Wie harmonieren Gesang und Instrumente zueinander?

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Shanks
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Hi,

ich arbeite zurzeit sehr viel an meinem Gesang und stolpere immer wieder über einige Sachen die ich nicht nachvollziehen kann. Was mich verwirrt ist auch nicht so leicht zu beschreiben. Ich fange am besten mit einem Beispiel an.

Der Song Vermillion von Slipknot startet mit einem g# Akkord, gesungen wird aber am anfang ein B. Zumindest laut den Noten die ich online finden konnte. (vllt lieg ich auch falsch)

Ein weiteres Beispiel:
Jack Johnson - Better Together. Erster Akkord wenn der Gesang einsetzt ist ein F und gesungen wird B.

Ich dachte immer man soll / kann sich an den Instrumenten orientieren, was die Gesangsmelodie betrifft. Wie harmoniert das in meinem Beispielen? Wieviel Spielraum hat man beim singen? Bei Vermillion z.B. könnte ich das g# am Anfang sehr gut mitsingen, mit dem B hab ich aber Probleme. Würde das dann immer noch gut klingen?

Ich hoffe ich konnte meine Schwierigkeiten mit dem Thema halbwegs klar ausdrücken.
 
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Die schnelle, praxisorientierte, Antwort lautet: Das muß man einfach probieren und von Fall zu Fall die Ohren entscheiden lassen.

Die lange, umständliche und theoretische Antwort lautet:
E I N Ton sagt noch gar nichts aus. Es ist ja damit nicht gesagt, welche Gewichtung dieser Ton innerhalb der Gesangslinie hat, ob er ein "wichtiger" Ton ist, oder nur Verzierung, Annäherung, Durchgang, Wechselnote, ...

Wichter und lohnender wäre es, das ganze harmonische und melodische Geschehen und Umfeld zu untersuchen. Und in diesem Kontext kommt dann vielleicht so ein Begriff wie "Chordscales" vor. Das heißt, der Ton-VORRAT von Gesang und Begleitung sollten zu einem beliebigen Zeitpunkt im Lied deckungsgleich sein. Das heißt aber noch nicht, daß deswegen der Gesang nur auf Dreiklangstöne beschränkt bleiben muß, sondern im Gegenteil: Chordscale beschreibt den momentan passenden Tonvorrat. Der Drei- oder Vierklang der Begleitung ist nur ein Auszug daraus.

Aber, wie immer in der Musik ... der Grat zwischen "spannend" und "erfrischend unerwartet" und schlicht und einfach "falsch" ist ein ganz ganz schmaler ... :)

LG - Thomas

PS: Ich habe mir alle mögliche YT-Videos Deines Beispielsongs von Jack Johnson angehört. Was der erste Ton da GENAU ist, ist wohl sehr sehr interpretationsabhängig ... :)
 
PS: Ich habe mir alle mögliche YT-Videos Deines Beispielsongs von Jack Johnson angehört. Was der erste Ton da GENAU ist, ist wohl sehr sehr interpretationsabhängig ... :)

Der Threadsteller geht wahrscheinlich davon aus, dass jeder hier diese Songs kennt, da er sich nicht die Mühe macht hier einen eindeutigen Link zu den von ihm zitierten Stellen zu posten. Da bleibt man ratlos wenn man die Songs eben nicht kennt. :)
 
in der Plattenversion von "Better Together" ist nix Ungewöhnliches zu erkennen. Der Auftakt-Ton (1 +) geht dermaßen schnell vorbei... Es ist jedenfalls c oder f - ich kanns nicht sagen, jedenfalls nix Dissonantes. Dann springt er zur Zwei auf c...
 
Sorry. Hätte wirklich die Links zu den Songs hinzufügen sollen.

Mir gings meistens um die erste Zeile des Gesangs. z.B bei Vermillion Part 2 spielt die Gitarre ein ein g# und es wird ein B gesungen. Könnte mir jemand nur für diesen Part ein Beispiel nennen, welche Töne da auch noch harmonieren würden?

 
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Das kommt auf die Tonart des Liedes drauf an.

Wenn das Lied in G# Moll geschrieben ist, dann ist das B (deutsch: H) die Terz dazu, und harmoniert natürlich wunderschön.
Ein D# (Quint) würde auch harmonieren, genauso wie ein C# (Quart), je nach Kontext auch E (Sext) oder F# (Septime).
Ein A# (Sekund) kann auch passen, wenn gerade Spannung erzeugt werden soll.

Wenn das Lied hingegen in C# Moll geschrieben ist, dann ist das G# der Gitarre bereits die Quint, und das B des Sängers die Septime.
In diesem Fall würde ein A# nicht passen, weil es nicht Bestandteil von C# Moll ist. An seine Stelle tritt das A, als Sext.

(Ich lasse hier mal bewusst leiterfremde Töne außer Acht, um es nicht zu verkomplizieren)
 
Ich habe den Eindruck, es geht dem Threadersteller um die Problematik, den jeweils ersten Ton der Gesangsstimme eines Songs zu treffen.

Natürlich steht der erste Ton in einem Verhältnis zu dem darunter gespielten Akkord. Einfach ist es, wenn beides gleich ist, also etwa ein "g" über einem G-Dur oder G-Mollakkord.

Ist der erste Ton die Terz oder die Quinte des Akkordes, geht es auch noch. Ist es die Quarte oder die Sechste, wird es schwieriger.

Das Verhältnis des ersten Tones zum Akkord - das Intervall - sollte man also kennen. Da ist es sinnvoll, die Intervalle zu lernen. Also, was ist und wie klingt eine Sekunde, Terz, Quarte, Quinte e. t. c. Dazu kann man sich "Musterintervalle" einprägen. Eine Polizeisirene beispielsweise "spielt" immer eine Quarte.

CW
 
Dazu kann man sich "Musterintervalle" einprägen.

Ich finde charakteristische Songstellen gut, die man sich mit der Harmonie eingeprägen kann, z.B. Sekundschritt abwärts zum Grundton am Anfang von Yesterday. So etwas brennt sich mit dem Üben total ins Hirn.
Einen Blick wert ist die Seite zu diesem Thema bei Earmaster, denn sie bietet auch Links zum Klangbeispiel:
http://www.earmaster.com/products/free-tool/interval-song-chart-generator.html

Es gibt auch einige "Interval Songs" auf Youtube, mein Favorit ist dabei der von Django Bates.




Gruß Claus
 
Ich finde charakteristische Songstellen gut, die man sich mit der Harmonie eingeprägen kann, z.B. Sekundschritt abwärts zum Grundton am Anfang von Yesterday.
Wird immer wieder kolportiert, ist aber leider falsch. Erst in der Wiederholung kommt eine Sekunde beim Tonleiterabgang von der Quinte aus. Dort "macht" sie auch mehr Sinn, wie der gemeine Neudeutsche zu sagen pflegt. Das könnte Anfänger verwirren. Zumindest wissen sollten sie es.
 
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Erst in der Wiederholung kommt eine Sekunde beim Tonleiterabgang von der Quinte aus.
Hast recht. :great:
Der Erinnerungsfehler lag daran, dass ich die Stelle nicht nach der Aufnahme von Paul McCartney im Ohr habe. "Mein" Sekundschritt ist der Anfang einer Version aus der Gitarrenschule von Dieter Kreidler, mit der ich in den späten 70ern gelernt habe.
 
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"Mein" Sekundschritt ist der Anfag einer Version aus der Gitarrenschule von Dieter Kreidler, mit der ich in den späten 70ern gelernt habe.
Ja, wir kennen alle die Version mit der Sekunde - spätestens, seit wir das Lied mal in der Schule singen mussten und zwar in folgender - auch rhythmisch kranker - Version:

http://s1.***.net/images/140907/4hbxbjc8.jpg

statt so:

http://s7.***.net/images/140907/qqakjll3.jpg

Kein Wunder, daß wir dachten, Beatles sei Oma-Musik.
 
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Also ich verstehe nicht ganz wo bei dem Slipknot Song das Problem liegt. Der Song steht in G#m und die Melodie fängt auf einem G# an. Den gesamten A-Teil über spielen Bass und Gitarre im wechsel G#-Moll und B-Dur (B=H in internationaler Schreibweise). Die Melodie verläuft dabei immer innerhalb der natürlichen-Molltonleiter.

Mit Bb als None und E als kleiner Sexte kommen typische Spannungstöne für diese Tonleiter vor und werden immer korrekt aufgelöst. Sicher ist es erstmal ein bisschen schwer diese Töne richtig zu intonieren und der Spannung nicht auszuweichen, aber das ist halt gerade der Witz daran.

Versuch doch einfach mal über den Song eine passende Tonleiter zu singen.
 
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