aus vorhanden Akkorden einen anderen Part entwickeln

Fantus
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Hallo Leute,
ich sitze gerade vor dem Problem, das ich basierend auf 4 Akkorden etwas gebastelt habe, was sich ganz gut anhört (Am,G,F,Em) und möchte einen weiteren Part machen uaber ich weiß nicht wie ich vorgehen soll.

Meine Frage geht weniger auf Möglichkeiten, das zu machen, sondern eher, welches theoretische Rüstzeug brauche ich dafür und wie und wo kann man das lernen.
Mein Kenntnisstand ist eher rudimentär, Begriffe wie Quintenzirkel und 1 und 2. Umkehrung sind allerdings bekannt

Kann mir da jemand weiter helfen?
 
Eigenschaft
 
Das Stichwort lautet: Harmonielehre. Wenn du das googelst, bekommst du an die 500.000 Ergebnisse mit Webseiten, Büchern, DVDs und Videos, in denen an die Sache herangegangen wird. Je nachdem, was dir davon liegt, kannst du dir da ein paar schöne Sachen raussuchen, wenn du lieber was in der Hand hast, können hier einige auch Bücher empfehlen ;)


Generell kannst du da ganz kreativ sein und einfach ausprobieren. Du könntest einzelne Akkorde in deiner Folge ändern und hast einen starken Bezug auf dein Grundmodell, du könntest die Tonart wechseln und das gleiche Riff wiederholen (z.B. ganz Klischeehaft eine große Sekunde hoch, wenn du am Ende eines Songs den Refrain mit mehr Spannung wiederholen willst oder gar einen Tonartwechsel in einen Part fest einbauen wie - siehe bspw. Petr Elfimov mit 'Eyes That Never Lie' im Refrain) oder du ignorierst dein bisheriges Riff komplett, wechselst die Tonart und baust in dieser ein ganz anderes Riff aus anderen Akkorden.

Dir sind keine Grenzen gesetzt, vielleicht kannst du ja mit den Denkanstößen schon was feines basteln ;)
 
Hallo, danke für die Antwort, aber gerade diese Flut an Treffern hat mich zu dieser Frage gebracht. Beim meinem ungezielten rumprobieren verliere joch mich oft in den Möglichkeiten.
Hast du denn einen Tipp für ein Buch, so etwas wie "praxisorientierte" Harmonielehre?
 
Nein, leider nicht. Bin bisher immer mit Ausprobieren und dem Musikunterrichtswissen ausgekommen...

Was du zielgerichteter ausprobieren könntest: Schau dir die Harmoniefolgen von Stücken an, bei denen du diese für gelungen hälst und versuche zu verstehen, was genau da gemacht wurde. Welche Spannungseffekte wurden durch welche Stufenakkorde erzielt, erkennst du vielleicht gar die/eine Spannungskurve? Daraus kann man immer lernen und sich zumindest die Harmonielehre-Basics schon mal selbst erarbeiten und entsprechend auch selbst verwenden.
 
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Stufenakkorde könnten dir da weiter helfen. Schau dir mal diese Grafik an.

http://www.scho-ko.de/PD-Dur-Stufenakkorde.pdf

Um mal bei deinem Beispiel zu bleiben. Du bewegst dich in der Tonart Am, identisch übrigens mit C Dur.
Wie oben in der Grafik beschrieben ist Stufe 1 Dur, Stufe 2 Moll, Stufe 3 Moll, Stufe 4 Dur, Stufe 5 Dur, Stufe 6 Moll.
(Stufe 7 kannste erst mal ausser acht lassen)
Stufe 1, bzw Stufe 6 sind die bestimmenden Akkorde der Tonleiter, heisst C Dur und A Moll Tonleitern sind identisch.

Du nimmst dir jetzt deine Akkorde (Am,G,F,Em) und suchst in welcher Spalte (Tonart) du sie findest. Das ist dann bei C.
Nun kannst du alle Akkorde die du in dieser Spalte findest dazu spielen. Wichtig nur dabei ist ob Dur oder Moll. Das steht dann oben in Zeile 2 (Akkordbez.)
Lass dich von der 7 die jeweils dabei steht nicht irretieren, das sind dann die Vierklänge.

Anderes Beispiel: Wäre deine Tonart E Moll. E Moll (6 Stufe), du schaust also bei Tonart G (1 Stufe). Die Akkorde die dir nun zur Verfügung stehen heissen nun G Dur, A Moll, B Moll, C Dur, D Dur, E Moll.

Ich hoffe du verstehst was ich meine. Die Grafik ist nicht schlecht, könnte man aber noch übersichtlicher gestalten.
 
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danke dir, die Tabelle ist schon mal sehr hilfreich. Im Grunde bin ich bei den vorhanden Akkorden ja genau so vorgegangen, bin von A Moll ausgegangen ( alle Tasten weiß :D ) und habe da munter Akkorde mit gebildet
 
*Wobei du natürlich bedenken musst: Am und C beispielsweise haben zwar die gleichen Töne in der Tonleiter, jedoch klingen die Tonarten deshalb anders, weil eben auch die Funktion der Stufen anders ist. So ist G bei C Dur beispielsweise die Dominante und damit sehr spannungsaufbauend. In Am dagegen ist G dagegen die Septime und damit auch deutlich weniger spannungstreibend ;)

Sagen dir die Begriffe Tonika, (Sub-)Dominante und ihre Parallelen etwas?
 
jup Tonika, (Sub-)Dominante und ihre Parallelen kenne ich... mein Part ist aber durch die Melodie, die ich da drüber spiele, eindeutig moll
 
*Wobei du natürlich bedenken musst ...

Ist richtig was du sagst, aber zu dieser Tabelle kann man tausend Dinge sagen oder bedenken. Am Anfang aber ist es erst einmal hilfreich zu wissen welche Akkorde zusammen passen.
 
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Am Anfang aber ist es erst einmal hilfreich zu wissen welche Akkorde zusammen passen.
Im gründe ging es mir auch genau um die Frage, die Tabelle liefert schon mal eine Fülle Sachen, die man mal probieren kann
 
Im gründe ging es mir auch genau um die Frage, die Tabelle liefert schon mal eine Fülle Sachen, die man mal probieren kann

Dann viel Spaß beim Ausprobieren ;)

Habe da noch eine alte Nachricht ausgegraben, ursprünglich wurde mir das Buch für Improvisationen und Harmonielehre empfohlen, vielleicht interessiert es dich ja auch:

Material als Übungshilfe: Neben der sehr auf Jazz und etwas Latin ausgerichteten Jamey Aebersold-Reihe habe ich noch einen Lieblings-Buchtip zum Thema Improvisation:
Fritsch, Kellert, Lonardoni - Imrpovisieren Musikarbeitsbuch mit 2 CDs
Das Buch und die Beispiele sind nicht an einen bestimmten musikalischen Stil gebunden.

Das Buch erklärt wie nebenbei die für Rock/Pop/Jazz längst Standard gewordenen Begriffe der Akkordskalentheorie und ist dabei kein "trockenes Lehrbuch", sondern voller praktischer Übungen, zu denen jeweils der theoretische Hintergrund in Häppchen serviert wird, von kinderleicht (Modes) bis harmonisch anspruchsvoll (SDM, IM).

Falls man systematisch damit arbeitet, erwirbt man sich Stück für Stück eine solide Theorie sowie echtes Können in Harmonielehre und Improvisation.
Nur das erste Kapitel mit den "Grundlagen" fand ich nicht so wohlgeordnet und habe deshalb gleich mit dem 2. Kapitel "Erarbeiten eines Solos" auf Seite 52 angefangen. Ab da ist der weitere Ablauf sehr stimmig und nutzbringend.

Einzige Vorausetzung ist, dass man Noten im Violinschlüssel halbwegs vernünftig lesen können sollte. Amsonsten braucht man halt noch eine Woche vorgeschaltete Übungen aus dem Internet, um sich das drauf zu schaffen. Die bislang letzte der Amazon Kritiken zum Buch ist von mir und wie Du an der Empfehlung siehst, hat sich meine Einschätzung seither nicht geändert..
 
danke für den Tipp, ich schau mir das mal an
 
welches theoretische Rüstzeug brauche ich dafür ?

Hi Fantus,

um zu verstehen wie man Akkordfortschreitungen komponiert, musst Du verstehen wie Tonalität funktioniert.



DiatonicFunctions.jpg


In der Grafik siehst Du alle diatonischen Funktionen der Tonart G-Dur. Weiterhin siehst Du dass die Funktionen in 3 Gruppen unterteilt sind.
In der Mitte steht die Tonika-Gruppe - angeführt von ihrer Hauptstufe, der I Stufe. Ebenso zur Tonika-Gruppe gehören die Stufen IIIm und VIm. Sie sind Stellvertreter der Hauprstufe und haben in etwa die selben Qualitäten wie die I Stufe.
Wenn Du nun nur Akkorde der Tonika-Gruppe hintereinander spielst merkst Du, dass eher ein schwebender, sich nicht fortbewegender Klang entsteht. Es passiert nichts.
Wenn Du möchtest, dass eine Akkordfortschreitung wirklich "fortschreitet", musst Du den Tonika-Bereich verlassen.
Dazu hast Du 2 Möglichkeiten: entweder Du gehst in den Bereich der Unterdominante (Subdominante) oder in den Bereich der Oberdominante (Dominante).
Auch diese beiden Bereiche haben jeweils eine Hauptstufe und dazu einen Stellvertreter.

Wenn Du nun den Tonika-Bereich verlässt, zur Subdominante oder zur Dominante hin, oder auch eine Kombination der Beiden, musst Du ja irgendwann wieder zurück kommen in den Tonika-Bereich, also "coming back home". Diesen Teil der Akkordprogression nennt man dann Kadenz (das kommt von lateinisch "cadere" = fallen = zurückfallen in die Tonika.)

Wenn Du vom Dominant-Bereich zurückfällst in den Tonika-Bereich nennt man das eine Authentische Kadenz.
Wenn Du vom Subdominant-Bereich zurückfällst in den Tonika-Bereich nennt man das eine Plagale Kadenz.

Probier's aus und Du wirst hören, dass beide Kadenztypen sehr unterschiedlich klingen.
 
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Probier's aus und Du wirst hören, dass beide Kadenztypen sehr unterschiedlich klingen.

Hallo CUDO II, danke für die Post, dieses Betrachtungsweise ist mir wirklich völlig neu, werde da heute abend am Keyboard rumprobieren müssen.
 
Hätte neben dem gefürchteten http://www.mu-sig.de/Theorie/Tonsatz/Tonsatz00.htm

auch noch etwas sehr Gefälliges anzubieten, das (in Englisch) mit sehr viel Anhörungsmaterial und ohne allzuviel Theorie-Ballast die wesentlichen Dinge nahebringt:

www.teoria.com

Zu den Grundfunktionen, wie von CudoII beschrieben, könntest du dir z.B. einmal

http://www.teoria.com/articles/waldstein/index.html

anhören bzw. angucken. Die Grundfunktionen in I, IV, V Notation stehen gleich drunter...


Am, G, F, Em sind bereits eine kleine Kadenz mit (Halb-) Schluss auf Em, welche als Moll-Dominante fungiert. Klassisch bekannt ist die Akkord-Folge mit Schluss auf E (also Durakkord) als sog. Andalusische Kadenz.
 
Zuletzt bearbeitet:
oh danke dir ... einen schönen Tipp hatte heute auch mein Gitarrenlehrer "Harmonische Modelle in der Rock- und Popmusik für Sek. I und II" ok, das ist ein Schulbuch aber im Grunde auch genau das, was ich gesucht habe
 

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