kräftig geflammt sein müssen:D

Ich wünsche auch ein frohes Weihnachtsfest
und natürlich einen fleißigen Weihnachtsmann
 
Zuletzt bearbeitet:
@ Vester

Wenn es nicht zu einer allgemeinen Klopperei um das kontroverse Thema teuer vs. billig ausartet, kann ich auch gerne mal ein kleines Review über mein Cello, samt ordentlicher Fotos, scheiben.
 
@ Vester

Wenn es nicht zu einer allgemeinen Klopperei um das kontroverse Thema teuer vs. billig ausartet, kann ich auch gerne mal ein kleines Review über mein Cello, samt ordentlicher Fotos, scheiben.

Das gibt mit Sicherheit keine Klopperei und mehr als einer passt da auf. Kein User soll sich Mühe geben, viell. sogar den A. aufreißen und dann einen unschönen Threadverlauf dafür ernten! Also keine Sorge.

Reviews usw. sind absolut wichtig und erwünscht. Sowas hat auch deshalb Bedeutung, weil immer mehr Leute ein Streichinstrument (und gerade Cello) spielen wollen.
Informationsbeschaffung dazu ist ja auch nicht ganz einfach. Weiterhin wollen auch viele ein Cello (oder ne Geige), um damit als Zweitinstrument Spaß zu haben usw. (ich ja selber......)

Also Mut:great: und ab gehts.....
 
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Reviews usw. sind absolut wichtig und erwünscht. Sowas hat auch deshalb Bedeutung, weil immer mehr Leute ein Streichinstrument (und gerade Cello) spielen wollen.
Und die Streicherfraktion ihre Präsenz im Forum ausbauen muss! :D
 
Wie überall muss man auch bei Cellos die letzten Prozente Qualität mit einem derben Preisaufschlag bezahlen.

Es kommt drauf an, ab welcher Preisklasse Dein Geigenbauer aufhört, aus Asien oder Tschechien/Rumänien zugekaufte Korpusse zu nutzen. In den unteren Preisklassen baut der die ja verständlicherweise nicht selber, sondern kauft die als Weißware zu, und baut die dann in verschieden intensiven Arbeitsschritten zum entsprechenden Instrument auf.

Das ist eine Unterstellung und du kannst sie nicht belegen.

Ich bitte darum, solche pauschalen Rundumschläge bleiben zu lassen.


cheers, fiddle
 
Das Review finde ich sehr interessant, zumal es anscheinend wenige Berichte über Celli gibt. Jedenfalls über akustische.....

Deutsche Instrumentenbauer müssen auch kalkulieren und was da alles zusammenkommt hat fiddle ja schon geschrieben. Ich kenne selber nur 3 Instrumentenbauer persönlich. Zwei Geigenbauer und einer für Trompeten, Flöten usw.
Alles äußerst fleißige Leute, die nach wie vor fast nur in ihrer Arbeit aufgehen und sich meiner Meinung nach viel zu wenig um Kalkulation und weitere betriebswirtschaftliche Dinge kümmern. Auf deutsch: die schaffen eigentlich mehr als sie bekommen, wohnen alle bescheiden und fahren Polo....

Es mag auch andere geben, aber wenn Aufschläge genommen werden haben die auch eine Begründung. Und sowas erklären sie dem Kunden ja auch alles, wenn die Möglichkeiten / Wünsche besprochen werden.
 
Das ist eine Unterstellung und du kannst sie nicht belegen.

Ich bitte darum, solche pauschalen Rundumschläge bleiben zu lassen.


Kannst Du das Gegenteil belegen?

Wenn nein, dürfte es auf ein Unendschieden hinauslaufen. Ich beziehe mich hier auf die glaubhaften Aussagen eines erfahrenen (Ex-) Großhändlers für diesen Bereich, der Aussage eines lokalen Geigenbauers zu dessen eigenen Methoden, und verlasse mich zudem auf meinen gesunden Menschenverstand, der nicht glauben kann, dass deutsche Meister-Geigenbauer für 500-1000.- Euro Instrumenten-Endpreis die Bodies selber herstellen.

Solltest Du anderslautende, gesicherte Studien oder kalkulatorische Informationen über das Thema haben, kannst Du sie ja gerne als Korrektur vorstellen. Ansonsten ist Deine Empörung nicht so recht nachvollziehbar.
 
Hi kort,

ich werde nicht weiter mit dir diskutieren.
Es stört mich nur, daß du das Handwerk dikreditierst mit Aussagen:
"..die letzten Prozente Qualität mit einem derben Preisaufschlag bezahlen."

Ich hatte geschrieben, daß der Roh-Holzpreis für ein Geigenset bereits bei 300 Euro + liegt.
Für 1000 Euro kann kein Mensch in Deutschland eine Geige von Hand bauen und davon leben.
Da wäre man mit Hartz 4 besser bedient und muß kein Messer scharf machen.

----
Einschub:
"Von Hand bauen" ist ein seeehr dehnbarer Begriff. Manche verstehen darunter, daß die Saiten von Hand
aufgezogen wurden.
Ich rede von der traditionellen Bauweise mit leichter, maschineller Unterstützung (Bandsäge, Bohrmaschine, Abrichte).

"Meisterinstrument" ist ebenso ein sehr dehnbarer Begriff. Das kann auch bedeuten, daß in 5m Entfernung mal
ein Meister daran vorbeigelaufen ist.

"Meister" ist nur ein Titel, den es in wenigen Ländern gibt (Deutschland und Frankreich).
Dieser Titel ist keine Auszeichnung über die handwerkliche Präzision. Er beschreibt nur die Qualifikation zum
selbständigen Leiten eines Handwerkbetriebes mit der Erlaubnis Lehrlinge ausbilden zu dürfen.
----

Letztenendes ist ein Instrument immer soviel wert, wie jemand bereit ist, dafür zu bezahlen.
Ich finde es vollkommen in Ordnung, wenn für ein Instrument mehr verlangt wird, wenn es sich qualitativ
von der Masse abhebt.
Wenn ein GB das Händchen hat, daß jedes Instrument besser als der Durchschnitt ist, dann gibt es auch
überhaupt nichts daran auszusetzen, wenn er grundsätzlich höhere Preise verlangt.

Kannst Du das Gegenteil belegen?
Ich kann, denn ich kenne mehr Geigenbauer als du, die sehr bescheiden davon leben.
Wenn jemand mit den dicken Autos durch die Gegend fährt, dann sind das deine geschätzten Händler..

Ich bin überhaupt nicht empört, nur etwas genervt wenn jemand Halbwissen verbreitet.


cheers, fiddle
 
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Hallo fiddle,

es hat den Anschein, dass Du vieles in den falschen Hals bekommst und überreagierst.

Es stört mich nur, daß du das Handwerk dikreditierst mit Aussagen:
"..die letzten Prozente Qualität mit einem derben Preisaufschlag bezahlen."

Wo ist das Diskreditierung? Das ist dochh allgemeine Lebensweisheit aus eigentlich allen Produktbereichen. Da steht nicht "das Handwerk betrügt seine Kunden durch überzogene Preise", sondern da steht quasi, dass bei Instrumenten der Aufpreis von Mainstream auf Spitzenprodukt nicht linear ansteigt.

Ein billiger Wein kostet 5.- Euro, ein sehr annehmbarer 20.- Euro, ein Spitzenwein der aber jetzt nicht gleichzeitig auch zigfach besser ist als der annehmbare Wein, aber schon 500.- Euro.

Und genauso ist das mit Instrumenten, Bögen, Saiten, oder sonstwas. Es ist doch Unfug, darin eine mutwillige Diskreditierung zu sehen ...

Für 1000 Euro kann kein Mensch in Deutschland eine Geige von Hand bauen und davon leben.
Da wäre man mit Hartz 4 besser bedient und muß kein Messer scharf machen.

Richtig. Und deshalb bleibt Geigenbauern, die in Zeiten des Luxusverzichts vieler Käufer auch günstige Schülerinstrumente oder Mietinstrumente anbieten, eben nichts anderes übrig, als Bodies oder dessen Teile vorgeformt zuzukaufen, um diese nach Art des Hauses spielfertig zu machen. Die Geigenbauer selber haben anscheinend eher kein Problem damit, nur Du echauffierst Dich fremdschämend ...

"Von Hand bauen" ist ein seeehr dehnbarer Begriff. Manche verstehen darunter, daß die Saiten von Hand
aufgezogen wurden.
Ich rede von der traditionellen Bauweise mit leichter, maschineller Unterstützung (Bandsäge, Bohrmaschine, Abrichte).

Sehe ich genauso. Ich teile das in kompletten Eigenbau in der eigenen Werkstatt vs. in diversen Stufen aufbereiteten Body.

"Spielfertig machen" ist übrigens ein ähnlich dehnbarer Begriff :evil: Der eine versteht darunter echte Gebrauchsfähigkeit des Instruments, der nächste stimmt das Instrument nur einmal durch, und der andere versteht eher darunter, dass die chinesiche Umverpackung gegen einen Versandkarton mit eigenem Logo ausgetauscht, und ein Rücksendezettel für die kostenlose Rückgabe beigelegt wird.

"Meister" ist nur ein Titel, den es in wenigen Ländern gibt (Deutschland und Frankreich).

Es ist wohl jedem Interessenten zuzutrauen, sich für ein angebotenes angebliches Meisterinstrument den Bau durch einen Geigenbauer mit Meisterprüfung adäquat bestätigen zu lassen. Dass sich seit der Handwerksreform 2003 quasi jeder Depp Geigenbauer nennen darf, sollte jedem Google-fähigen Käufer bewusst sein.

Ich finde es vollkommen in Ordnung, wenn für ein Instrument mehr verlangt wird, wenn es sich qualitativ
von der Masse abhebt.

So ist es.

Ich kann, denn ich kenne mehr Geigenbauer als du, die sehr bescheiden davon leben.
Wenn jemand mit den dicken Autos durch die Gegend fährt, dann sind das deine geschätzten Händler..

Kannst Du nicht. Provokant gesagt: mindestens ein Geigenbauer, also die Meisterwerkstatt die ich persönlich kenne, baut neben den teuren Boliden auch besagte Zukaufbodies auf. Logischerweise kannst Du das also nicht belegen, dass diese Methode nicht stattfindet. Wer kauft denn zudem Deiner Meinung nach die überall sogar bis hin zum Endverbrauchermarkt angebotete Weißware? Der Weihnachtsmann?

Dass Du bescheidene Geigebauer kennst, ist ja ganz toll für Dich, aber ich rede vom allgemeinen Markt und dessen aktuelle Gepflogenheiten. Klar gibt es eine Menge Geigenbauer, die in ihrer Werkstatt hucken und ausschließlich hervorragende Instrumente im hochpreisigen Bereich bauen, auf Terminabsprache in ihrer Werkstatt erreichbar sind, und kein Ladengeschäft haben.

Ich rede von den Geigenbauern, die überhaupt erstmal günstige Instrumente anbieten. Wer das nicht tut, kann auch logischerweise gar nicht zu den besagten Zukaufbody-Aufbauern gehören, und braucht sich als bescheidener Geigenbauer (oder dessen Buddy) auch nicht diskreditiert zu fühlen.

Interessanterweise arbeitst Du selbst bei einem Anbieter, der mit seinen alles unterbietenden Preisen und Hausmarken, die Abkehr des Mainstreams von der Tradition des dezentralen Instrumentenbauers, erst so richtig salonfähig gemacht hat, und sicherlich nicht mit dem bescheidenen Kleinwagen aus seiner Mietwohnung ins Büro fährt.

Und trotzdem empörst Du Dich über die angebliche Diskreditierung des Handwerks und die Händler mit den dicken Autos. Schon komisch. Da schlagen anscheinend zwei Herzen in Deiner Brust ...

Ich bin überhaupt nicht empört, nur etwas genervt wenn jemand Halbwissen verbreitet.

Das ist das Problem mit Leuten wie Dir. Alles was sie nicht sehen wollen oder können, ist angebliches Halbwissen. Dabei merkst Du nicht, wie Du Dich selber ad absurdum führst, während Du Dich vollkommen unnötig aufregst.

Ob Auto, Fotokamera, das eigene Häuschen, Fahrräder, Lebensmittel, Möbel, Computer, Kleidung, oder sonstwas im täglichen Alltag - überall muss man für top Qualität ein Mehrfaches es Preises der Mainstream-Qualität bezahlen, weil bekanntermaßen der Aufwand für diese letzten Prozente Qualität deutlich ansteigt.

Und was machst Du daraus? Eine angebliche Diskreditierung der Geigenbauer aufgrund von Halbwissen ...
 
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Liebe Leute,

bitte mäßigt eurern Ton! Die Preisgelstaltung ist immer mit vielen Fragen verbunden und wird nie letztlich und endlich offen gelegt werden.

Diskussion ja, aber versucht es doch sachlich!

Grüße vom Mod
 
Seltsam, irgendwie habe ich, wie Du kort, auch den Eindruck dass Ihr, fiddle und Du, eigentlich letztlich sehr nah beeinander liegt. Allerdings kann ich fiddles Unmut nachvollziehen, da das Wort "derb" auch einen Beigeschmack von "nicht berrechtigt", "überzogen", "unlauter" hat. Der Ton macht wohl die Musik.
Und ein blinder Fleck ist wohl der, dass man nicht weiß, wieviele der Geigenbauer mittlerweile gezwungen sind, sich den Produktionsgepflogenheiten, die unser sich globalisierenden Wirtschaftssystems mit sich bringt, zu unterwerfen. In unserer Stadt gibt es 4 ½ Geigenbauer, bei dreien habe ich das sichere Gefühl, dass sie nicht überproportional von ihrer Arbeit leben, bei dem einen war ich noch nicht (der Glückliche :D ) und der "1/2" (da eigentlich mehr Händler) noch recht frisch hier vor Ort, macht auf mich zumindest bisher auch nicht den Eindruck dass da "Derbes" vor sich geht.

Und für mich ist es so, wäre ich potentiell Kundin für höhere Preisklassen, würde ich dieses "derb", selbst wenn es tatsächlich derb wäre, so betrachten: - dass natürlich durch (ich bestell ja auch gerne mal bei thomann) Wegfall von Verkäufen, die früher auch mehr beim Geigenbauer selbst gemacht wurden, diese irgendwie wettgemacht werden müssen.

Dass gerade fiddle hier das Handwerk verteidigt, finde ich höchst sympathisch. Er hätte auch nach dem Motto, "ich hab´ ja meinen Job hier, was juckt mich das noch" einfach den Mund halten können, sein erlerntes Handwerk verraten können; - hätte er´s viel bequemer mit. Ich habe mich beim Lesen darüber gefreut. Ein Akt gelebter Werte. Außerdem zeigt es mir als Leserin hier auch, dass er offenbar von thomann keinen "Maulkorb" hat (oder ihn sich nicht aufsetzten lässt?), was mir zudem thomann als Kundin symphatisch macht. Gehört nämlich nicht gerade zu den selbstverständlichen Eigenschaften von sogenannten Marktführern, ihren Mitarbeitern da "lange Leine" zu lassen. (Ich erlebe es gerade live und Existenz bedrohend in der Branche, in der ich arbeite, dass es nicht genügt, dass man die "Kleinen" überholt hat…aber das ist jetzt off und geht wohl vielen so).

Grüße
Kylwalda
 

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