Werksbesuch bei LANEY UK - Februar 2015

  • Ersteller TheMystery
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Auto Bias bedeutet, dass Röhren in einem Gerät funktionieren. Nicht mehr, nicht weniger …
Das macht das normale Bias. Autobias sorgt, dass sie immer gleich funktioniert. Orange zeigt, dass da gleichzeitig viel mehr geht, als nur Röhrenlebensdauer.
Viele Schrauber tauschen Röhren und verändern Bias Werte, weil sie damit bestimmte Ergebnisse erzielen wollen.
und eben das widerspricht der Aussage Laneys, dass die Teile überall gleich klingen sollen.
 
@Myxin - deine Meinung zum Thema AutoBias und Einfluß auf Klang und potentiellem Tuning?

Gruß
Maritn
 
Das macht das normale Bias. Autobias sorgt, dass sie immer gleich funktioniert.

Dem Autobias musst du, als Ingenieur und Produktverantwortlicher einer ganzen Serie, Vorgaben machen innerhalb welcher Parameter es sich bewegen darf. Da dies dann im Verstärker ohne zutun eines qualifizierten Technikers passiert, ist die komplette Auslegung auf "Sicherheit" gerichtet.

Viele der "guten alten Amps und Sounds" die wir von unseren Heroes kennen, sind mit hoffnungslos überzüchteten Verstärkern gespielt worden. Ein qualifizierter Amp Techniker wird da wesentliche näher ran kommen, als ein AutoBias Programmierer es zulassen kann.

Daher auch der Schwerpunkt "wird funktionieren" in meiner Aussage. Das was möglich wäre, liegt meist ausserhalb des AutoBias und sind sehr individuelle Präferenzen und Geschmäcker. Damit garantiert aus meiner Sicht ein AutoBias die Funktion eines Verstärkers, lässt aber Potential liegen …

Dieses Potential kann der Werkston eines Verstärkers sein, oder der individuelle Martin Ton, wenn ich ihn zum Techniker bringe und optimieren lasse.

Weil die Frage aufkam … Myxin hat schon reichlich verschiedene Röhren in Verstärker aller Art gebaut. Dabei ist er sicher auch an AutoBias vorbei gekommen und kann vielleicht eine Einschätzung beisteuern.

Gruß
Martin
 
Ist wahrscheinlich nur eine "Schutzbehauptung", aber so funktioniert Marketing!;):D

Hi,

ich denke es gibt so viele Amps am Markt die es zulassen "selbst daran zu basteln", und eben welche wo es nicht
möglich ist. Ich würde das nicht als gut oder schlecht bewerten, sondern es muss für jeden etwas dabei sein.

Wir kommen zur Frankfurter Musikmesse mit 5 Jahren Garantie (natürlich nicht auf Verschleißteile) und das
können wir deshalb machen, weil die Amps auch über einen langen Zeitraum funktionieren und eben nicht
ständig "daran rum geschraubt wird".

Wenn ich unsere Endorser Amps sehe und wie oft die zum Check bzw. Röhrenwechsel müssen, ist das günstiger
als deren Saitenverbrauch.

Insofern, jeder was er mag; aber nicht direkt in gut oder schlecht einstufen.....oder hat Tony Iommi einen schlechten
Gitarrensound, nur weil er kein Bias Regler hat????

Stehe gerne zur Verfügung bei weiteren Fragen oder Anregungen.

Rockige Grüße
 
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Viele der "guten alten Amps und Sounds" die wir von unseren Heroes kennen, sind mit hoffnungslos überzüchteten Verstärkern gespielt worden.
Das wird jegliches manuelle rumbiasen nicht erreichen ;)
Ein qualifizierter Amp Techniker wird da wesentliche näher ran kommen, als ein AutoBias Programmierer es zulassen kann.
Klar, wenn du von der recht primitiven und einsteigerfreundlichen Infinium-Technologie ausgehst, die ist ein kompromiss. Orange macht mit Divo vor, dass da theoretisch weit mehr geht, aber eben nur mit entsprechendem Hintergrundwissen.
Ich schätze, mein Hauptkritikpunkt ist, dass die Röhren gematcht sein müssen, dass man nur rankommt, wenn man den Amp halb auseinander nimmt, und das oft nur wenige Röhrentypen genutzt werden können, und das zu Zeiten, in denen wesentlich mehr möglich ist.
 
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@Myxin - deine Meinung zum Thema AutoBias und Einfluß auf Klang und potentiellem Tuning?

Ich bin zwar kein professioneller Amp Techniker - aber eine Meinung zum AutoBias habe ich:

Es hat Vor- und Nachteile.

Vorteil wäre, dass die Geräte immer in einem vom Hersteller vorgegeben Bereich laufen, der "ok" ist und der Bias nicht erst eingestellt werden muss (was wohl die meisten Gitarristen nicht selbst machen wollen und so gesehen auf der "sicheren Seite" sind). Man darf sich das aber nicht so vorstellen, dass es genau einen exakten Wert gibt, mit wie viel mA die Endstufenröhren laufen MÜSSEN, damit der Amp "am besten" klingt. Das hängt ganz von den jeweiligen Röhren (auch da gibt es Toleranzen) und vom individuellen Geschmack des Gitarristen ab.

Und genau hier liegt der Nachteil: Man hat, wenn man den Bias doch selbst einstellen möchte, eben keine Möglichkeit dazu, den Sound in die gewünschte Richtung zu trimmen. Es gibt einige Leute, die bei ihren Peaveys oder Mesas einen regelbaren Bias einbauen lassen haben, um dem Amp mehr Punch und "Wärme" zu geben (in der Regel laufen die fixed Bias Amps eher kalt zum Schutz der Röhren - was aber auch auf Kosten des Sounds gehen kann, z.B. mehr Fizz).

Für mich persönlich ist ein regelbarer Bias praktischer, da dieser - für meine Bedürfnisse optimal eingestellt - eine Grundvoraussetzung für den optimalen Sound darstellt. Bevor ein Amp gemoddet/getuned wird, muss der Bias auch überprüft werden, sonst macht alles Weitere in meinen Augen keinen Sinn.

Was Tuning an sich betrifft: Da gibt es so viele Dinge, die man machen kann. Angefangen von kleinen Änderungen an der Schaltung (die auch große Wirkung im Klang haben können) bis hin zum Austausch von Komponenten durch höherwertige (ohne dabei Messwerte von Bauteilen, z.B. Widerstand oder Kapazität zu ändern).
Ob das überhaupt nötig ist, muss jeder selbst entscheiden. Ich finde, es hat seine Berechtigung, wenn man auf andere Weise nicht zu seinem Wunschsound kommt und/oder einfach noch ein bisschen mehr aus dem rausholen möchte, was bereits da ist. Es ist garantiert kein MUSS!
Es ist natürlich für den Amphersteller erstrebenswert, eine möglichst konstante Soundqualität in der jeweiligen Verstärkermodell-Reihe zu liefern. Wirklich identisch wird kein Amp klingen, alleine die Potis haben in der Regel 20% Toleranz (daher bringen exakt gleiche Einstellungen schonmal nicht den gleichen Sound), dazu kommen unzählige weitere Widerstände und Kondensatoren mit Toleranzen, das summiert sich auf. Ebenso wie gesagt bei den Röhren.

So ein akustischer Vergleich zwischen einem UK LH20 und einem China LH20 ist zwar nett gemeint, aber für mich leider sehr wenig aussagekräftig.
Das würde dann Sinn machen, wenn man selbst von jedem Modell mindestens jeweils 5 Stück testen würde. Und selbst dann wird der Höreindruck auch noch von so unkonstanten Variablen wie der aktuellen Tagesform des Testhörers (sowohl spielerisch als auch psychisch - z.B. entspannt oder gerade unter Stress?) oder sogar vom Klima (Luftdruck/-feuchtigkeit) abhängen. Das Spielgefühl wird man auch bei Aufnahmen, die jemand anderes zum Anhören bereit stellt, nicht erfahren können. Das muss man schon selbst ausprobieren.


Was die Sache mit den SMD Bauteilen betrifft - da habe ich meine Meinung und die werde ich wohl auch nicht ändern. Es hat schon seinen Grund, warum Premiumhersteller ab einer bestimmten Güteklasse auf solche Bauteile lieber verzichten (und die Platinen lieber mit herkömmlichen "großen" Kondensatoren und Widerständen bestücken) - und dieser Grund liegt sicher nicht in möglicherweise vorhandenen Vorbehalten der Kundschaft - den allermeisten Gitarristen ist es doch völlig egal, wie ein Amp von Innen aussieht. Gut klingen muss er halt! : )


Noch der obligatorische Tipp: Spielt die Amps einfach selbst an! Wenn der Sound taugt, ist alles wunderbar! Und die 5 Jahre Garantie von Laney sind echt fett! :great:
 
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Was die Sache mit den SMD Bauteilen betrifft - da habe ich meine Meinung und die werde ich wohl auch nicht ändern. Es hat schon seinen Grund, warum Premiumhersteller ab einer bestimmten Güteklasse auf solche Bauteile lieber verzichten (und die Platinen lieber mit herkömmlichen "großen" Kondensatoren und Widerständen bestücken) - und dieser Grund liegt sicher nicht in möglicherweise vorhandenen Vorbehalten der Kundschaft - den allermeisten Gitarristen ist es doch völlig egal, wie ein Amp von Innen aussieht. Gut klingen muss er halt! : )

Siehst du, jetzt hast du den Nagel auf den Kopf getroffen ;-)
Es muss einerseits dem Kunden klar sein, dass man evtl. bei einem "günstigen" Amp Abstriche beim Innenleben machen muss.
Was den meisten egal sein dürfte, solange das Resultat passt.
Dass der Premium-Hersteller das seinerseits nicht machen muss, weil er einen weit höheren Verkaufswert erzielen kann und wird, ist natürlich auch gut so. Irgendwie soll und muss der Aufpreis auch gerechtfertigt sein.
Ich denke die Firma Laney will als Hersteller ein gutes Produkt zu einem gutem Kurs anbieten und nicht ein exklusives Produkt zu einem exklusiven Preis.
Alles was ich von Laney im Röhrensegment gespielt habe klang in meinen Ohren gut. Und das ist was für mich zählt.
Ich habe weder das Wissen noch die Motivation mich soweit in die Röhrentechnik einzulesen oder einzuarbeiten, dass ich an einem Amp Verbesserungen vornehmen kann. Mir ist es lieber das Teil klingt von vorne herein.....und tut seinen Dienst in meinem Sinne.

Und es gibt in dem Preissegment der Laney-Amps natürlich viel Konkurrenz.

Manche klingen, manche nicht....aber das ist für wahr sehr subjektiv.

Ebenso subjektiv wird dann auch der UK vs. China-Test ausfallen. Und zwar ohne den Amp aufzuschrauben und zu abzufotografieren.
Kann man Sound bildich dokumentieren? Ich werde meine Eindrücke niederschreiben und wenn jemand hier Lust hat in die Nähe von Regensburg zu reisen und an dem Test teilzunehmen, so lasst es mich wissen. Wir haben auch ein paar leckere Brauereien und große Mengen Kaffee hier vor Ort.

Über technische Details dürft ihr mich aber nicht fragen, ich will nur spielen.....

LG
Frank
 
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Klar, letztlich zählt der Sound und dass der Amp unter den üblichen Bedingungen (ggf. "on the Road") auch langfristig funktioniert, so wie er soll.

Es ist schade, dass du keine Fotos vom Innenleben machen möchtest - aber früher oder später werden solche eh im Net auftauchen, da es dann doch weltweit jede Menge Leute gibt, die sich für diese technischen Aspekte interessieren.

Ob SMD oder nicht wird für den Verkauf keine Rolle spielen. Der IRT-Studio und IRT-30 greifen auch auf diese Technik zurück und bisher hat sich noch keiner beschwert. Im Gegenteil, die Amps erfreuen sich durchaus großer Beliebtheit, gerade bei denen, die einen sehr tighten Zerrsound haben wollen (für modernere Spielarten wie "Djent"). Der neue Lionheart 5 Studio stellt da eine sehr sinnvolle Ergänzung dar für alle, die mehr in die klassische (Rock)Richtung wollen und auch auf die zusätzlichen Features (siehe Rückseite des Amps) nicht verzichten wollen.

Trotzdem hätt' ich mir gerne einen kleinen GH20L gewünscht! ; )
(Gerade auch, weil es Marshall nicht schafft, einen gut klingenden kleinen Vollröhrenamp im JCM800 Style zu einem fairen Preis anzubieten. Der GH war da schon immer eine sehr gute Alternative!)
 
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Jain ... wenn hier schon einsteigen - was ich in dieser gesitteten Form jederzeit unterstütze ... :great:

Meine 2ct ...

Ich schaue mich meist recht "offen" nach Verstärkern um und dies auch zu 70 % im Laden (die anderen 30 % bei den Factory Tours - da bin ich selbst mein größtes GAS Opfer). Offen bedeutet in diesem Fall, dass ich in Bezug auf Form, Leistung, Bauteile und Namen keinerlei Präferenzen besitze.

(der einzige Verstärker den ich mit vorgefertigter Erwartungshaltung gekauft habe, ist mein Deluxe Reverb 65 RI. Den wollte ich - und habe es nicht bereut - weil er genau so ist wie er ist. Ausserdem sollte doch von der Sorte eh in jedem Haushalt einer stehen :D)

Bei allen anderen Erkundungen war es zuerst der Ton der mich angesprochen hat. Dann allerdings ging es, genauso wie bei Euch, mit Randparametern weiter. Meine Lunchbox habe ich z.B., weil er sehr gut ins Reisegepäck passt, gegen Erschütterungen resistent ist und sich von 110 - 230 V mit allem zufrieden gibt. Meinen HK Tubenmeister hatte ich, weil er mir die PC Anbindung gegeben hat (brauche ich nicht mehr, darf Krach machen :cool:).

Daher gibt es auch gar nichts gegen einzuwenden, wenn jemand sagt ... mit einem SMD Schaden habe ich am A-der-Welt im Zweifel ein Problem, wohingegen der Kondensator viellicht noch aufzutreiben ist. Oder ... Auto Bias ist für mich wichtig, weil ich durch Pubs tingele und evt. mal Ersatz für meine kaputte Röhre irgendwo zweckentfremden muss. Oder ... ich betreibe gerne Tuning, daher brauche ich klar erkennbare Einzelkomponenten. Oder, Oder, Oder ...

Wichtig an der Stelle finde ich nur, dass sich der Grund tatsächlich aus einem praktischen Zweck ableitet - oder - man es einfach so haben möchte.

Insofern gibt es auch kein "richtig / falsch" ... es gibt nur "passt mir / passt mir nicht".

Die Reduktion auf den Ton ist es also doch nicht ... der Rest aber ist / sollte sein realistisch eingeschätztes Bedürfnis. Emotion ist - so meine Meinung - nur beim Ton ein guter Ratgeber.

Gruß
Martin

Ich hatte ja gesagt, dass ich im Nachgang durchaus Neugierig bin.
 
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Oben kurz erwähnt .. allerdings habe ich noch einen aus der Hüfte geschossenen verwendbaren iPhone Part gefunden, der kurz und prägnant erkläret worum es geht.

Unter der Voraussetzung, dass man einen Verstärker besitzt der einem die benötigten Level an Clean, Crunch und Zerre liefert die man haben möchte, ist der Signalweg Gitarre, Verstärker, Box das beste und kürzeste was man machen kann. Alle weiteren Effekte Delay, Chorus, Echo usw. sind über die Gitarrenbox meist nur "halbherzig" abgebildet. Da die Gitarrenbox das Signal bei ca. 4 KHz abschneidet fehlen Obertöne, die dem Signal die nötige Breite geben würden.

IRT X setzt genau an dieser Stelle an. Es erlaubt das Signal zwischen Verstärker und Box abzugreifen und ohne den Weg in die Gitarrenbox zu beeinflussen auf den IRT X Boxen die Effekte abzubilden und einzuschleifen.

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Dies ist das Setup im Video. Bitte bedenkt, dass zur Aufnahme wirklich nur ein (absichtlich) zufällig in den Raum gehaltenes iPhone zur Verwendung kam. Trotzdem lässt sich der Effekt ganz gut raushören …

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Gruß
Martin
 
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Nur so als Traum: ein Laney-Amp, Röhre natürlich, der zweikanalig ist, aber sich auf ZWEI CLEAN KANÄLE mit unterschiedlicher Charackteristik konzentriert. Vielleicht sogar mit verschiedenen Endstufen-Röhren, also quasi zwei Amps in einem. Vielleicht etwas abseitiger Wunsch ...
 
was du suchst ist ein H&K ;)
 
Ich wollte damit nur sagen, dass das nicht in Laneys Suppe passt, sondern H&Ks. Laney und zwei clean Kanäle, also bitte. Der erste Amphersteller mit extra Zerre soll cleanen? ;)
 
Finale ... Grande !!

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Im Laufe des Abends die Freigabe für das Interview mit James Laney. Nicht nur Sohn von Lyndon Laney, sondern wird auch sein Nachfolger als Chairman der Firma - obwohl es eigentlich gar nicht in die Richtung gehen sollte ...

Im Rahmen der Tour haben wir uns in seinem Büro unterhalten und er hat sich als sehr angenehmer Gesprächspartner entpuppt. Diesen Eindruck konnte er beim Pub-Besuch am Abend locker noch toppen.

Gestatten Mr. Laney Mark II




Damit sind alle Themen abgearbeitet und es wird Zeit 1x kurz zurück zu schauen, was wir uns zwischendurch so gemerkt haben. Denn eine Aussage steht ja noch im Raum ...

"Selbst wenn man bei einem Marktpreis von 550 EUR für einen in China im Auftrag gebauten Verstärker gewillt wäre einen Aufschlag von 30 % in Kauf zu nehmen, könnte man heute dafür keinen vergleichbar guten Verstärker in England bauen."

Im Interview ist noch eine interessante Aussage von James drin. "It´s possible to have a bad factory anywhere .." - Damit sagt er sehr deutlich, wie wichtig ein vernünftiges Leadership ist um eine gute Fabrik zu bekommen. Man muss sich selbst einbringen und einbinden, sonst wird es nicht so wie man es möchte. Man hat die Wichtigkeit der Wahl der richtigen Partners erkannt. Ibanez z.B. liefert aus Indonesien Gitarren, die deutlich über dem liegen, was man vom Standort erwarten würde. Dies aus dem selben Grund - sie haben die Führung und Anleitung der Fabrik in die eigenen Hände genommen. Bei der Zusammenarbeit mit einem Auftragnehmer (weil er ganz besondere Sachen gut kann und auf diesem Feld Kompetenzen besitzt (siehe iPhone) wird Laney nicht die Firma übernehmen können, aber durch Präsenz vor Ort und entsprechend enge Vorgaben, sowie strenger Qualitätskontrolle lässt sich einiges erreichen.

"Bei Laney ist man sich der Vergangenheit bewusst, ohne sie zum Kult zu erheben. Man ist nach vorne ausgerichtet und dies hat allerdings schon Tradition, denn Lyndon hat darauf seine Verstärker-Entwicklung aufgebaut. Man klammert sich nicht an alte Konzepte und Bauweisen um sie wieder aufzuwärmen. Man sucht nach dem aus Ihrer, auf 45 Jahren Verstärkerbau basierenden Erfahrung, besten aktuellen Weg. Dabei stellt man natürlich nicht nur die Produkte in Frage, sondern auch die Produktion, die Methoden und den Standort".

Abwandernde Industrie sorgt für geringere Chancen einen Teil des Produktes "nebenbei" herstellen zu lassen. Ein Verstärker-Hersteller alleine befeuert keine metallverarbeitende Industrie. Man kann das in Eigenregie versuchen und sich die entsprechenden Pressen und Ziehwerkzeuge anschaffen … sinnvoll nutzen kann man sie jedoch erst ab einem entsprechende Volumen.

Aus dem Teilstück nehmt ihr bitte mit, dass sie die Lust am Verstärkerbau in England nicht verloren haben …

Aus diesem Teilstück nehmen wir mit, dass gerade moderne Geräte viel Technik enthalten, die an anderer Stelle schon erfolgreich eingesetzt wurde. Die Kompetenzen dieses zu tun, liegt oft sogar ausserhalb der Musikindustrie. Ein gutes Produkt definiert sich also nicht zwangsläufig aus der Vorgabe alles selbst zu erledigen. Sehr wohl sollte man natürlich alle Schritte selbst steuern und bewusst abarbeiten.

Hier bitte die Tatsache mitnehmen, dass alle nötigen Kompetenzen in UK vorhanden sind und dort auch in Zukunft weiter verbleiben werden.

Ton ist auch für ein China Produkt nicht verhandelbar. Laney wird sich nicht um vorhandene Bauteile verbiegen nur um SMD und Co. zu benutzen. Dies passiert nur, wenn die Frisur sitzt - äh der Ton steht.

.... weil man dem Kunden den vorbestimmten Laney Sound geben möchte. Im Umkehrschluss bedeutet dies allerdings auch, dass sie diesen Sound nicht aufgeben/opfern werden (auch nicht für ein Produkt aus China) ..

So, was haben wir hier eigentlich gemacht?

Wenn ich es mit meinen eigenen Worten zusammen fassen darf :eek: - und ihr alle seid herzlich eingeladen eure eigene Meinung zum Thema zu haben ... :great:

Basierend auf den gewonnenen Einblick und meiner Wahrnehmung: Alle für mich wichtigen Punkte der Kette sind "nicht verhandelbar"!!! Sie sind sich ihrer Herkunft bewusst. Sie werden ihre Wurzeln in England behalten. Sie werden ihre Kompetenzen in England behalten. Sie sind bereit zu akzeptieren, dass es weltweit Kompetenzen in der Herstellung gibt, die ihre eigenen übersteigen (und dabei günstiger sind). Sie sind bereit zu akzeptieren, dass es bestimmte Kompetenzen im Umfeld England nicht mehr gibt. Sie werden weiterhin dafür sorgen, dass der Kunde reichlich "Bang for the Buck" bekommt. Sie werden weiterhin dafür sorgen, dass Laney ein Gesicht hat.

==> Wenn der Laney Sound euer Ding ist, dann solltet ihr durchweg allen ihren Produkten - unabhängig vom Herstellungsland - eine Chance geben. Es steckt immer "Laney" drin. Ihr müsst sie nicht kaufen, aber die Chance haben sie sich allemal verdient :great:

Und ganz zum Schluss noch mal einen Blick auf alle die diesen interessanten Besuch und Bericht möglich gemacht haben :great:

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Thank You Boys !!

... und an alle Leser hier ... Danke das Ihr durchgehalten habt. :great:

Gruß
Martin
 
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Toller Bericht Martin, vielen Dank und Ihr seid jederzeit herzlich willkommen.
Ich hoffe die User sehen das auch so, denn es steckt eine Menge Arbeit hinter solchen Berichten.

Also mal ein "Hoch" auf Martin und TheMystery!!!

Yeah
 
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Also mal ein "Hoch" auf Martin und TheMystery!!!

Da musst du ein paar User zusammentreiben, sonst überhebst du dich. Ausserdem solltest du eine Palette mitbringen, damit man das besser anfassen kann. Alternativ dazu einen Gabelstapler-Fahrer ... :eek:

Gruß
Martin
 
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Nochmal kurze Verständnisfrage zum Interview mit James bitte:

Nochdem James seinen alten Job gekündigt hatte, war das Erste was Lyndon tat was?
(Hab's paarmal angehört, aber...)
:engel:
 
Ihm das Gehalt gekürzt …

James hat in seinem Werbejob mehr verdient … aus dem Kopf heraus sagte er glaube ich: "huge paycut .." (noch mal reingehört, ja hatte ich mir richtig gemerkt ..)

Gruß
Martin
 
Auch ich möchte mich für die informative Berichterstattung bedanken und ein paar allgemeine technische Hintergründe beisteuern:

Vorsicht "HOT" ... zur frühen Zeit wurde natürlich alles aus den Verstärkern gekitzelt, was man rausholen konnte. Auf die Frage ob man das Ding heute noch spielen könnte, gab es nur den Warnhinweis auf extrem hohe Spannungen, weit über den heute erlaubten Werten. Mit CE wäre da nichts zu wollen, was auch so ein wenig die Frage nach authentischen 1:1 Verstärkern der Urväter anspricht.

Die Aussage mit den hohen Spannungen bzgl. der CE Norm bei den Vintage Laneys sind halt ein bisschen fragwuerdig... Natuerlich herrschen in alten Laneys hohe Spannungen. In etwa genauso hoch wie in alten Marshalls, Hiwatts oder Oranges... Insofern: Warum sollte es Laney als einziger Firma nicht moeglich sein, diese Geraete auch heute noch unter den Richtlinien der CE Norm zu fertigen ?

Ich weiß nicht, inwiefern Laney das gemacht hat, was andere Hersteller gemacht haben, aber:
- Eine EL34 ist für 800V zugelassen, aber dazu muss man die Schirmgitterspannung niederiger halten. Das heißt, das Netzteil muss aufwändiger gebaut sein als in den typischen Marshalls / Laneys - man braucht sozusagen ein Netzteil, das 400V und 800V stabil liefern kann. Dynacord hat Verstärker gebaut, die mit 850...900 V arbeiteten und das absolut zuverlässig getan haben, solange man passende Röhren hatte.

- Die meisten alten Gitarrenverstärker arbeiten mit Betriebsspannungen von ca. 450 V, sowohl an den Anoden als auch am Schirmgitter. Streng genommen ist schon das außerhalb der zugelassenen Grenzwerte der EL34.
- Heutige EL34 haben nicht mehr die Qualität der alten EL34, die es in den 60ern/70ern gab. Und da Svetlana St. Petersburg http://www.sedtubes.com/ die Produktion eingestellt hat, gibt es auf dem Weltmarkt de facto keine zuverlässigen EL34 mehr, die man wirklich mit den Nenndaten dauerhaft belasten bzw eben überlasten kann und die dabei nicht kaputtgehen. (Der Larry könnte dazu wahrscheinlich Bücher schreiben...)

Das heißt es ist heute aufgrund der Röhrenverfügbarkeit ein Himmelfahrtskommando für einen Hersteller, einen Verstärker zu bauen, der diese damals üblichen Betriebsspannungen nutzt (und die damit einhergehende Ausgangsleistung und Klang erzeugt) und eben deswegen macht man das nicht mehr.
Lieber baut man Verstärker mit 450 V, in die man fast jede Schrottröhre reinstecken kann. Wie viele haben heftig blau leuchtende EL34 in ihren Amps? Die würden bei 800..900V alle hochgehen.

wegen Anfrage, es wäre sehr toll, wenn Laney wieder solide Netztrafos hernehmen würden anstatt Ringkerntrafos!

Ein Ringkerntrafo ist ein solider Netztrafo und kann mit gleichem dynamischen Verhalten gebaut werden wie ein EI- oder M-Kern. Darüber hinaus benötigt er weniger Kupfer, weniger Eisen, ist leichter und hat einen größeren Wirkungsgrad.
Dazu streut ein Ringkerntrafo weniger, das heißt man kann den Verstärker kleiner bauen und muss weniger abschirmen.
Und die Eisenschnitte sind (soviel ich weiß) abfallfrei, das heißt der Trafo wird deutlich billiger. Dazu sind Ringkerntrafos Stand der Technik (wenn man keine Schaltnetzteile nutzt, wogegen eigentlich auch nichts sprechen würde...) und daher in der Masse günstig.

Wenn man ein richtig hartes Netzteil bauen will, dann wird das mit einem konventionellen Trafo sehr teuer, groß und schwer. Mit einem Ringkern ist das einfach. Das heißt bei Neuentwicklungen hat man deutlich mehr Spielraum.

Technisch hat es also keine Nachteile, du als Kunde musst weniger schleppen und den Hersteller kostet es weniger - was würdest du an Stelle des Herstellers tun? ;-)

Nur SMD in den Laneys finde ich "nix gut", weil wenn man da was reparieren will/muß ist das halt "Pain in the a##"!:mad:

Es sollte den Amptechnikern zumutbar sein, nach zig Jahren des Hantierens mit veralteter Technik mal was neues zu lernen. SMD in den Dimensionen, wie es in den Gitarrenverstärkern benutzt wird, ist leicht handhabbar und kein Problem bei Reparaturen. Allerdings hat man manchmal das Problem, dass man nicht erkennt, was das eigentlich für ein Bauteil war, wenn man nur noch einen schwarzen Haufen vorfindet :(

Dem Autobias musst du, als Ingenieur und Produktverantwortlicher einer ganzen Serie, Vorgaben machen innerhalb welcher Parameter es sich bewegen darf. Da dies dann im Verstärker ohne zutun eines qualifizierten Technikers passiert, ist die komplette Auslegung auf "Sicherheit" gerichtet.

Viele der "guten alten Amps und Sounds" die wir von unseren Heroes kennen, sind mit hoffnungslos überzüchteten Verstärkern gespielt worden. Ein qualifizierter Amp Techniker wird da wesentliche näher ran kommen, als ein AutoBias Programmierer es zulassen kann.

Daher auch der Schwerpunkt "wird funktionieren" in meiner Aussage. Das was möglich wäre, liegt meist ausserhalb des AutoBias und sind sehr individuelle Präferenzen und Geschmäcker. Damit garantiert aus meiner Sicht ein AutoBias die Funktion eines Verstärkers, lässt aber Potential liegen …

Dieses Potential kann der Werkston eines Verstärkers sein, oder der individuelle Martin Ton, wenn ich ihn zum Techniker bringe und optimieren lasse.

Es gibt für diese Autobias-Geschichte mehrere Gründe:

- Heutige Röhren streuen im Vergleich zu denen aus den 60ern/70ern deutlich mehr. Damals hat keiner gematchte Röhren verkauft (außer für Spezialanwendungen in Messgeräten), das war schlicht nicht nötig. Hat man eine automatische feste Gittervorspannungserzeugung (das ist etwas anderes als Autobias! Autobias gibts solange es Röhrenverstärker gibt...) dann kann man in den Verstärker jede Röhren reinstecken und er wird sie in den richtigen Arbeitspunkt (Ruhestrom) schieben.
Falls er das für jede Röhre einzeln tut (nur so ergibt das Sinn), dann kann man sogar ungematchte Röhren verbauen, allerdings hat man dann das Problem dass die Röhren sich dynamisch komplett unterschiedlich verhalten können, auch wenn sie im selben Arbeitspunkt arbeiten. Das erfordert eine aufwändigere Schaltung als ich sie bisher in der Industrie gesehen habe.

- Außerdem kann eine gute "Autobias"-Schaltung auch das Driftverhalten einer schlechten Röhre ("langsames Hochgehen", "rote Backen") in einem gewissen Rahmen verhindern, d.h. man wird als Hersteller weniger Reklamationen und mehr zufriedene Kunden haben.

- Die Kunden können die Röhren selbst tauschen, was das Sicherheitsgefühl ("Wenn mir auf einem Gig eine Röhre hochgeht...") erhöht und daher mehr Leute zu komplexeren Röhrenverstärkern greifen lassen kann.

- Man spart sich die Abgleicharbeiten bei der Herstellung, d.h. Kostenersparnis. Die paar Bauteile kosten fast nichts.

Das sind meine Einschätzungen, die ich nach den Jahren mit dieser (eigentlich total veralteten) Technik zusammengekramt habe. Zusammengefasst kann man sagen, dass seitdem Bugera, Blackstar und Co auf dem Markt erschienen sind und günstige Alternativen zu den bekannten Marken etabliert haben, diese bekannten Marken auch aufs Geld schauen müssen und daher eine Anpassung der Fertigungstechnik und Logistik auf heutigen Stand der Technik (soweit bei Röhrenamps möglich) unumgänglich ist. Und das sieht man: Breiteres Angebot, SMD, Ringkerntrafos, Platinen, kleinere Verstärker...

Viele Grüße
Stephan
 
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