Bastelei: Effektgerät simulieren

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chesstiger
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Hallo!

Nachdem ich in den letzten Tagen ein wenig an dieser Idee gebastelt habe, wollte ich diese nun mal mit "der Welt" teilen. Ich habe im Internet noch kein vergleichbares Projekt entdeckt. Ich habe ein wenig PA-Technik zuhause und war am überlegen, ob es sich lohnt, ein Effektgerät anzuschaffen. Da ich aber auch nicht ganz unbeholfen in der Informatik bin (Programmierer), kam mir die Idee, meine Interessen zu verbinden. Es geht darum, ein Effektgerät komplett durch einen Computer zu ersetzen, nur mittels einen speziellen Kabels.

An meinem Acer Aspire 7750G habe ich zwar einen Mikrofon-Anschluss und einen normalen Audio-Ausgang, aber mit einer externen Soundkarte (LogiLink 7.1) geht es noch besser, da man so mehr Kanäle zur Verfügung hat. Da man bei den normalen Soundkarten nur Miniklinken-Anschlüsse hat, musste also ein spezielles Kabel her.

Ich habe zunächst ein Insert-Kabel gebastelt. Dazu dann logischerweise einen 6.3mm-Stereo-Klinkenanschluss mit vier Kabeln (zweimal Masse anlöten) auf zwei 3.5mm-Mono-Miniklinken führen. Wenn man kein passendes Kabel zur Hand hat, kann man einfach normale Kupferlitzen mit Schrumpfschläuchen zusammenfassen. Sieht dann halt mehr nach Bastelei aus. ;)

Wir können jetzt das Signal über eine Insert-Buchse in den PC und wieder hinaus führen. Jetzt kommt der wirklich spannende Teil: Die Software. Grundsätzlich kann man sicherlich auch Microsoft Windows für diese Aufgabe verwenden, zum Beispiel mit Guitar FX Box. Allerdings ist Windows kein Echtzeitbetriebsystem, sodass das Ganze teilweise hohe Latenzen hervorbringt. Für diese Aufgabe eignet sich ein Echtzeitkernel wesentlich mehr, das ist unter Windows allerdings nicht möglich. Daher schwenken wir um zum quelloffenen Linux! Mit eine der bekanntesten Linux-Varianten ist Ubuntu. Von Ubuntu existiert eine spezielle Version, die extra "für Künstler" angepasst ist: Ubuntu Studio. Einerseits kommt Ubuntu Studio mit einem Echtzeitkernel, andererseits sind fast alle Programme, die wir brauchen, schon mit an Bord. Man kann Ubuntu Studio auch einfach neben einer vorhandene Windows-Installation installieren. Bei der Installation reicht es, nur die Audio-Tools mitzuinstallieren. Wenn man schon ein Linux-System hat, kann man auch einfach den Lowlatency-Kernel nachinstallieren, allerdings kann das zu Systeminstabilitäten führen. Für Testzwecke benötigt man auch nicht zwingend ein Echtzeitsystem. Wenn man keine Bedenken hat:
sudo apt-get install linux-lowlatency

Wenn Ubuntu Studio dann soweit ist, starten wir eine Software mit dem Namen QJackCtl. Ich bin mir nicht mehr sicher, ob QJackCtl schon von Haus aus mit dabei ist, daher einfach kurz sudo apt-get install qjackctl im Terminal ausführen. Dann startet man QJackCtl und öffnet zuerst einmal die Einstellungen. Verwendet man eine externe USB-Soundkarte, muss hier nun ein anderes Audio-Gerät eingestellt werden. Ein- und Ausgabe sollten auf das gleiche Gerät geändert werden. Danach kann man vorerst die Einstellungen wieder schließen. Dann kann man auf "Start" klicken, im Idealfall sollte der JACK-Audioserver jetzt ohne Fehler starten.
Nun starten wir noch Jack-Rack (sudo apt-get install jack-rack, wenn man kein Ubuntu Studio verwendet). In QJackCtl klickt man nun auf Verbinden und verbindet von links (Ausgabe) nach rechts (Eingabe): System mit Jack-Rack, Jack-Rack mit System. Nun kann man in Jack-Rack diverse Effekte hinzufügen. Wenn man jetzt das selbstgebaute Patch-Kabel richtig anbringt (ein Stecker in Headphones, ein Stecker in Mikro, eventuell mal tauschen), dann kann man alle Effekte von Jack-Rack nutzen. Bei einer entsprechenden Soundkarte kann man auch mehrere Effektgeräte simulieren.

Vielleicht bringt die kleine Anleitung dem ein oder anderen ja etwas, es funktioniert jedenfalls auf meinem Laptop ohne merkliche Verzögerungen. Im Live-Einsatz habe ich es noch nicht verwendet, aber das sollte auch kein Problem sein. Mit einer entsprechenden Soundkarte kann man dann sogar noch über dasselbe Laptop Musik einspielen, über andere Soundkanäle. Jack gibt da keine Begrenzungen vor. ;)

Wenn jemand Fragen haben sollte, immer her damit!

Lieben Gruß
 
Eigenschaft
 
Für Windoof gibts nen alternativen Audiotreiber: ASIO4all.
Der is super, wenn ich mit Reaper aufnehme und gleichzeitig Monitoring anhabe, spüre ich keine Verzögerung.
Is allerdings auch sehr CPU-Intensiv.

Danke für die Anleitung! :hat:

Grüße
Das TIER
 
Hi,

wie siehts mit der stabilität aus, hast du das ganze schonmal über längeren Zeitraum laufen lassen etc. um zu schauen ob das ganze stabil läuft?
und externe Soundkarten/Interfaces können betrieben werden, wenn ich das richtig verstadnen habe, oder?

Cool dass sich damit immer mal wieder Leute beschäfigen::great:
 
Hi!

@Das_TIER
Ja, den ASIO-Treiber kenne ich. Allerdings ist bei Windows auch noch das System an sich eine Problematik. Unter Linux kann der JACK-Audioserver sich voll und ganz in das System integrieren, weil Linux eine relativ offene Struktur besitzt. Unter Windows ist das keinem Programm möglich. Es mag sein, dass das ganze auch mit Windows mit niedrigeren Latenzen funktioniert, aber ich wüde trotzdem Linux vorziehen, allein schon, weil man dann vernünftig JACK nutzen kann (JACK für Windows ist nicht so das Wahre...). Aber trotzdem danke für den Hinweis. :)

@fuu
In dieser Konstellation habe ich das noch nicht über längeren Zeitraum laufen lassen, nein. Das kommt aber noch.
JACK alleine, also die Grundlage, läuft allerdings bei mir seit einem halben Jahr als Standard-Soundserver und hat mich - im Gegensatz zu PulseAudio - noch nie im Stich gelassen. Was Linux selber betrifft... In der Zeit, in der ein Windows-System 10 Mal abstürzt, läuft Linux ohne auch nur einen Neustart wie am Schnürchen. Mein Linux-Server läuft seit 400 Tagen ohne Unterbrechung und ohne nennenswerten Fehler. ;)
Prinzipiell können externe Soundkarten betrieben werden, ja. Diese müssen allerdings von Linux korrekt erkannt werden, ggf. müssen halt auch noch manuell Treiber installiert werden. Bei einem Großteil der Soundkarten geht das alles problemlos, Ausnahmen gibt es aber immer. Man kann das ganze auch einfach mal testen, Ubuntu Studio ermöglicht den sogenannten Live-Betrieb. Das heißt, dass man von der Ubuntu-Studio-DVD das System starten kann, ohne, dass die eigene Festplatte angetastet wird. Ein Test-System, wenn man so will.
Und klar, dass ich mich damit beschäftige; ist ja hoch interessant. :)

Liebe Grüße
 
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Ok, danke für die Infos!
Und viel Spaß beimweiterprobieren!:D
 

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