Musikanalyse eines rechtsextremistischen Titels

  • Ersteller Annibunny
  • Erstellt am
A
Annibunny
Registrierter Benutzer
Zuletzt hier
06.09.11
Registriert
05.09.11
Beiträge
3
Kekse
0
Hallo,
ich habe, wie soviele hier, ein arges Problem mit der Musikanalyse.

Ich soll auf 7Seiten ein Musikstück anlysieren. Hierfür habe ich einen Titel der indizierten Band "Stahlgewitter" gewählt und möchte schauen, ob diese Musik gewalttätige Handlungen, bzw. Verhaltensweisen fördert.

Da ich von Musikanalysen keine Ahnung habe und dies auch nur im Nebenfach eingereicht werden soll, benötige ich dringend Hilfe bei folgenden Fragen:

Welche Analyseform ist die geeignetste?
Wie ist die Vorgehensweise?
Gibt es irgendwo geeignetes Material?
etc...
 
Eigenschaft
 
ich hab da auch keine Ahnung von, aber wissenschaftlich bist du schon mal auf dem richtigen Weg.
Studie mit auto-suggestivem Ziel, das vorher feststeht:
a.) du bist rechts und beweist, dass die Mukke völlig harmlos ist
b.) du kannst die Spacken nicht ausstehen und beweist, das Musik die Randale fördert
korrekt (im klassischen Sinn) wäre
c.) was bewirkt die Berieselung mit solchen Sounds bei den Konsumenten ?

mit solchen Fragestellungen oder ihrer Beantwortung kann man aber weder Geld noch Blumentöpfe verdienen...
ergo lass dich nicht irritieren ;)

cheers, Tom
(sorry, konnte nicht anders - ist nicht persönlich gemeint)
 
Ich möchte nochmal festhalten, dass ich nicht der rechten Szene verfallen, sondern gegen die rechte Positionierung bin.
dennoch muss ich was geeignetes zu diesem Them abgeben...
 
Ich kenne mich mit solcher Musik gar nicht aus, würde sie vermutlich noch nichtmal erkennen, wenn ich sie höre...
Aber da stellt sich mir die Frage: wird die Botschaft/Wirkung über die Musik oder den Text transportiert?
Und noch eine Frage: was (bzw. wie oder warum) bewirken andere Musiken, z.B. Märsche oder Walzer und andere Tänze? Man sagt ja so: da zuckt das Tanzbein :).
 
Da sich ähnliche Fragestellungen auch im Metal stellen, möchte ich mal was einwerfen:

Solche Analysen gehen immer vor dem Baum! Sie müssen es, wenn sie quasi objektiv sein wollen. Denn entscheidend beim Empfinden von irgendeiner Kunst ist die Vorbildung und Erwarung des Rezipienten. Was für den normalen Metalfan der härteren Gangarten ein melodischer, eher getragener Song ist, kann von anderen als "aufpeitschende" "aggressive" Musik empfunden werden. So wie mancher Whiskyfan beim Whisky den Geruch und Geschmack von Heidekraut und Honig erkennt, wo der Antialkoholiker nur harten Alkohol riecht und schmeckt.
 
Ich soll auf 7Seiten ein Musikstück anlysieren. Hierfür habe ich einen Titel der indizierten Band "Stahlgewitter" gewählt und möchte schauen, ob diese Musik gewalttätige Handlungen, bzw. Verhaltensweisen fördert.
Geht es denn um die Musik? Also ist das eine Musikpsychologische Fragestellung oder geht es rein um den Textinhalt?

Ich vermute man kann das komplett trennen. Musikalisch hat das meist nicht mehr als Punk oder Rock, der sich (bewusst) musikalischer Komplexität enthält. Man könnte sagen, dass dies ein Resultat aus der Idee ist, von den politische Texte nicht mit musikalischen Schmankerln abzulenken. Aber ich spreche den Verfassern dieser Musik ab, irgendetwas überlegtes zu tun.
In der Linken Szene gibts schon mehr musikalische Bezüge.

Ich wusste nicht, dass Stahlgewitter indiziert ist. Kommt mir etwas seltsam vor da es bei politischen Dingen normalerweise ein Verbot oder eben kein Verbot geben müsste? Getreu dem Motto: "ein bisschen Gewalt" sorgt für Indizierung. Aber "ein bisschen Volksverhetzung" geht doch eigentlich nicht oder?
 
Ich soll auf 7Seiten ein Musikstück anlysieren. Hierfür habe ich einen Titel der indizierten Band "Stahlgewitter" gewählt und möchte schauen, ob diese Musik gewalttätige Handlungen, bzw. Verhaltensweisen fördert.

Ein indiziertes Musikstück zu analysieren, ist eine heikle Sache - immerhin trägst du durch eine Analyse dazu bei, daß solche Musik verbreitet, gehört und beachtet wird. Das widerspricht dem Grundgedanken der Indizierung.

Welche Analyseform ist die geeignetste? Wie ist die Vorgehensweise?

Form? Du schreibst 7 Seiten und zeigst, wenn nötig und sinnvoll, ein paar Noten. Du solltest einige Fragen formulieren, die du innerhalb der Analyse beantwortest. Ob die Musik allerdings gewalttäige Handlungen bzw. Verhaltensweisen fördert, ist nur sehr begrenzt in einer *musikalischen* Analyse darzustellen, weil das eine sozialpsychologische Sache ist. Innerhalb einer musikalischen Analyse kannst du nur zeigen, welche musikalischen Parameter und Elemente extremes Gedankengut fördern könnten.

Gibt es irgendwo geeignetes Material?

Es gibt sicher musikwissenschaftliche Schriften zu rechter Musik, aber die würde ich erst in zweiter Linie beachten. In erster Linie musst du dir dein Material selbst machen. Schreib also den Text heraus und fertige am besten ein Leadsheet an. Damit hättest du das ideale Material für eine musikalische Analyse. Aber, wie schon von Fastel angedeutet: da wird nicht mehr oder weniger als ein durchschnittlicher Rocksong bei herauskommen. Das spezifisch Rechte versteckt sich kaum in der Musik, sondern hauptsächlich im Text. Möglicherweise finden sich ein paar Wort-Ton-Beziehungen (sodaß texlich wichtige Passagen durch besondere melodische Wendungen bzw. Akkordfolgen unterstrichen werden), aber ich würde eher nicht damit rechnen. Die guten Songschreiber und Komponisten werden kaum rechtslastige Songs machen.

Harald
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Zu dem Thema indizierte Musik und der Gefahr der Analyse, habe ich mich mit einem Geschichtslehrer untrhalten. Dieser meinte, eine Anlayse solch eines Liedes wäre möglich. Es wäre Wissenschaft;)

Was haltet ihr davon, wenn ich den Liedtext im Bezug auf das sehr rechtssympatisantische Video untersuche??????
Gruß Anni
 
Ich habe den Eindruck, dass hier der Begriff Musik gleich gestellt wird mit dem Begriff Text und dem äußeren Auftreten der Band.

Musik für sich genommen bleibt immer nur Musik und somit politisch wertfrei. Wagners Musik als nationalsozialistisch zu bezeichnen, nur weil Hitler diese mißbrauchte, ist absurd.

Es gibt keine braunen Subdominanten genau so wenig wie es kommunistische Zwischendominanten gibt. Ideologischer Müll kann immer NUR vom Text und vom Auftreten der Musiker getragen werden.

Wenn man das mal geschnallt hat kann man sich eventuell mit deren Text ja vielleicht den Arsch abputzen - damit wäre das anal-ysiert. Zu viel mehr taugen deren Texte nämlich nicht.

Es bliebe nun einzig eine musikalische Analyse des Stückes. Die wiederum dürfte meines Erachtens aber sehr mager ausfallen. Leider konnte ich nur sehr kurz reinhören, da ich wegen Brechreiz auf Toilette musste. Aber was ich hörte war wie schon gesagt sehr dürftig und um damit 7 Seiten voll zu bekommen müsste man die Schriftgröße mindestens auf 84 stellen.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 6 Benutzer
Was haltet ihr davon, wenn ich den Liedtext im Bezug auf das sehr rechtssympatisantische Video untersuche??????
Nun ja, das sollte zumindest ergiebiger sein als eine reine Textanalyse.

Die Frage, inwiefern Rechtsrock aggressiv macht, finde ich so ohne weiteres nicht beantwortbar. Vor allem weil es stark kontextabhängig ist: Mag sein, dass sich Nazis mit Stahlgewitter aufgeilen, bevor sie Mollies auf Asylbewerberheime werfen und jüdische Friedhöfe vollpissen. Vielleicht haben sie aber auch ganz romantischen smoothen Kuschelsex zu Stahlgewitter. Es gibt kein vordefiniertes Einsatzspektrum harter, schneller Musik.
Interessanter wäre imho die Analyse einer Band auf die Frage hin, wie rechtsradikales Gedankengut medial transportiert wird. Ob es mit dem ausgewählten Song möglich ist, als ahnungsloser Neuling in eine rechtsradikale Szene reinzukommen (Stichwort Schulhof-CD), oder ob er nur voll erschlossen werden kann durch Menschen, die schon längst im braunen Sumpf drinstecken und die Codes und Bedeutungen kennen, und ob der Text bzw. die Performance der Band so offensichtlich Nazi-Like ist, dass die anvisierte Kundschaft mit noch nicht so gefestigtem Weltbild nicht eher abeschreckt wird.
Zumal du da bei der Analyse auf einiges an Literatur zurückgreifen kannst.

Was noch nicht genannt wurde bisher (edit: oh doch, danke cudo) ist der subkulturelle Kontext eines Liedes undoder einer Band. Dafür könntest du z.B. analysieren, wo die Band auftrat und welches Publikum zugegen war (unpolitisches Spektrum oder einschlägig rechtsradikale Kneipe?), welche Bands vorher und nachher noch spielten und welchen Ruf die haben, wie die Performance der Musiker auf der Bühne aussieht, wie das Artwork ihrer Alben, ihr Merchandizing, ihr Bandlogo etc. - werden da rechtsradikale Codes verwendet?
Textlich könntest du analysieren in Hinsicht auf gesellschaftliche Themen, die angesprochen werden, und welche vermeintlichen Lösungen vermeintlicher sozialer Probleme gefordert werden. Welche Fixpunkte und historischen Daten werden in Songs (oder Band-Selbstdarstellungen) genannt? Haben sie einen Bezug zum NS oder zu Ereignissen der neofaschistischen Szene? An welche (zur Veröffentlichung aktuellen) Debatten wird angeknüpft? Fallen eindeutige Schlagwörter oder Beschimpfungen? Oder werden nur sehr indirekte, beim ersten Hören und ohne das Insiderwissen nicht fassbare Feindbilder konstruiert? Und ähnliche Fragen.

Seeehr komplexes Thema, du musst dich schon etwas mit der (neo)-faschistischen Szene auseinandergesetzt haben, um das Rechtsradikale ausfindig machen zu können. Nicht alle Bands posaunen das ja so raus, wobei das bei Stahlgewitter jetzt wohl nicht so schwerfallen dürfte, das zu entdecken...

---------- Post hinzugefügt um 17:21:24 ---------- Letzter Beitrag war um 16:32:56 ----------

Musik für sich genommen bleibt immer nur Musik und somit politisch wertfrei. Wagners Musik als nationalsozialistisch zu bezeichnen, nur weil Hitler diese mißbrauchte, ist absurd.
Darin stimme ich dir nur bedingt zu. Die reine Musik, von ihren Urheber_innen und konsument_innen getrennt, ist wertfrei.

ABER: Musik ist ein Medium zwischen den Menschen, die sie machen und denen, die sie hören. Darum überlegen sich Musiker_innen ja genau (oder zumindest sollten sie das, auch wenn ein Blick ins hiesige Songwriting-Forum mich oft daran zweifeln lässt...), was sie erreichen wollen und welche musikalische Umsetzung sie dafür am geeignetsten betrachten. Auch Wagner war ja als Kulturproduzent nicht völlig losgelöst von der Gesellschaft, in der er lebte, und irgendwie muss er also die gesellschaftlichen Vorstellungen seiner Zeit in seiner Musik reflektiert haben. Nicht umsonst hat Wagner ja ein antisemitisches Pamphlet über jüdische Musiker geschrieben und mit dem Ring der Nibelungen bewusst an die deutschnationale Mythologie angeknüpft.
Das macht die reine Musik an sich nicht nationalistisch oder antisemitisch, aber sie kann dennoch so verstanden werden, weil es das Werk eines nationalistischen, antisemitischen Komponisten in einer nationalistischen, antisemitischen Ära war, die gehört wurde von überwiegend nationalistischen, antisemitischen Menschen. Und es auch keinen Songtext zur Musik gibt, der diese Interpretationen vollends ausschließen würde.

Auf Rechtsrock übertragen: Es ist doch imho sehr bezeichnend, dass Rechtsrock erst entstehen konnte, als der Rock den Rock'n Roll abgelöst hatte (welcher seine schwarzen Wurzeln nie verneint hat) und Rock mit Punk zunehmend sozialkritischer und politischer geworden war. Davor war diese Musikrichtung für Nazis einfach nicht geeignet, faschistische Anliegen zu transportieren, beziehungsweise es wäre höchst inkonsequent gewesen, das dennoch zu tun.
 
Zuletzt bearbeitet:
bigvik
  • Gelöscht von Claus
  • Grund: keine Argumente, Spam
Es gibt keine rechte Musik, nur rechte Texte! Wenn du sowas analysierst, musst du vom Text ausgehen und kannst dann untersuchen inwiefern die Musik den Text unterstützt. Musik ist per se immer unpolitisch.
 

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben