Ist die Blockflöte out?!

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Hallo zusammen,

wie sind eure Meinungen und Erfahrungen zu diesem Thema? Lest auch mal diesen Artikel dazu.

Viele Grüße
Musicanne
 
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Hallo Musicanne,

ich sehe es seit Jahren immer an Weihnachten, wenn die Großfamilie zusammen kommt: Die Kleineren (ja - es kommen immer wieder Kleinere dazu ;)) wollen immer weniger Blockflöte spielen. Sie bevorzugen Blues-Harp, Guitarre, Melodica (auch immer seltener) selbst Singen ist ihnen lieber als die "olle Flöte".

Was ich hingegen auch feststelle: Die Erwachsenen, die nie ein Instrument richtig gelernt haben, kaufen sich irgendwo eine billige Blockflöte und freuen sich königlich, wenn sie noch ein Lied aus den Kindertagen zusammenkriegen.

Generell denke ich ist die Beobachtung richtig: Die Blockflöte im Sinne eines Lerninstruments lässt nach. Das dürfte evtl. auch ein wenig an den Bläserklassen in den Schulen liegen; da hat eine Blockflöte keine Chance.
 
Traue keiner Statistik, die du nicht selber gefälscht hast.
Die Daten stammen vom Verband deutscher Musikschulen. Man kann aber Blockflöte nicht nur dort lernen.

Viele Musikvereine bieten Blockflöte im Rahmen ihrer musikalischen Frühereziehung an. Das gab es vor 20 Jahre noch nicht. Diese Kinder gehen nicht mehr zur Blockflöte in die Musikschule. Und die gehen auch nicht mit der Blockflöte zu Jugend Musiziert, sondern lernen in anschließend der Regel ein im Musikverein gebräuchliches Blasinstrument. Geige und Klavier gibt es weder in der Früherziehung noch bei den Musikvereinen. Die sind bei den Musikschulen.
Unsere Kantorei hat ein großes Blockflötenorchester und bildet selbst aus. Die sind nicht in der Statistik der Musikschulen.
Die Klasse meiner Tochter hat geschlossen in der Schule Blockflöte gelernt

Auch früher wurden keine Blockflöte mit auf Klassenfahrt genommen, das ist nichts neues.

Umsatzrückgang bei Moeck? Na klar. Seit es billige Instrumente aus Asien gibt, haben alle deutschen Hersteller Umsatzrückgang, nicht nur die Blockflöten. Man sollte mal bei Thomann fragen, wieviel die so an Flöten umsetzen.
 
Hallo Anne

Das ist ein interessantes Thema und eine nicht so leicht zu beantwortende Frage.

Die Blockflöte ist meiner Beobachtung nach eines von vielen möglichen Instrumenten geworden, die im Anschluss an die musikalische Früherziehung angeboten werden. Wer den quitschigen Klang einer schlecht gespielten, billigen Sopran-Blockflöte nicht mag, greift dann eben zu den Alternativen. Meine letzten Früherziehungskurse gaben alle der Mundharmonika den Vorzug. Diese Entscheidung wurde von den Eltern aus verschiedenen Gründen sehr stark unterstützt. Blockflöte stand in der Beliebtheits-Scala ziemlich weit unten.

Während früher im Musikunterricht von Grundschule und Gymnasium (so habe ich es erlebt) die Blockflöte ganz selbstverständlich dazu gehörte, kann man heute genau das Gegenteil erleben. Eine gute Blockflötenschülerin war nahe dran, ihr Instrument aufzugeben, als sie in der 5. Klasse erfuhr, dass sie mit diesem Instrument an ihrer Schule keine Chance habe, im Schulorchester aufgenommen zu werden. Das ist nicht überall so. Aber das gibt es. Sie hat sich schließlich dann doch für die Blockflöte entschieden und sich in der Schule für den Chor gemeldet.

Anders als früher werden Blockflöten hier und dort bereits in der musikalischen Früherziehung der Kindergärten angeboten. Einfache Blockflöten sind bereits für rund 5 Euro zu haben. Da werden dann deutlich besser klingende Anfängerinstrumente für ca. 20 Euro als teuer empfunden. Gute Stabspiele in Alt-Lage, eigentlich die optimalen Instrumente für die musikalische Früherziehung, kosten ein Vermögen. Die kann oder will sich kaum jemand leisten, wenn das Kind noch nicht in der Schule ist und man noch nach dem "richtigen" Instrument sucht. Also sucht man nach günstigen Alternativen. Bei Elterngesprächen wird einem schnell klar, dass musikpädagogische Aspekte bei der Instrumentenwahl nicht immer aber leider sehr häufig hinter den Fragen nach Kosten und Rentabilität zurückstehen müssen. Erst wenn die Aussicht besteht, dass sich das Kind längere Zeit ernsthaft mit dem Instrument beschäftig, wächst die Bereitschaft, etwas größere Beträge für Instrumente auszugeben (sofern man es sich leisten kann). Für die Blockflöte kann da der "Zug schon abgefahren" sein.

Werden Kinder sehr früh an Blockflöten herangeführt, sehe ich die Gefahr, dass das Instrument zu früh "verbraten" wird. Noch bevor das Kind alt genug ist, am ausdrucksvollen Blockflötespiel zu arbeiten und dabei die Schönheit der Blockflötenmusik zu entdecken, kann es die Lust daran verlieren und sich anderen Instrumenten zuwenden, deren Klang ihnen mehr zusagt. Oder es will einfach nur mal etwas Neues ausprobieren. Blockflöte ist dann eben "abgehakt".

Ob die Blockflöte nun out ist, kann ich nicht sagen, da ich keine statistische Erhebung kenne. Wenn ich Kinder nach den Instrumenten frage, die sie spielen oder schon mal gespielt haben, ist Blockflöte bei sehr vielen dabei. Das liegt vermutlich an den Musikkurs-Angeboten der Kindergärten. Die Flöte ist dann allerdings eines von mehreren Instrumenten. Viele Kinder haben auch ein kleines Keyboard im Kinderzimmer stehen. Damit kann man wesentlich leichter und attraktiver Musik machen ...

Gründe für oder gegen ein Instrument gibt es viele. Nicht alle haben mit dem Musizieren auf dem Instrument selbst zu tun.

Gruß Lisa
 
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Hallo,

ich habe die Erfahrung gemacht, dass man nicht früh genug anfangen kann, am Ausdruck des Blockflötenspielers zu arbeiten. Auch Kinder verstehen sehr schnell, dass der gleiche Ton sehr unterschiedlich klingen kann und dass man ihn mit der Blastechnik beeinflussen kann. Dann verlieren sie auch nicht so schnell die Lust am Musizieren.

Es gibt Kinder, die die Blockflötenschule fast "gefressen" haben, d.h. in wenigen Wochen pro Heft sich die Grundlagen aneignen. Da kommt man mit dem Unterrichten gar nicht nach.
Andere brauchen mehr als ein Jahr für ein Heft, aber wenn man auf jeden persönlich eingehen kann, kann man auch bei diesen Kindern die Freude am Instrument wecken und erhalten.

Wichtig ist, dass man beim Erklären der Töne sehr viel Fantasie und Bilder benutzt und die Schüler (nicht nur Kinder!) ermutigt, die Töne zu fühlen und durch die Vorstellung zu formen.

Out ist die Flöte noch lange nicht, es gibt immer wieder Fans und wird sie immer wieder geben!

Viele Grüße
mwieapfel
 
Eventuell ist die Blockflöte als Instrument für die Schule oder den Anfang bei Kindern out, das kann sein. Aber mein subjektiver Eindruck ist, dass gerade mit den ganzen Mittelalterbands die Blockflöte für "ältere" Spieler (auch eher noch Jugendliche) die Blockflöte zusammen mit anderen Flöten wieder deutlich an Attraktivität gewonnen hat. Und da muss es oft keine supernoble Denner oder so etwas sein, da tut es dann auch eine einfache.

Auch so mancher Dirigent greift bei Aufführungen barocker Stücke vermehrt wieder zu normalen Blockflöten oder Traversen. Man muss bedenken, die Böhmflöte gab es ja sogar zu W. A. Mozarts Zeiten noch gar nicht.
 
Es war einmal...vor nicht ganz allzu aber doch schon vor ner weile....
In der 2 klasse hab ich angefangen Blockflöte zu spielen, weil die meisten aus meiner Klasse das taten. Ich war also Mitläufer. Anfangs waren vieleicht 60% Mädchen.
In der 3 Klasse begann es den ersten Jungens Blöd zu werden, weil die Lieder langsam anspruchsvoller wurden. Bis zum Ende des Jahres Blieben von uns Jungs vieleicht noch 3 oder 4 übrig. Ich war unter ihnen.
Nach den Sommerferien, also in der 4erten Klasse kam zur Blockflöten stunde und war tatsächlich der letzte vertreter meines geschlechts. :eek:
Ich könnt euch sicher vorstellen, wie peinlich das war:D Ich hab es aber bis zum ende der stunde durchgehalten, aber DANN war es entgültig aus mit der Blockflöte.
Und wenn sie nicht schon längst verrottet ist, dann liegt sie noch wohlbehütet im Schrank.
ENDE

gruß

Sebastian
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich hab meine Blockflöte sogar noch irgendwo rumliegen - werde mich aber tunlichst hüten, das grausige Ding wieder auszupacken! In meiner Grundschulzeit - also in den 80'ern war es sowas wie ein ungeschriebenes Gesetz, daß Kinder in der Schule gefälligst Blockflöte zu lernen hatten. Mädchen und Jungs übrigens, da wurde keiner verschont. Den Höhepunkt bildeten dann immer die Weihnachtskonzerte, wo das ganze Blockflötengeschwader mehr oder weniger gruselig altbekannte Weihnachtslieder vor stolzen Eltern runtergedudelt hat. Wobei ich mir heute fast sicher bin, daß so etliche Eltern vom schrillen Gedudel der Blockflöte wohl auch eher genervt denn entzückt waren. Aber es gehörte halt dazu. Zudem war es im Vergleich zu Gitarre, Klavier etc. ein relativ billiges Instrument.

Ich für meinen Teil habs gehasst und habe mich bald darauf wie die meisten Jungs meiner Klasse darauf konzentriert möglichst falsch zu spielen, woraufhin ich von der Blockflöte erlöst und zur Triangel verdonnert wurde. Diese Zeiten scheinen zum Glück vorbei zu sein und die Kinder in meinem Bekanntekreis lernen heutzutage eher Instrumente wie Gitarre, Klavier, Violine/Cello etc. Blockflötenunterricht hatten die wenigsten und es scheint auch an den Schulen aus der Mode gekommen zu sein, so mein Eindruck. Hängt vielleicht auch ein wenig damit zusammen, daß die Kinder heutzutage schon sehr früh sehr selbstbewußt sind und genau wissen und sagen was sie wollen. Zu meiner Zeit haben noch die Erwachsenen entschieden was (angeblich) gut für uns ist, da war das Mitspracherecht des Kindes da eher eingeschränkt.
 
Bei uns wird Blockflöte (barock) nach wie vor als offizielles Einstiegsinstrument unterrichtet - Ein Jahr in Kleingruppen zu sehr moderaten Tarifen (20,- €/Monat) an der Musikschule, danach die Möglichkeit, auf regulären Einzel/Doppelunterricht zu wechseln. Alle Flötenkinder, die ich in den letzten 20 Jahren erlebt habe, haben das gerne gemacht, auch wenn für faktisch alle klar war, dass sie später ein "richtiges" Instrument spielen wollen. Und so manche hat im späteren Leben eine Alt- oder Tenorflöte gekauft/geerbt/übernommen und autodidaktisch weitergemacht.
"Alle müssen" und dann auch noch in Riesengruppe mit relativ ahnungsloser Grundschullehrerin ist dagegen sicher eine äußerst ungünstige Lernsituation, für alle! Ich kenne es ja nur aus Erzählungen, aber was 2-3 völlig unwillige oder überforderte (v.a. wenn "Alpha-Tiere") für ein gemeinsames Gruppenergebnis bedeuten, ist logisch. Und aus unerfindlichen Gründen gibt es einfach Menschen, die nicht musikbegeistert sind - ist einfach so. Die musikschulbasierten Flötenkinderhorden, die ich erlebt habe, klangen dagegen eigentlich immer durchaus hörbar.
Heute hat man ja gerne freiwillige "Bläserklassen" in der Unterstufe, mit teils hohem finanziellen Einsatz der Gemeinden und Vereine (Leihinstrumente, Musikschullehrer für Kleingruppenunterricht). Seitdem ich gehört habe, dass aus bisher 5 Jahrgängen 2-jähriger Bläserklasse exakt 0 Kinder in das Jugendorchester des Musikvereins gekommen sind, zweifle ich den Sinn dieser Projekte aber auch etwas an.

Riesenvorteil von Blockflöte als Anfangsinstrument:
  • Lockerer Einstieg ins Notenlesen - Wenn ich hier im Forum reihenweise lese "Notenlesen kann ich leider nicht, ist so schwierig und wofür braucht man das überhaupt" denke ich jedesmal, wie hilfreich da 2 Jahre Blockflötenunterricht gewesen wären. Selbst mit Zwang und schauderhaftem Klangergebnis.
  • Relativ leicht zu lernen - Auch wenn es mit richtigem Blockflötenspiel wenig zu tun haben mag (sprich grausig unsauber und piepsig klingt), das Erfolgserlebnis, dass man nach 1 Jahr fast jede Art von Kinderliedern spielen kann, kriegt man so leicht auf keinem Instrument. Deshalb auch in der späteren Grundschul/Unterstufenzeit ein tolles Zweitinstrument für lockeres Musizieren mit Freunden oder in der Schule, bis man auf dem Hauptinstrument so weit ist.
  • Reativ günstig, unempfindlich und einfach transportierbar - Man kann die Sopranflöte überallhin (Schule, Freude) relativ bedenkenlos mitnehmen, ohne Mamataxi oder Papiaufsicht. Und man kann immer und überall mit anderen zusammenspielen, so irgendwelche Noten vorhanden sind, und das macht auch ohne Lehrer oder Eltern richtig Spaß!

Ich habe seinerzeit gleich Geige gelernt und immer die Flötenkinder beneidet, die im Unterricht das Klassensingen begleiten durften oder sich nachmittags zum gemeinsamen Üben für die Weihnachtsaufführung trafen. Klar, ab der 3./4. Klasse wäre ich auch soweit gewesen, dass ich das auf der Geige gekonnt hätte, aber das unhandliche, wertvolle, empfindliche Instrument (Mini-Sperrholzgeigen, aber alles ist relativ) durfte nur zu sehr ausgewählten Anlässen in die Schule. Die Klavierspieler und Schlagzeuger waren mangels Instrument im Klassenzimmer eh völlig außen vor, Cello, Posaune oder Akkordeon, da vom Kind fast nicht transportierbar und mit speziellem Notenbedarf, auch. Und klanglich sind 10 kleine Blockflöter meiner Erfahrung nach nicht wirklich viel grausamer als 10 kleine Geiger oder 10 kleine Trompeter - und in jedem Fall immer noch spannender als Musik vom Band auf der Weihnachtsfeier.
 
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Dass die Blockflöte nicht out ist, kann man in der (Vor-)Weihnachtszeit vielfach erleben. Zur Gestaltung von Weihnachtsfeiern, auch zum spontanen Mitspielen ist sie ganz gut geeignet. Nicht besonders laut, hat irgendwie einen friedlichen Charakter.
Als Soloinstrument ist sie allerdings zu wenig expressiv und im Klang zu wenig variabel, finde ich jedenfalls, da müsste man schon mit Virtuosität glänzen können, wenn man Punkte machen will.
 

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