Wirbel rutschen?

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Hallo,

Ich spiele Geige und Bratsche und habe bei allen beiden Instrumenten ein großes Problem: Wenn ich an den Wirbeln rumdrehe, muss ich sie danach mit viel Kraftaufwand festdrücken, damit die Teile anschließend halten, sonst verrutschen die total leicht.
Das macht das Stimmen natürlich zu einem tagtäglichen Kampf, vor allem wenn ich mal eben nach einer Orgel stimmen muss, die noch diese alte Stimmung hat.
Ich weiß, dass es da Wirbelkreide zu kaufen gibt, kann mir da einer einen guten und günstigen Onlineshop sagen? Bzw gibts vllt Hausmittelchen, die man verwende könnte oder geht auch einfach Tafelkreide?

Vielen Dank schonmal für Ihre Antworten.
Lg, Av4l4rion
 
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Hallo Av4l4rion,

das sind zwei Geschichten:
1. Das richtige Stimmen und gleichzeitig dabei den Wirbel in den Kasten zu drücken.
Wenn das zu zaghaft passiert, dann gehen auch super laufende Wirbel irgenwann heraus.

2. die technische Geschichte:
- die Saiten werden immer zur Wirbelkastenwand gewickelt, wo sich der Wirbelkopf befindet.
Im Optimalfall hat die Saite Kontakt zur Wand und verhindert ein vorzeitiges Herausrutschen.

- Der Geigenbauer nimmt normale Kernseife und normale Tafelkreide und macht, abwechselnd angewand,
eine Paste, die einerseits packt und andererseits schmiert. Dafür muß man allerdings etwas Übung haben
und es ist auch nicht unbedingt etwas für den Otto-Normal-Geiger.

- Es gibt Wirbelseife und da gibt es auch Unterschiede in der Konsistenz.
Im Grunde ist das eine Paste aus Schleifstaub und Schmiermittel. Diese kann man auf die Gleitflächen auftragen
und dann wird oft schon vieles besser.

Wenn die Wirbel nicht sauber laufen, hilft weder Paste, Kreide, noch Seife - dann muß man zum Geigenbauer.

Manchmal reicht ein gezieltes Nachfeilen, unrund gewordener Wirbel - das kann schon viel helfen und neue Wirbel sind garnicht nötig.

Jeder Geigenbauer nimmt sich die Zeit, um sich dein Problem einmal anzuschauen.
Es ist sicher keine große Sache.

Ich selbst, mache (im Aufgabenbereich meines Jobs) wenigstens einmal pro Woche Arbeiten an Wirbeln.


cheers, fiddle
 
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Hey,

Danke erstmal. Allerdings dreht sich deine Antwort gerade zu sehr um zu feste Wirbel :) Bei mir herrscht aber das gegenteilige Problem, nämlich dass die Wirbel nicht halten und durchrutschen..

lg Av4l4rion
 
Hallo lg Av4l4rion,
fiddle hat Dir unter Punkt 1 explizit beschrieben, was Du beim Stimmen beachten mußt, damit die Wirbel nicht rutschen!!!
Weiter Punkt 2, Absatz 2: Zitat fiddle -
- Der Geigenbauer nimmt normale Kernseife und normale Tafelkreide und macht, abwechselnd angewand,
eine Paste, die einerseits packt und andererseits schmiert. Dafür muß man allerdings etwas Übung haben


Auch hier beschreibt fiddle ganz genau, was man tun muß, damit leichtgängige, sprich rutschende Wirbel nicht mehr rutschen, bzw. wie schwer gängige Wirbel wieder beweglich werden.
Ich habe gestern auch erlebt, daß der Wirbel der E-Saite meiner Violine plötzlich nachgab. Also stimmte ich diese erneut und drückte beim Stimmen den Wirbel in den Wirbelkasten!!! Da darf man ruhig ein bisschen Kraft anwenden. Probier es doch noch einmal, daß Du beim Stimmen die Wirbel fest in den Wirbelkasten drückst. Wenn das nicht helfen sollte, dann bleibt Dir eigentlich nur der Weg zum Geigenbauer, denn sonst wird es mit dem Spielen nichts werden. Ich wünsche Dir viel Erfolg!
Mit lieben Grüßen,
Etrawgew.
 
Also zu Av4l4rions zweitem Punkt muß man fairerweise auch folgenden Fall einräumen:

Wenn die Wirbel mit zu viel Seife behandelt sind, dann versagt die Wirbelseife, mit Kreide könnte man weiter arbeiten.
Ich habe unlängst ein paar sehr rutschige Wirbel behandelt, indem ich diese zunächst mit Alkohol gereinigt habe für
einen Neuaufbau an Schmier-Paste.

Auch das Wirbelloch will dann etwas gereinigt sein, aber äußerste Vorsich hierbei.
Mir wäre es um ein Haar passiert, daß der Wirbel stecken bleibt und dann rührt sich erstmal garnix mehr -
das sitzt fester, als jede Leimverbindung.

Die Kombination macht es halt:
- Stimmtechnik
- gute Passung
- optimale Schmierung mit der richtigen Konsistenz
- richtiges Wickeln der Saiten

cheers, fiddle
 
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Hallo alle,

ich habe heute angefangen, meine akustische Geige (erster Eigenbau) zu überholen.
Beim Abnehmen der Saiten fiel mir auf, daß die Wirbel nicht mehr rund laufen - dafür gibts auch ne Erklärung:

Der Wirbel ist aus einem Stück Holz gedrechselt mit längs verlaufender Faserrichtung.
Schaut man auf die Achse (man wird bei Ebenholz hier nichts sehen^^), dann habe ich parallele Jahresringe.
Holz schwindet im Laufe der Zeit und zwar stärker quer zu den Jahren, als in Richtung der Jahre.

Meine Wirbel sind nun seit 17 Jahren in dieser Geige - da hat sich was getan, denn sie liefen perfekt am Anfang.

Ich werde sie ganz schwach mit einer Feile nachpassen und die werden wieder laufen, wie neu.
Ich schätze, daß sie dadurch etwa 1 mm weiter in die Wand hineinrutschen werden. Das ist noch im Rahmen.

Leider kann ich euch keine Bilder liefern - man würde eh nicht viel erkennen.


cheers, fiddle
 
Hallo zusammen,
ich würde gern den Thread wiederbeleben, denn ich habe das gleiche Problem (lockeren Wirbel bei der Cello A-Saite). Den Versuch mit fest reindrücken bzw. Kernseife+Kreide habe ich schon gestartet. Trotzdem geht die Stimmung runter, sobald auch nur ein bißchen Spannung drauf ist.
Könnte das auch ein Problem zu trockener Luft sein? Wir hatten ja in den letzten Tagen wenig Luftfeuchtigkeit (habe mal gemessen - knapp 30%) und da ich nicht ahnte, dass Cellos solche Diven sind hab ich es auch nicht im Kasten stehen gehabt.
Ihr merkt schon - ich bin neu im Holzinstrumentenbespielen :) Aber was haltet ihr von der Luftfeuchtigkeitstheorie und kann ich da ohne Gang zum Geigenbauer irgendwas machen?
Danke schon mal und schöne Grüße
Jenta
 
Stimmt man Celli nicht normalerweise an den Feinstimmern? Dann muss man ja nur irgendwie den Wirbel fest kriegen, ganz so exakt laufen wie bei einer Geige ohne Feinstimmer muss er da nicht. Entsprechend würde ich es mal mit richtig viel Kreide versuchen (kräftig Kreidestaub fabrizieren und den Wirbel drin drehen), die Seife braucht man eher für die Dreheigenschaften.

Niedere Luftfeuchtigkeit (also bei uns im Süden ist gerade Dschungelatmosphäre...), direkte Sonnen-/ Scheinwerfereinstrahlung, hohe Temperaturschwankungen - Das sind alles Parameter, die Streichinstrumente nicht gern haben. Kann gut sein, dass es besser wird, wenn du das Cello zwischen dem Spielen einpackst. Als offen rumliegende Instrumente kenne ich zugegebenermaßen nur Kinderflöten oder billige Gitarren, auch wenn es sicher praktisch ist und schon schick aussieht ;-)
 
Danke für deine schnelle Antwort, cala. Mmh das irgendwie festkriegen und dann nur noch über Feinstimmer stimmen, wäre mir zu unflexibel :)
Hier ist seid gestern auch gerade Dschungelatmosphäre, deswegen dachte ich auch, es funktioniert wieder, leider Fehlanzeige. Ich versuche es noch mal mit mehr Kreide.
Und ich packe meine Diva jetzt natürlich auch immer zwischen dem Spielen ein :)
 
Hallo Jenta und willkommen im streicherboard,

mit der Kernseife muß man vorsichtig umgehen.
Viel Kreide (und mehrfach) hilft viel und man kann auch hier nichts falsch machen.

Wenn ein Wirbel unrund geworden ist, dann hilft auch Kreide ab einem gewissen Stadium nix mehr.
Jeder Wirbel wird irgendwann unrund, denn es verlaufen Jahresringe darin und das Holz schwindet quer
zur Maserung stärker, als parallel. Also: schlechte Passung -> kein grip, Kreide ist am Ende.

Bis zu einem gewissen Grad kann man als nicht-Geigenbauer hier etwas verbessern,
aber wenn du nicht weiter kommst, dann bleibt nur noch der Fachmann übrig.

Oft ist ein Wirbel gängig machen keine große Geschichte und kostet auch wirklich nicht viel.


cheers, fiddle
 
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Danke dir fiddle.
Ich habe einen erneuten Versuch mit viel Kreide gestartet und - es hält! Vorerst zumindest, bin noch etwas skeptisch, aber schauen wir mal.
Die Wirbel sind neu (wie das Cello auch), und der Kernseifentest zeigte auch quasi perfekte Spuren, soweit ich das beurteilen kann. Es geht auch nicht zwingend um die Kosten beim GB, bin halt ein Kind, was gern selbst Sachen ausprobiert.
Es grüßt
Jenta
 

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