Fragen zur Harmonielehre

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JulianFL94
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Hallo alle zusammen,

in den letzten Wochen habe ich mich ein wenig mehr mit Harmonielehre auf der "Lehrklänge"-Seite beschäftigt. Dabei sind mir einige Fragen aufgekommen-ich würde mich freuen, wenn sich jemand die Zeit nimmt, diese zu beantworten! :)


1. Septimton im Bass beim D^v: Septimton des D^v=Grundton der Tonika --> Auflösung statt in Terz auch in Grundton der Tonika - Warum ist das möglich?

2. Alterierte Dominanten: Der übermäßge Dominantakkord wird nur nach Dur aufgelöst, nie aber nach Moll, da der hochalterierte Quintton der Mollterz des Moll-Auflösungsakkordes gleicht. - Könnte mir jemand beispielhaft erklären, weswegen
Erwähntes nicht möglich ist?

3. Warum ist die None des D^v mit hochalteriertem Quintton tiefalteriert?

4. Chromatische Modulation: "Je mehr Akkorde sich während der Übergangsphase in beiden Tonarten deuten lassen, desto ... (es fehlt das Satzende)" [http://www.lehrklaenge.de/PHP/Harmonielehre2/ModulationChromatisch.php]

5. Modulation mit weiteren Tonarten als Zwischenstationen - Könnte mir jemand diese auch an einem Beispiel erklären. Leider konnte ich diesen Teil überhaupt nicht verstehen, weil ein Satz auch nicht beendet wurde. [http://www.lehrklaenge.de/PHP/Harmonielehre2/WeitereModulationsarten.php]


Vielen Dank schon einmal im Voraus!
 
Eigenschaft
 
1. Der Dv ist vollständig symmetrisch und jeder Ton des Dv kann Leitton sein, d.h. zum sekundoberen Grundton aufschließen. Die Töne des Dv stehen im Kleinterz-Abstand. Daraus folgt, dass auch jeder terzverwandte Akkord (hier: Terz = kleine Terz) des Folgeakkordes selbst Auflösungsakkord sein kann.
Grundton der Tonika <=> Ton des Dv gibt es nicht. Wenn, dann wäre es ein DDv.

2.Du kannst auch nach Moll auflösen. Aber logisch ist das nicht. Du hast mit der Alteration ja einen chromatischen Aufwand betrieben, und dieser wird chromatisch weitergeführt bzw. ist sinnvollerweise weiterzuführen.

3. Die None des Dv ist als tiefalteriert definiert. zB. G7b9 mit gestrichenem Grundton ist Dv (zu passenden Folgeakkorden), zB. als Ab°7 bezeichnet. Es ist nicht logisch, hier das as als "tiefalterierte None" aufzufassen.

4. Jede Modulation, sofern mit einem harmonischen Übergang über mehrere Akkorde versehen, kennt solche Umdeutungen. Das hat mit "chromatisch" per se nichts zu tun und gilt auch für diatonische Modulation.

5. Beispiel du willst von C-Dur nach D-Dur. Du modulierst erst nach G-Dur und dann nach D-Dur. Eig. eine Sequenz von Modulationen. Auf diese Weise kann der gesamte Quintenzirkel durchmoduliert werden.
 
Hallo,

vielen Dank für die Antwort! :)

Könntest du mir freundlicherweise den Satz von Frage 4 auch noch vervollständigen? :D

Grüße
Julian
 
Könntest du mir freundlicherweise den Satz von Frage 4 auch noch vervollständigen? :D

Der abgeschnittene Satz könnte zum Beispiel lauten (Ergänzung in []):
"Je mehr Akkorde sich während der Übergangsphase in beiden Tonarten deuten lassen, desto [geschmeidiger empfinden wir die Modulation.]"

Das kann so weit gehen, daß es schwer wird, festzumachen, wo und wie der eigentliche Wechsel vonstatten geht.

Viele Grüße
Torsten
 
Der abgeschnittene Satz könnte zum Beispiel lauten (Ergänzung in []):
"Je mehr Akkorde sich während der Übergangsphase in beiden Tonarten deuten lassen, desto [geschmeidiger empfinden wir die Modulation.]"

Jaja, aber damit wird der Unterschied zur diatonischen Modulation aufgehoben, den der Autor der Lehrklänge ja erklären wollte (wobei er scheitert)

Das kann so weit gehen, daß es schwer wird, festzumachen, wo und wie der eigentliche Wechsel vonstatten geht.

Irgendwann kommt ein nicht-diatonischer Akkord. Irgendwas wird alteriert, meistens bzw. mindestens eine Dominante. Da hätten wir dann den "üblichen Verdächtigen" für einen Wechsel.
 
Jaja, aber damit wird der Unterschied zur diatonischen Modulation aufgehoben, den der Autor der Lehrklänge ja erklären wollte (wobei er scheitert)

Ist es nicht wie so oft im Leben - es gibt Zwischenstufen und die Übergänge sind fließend... :):gruebel:


Irgendwann kommt ein nicht-diatonischer Akkord. Irgendwas wird alteriert, meistens bzw. mindestens eine Dominante. Da hätten wir dann den "üblichen Verdächtigen" für einen Wechsel.

Ich hatte z. B. bei den (Paradebeispiel) zweistimmigen Inventionen von Bach gelegentlich das "Problem", daß man sich irgendwann zweifellos in einer anderen Tonart befindet, ich mir ohne ad hoc überhaupt nicht im klaren war, wie und wo er völlig natürlich, logisch und fast unmerklich die Modulation vollzogen hat. :redface:
 
(Achtung! Hier lehnt sich ein Laie etwas aus dem Fenster. Man korrigiere mich wenn ich den ganz großen Unfug schreibe. ;))

Vielleicht Noch etwas Allgemeines zu verminderten Septakkorden (wie D^v und DD^v), die dich zu verwirren scheinen. Ich finde, man sollte nicht zu verkopft an die Sache rangehen. Auf dem Papier sehen die Dinger immer übel aus, weil man nie ohne Alterationen auskommt, aber auf dem Instrument ist es dann meist gar nicht so wild.

Die gängige Interpretation als "verkürzter Dominantseptnonakkord mit kleiner None" macht die Sache vielleicht auch etwas komplizierter als sie sein müsste. Anstatt die Dominante zu nehmen, zwei Töne dazu zu tun und dann wieder einen weg zu nehmen merke ich mir lieber, dass der D^v durch Schichtung von drei kleinen Terzen auf dem Leitton (=Halbton unter Grundton) entsteht. Daraus wird auch klar warum die None im D^v in Dur tiefalteriert ist, und wie man verminderte Septakkorde als Zwischendominanten einsetzen kann.

Nebenbei, die funktionale Deutung des D^v als Dominantakkord ohne Grundton ist gar nicht mal so offensichtlich wie man denken könnte. In de la Mottes "Harmonielehre" findet man einige interessante Bemerkungen dazu. Um das ganze am Beispiel C-Dur/moll zu verdeutlichen, da besteht der D^v aus folgenden Tönen (deutsche Notation):
H = Terz der (Dur-)Dominante
D = Quinte der Dominante
F = Grundton der Subdominante
As = Terz der (Moll-)Subdominante

Das sind also 50/50 Dominante und Subdominante. Gerade wenn der Basston aus der Subdominante kommt, ist irgendwie schon die Frage berechtigt, ob man wirklich mit einem Dominantakkord zu tun hat. Zitat:
"Der Klang [...] darf nicht misdeutet werden durch unsere späten Ohren, die durch die Terzentürme der Musik der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert dazu erzogen wurden, alles dominantisch zu hören." (Diether de la Motte, "Harmonielehre", S.97)
Demzufolge weigern sich verminderte Septakkorde nicht nur dagegen, sich eindeutig einer Tonart zuordnen zu lassen, sie wollen auch keine eindeutige Funktion haben... wenn man es denn wie de la Motte sehen will.

Lange Rede, kurzer Sinn: verminderte Septakkorde haben eigentlich eine ganz einfache Struktur, aber sie tanzen irgendwie immer aus der Reihe. ;)

Ob es sinnvoll ist, sämtliche Notationsweisen und damit verbundene Auflösungstendenzen (auswendig) zu lernen, soll jeder für sich selbst entscheiden. In der Praxis würde ich wahrscheinlich eher beim Komponieren meinen späten Ohren folgen und mich dann erst um die korrekte Notation kümmern. ;)
 
Zuletzt bearbeitet:
Harmonisch Moll = t mit Dv . Das heißt es gibt eine Tonika und eine zu ihr komplementäre Funktion. IVm6 (enharm. IIm7b5) und V7 sind beide Variationen einer dominantischen Funktion, nämlich des Dv. In Moll ist dieser Zusammenhang klar strukturiert.

In Dur ist die Subdominante eher Vorhaltakkord der Tonika denn Funktion.

Das sind also 50/50 Dominante und Subdominante. Gerade wenn der Basston aus der Subdominante kommt, ist irgendwie schon die Frage berechtigt, ob man wirklich mit einem Dominantakkord zu tun hat.

Subdominante und Dominante sind in Moll beide als dom. Funktionen aufzufassen (und gehören auch typisch zusammen)

Demzufolge weigern sich verminderte Septakkorde nicht nur dagegen, sich eindeutig einer Tonart zuordnen zu lassen, sie wollen auch keine eindeutige Funktion haben... wenn man es denn wie de la Motte sehen will.
Sie haben schon eine eindeutige Funktion. Der Vollverminderte wird häufig als Doppeldominante gebraucht und unterstützt damit die Tonika, denn der Grundton der Tonika ist stets im DDv enthalten.

Zur chromatischen Modulation ein kleiner Hinweis: http://www.satzlehre.de/themen/modulation-chromatisch.pdf
Exzellenter Artikel.
 

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