Professionelle Musiker und ihre Aufnahmen - wie viele Takes? (Rockmusik.)

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mixolydian
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Hallo Leute,

letztens hatte ich ein Gespräch mit einem Kumpel, wir waren uns nicht so ganz einig darüber wie lange es für professionelle Rockmusiker und -bands wohl dauern würde fehlerfreie und makellose Takes hinzubekommen.

Zwar glaube ich, dass es sehr sehr gute Musiker gibt, die mit "First Takes" und ähnlichem auskommen, demgegenüber vermute ich aber es sollte auch Profis geben, die wesentlich länger benötigen.

Ich denke vor allem Instrumentalisten traue ich es eher zu sehr geübt zu sein, wohingegen ich bei Rocksängern eher Probleme sehe, ...das sind dann diejenigen, die das live auch nicht immer so gut hinbekommen, beispielsweise Chris Cornell, den ich von seiner Gesangsarbeit auf den Alben sehr gut finde (also Kategorie "Oberklasse").

Mein Kumpel meinte bezüglich der Sänger, dass man dort gar nicht so viel schneiden könnte, da mehrere Takes dann gar nicht zueinander passen, also vom Stil und Ausdruck her. Klingt eigentlich auch plausibel.

Habt ihr darüber gelesen oder anderweitig erfahren wie das bei Profis aussieht?

Gruß
 
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Gerade Gesangs Takes lassen sich wunderbar schneiden und je nach Produktion und Produktionsart wird das auch bis zum Äußersten betrieben. Man kann problemlos ganze Wörter oder Silben schneiden, ohne dass das hinterher irgend jemand merkt. Und warum sollte es vom Stil nicht passen? Man hat doch eine bestimmte Vorstellung vom Stil und vom Ausdruck. Wenn der sich grundlegend von Take zu Take unterscheidet befindet man sich im Songwriting und nicht in der Produktion. Das wird so gemacht.

Was Instrumentalisten angeht. Hier sollte man unterscheiden, ob es sich um Bands oder Studiomusiker handelt. Profi Studiomusiker sind in der Regel so dermaßen gut, dass es nicht die Frage ist, ob man wegen einem Fehler nochmal aufnehmen muss, sondern ob die gewünschte Stilistik und der Ausdruck so getroffen wurden. Bei Sängern ist dann eher das Problem, dass man die nicht einfach so gegen einen fähigen Instrumentalisten ersetzen kann. ;)
 
Ist ja auch die Frage, ob es um den reinen Aufnahmeprozess geht, oder ob man im Studio noch am Arrangement und den Songs etc. feilt. Schau' Dir eine beliebige Doku ueber das Entstehen grosser Alben an (gibt es recht viel, zB zu Bruce Springsteen's Darkness on the Edge of Town oder Fleetwood Mac Rumours, etc etc) und da merkt man schon, warum Wochen/Monate im Studio zugebracht werden koennen. Weil man eben nicht aufnimmt, sondern Songs und Sounds und Arrangements entwickelt.

Gegenbeispiel ist Bob Dylan, der nun auch kein Amateur ist - der schnappt fuer seine letzten Alben diverse Profis (oft im Wesentlichen seine Tourband) im Studio, laesst die machen, und nach ein paar Tagen bis wenigen Wochen ist dann das neue Album fertig.
 
Lars Ullrich von Metallica braucht endlos viele Takes :rofl:
Sorry der musste sein.

Also bei Profisängern kannst du davon ausgehen, dass du verschiedene Takes miteinander vermischen kannst. Und das sehr gut.
Bei ungeübten Sängern ist es ratsam darauf zu achten, dass die einzelnen Phrasen gut gesungen sind. Verschiedene Phrasen miteinander zu verknüpfen geht da oft, aber einzelne Wörter werden schwierig.
Denn oft ist das Timbre ein wenig anders, oder die ganze Phrasierung, oder der Druck etc.
 
Zwar glaube ich, dass es sehr sehr gute Musiker gibt, die mit "First Takes" und ähnlichem auskommen, [...] aber es sollte auch Profis geben, die wesentlich länger benötigen.
Ich schätze, genau das ist schon die antwort.
 
Danke euch für eure Antworten.

Hat denn schon mal jemand von euch genaueres gehört oder gelesen?

Ich weiß lediglich eines ganz sicher: professionelle Aufnahmen klingen verdammt sauber und Fehler sind recht selten. Wie man da hingelangt, kann ich bestenfalls schätzen und vermuten.

Bin ja nur Hobbymusiker, und viel übe ich jetzt auch nicht mehr. Wenn ich etwas mit Gitarre einspiele, bekomme ich viele gute Takes hin - wenn die Rhythmusgitarre jedoch gedoppelt wird, brauche ich schon eine ganze Menge Takes, damit dann zwei oder vier Takes perfekt zusammenpassen und man keine Unterschiede mehr hört. Der Gesang ist noch eine ganz andere Hausnummer, obwohl dort gar nicht gedoppelt wird. Aber da ich Gesang noch viel weniger übe, ist es eigentlich kein Wunder wenn es länger dauern würde. Bislang nehme ich ja sowieso nur Demos auf und perfekt musste es nie werden.
 
Von einer bekannten Schlagerproduktion (schon Jahrzehnte her) weiß ich, dass die Vocalspur aus 64 Spuren zusammengeschnippelt wurde.

Banjo
 
es gibt die "berühmten" Ausnahmen, z.B. ist Steve Gadd bekannt dafür, daß er auch ziemlich komplexes Zeugs meist in First takes eintrommelt.

Das Paradebespiel schlecht hin dürfte Bonnie Herman sein (die weibliche Stimme der Singers Unlimited), die war gebucht ohne Ende, weil erstens ein gigantischer Tonumfang, perfekte Intonation, traumwandlerischer Umgang mit Phrasierung, zweitens konnte die alles (fast ohne Probe) vom Blatt singen und drittens fast auschließlich First takes.
Ich hab mal irgendwo gelesen, daß sie ca. 67000 Jingles, Werbespots, Rundfunkaufnahmen, (mehrstimmige) Background-Takes, etc. aufgenommen hat - aber so gut wie niemand hat sie auf einer Bühne erlebt.
Selbst die Singers Unlimited waren ja eine reine Studio-Truppe.
 
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Ich will keine bestimmten Namen nennen, aber ich weiß, dass eine/r der bekanntesten Sänger/innen Deutschlands ca. 15-20 Vocal Spuren aufnimmt. Der Produzent entscheidet dann welche die "Magic" haben und behällt genau die, die quasi die Gänsehaut hervorrufen.

Aber Sänger, die durchaus genauso rocken, wie auf der Bühne? Die gibt's!

Ich glaube kaum, dass es Bands gibt, die das in einem Take hinkriegen. Der Sänger ja. Die Band? Dann müssten die den Song vorher 2000 mal gespielt haben !
 
Wie das gemacht wird kann man einfach so nicht sagen. Da gibt es auch kein "so machen es die Profis", weil sich das von Produktion zu Produktion und von Künstler zu Künstler unterscheidet. Auch innerhalb einer Produktion kann sich das ändern. Ein Song braucht vielleicht technische Perfektion, der andere viel Feeling.
Und es gibt natürlich gnau so Bands die das hinkriegen. Es gibt einfach einen großen Haufen sehr guter Musiker... und die haben dann den Song sehr oft gespielt und sind perfekt vorbereitet. :)
 
Und es gibt natürlich gnau so Bands die das hinkriegen. Es gibt einfach einen großen Haufen sehr guter Musiker... und die haben dann den Song sehr oft gespielt und sind perfekt vorbereitet. :)
Ändert nichts daran das eine ganze Reihe an Musikern, gerade im Semi Bereich, völlig zusammenbrechen wenn plötzlich ein Klick da ist. Erinnere mich da an eine Szene im Studio mit der ExBand wo der Gitarrist ein simples Gitarren Intro bei 90bpm einfach nicht geschissen bekommen hat. Hat es Jahre ohne Klick gespielt und er hat es im Studio nicht hinbekommen.
Und da ist es die Vorbereitung die sich bezahlbar macht. Da können Profis wie Anfänger auf die Schnauze fallen.
 
Wie das gemacht wird kann man einfach so nicht sagen.
Es soll ja hier nicht darum gehen ob es eine allgemeingültige Formel gibt, sondern was ihr darüber gewöhnliches oder außergewöhnliches wisst, erfahren oder selbst erlebt habt.

Dass es viele sehr gute Musiker gibt, ist mir klar. Für das Aufnehmen von Filmmusik beispielsweise gibt es wohl einige Orchester, die darauf spezialisiert sind möglichst schnell sehr gute/perfekte Aufnahmen machen zu können, selbst bei technisch anspruchsvoller Musik. Dort wird also gar nicht groß an den Stücken geübt und wenn überhaupt, dann nur recht kurz und im Verhältnis dazu was gespielt wird, nicht erwähnenswert. Noten ansehen - Aufnahme starten - 1, 2, 3 und los. :D
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simples Gitarren Intro
War das denn tatsächlich einfach oder hat es sich vielleicht nur einfach angehört?
 
Robert Sweet hat alle Drumspuren von "Soldiers under Command" in einer Nacht eingetrommelt. Der Drummer von Bonfire hat von sieben von zwölf Songs im First Take eingeprügelt. Ein bekannter Metalgitarrist spielt für jeden neuen Song zehn Soli hintereinander und lässt sie vom Produzenten zu einem zusammenschneiden. Der Drummer dieser Band lässt einzelne Spielfehler digital editieren. Ein Freund von mir hat mal eine Bassspur eingespielt, bei der der Produzent fast fünfzig minimale Glitches digital korrigiert hat. Elvis hat seine Band vierzigmal hintereinander "Hound Dog" spielen lassen, bis er mit dem Ergebnis zufrieden war - das war aber vor der Ära der Mehrspuraufnahmen. :gruebel:

Alex
 
Ich denke früher war es tatsächlich "Gang und Gebe" Takes an einem Stück einzuspielen.
Heute hat das zumindest in gewisser Weise an Bedeutung verloren, da man in seiner DAW ja alles zurechtschnippseln kann, wie man es denn braucht.
Es ist heutzutage keine Seltenheit mehr, dass in Blöcken von 4-16 Takten aufgenommen wird.
Gehst du mit deiner Band ins Studio sieht das natürlich schon ganz anders aus, denn die Uhr tickt und der Preis steigt.

Zum Thema Double- oder Quadtracking.
Je anspruchsvoller die Betonung & Technik eines Riffs, desto sauber muss natürlich eingespielt werden.
Dieser verwaschene, *loose* eingespielte Gitarrensound kommt eigentlich nur gut bei z.B. klingenden Akkorden(legato) oder allg. simplen Riffs.
Wenn du 4 Gitarren eingespielt hast und die vom Timing nicht sitzen, wird der ganze Sound immer indirekter und man kriegt die Gitarren im Mix nicht mehr so gut nach vorne. imo

Bei der letzten(oder vorletzten) Caliban Platte wurden z.B. nur 2 Gitarren eingespielt und jede Gitarre wurde durch 2 AMPs mit 2 Mikros abgenommen. Also Insgesammt 2GTs und 8 Spuren.

Die einzige Professionelle Produktion bei der mir mal ein Fehler in einem Gitarren-Take aufgefallen ist, ist bei Mind von System of a down zuhören.
Grad nochmal reingehört - ca. bei 1:20 zu hören, wie er kurz ne Leersaite erwischt.
Ansonsten ist es halt immer ein Genuß Daron Malakian beim spielen zuzuhören und auch zu sehen. :)

mfg Papalapap
 

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