(...)Die Sprengerin der Ketten massakriert am Ende Hunderttausende unschuldige Menschen. Und Warum?(...) Man muss Twists auch vorbereiten und gründlich motivieren.
Das kann ich durchaus erkennen: Sie hat bereits in frühen Folgen drakonische Strafen verhängt und/oder Exempel statuiert. Jetzt musste sie mitansehen, wie ihr nach und nach alles genommen wird, was ihr lieb ist (Drachen, Jorah, Missandei) und zu entgleiten droht, was sie erhofft (Neffe/Geliebter will nicht mehr mit ihr, überhaupt liebt sie niemand in Westeros) hatte. Dazu kommen die vorbelasteten Gene ...
Nö, für mich macht das komplett Sinn und ist in der Tradition von GoT: Der Reiz der Serie für mich (der ansonsten wenig Affinität zu Mittelalter-Stoffen hat und noch weniger zu Fantasy) lag gerade in den Realitätsbezügen der Serie, in den zeitlosen Motiven, die hier (wie im echten Leben) zu Konflikten, Verrat, Verbrechen und Kriegen führen. Und das sind eben oftmals gute Vorsätze und idealistische Pläne, die dann an der Realität/menschlichen Natur scheitern.
Dass es am Ende kein Happy End mit/für Daenerys geben würde, war vor dem Hintergrund alles andere als überraschend. Ich fand das stimmig so.
Mich stört da an der letzten Staffel (ohne Vollständigkeit und Gewichtung):
- wie banal letztlich die Schlacht mit dem Nachtkönig war/wie er besiegt wurde; DAS hätte doch eigentlich der Höhepunkt der finalen Staffel sein sollen!? (Das danach die Allianz der Menschen so sang- und klanglos zerbricht, finde ich wiederum sehr gelungen, weil es nicht Hollywood-typisch ist, aber der Realität entspricht)
- ich habe nicht geschnallt, warum Arya im ganzen Finale nicht ihre Fähigkeit nutzt, die Identität eines Toten anzunehmen, um damit z.B. die Schlacht um Königsmund zu verhindern oder auch nur sonst irgendwie in die Handlung einzugreifen
- Die Verhandlungsrunde mit den Lords mit Königskrönung war lachhaft und Tyrions Sinneswandel kann ich auch nicht nachvollziehen: Erst wird über mehrere Folgen hinweg seine wachsende Einsicht, dass mit D. auf's falsche Pferd gesetzt wurde gezeigt und seine Versuche, Jon/Aegon als legitimen UND geeigneten Thronfolger zu installieren - dann unterstreicht Jon seine Eignung und Uneigennützigkeit damit, dass er Daenerys tötet und ist jetzt ... warum genau nicht mehr der ideale König?
Mir ist auch nicht klar, woraus sich genau die Hoffnungen in Bran nährten, der seit seiner Verwandlung in den "Dreiäugigen Raben" zunehmend weniger Bezug und Empathie für die gewöhnlichen Menschen entwickelt hat - und seine Fähigkeiten weder einsetzen konnte (oder wollte?), um den Menschen Vorteile in der Schlacht mit dem Nachtkönig zu verschaffen, noch das Massaker in Königsmund zu verhindern ...
... aber vielleicht ist das ja der GoT-typische Bruch mit den Erwartungshaltungen, der sich hier zeigt: Der den Menschen abgewandte Bran sucht den Drachen (wäre ja auch ein nettes Fortbewegungsmittel für ihn), in Königsmund ist schon wenige Wochen auf der Asche von vermeintlich Hunderttausenden schon wieder business as usual eingekehrt.
Also, für mich stellt all das gar keinen so großen Bruch dar, etwas ernüchtert bleibe ich aber schon zurück. Ich denke, die über die Jahre entstandenen Erwartungshaltungen konnten vielleicht auch gar nicht erfüllt werden.
Ich erkenne da auch Parallelen zu "Star Wars": Als in den 90ern die Prequel von Fans wie Kritik vermissen wurden, konnte man fast glauben, bei den Originalen von 77-82 habe es sich um großes Autoren-Kino gehandelt. Was definitiv nicht der Fall ist...
Ich finde nicht weniges aus den ersten GoT-Staffeln auch durchaus unlogisch, inkonsistent oder cheesy - aber solange GoT noch nicht im Mainstream der Popkultur angekommen war, sondern ein Nischenprodukt für Genre-Fans, hat davon eben keiner außerhalb der Zielgruppe Notiz genommen. Jetzt ist halt ein Riesen Fokus auf dem Thema und jeder (mich eingeschlossen) muss seinen Senf dazu abgeben.