Melodie gewählt - wie geht es weiter?

Ich habe mich noch einmal mit den Harmonisierungsvarianten der Forumler hier beschäftigt. Für mich klingt in fast allen Harmonisierungen der erste Septimensprung unbefriedigend.

Sehr gut ist diese Stelle meiner Meinung nach bei Cudo gelungen. Hier klingt es perfekt, schlüssig. Der Sprung bettet sich gut in die Harmonien ein.
Dadurch, daß hier A-Moll gewählt wurde, wird vom Quintton abgesprungen. Das klappt besser als der Sprung von der Terz in Dur, so mein Eindruck.

Das Problem mit dem harmonischen Rhythmus (bzw. Schluß) hat meiner Meinung nach Papsi gut gelöst. Der erste Takt klingt wie für mich wie ein Auftakt, der zweite ist der Schwerpunkt. Die Doppeldominante im dritten Takt ist wieder leicht und die Dominante im vierten Takt schwer. Der harmonische Rhythmus ist um einen Takt verschoben. Und der Schlußakkord liegt so auf einem Schwerpunkt. Es klingt rund.
Daß der Septimsprung am Anfang nicht so negativ auffällt, liegt vermutlich auch an den Voicings.

Ich habe mal eine Mischung aus den Harmonisierungen von Papsi (Anfang), Thomas (A7) und Klaus (Quintfall) gebastelt, die sich streng an diesen harmonischen Rhythmus hält.

Code:
| --    | Cmaj9 | F#°7  | G7    |
| A7    | Dm7   | G7    | C     |

 
Sehr viel Wahres wurde zum Thema hier schon gepostet und trotzdem nochmal ein Denkanstoss zum Harmonisieren von Melodien.
Was für mich bei meiner Harmonisierung vielleicht mit am entscheidensten war ist die Wahl der Harmonien auszurichten am erzielten Grad der Spannung, erzielt durch das Melodie - Grundtonverhältnis an prekären Stellen (primary Climax etc.). Dort mit available Tensions die größtmögliche Spannung zu erzielen war mir wichtig.
Wenn ich z.B. "c" als wichtigen Melodieton habe und diesen mit einem C Dur Dreiklang harmonisiere klingt das entsprechend "fad". Wenn ich den gleichen Ton "c" aber mit einem GmMA7 harmonisiere und das "c" praktisch als Tension 11 erklingt, wirkt das schon ganz anders.
Natürlich muss darüber hinaus der Harmonische Rhythmus und die verwendeten Kadenzen stimmig klingen.

Hier noch einmal eine Harmonisierung , angeregt durch Papsi's Beispiel:

|| C6 | C/E | Ebo7 | % |
| Dm7 | Dm7/A Ab13 | G13 Db9#11 | C6 ||

Zum Hören -> www.cisum.info/melodieharmonisierung.wav
 
Im vorl. Fall wird C6 gehört, weil in der Penultima das f erklingt (b6 zu Am), gesteigert noch durch den Tritonus. In den ersten 4 Takten, also im Vordersatz der Melodieskizze , gibt es aber kein f - und deshalb lässt sich dieser so problemlos auf Am harmonisieren - Am ist hier tonikal, als Am6, also "dorisch". In der Melodieskizze von Klaus zähle ich von T.4 bis auf T.8 insgesamt 4 Quintfälle - von Em beginnend bis C abschließend (IIIm VIm IIm V I) - fertig. Der "Gamechanger" ist hier Melodie-Ton f. Der kommt - je nach Harmonie - entweder schon im T.5 oder erst im Takt 6. Es wird hierbei ausgenutzt, dass diatonische (Quintfall)-Sequenzen nach Dur tendieren: "man kommt auf der Parallele raus". Da alles diatonisch geschieht, handelt es sich um eine, ich nenne es so wegen des diatonischen Prinzips: "schwache Modulation" . Umdeutungsakkord (bei Klaus) ist Dm : der wird von IVm nach IIm umgedeutet. Dm hebt den (implizit oder explizit) gegebenen Ton fis auf.

In allen anderen Melodieentwürfen höre ich auch, dass der Vordersatz nach Moll will - der G klingt eher wie bVII als V. Bei Papsi sehr auffällig mMn ist der Eb°7 - mit es wird ja auch dem C eine kleine Terz "aufs Auge gedrückt" und einer Molltonart angenähert.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
erste Septimensprung unbefriedigend.
Sehr gut ist diese Stelle meiner Meinung nach bei Cudo gelungen.

Ich denke, seine Harmonisierung in Moll war eine gute Idee. Der Septimensprung ordnet sich sehr gut ein.
Bei einer Melodie, die mit c-d-e anfängt und vor allem mit g-a-h-c aufhört, drängt sich natürlich eine Harmonisierung in Dur auf. Cudo konnte den Abschluss auf Dur plausibel mit E7alt verhindern.
Möchte man sich auf die einfachen Akkorde beschränken, wie es der Threadersteller tun sollte, dann gibt es wohl kaum eine Möglichkeit, C-Dur am Schluss zu verhindern.

Wenn man einmal eine Melodie gewählt hat, so ist diese aber nicht in Stein gemeißelt, sondern kann verändert werden, wenn einem später z.B. eine schöne Akkordfolge einfällt. Melodiefindung und Harmonisierung sind in der Komposition ja zwei Prozesse, die sich gegenseitig beeiflussen.

Hier ein Beipiel mit veränderter Melodie mit gängigeren Akkorden, wenn man auf eine Variante in Moll mit dem schönen chromatischen Abstieg nicht verzichten möchte:

| Am | AmMA7 | Am7 | Am6 |
| F | F#° | Esus4 | E |

Hörbar gemachte Noten (MIDI-Aufnahme):
https://soundcloud.com/musicprobe/melodie-moll-harm

Hier noch meine vorangegangene Harmonisierung in Dur:
https://soundcloud.com/musicprobe/melodie-dur-harm

Was für mich bei meiner Harmonisierung vielleicht mit am entscheidensten war ist die Wahl der Harmonien auszurichten am erzielten Grad der Spannung, erzielt durch das Melodie - Grundtonverhältnis an prekären Stellen (primary Climax etc.). Dort mit available Tensions die größtmögliche Spannung zu erzielen war mir wichtig.

Das finde ich einen sehr wichtigen Hinweis, den ich bewusst beachtet habe und ich vergaß anzumerken, daß ich in der Version von Papsi sehr schön fand, daß
die größte Dissonanz gerade am Höhepunkt der Melodie entstand (g in der Melodie, as im Begleitakkord Fm).
Man muß immer versuchen, ganz verschiedene Aspekte so unter einen Hut zu bekommen, daß ein runder, organisches Gesamteindruck entsteht.

In der Melodieskizze von Klaus zähle ich von T.4 bis auf T.8 insgesamt 4 Quintfälle - von Em beginnend bis C abschließend (IIIm VIm IIm V I) - fertig.
Stimmt! Da ich in zwei Abschnitte dachte (Vordersatz/Nachsatz) fiel mir das gar nicht auf. (Allerdings hat das Em ein G als Basston.)

Viele Grüße
Klaus
 
@klaus111: Ich dachte beim Harmonisieren muss man Akkorde nehmen, die die Melodienoten des entsprechenden Taktes enthalten, daher sind dort viele unterschiedliche Akkorde drin...ich befolge mal deinen Rat und nehme mir etwas aus der verlinkten Liste...ist vielleicht auch besser als etwas unbekanntes zu harmonisieren.

@McCoy : Ja, die Melodie ist ein osteuropäisches/polnisches Volkslied. die Kreuze kommen daher, dass ich die harmonische Molltonleiter genommen habe...normalerweise wäre ja die II. Stufe ein verminderter Dreiklang, und mit Tritoni will ich Grünschnabel noch nicht rumspielen...
Deinen Ratschlag mit der I. und V. Stufe nehme ich mit ;) vielleicht denke ich auch zu kompliziert und benutze daher zu viele verschiedene Akkorde (s.o.)
 
@klaus111: Ich dachte beim Harmonisieren muss man Akkorde nehmen, die die Melodienoten des entsprechenden Taktes enthalten, daher sind dort viele unterschiedliche Akkorde drin...ich befolge mal deinen Rat und nehme mir etwas aus der verlinkten Liste...ist vielleicht auch besser als etwas unbekanntes zu harmonisieren.

Das habe ich mir bei deinem Vorschlag genauso gedacht. Also es war erkennbar, dass du versucht hast, in der Melodie Terzen zu identifizieren, die du mit Akkorden unterlegen kannst, deren Terzen passen. Doch die Akkorde repräsentieren Funktionen.

Es geht um Harmonielehre. Das ist noch eine ganz andere Baustelle als Intervallhören etc. Da du mit Noten umgehen kannst (ich gehe mal davon aus), empfehle ich : http://mu-sig.de/Theorie/Tonsatz/Tonsatz00.htm

: Ja, die Melodie ist ein osteuropäisches/polnisches Volkslied. die Kreuze kommen daher, dass ich die harmonische Molltonleiter genommen habe...normalerweise wäre ja die II. Stufe ein verminderter Dreiklang, und mit Tritoni will ich Grünschnabel noch nicht rumspielen...
Deinen Ratschlag mit der I. und V. Stufe nehme ich mit ;) vielleicht denke ich auch zu kompliziert und benutze daher zu viele verschiedene Akkorde (s.o.)

Welche Kreuze? Vorausgesetzt, wir reden vom gleichen Lied, bist du in D-moll (diat. F-Dur Tonleiter) und die hat , wie auch ausgewiesen, ein b.

Das Vorzeichen richtet sich nach der Tonart. Harmonisch oder Melodisch Moll sind funktionale Abwandlungen der Tonleiter - um dominantische oder doppeldominantische Funktionen zu erhalten.
 
Ich dachte beim Harmonisieren muss man Akkorde nehmen, die die Melodienoten des entsprechenden Taktes enthalten
Schon, doch es gibt auch harmoniefremde Töne.
ich befolge mal deinen Rat und nehme mir etwas aus der verlinkten Liste
Damit Du dort nicht ein komplizierteres Beispiel wählst, harmonisiere mal das folgende einfache und markiere die harmoniefremden Töne:

Kinderlied1.png
Erst das Laufen lernen, dann das Rennen, Fahrradfahren, Moped usw.. Hier fliegen manche schon mit dem Düsenjäger herum. :cool:

Ja, die Melodie ist ein osteuropäisches/polnisches Volkslied
Und wie heisst es?

Viele Grüße
Klaus
 
Das Lied heisst "Hej sokoly", man kann es bei Youtube massenhaft finden.

Fuer deine Uebungsmelodie habe ich folgende Harmonisierung gefunden und versucht, es so einfach wie moeglich zu halten:

| G | C | G (G7) | C || C | G (G7) |
| C | G (G7) || G | C | G (G7) | C |



Die harmoniefremden Noten habe ich rot markiert, in den Takten 3, 6, 8 und 11 koennte man die Noten F zur Harmonie mitzaehlen, dann wuerde der G-Akkord zu G7 werden (allerdings weiss ich nicht, ob soviele Dominantseptakkorde Sinn machen, daher die Klammern bzw. andere Farbe).

Kritik und Verbesserungsvorschlaege sind gerne gesehen...von all jenen denen ich keine Plage bin ;)
 
T.1 - T.4 | C F | Am | G | C
T.5 - T.8 | C | G | C | G
T.9 - T.12 | C F | Am | G7 C
 
Das Lied heisst "Hej sokoly", man kann es bei Youtube massenhaft finden.
Danke! Ein Volkslied mit einer politischen Geschichte (siehe: http://en.wikipedia.org/wiki/Hej_Sokoly)
youtube: Hej Sokoly

Diese Harmonisierung ist schon viel besser! Eines solltest Du noch berücksichtigen: Über 99% aller Kinder- und Volkslieder fangen mit der Tonika an.

Deine Überlegungen zum Ton f sind sinnvoll. Hier wird normalerweise mit G harmonisiert, von daher wäre der Ton f harmoniefremd. Allerdings ist er nicht sehr fremd, denn er würde mit dem G den Dominatseptakkord bilden, den verbreitetsten Vierklang in einfachen Liedern.

So klingt das Lied.

hier mit Noten und Akkorden: youtube1 youtube2

ein paar Variationen (youtube):

Variationen1 (Klavierlehrer)
Variationen2 (ein verrückter Japaner)

Nächste Übung zur Harmonisierung:
Übung2.png

Wenn Du es plausibel schaffst, wird es allmählich schwieriger.

Viele Grüße
Klaus
 
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Hmm, das kenne ich sogar vom Hoeren (Alle Voegel sind schon da).

Hier fand ich es etwas bloed, fuer jeden Takt einen Akkord zu finden, weil dann ja staendig akkordfremde Toene auf betonten Zaehlzeiten waeren, daher habe ich jeweils 2 Harmonien in einem Takt untergebracht...die einzigen harmoniefremden Toene sind hierbei die G's in Takt 3 und 11 - wobei sie als Vorausnahmen fuer die folgenden Cmaj-Akkorde gesehen werden koennen.

T.1-4: | C | F G | F C | G C ||
T.5-8: | G F | C G | G F | C G(7) ||
T.9-12:| C | F G | F C | G C ||

Hierbei wieder der optionale (!) Dominantseptakkord in T. 8, da ja die mittlere Periode formal aus 2 einem Zweitakter besteht, der bloss wiederholt wird - daher der optionale G7-Akkord, um bei der Wiederholung etwas Spannung aufzubauen.

Ist es denn (wie ich hier vermutet habe) richtig, im selben Takt eine neue Harmonie zu setzen, wenn man sieht dass die Toene "in eine andere Richtung gehen"?
 
staendig akkordfremde Toene auf betonten Zaehlzeiten
die einzigen harmoniefremden Toene sind hierbei die G's in Takt 3 und 11

Versuche eine Harmonisierung zu finden, die keine akkordfremden Töne beeinhaltet (außer f bei G, was der Dominantseptakkord wäre).

Ist es denn (wie ich hier vermutet habe) richtig, im selben Takt eine neue Harmonie zu setzen, wenn man sieht dass die Toene "in eine andere Richtung gehen"?

Richtig, es kommt regelmäßig vor, daß ein Akkord nicht für den ganzen Takt gilt, sondern nur für den halben.

Viele Grüße
Klaus
 
Ist das denn moeglich, solange ich ausschliesslich T, D(7) und S benutze? Ich hab die Melodie bisher nur schnell ueberflogen (bin heute noch unterwegs)

Ist mein (Denk-)Ansatz richtig?
 
Ja. Laß Dir ruhig Zeit, es eilt nicht.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich bin nun zu folgendem Ergebnis gekommen:

T.1-4: | C | F G | G C | G C ||
T.5-8: | G F | C G | G F | C G ||
T.9-12:| C | F G | G C | G C ||

Alternative, bei der ich mir im im Mittelteil nicht sicher bin (dhier habe ich T und D "zusammengefasst", irgendwie verunsichern mich all die Akkordwechsel in der oberen Version...?? Andererseits gibt es so, bis auf die D7-Ausnahme, keine Akkordfremden Toene.)

T.1-4: | C | F G | G C | G C ||
T.5-8: | G F | C | G F | C ||
T.9-12:| C | F G | G C | G C ||

Jedenfalls klingt es fuer mich vom Hoeren ganz o.k. (zumindest die obere Version)
 
Andererseits gibt es so, bis auf die D7-Ausnahme, keine Akkordfremden Toene.

Was ist bei der unteren Version in Takt 6 und 8? Da gibt es doch jeweils einen akkordfremden Ton. Hast Du das nicht gehört?
Beschreibe bitte mal, wie Du in Deinem Notensatzprogramm vorgegangen bist. Wie hast Du die Akkorde eingegeben? Am besten ein Notenbild einstellen.
Deine untere Version können wir vergessen.

Die obere Version enthält keine akkordfremden Töne (bei Verwendung von C, G(7) und F), doch vergleiche sie einmal mit dieser Harmonisierung:

T.1-4: | C | F C | G C | G C |
T.5-8: | C G | C G | C G | C G |
T.9-12:| C | F C | G C | G C ||

Die Unterschiede sind fett markiert.

Gib hierzu beide Versionen in Dein Notensatzprogramm ein, höre sie Dir genau an und beschreibe, welche unterschiedlichen Wirkungen an verschiedenen Stellen auftreten.

Viele Grüße
Klaus
 
Hmm...auf den ersten Blick faellt mir auf (noch vor dem Anhoeren), dass in deiner Version keine gleichen Akkorde beim Taktwechsel wiederholt werden - wie bei mir bei Tt 2-3, 6-7 und 10-11 (jeweils Gmaj). Ich mutmasse, dass das mit den Stimmfuehrungsregeln zusammenhangt. In meinem Fall wuerde dass ja zu Quintparallelen fuehren, welche vermieden werden sollen.

...So, jetzt habe ich es mir auch mal angehoert (jeweils Melodie + Akkorde zusammen und Akkorde ohne Melodie). Bei meiner Version (ich rede die ganze Zeit von der oberen) hoeren sich o.g. Uebergaenge etwas "abgehackt" an, waehrend deine Harmonisierung etwas sanfter bzw. geschmeidiger und weniger "gezwungen/gequaelt" klingt als meine.
Gehe ich also richtig davon aus, dass man keine 2 gleichen Akkorde hintereinander benutzen sollte? (Ich hatte das mit den Quint-/Oktavparallelen auch schon vorher in anderem Zusammenhang gelesen, aber hier nicht explizit darauf geachtet.)

Beim Harmonisieren mit dem Notensatzprogramm gehe ich wie folgt vor (ich nehme als):

1. Melodie eingeben




2. Akkorde in Grundstellung dazu (bei Ueberschneidungen wie in Tt 4, 6, 8 u. 12 setze ich den betreffenden Ton 1 Oktave tiefer)

[/url

Die Akkorde gebe ich also nicht als Symbol, sondern eben als Dreiklang mit den entsprechenden Toenen/Noten ein.


3. Stimmfuehrungsregel benutzen (wie gesagt, bisher hatte ich die Parallelenregel uebersehen, falls diese mein Fehler oben war)

[url=http://www.fotos-hochladen.net/view/vogel3d5m4yg0o8u.png]



Mir faellt gerade ein...die Begruendung mit den Quintparallelen ist Schwachsinn...das hat nichts mit den Funktionen zu tun, sondern mit der Akkordlage...irgendwie habe ich mich da verzettelt (meine "Lehre" habe ich mal kursiv hervorgehoben...damit ihr den Ueberblick behaltet ;) )[/url]
 
Hmm...auf den ersten Blick faellt mir auf (noch vor dem Anhoeren), dass in deiner Version keine gleichen Akkorde beim Taktwechsel wiederholt werden - wie bei mir bei Tt 2-3, 6-7 und 10-11 (jeweils Gmaj). Ich mutmasse, dass das mit den Stimmfuehrungsregeln zusammenhangt. In meinem Fall wuerde dass ja zu Quintparallelen fuehren, welche vermieden werden sollen.

Lass das mit den Stimmführungsregeln mal beseite; das ist eine andere Baustelle.

Dieses Lied - wie der Vorgänger auch und wie die meisten Volkslieder - sucht immer wieder die Tonika. Jeder Akkord wird direkt auf die Tonika bezogen - und hat einen (bzw. den, es gibt hier nur einen) tonikalen Akkord als Vorgänger oder Nachfolger. Der Akkord F dient hier nur zur Harmonisierung des Tons a, der Sexte zur Tonika. Er ist hier eher I64, also Vorhaltakkord zur Tonika, denn eine eigene Funktion. Er führt daher gleich zur Tonika zurück.
G ist die Dominante. Entweder wir wollen von der Tonika weg - Tonika kommt zuerst, dann schließt der Takt mit G - wir haben einen kleinen dom. Halbschluss. Oder er geht zur Tonika zurück: G kommt zuerst, und dann C. Eine Verbindung der beiden Akkorde F und G, also Subdominante und Dominante, wäre möglich - aber wäre typischerweise eine Schlussformel, meistens als T S D T. Doch die Melodie gibt eine solche kadenzierende Schlussformel nicht her.
 
Gehe ich also richtig davon aus, dass man keine 2 gleichen Akkorde hintereinander benutzen sollte?

Kann man so nicht sagen. Natürlich ist ein Akkordwechsel nach jedem Taktwechsel abwechlungsreicher, doch auch ein gleichbliebender Akkord kann seine Reize haben. Wenn Du ein Instrument lernst und Dich dann zwangsläufig mit vielen Stücken intensiv auseinandersetzt, kannst Du genügend derartige Beobachtungen machen.
In meiner Harmonisierung gibt es übrigens auch einen Taktwechsel mit gleichbleibender Harmonie: zwischen Takt 4 und Takt 5
Warum stört das nicht?

Bei meiner Version hoeren sich o.g. Uebergaenge etwas "abgehackt" an, waehrend deine Harmonisierung etwas sanfter bzw. geschmeidiger und weniger "gezwungen/gequaelt" klingt als meine.

Das hängt mit der Gestaltung der Phrasen im Stück zusammen. Das Lied hat ja die Form A-B-A, d.h.wir haben hier eine dreiteilige Liedform, deren Anfangsteil nach dem Mittelteil wiederholt wird. Siehe hierzu: http://de.wikipedia.org/wiki/Liedform

Diese drei Teile lassen sich wiederum jeweils in zwei Hälften gliedern und entsprechen auch gut der Struktur im Text.

Allein schon die erste Zeile ist sehr "organisch" harmonisiert:

Alle Vögel sind schon da, // alle Vögel, alle.

Erst einmal wird mit der Tonika und sogar mit dem Grundton begonnen. Damit ist schon mal ziemlich klar, wo sich der Bezugspunkt bei dem Stück befindet. Das wird sogar noch gefestigt durch den aufsteigenden gebrochenen C-Dur Akkord im ersten Takt.
Nun geht es zur Subdominante und nicht etwa zur Dominante. Würde es zur Dominante gehen, hätten wir gleich wieder eine Strebewirkung zur Tonika zurück.
Das haben wir bei der Subdominante nicht in dem Maße. Hier tut sich ein neuer Raum auf - ein Gefühl von Freiheit.

Dann wird die Subdominante zurückgeführt zur Tonika. Da haben wir aber das Gefühl, dass noch nicht Schluss sein kann. Erstens hätte eine plagale Kadenz F-C, weniger Schlusskraft als eine authentische und zweitens würde da in der Melodie der Quintton in der Tonika herumhängen - auch nicht gerade sehr stabil.
Also binden wir den Sack zu mit G-C und damit keine Zweifel aufkommen gleich noch einmal: G-C.
Die Wiederholung G-C G-C unterstreicht auch noch wunderbar den Text, der ebenfalls durch Wiederholung klarstellt: alle Vögel, alle.

Nun erfahren wir im Mittelteil, was alles los ist:

Welch ein Singen, Musiziern, // Pfeifen, Zwitschern, Tiriliern!

Zu der Aufzählung reicht eine Pendelharmonik aus | C G | C G | C G | C G |,
die auch eine Abwechselung zum ersten Teil darstellt.

Der dritte Teil wiederholt den ersten und bindet damit den Sack für das ganze Stück zu.
Wir können uns auf die Botschaft im Text konzentrieren, welche die Quintessenz formuliert:

Frühling will nun einmarschiern, // kommt mit Sang und Schalle.

Natürlich endet das Stück mit der stabilen authentischen Kadenz G-C.

Mit dieser Harmonisierung ist das Stück sehr organisch gestaltet, es gibt nichts "Gequältes" oder "Abgehacktes". Es wird da geteilt, wo es sinnvoll ist und harmonisch abgeschlossen, wo es Sinn macht. Ein runde Sache.

Mehr über die Kadenz kann man hier erfahren: http://de.wikipedia.org/wiki/Kadenz_(Harmonielehre)

Ich würde Dir bei Deinem Interesse für Harmonien empfehlen, ein Instrument zu lernen, auf dem man solche leicht spielen kann, vorzugsweise ein Tasteninstrument.
Mir dem kannst Du verschiedene klangliche Wirkungen viel schneller ausprobieren als durch eine Eingabe am Computer.
Nimm gleich einen Lehrer, damit Du Dir keine schlechte Haltung angewöhnst, die man später kaum noch wegbekommt.

Mal sehen, ob Du das folgende einfachere Beispiel plausibel harmonisieren kannst:

Übung4.png

Viele Grüße
Klaus
 

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