Gitarren-Verstärker: Warum ich keine Röhren mehr verwende

Warum ich keine Röhren mehr verwende​

Moin!
Ich möchte mit diesem Thread keinen Glaubenskrieg zwischen Transe und Röhre los treten, sondern meine objektive Einschätzung meiner Erfahrung zu diesem Thema der Bauteilwahl der letzten 10 Jahre mitteilen. Es ist nicht einfach so etwas zu schreiben, daher wäre es schön, wenn andere ihr Bashing vermeiden, damit dies ein weitestgehend objektiver Thread bleibt. Immerhin kann sich jeder bei den Pro- und Contra- Argumentationen seine eigene Meinung dazu bilden und letzten Endes entscheidet sein eigenes Ohr (und bei einigen auch die Messungen).
Auch ich habe in dem Glauben angefangen zu basteln, dass die Röhre mächtiger ist als der Transistor was die Mukker-Soundwelt betrifft. Immherin hat die Röhre besondere eigenschaften, die der Transistor nicht hat. So entstanden viele Amps in einer Keksdose oder Verzerrer, EQs, Compressoren und sogar ein Wah habe ich ins Rack in reiner Röhrentechnik ferngesteuert ohne einzelnen Halbleiter gepflanz. Allerdings war es bevor ich mich hier im Forum angemeldet habe, sodass ich hier nichts davon zeigte. Doch mitlerweile stauben die Röhren ein, weil ich sie nicht einmal mehr ansehe, wenn ich ein Projekt plane und bauen möchte. Die Gründe hierzu möchte ich nun in diesem Thread aufschreiben.

Lüge Nummer 1: Der warme Röhrensound:

Das ist ein sehr offensiver Einstieg, ich weiß. Aber dies ist auch das was mich am meisten nervt, immer wieder von nicht technisch versierten Menschen vorgekaut zu bekommen, dass alle Transistoramps diese Wärme vermissen lassen oder den Punch, den ein Röhrenamp liefert. Dieses Argument ist allerdings nicht nur in der Musiker-Welt vertreten, sondern auch in der HiFi-Welt. Klar, ist das sehr emotional. Das ist es in der Musik eigentlich immer. Es geht hier um Kunst und nicht kalte Analytik. Aber ich habe an einigen (zum Teil leider überteuerten) Workshops damals teilgenommen, die dieses Thema ansprachen. Eins dieser Workshops war von Menno van der Veen geleitet. Er wickelt die genialsten Ausgangsübertrager, die ich je gehört und durchgemessen habe. Der Hintergrund des "warmen Röhrensounds" ist nämlich der AÜ und hat weniger mit Transistoren zu tun. Dieser gute Mann hat Röhrenamps gebaut die mit absicht absolut kalt und analytisch ausgelegt waren und mit AÜs bestückt wurden, die linear bis 100kHz laufen. Das hatte mich damals schwer beeindruckt. Natürlich habe ich mir gleich zwei Stück davon gekauft und experimentiert. Es stellte sich heraus, dass mein damaliger Gitarren-Röhrenamp mit diesen AÜs zur grottigsten Kiste verkommen ist, die an die ersten Versuche der Transen-Amps erinnerten. Ein grottiger reiner Transen-Amp hat dann den AÜ aus meinem Röhren-Amp erhalten und klang sofort um Welten besser. Es wurde daraus nicht magischer weise ein sehr toller Amp, aber die verbesserung hinsichtlich des Sounds und "Wärme" hat sich drastisch verbessert.
Was sagt uns das jetzt? Mir hat es von da an einfach gezeigt und gesagt, dass wenn man echten sogenannten "Röhrensound" haben möchte, einfach einen schicken Ausgangsübertrager am Ende seiner Signalkette einbaut, um die gewünschten Unzulänglichkeiten im Hochtonbereich zu erhalten. Dabei ist natürlich wichtig, dass dieser nicht von schlechter Qualität ist. Aber wie bereits dargestellt hat es nichts mit der Verwendung von Röhren zu tun. Natürlich brauchen die meisten Röhren-Schaltungen einen solchen AÜ und daher hat es sich wohl eingebürgert es auch dem Röhrenamp zuzuschreiben eine solche Wärme zu haben. Es ist ja auch richtig heimelig glühende Röhren anzusehen und im Winter sind sie eine gute Heizung.

Lüge Nummer2: Röhrenamps sind leichter zu warten:​

Naja, wenn man die alten Amps mit Point to Point Board und wirklich wenig Bauteilen ausgeht, stimmt das schon. Aber das hat eher was mit der Bauweise als mit der Verwendung von Röhren zu tun. Jeder kann auch einen einfachen Transistor-Amp mit solchen Lötaugen oder einem Turret-Board versehen und so einen für jedem einfach zu wartenden Amp bauen. Der springende Punkt ist einfach, dass heutige moderne Amps alle sowieso über eine dicht bestückte Platine verfügen, die zum Teil SMD Bauteile aufweisen. Die meisten Amps haben sogar Halbleiter im Signalweg, um die Röhre anzusteuern, den Bias automatisch einzustellen und so weiter... Das was einem dann weh tut ist die hohe Spannung. Bei einem nicht offensichtlichem Defekt muss man im inneren bei laufendem Gerät Messungen durchführen und bei 400V ist dies einfach gefährlicher als bei 50V. Besondere Vorsicht ist dabei geboten. Das macht eine Reparatur für mich wesentlich unentspannter als bei einem kleinen Transistoramp. Daher kriege ich immer einen Hals, wenn zu mir jemand ankommt, der mich gerade kennen gelernt hat und mit der Aussage "Hey, mach mir das mal eben bitte. Immerhin sind Röhren leichter zu warten." versucht etwas von mir zu erhalten, dass dann so nicht einmal stimmt. Man muss sich einfach nur ansehen, wie die Endstufenplatine in diesem Thread aussieht. Die ist absolut winzig im Vergleich und hat keine besonderen und auch nicht viele Bauteile. In ihr schlummern dennoch bis zu 70W Leistung.

Das Übersteuerungsverhalten von Röhren:​

Ja, das ist keine Lüge. Röhren gehen nicht plötzlich dazu über ein Rechtecksignal auszugeben, wie ein Transistor es im Übersteuerungsfall tun würde. Aber dieses Verzerrungsverhalten haben wir aber doch schon gemeistert mit Transistoren zu emulieren. Ich gebe jedem Recht, der meint digital emulierte Sounds klingen flach und eindimensional, wenn es um Verzerrungen geht. Da müssen wir noch ein wenig daran programmieren und ein oder zwei Generationen Rechenleistung abwarten. Ja, ein Camper kommt da schon sehr nahe, aber mir ist das noch nicht gut genug. Eine Emulation steht und fällt ja mit der Anzahl der berechneten Harmonischen im Signal. Bei einigen Effekten wie einem Delay reicht es die ersten zwei oder drei Harmonische zu kopieren. Aber gerade bei einem verzerrten Signal passiert so viel, dass dies nicht reicht. Aber ich denke mit der Zeit wird sich das erledigt haben.
Aber wir haben ja jetzt unsere schicken Bodentreter mit Transistoren und sogar Op-Amps bestückt, die für einem die schöne Zerre liefern. Das lustgie hierbei ist, dass wieder Fehler oder eigentlich unerwünschte Eigenschaften in Bauteilen zu einem angenehmen und gut klingenden Sound führen. Der Erfolg des Tube Screamers ist darin begründet, dass der verwendete 4558 eine recht lange Recovery-Time hat, sodass bei jedem Wechsel der Peaks in die andere Richtung der Sättigung der OP gemächlich reagiert, sodass nervige Obertöne einfach nicht vorhanden sind. Dabei war das damals eine reine Preisentscheidung, da dies damals der günstigste OP auf dem Markt war.
Wäre das nicht so, dann klänge er wesentlich rauer und harscher. Ich habe das ausprobiert und einige Burr Brown OPs der obersten Liga in einen TS eingebaut und das Ergebnis war einfach der schlechteste Verzerrer, den ich je gehört habe. Und dann gibt es zudem noch so viele schlechte Röhrenzerren auf dem Markt. Ein Beispiel ist für mich der Ibanez Tube King. Als ich den das erste mal im Netz gesehen habe, war er ausverkauft und nicht mehr auf dem Markt in der roten Version. Ich habe unzählige Stunden mit der Suche danach verbracht, ehe ich einen kaufen konnte. Die Features reizten mich schon sehr und YouTube Videos habe ich auch zu hauf gesehen. Das Problem mit den Videos ist ja, dass die immer arg komprimiert sind und man oft doch nicht richtig einschätzen kann wie das Gerät so ist. Jedenfalls kam der Tube King bei mir an und er klingt einfach nur flach, eindimensional und undynamisch. Meine liebste Zerre derzeit ist der Tight Metal von Amptweaker. Er ist sehr dynamisch, hat ein wundervolles Impulsverhalten, das man vor allem regeln kann und hat mich mit dem integrierten Gate einfach überzeugt. Als ich ihn das erste mal anspielte, nachdem ich ihm nur auf Verdacht aufgrund des niedrigen Preises in der Bucht geangelt hatte, klappte mir regelrecht die Kinnlade runter.

So, da gibt es aber noch die Endstufensätigung auf die viele immer noch abfahren. Ja, das kann ich verstehen. Es ist laut, es drückt, der ganze Körper wird davon ergriffen und der Amp wirkt reaktionsfreudiger und spricht einfach schneller an. Bei neuen modern ausgelegten Amps funktioniert das ganze aber schon lange nicht mehr, auch wenn es Röhren-Amps sind. Da passiert die Soundgestaltung in der Vorstufe und die Endstufe macht nur noch lauter. Nicht wenige Amps haben mitlerweile sogar einen Presence-Regler der nichts mehr mit der Endstufe zu tun hat, sondern da übernimmt eine Schaltung der Vorstufe die emulierte Soundänderung. Da wird man hier auch schon quasi verarscht. Aber da es noch alte Amps gibt, die solches Verhalten haben, gehe ich auf die modernen Amps nicht ein. Wenn man sich die Amps anschaut die diesen Effekt der Endstufensättigung besonders haben, dann haben die meist sogar Röhrendioden oder Röhrengleichrichter im Netzteil. Was dann bei hohen Lautstärken oft passiert ist, dass das Netzteil nachgibt und nicht mehr die Spannung liefern kann, die eigentlich vorgesehen ist. Dieser Sag, den man auch bei Fuzzes mit fast leerer Batterie gerne hat, den hat man dann auch zum Teil bei solchen Amps. Um dies mit Transistoren zu emulieren kann man entweder sein Netzteil mit Absicht unterdimensionieren oder eine Regelung entwerfen die dann abhängig vom Eingangssignal reagiert. Bisher habe ich das noch nicht komplett heraus gefummelt, wie man das idealerweise kopieren kann. Aber das mache ich nur nebenher aus reiner Neugierde. Eigentlich will man ja heutzutage keine Soundänderung mit Änderung der Lautstärke haben. Daher ist dies mMn nicht wirklich wichtig. Das die Vorstufen ohne Röhren gute Dinge verrichten haben wir ja schon im darüber liegenden Absatz besprochen. Warum also nicht auch hier eine solche Endstufe verwenden und eine klangneutrale und lineare Geschichte am Start haben?

Jetzt wird es warm und hochspannungsvoll:​

Röhren sind Heizungen. Sprichwörtlich, da die Heizung der Röhre dazu nötig ist Elektronen zu emitieren, damit die überhaupt funktioniert. Im Sommer oder im engeren Proberaum brauche ich nicht noch mehr Hitze. Ein 100W Amp kann daher auch gut und gerne 400W verbrauchen. Das geht irgendwann ins Geld, wenn man den Strom selber bezahlen muss. Aber das ist eher eine Kleinigkeit und fällt meiner Meinung nicht zu schwer ins Gewicht. Nur die hohen Spannungen sind eher störend. Neben teureren spannungsfesteren Bauteilen braucht man hierbei viel Eisen, was die Geräte einfach groß, schwer und wesentlich teurer macht. Natürlich gibt es hier auch viele Ausnahmen in Richtung Radio-Röhre oder unzählige Versuche mit 40V Röhrengeräte mit Standard-Röhren zu bauen. Nur diese Geräte haben noch schlechtere Störabstände und Messwerte als jedes Transistorgerät in diesem Bereich. Man muss bei Transistoren ja nicht immer die 9V aus dem Steckernetzteil des Effekt-Pedals nehmen. Es macht oft Sinn wesentlich größere Spannungen für mehr Headroom, einen größeren Störabstand und weniger Rauschen zu verwenden. API und Neve haben daher schon immer mit höheren Spannungen gearbeitet. Dabei kommt man aber nie in den dreistelligen Bereich, der für einem selber in irgend einer Form gefährlich werden kann.

Lüge Nummer 3: Alles digitale taugt nichts und ist böse:​

Tja, da gibt es sie immer noch: Die puristen, die alles digitale verschmähen und in ketzerischer Art alles halbleiterbestückte verfluchen. Aber von denen gibt es zum Glück kaum noch welche. Was also tun? Es fängt ja schon bei den einfachen Pedalen an. Welches Delay, Hall oder Chorus ist noch rein analog aufgebaut? Es ist mühselig schicke Eimerkettenschaltungen zu entwerfen oder ein Tape als Delay zu verwenden und diese auch noch gut klingen lassen zu wollen. Da ist es rein digital wesentlich einfacher und die Möglichkeiten sind auch riesig. Es sind jetzt Geräte möglich, wie sie es einfach noch nie waren mit besserer Qualität und

Jetzt wird es digital:

Wer liebt sie nicht? Die kleinen handlichen Mini-Pedale diverser Firmen die wunderbare Halls, Echos, Delays und Co anbieten. Die kosten nicht mehr die Welt, sind leistungsfähiger als alle Vorfahren und zudem verbrauchen Sie wenig, sind klein und werden nicht heiß. Da sind sich die meisten darüber einig etwas gut klingendes in der Hand und vor allem im Ohr beim Spielen zu haben. Aber warum sollte es da schon aufhören? Auf PCs, Pads und Handys gibt es mitlerweile sehr gute Emulatoren die einfach nur sehr sehr gut sind. Wie es bei Verzerrern mMn aussieht wisst ihr ja bereits. Aber dem gebe ich einfach noch ein paar Jahre Zeit und ich bin sicher, dass ich damit dann auch glücklich und zufrieden sein werden. Es ist doch einfach so, dass die Rechenleistung mitlerweile unseren Vorstellungen überstiegen hat. Wir haben Geräte mit mehreren GHz Taktfrequenz die pro Takt eine Gleitkommaoperation durchführen können. Wenn man diese Geräte mit den richtigen mathematischen Operationen füttert, könnnen sie quasi Wunder vollbringen. Vor allem sind die Preise so weit im Keller, dass man sowas hier einfach aus dem Ärmel schütteln kann. Klar hatte ich Probleme, aber der Sound ist da.

Man kann mitlerweile jedes Verhalten eines Geräts auf das Signal emulieren, wenn man die Impulsantwort hat. Durch Faltung mit dem Originalsignal wird das Ergebnis das des Originalgeräts gleichen. Bei Boxensimulationen ist es bereits so. Das man einen Amp nicht zu 100% emulieren kann liegt einfach daran, dass theoretisch unendlich viele Einstellungen vorhanden sind. Durch Alterung oder Bauteiltoleranzen vergrößert sich hier zudem noch die Anzahl der Möglichkeiten. Dem müsste man dann genauso mit unendlich vielen Impulsantworten entgegen kommen, um dieses Problem zu lösen. Das dies unmöglich ist, sollte jedem klar sein. Das man allerdings dennoch ein gut klingendes Produkt hat, allerdings auch. Nur weil das letzte Bisschen Abweichung im Obertonspektrum vorhanden ist, heißt es nicht, dass die Simulation schlecht ist. Nur die Emulation genau dieses einen Geräts ist nicht ganz zufrieden stellend. Aber wen interessiert dies, wenn es einfach klingt? Daher bewerte ich die Software oder andere Produkte nicht anhand des Original-Sounds im Vergleich, sondern daran, wie gut sie allgemein performen. Das heißt ich bewerte den Sound, das Ansprechverhalten, die Features, das Durchsetzungsvermögen im Bandkontext und Preis/Leistung. Leider sind dazu notwenige DSPs immer noch recht teuer. Aber das legt sich sicherlich mit der Zeit, wie es beim Rest auch schon so war.

Man darf einfach nicht vergessen, dass man digital quasi die Physik austricksen kann. Man schickt das Signal ja nicht durch reale physikalische Bauteile während es bearbeitet wird. So kann man auch plötzlich einen EQ mit 50dB Flankensteilheit ohne Phasenunterschied zum Originalsignal und ohne Überhohungen an anderer Stelle bauen ohne Probleme. In der Realität wäre eine solche Schaltung rein analog fast immer zum schwingen verurteilt. Zudem spart man sich auch Bauteile wie Spulen. Wie gesagt, "Eisen" ist immer teuer.

Kurzum: Digital wird die Zukunft sein, auch wenn der Stromverbraucht aufgrund der Flut an Transistoren im Chip wesentlich höher ist als bei analogen Schaltungen.

Was kann die Röhre eigentlich?

Die Röhre ist immer noch ein richtig genialer Impedanzwandler! Ich bin ein Fan von einem CD Player mit Röhren. Für die meisten ist es die bescheuerteste Idee der Welt, aber ich liebe den Magnat MCD 1050 einfach. Der Grund ist der, dass dies nicht einfach ein Marketing-Gag ist einem digitalem Medium "Röhrenklang" zu verleihen. Die Röhren liegen nämlich am Ausgang und treiben somit die Vorstufe vom dahinter geschalteten Amp. Das heißt, dass sie nicht verstärken und die Verstärkung gleich 1 ist. Der Vorteil ist einfach, dass der CDP so überall gleich klingt, da sich die Röhren an fast jedem Amp unabhängig der Eingangsimpedanz wohl fühlen. Ab und zu hat man das Gefühl ein Mismatch der Geräte vorliegen zu haben. Das hat man mit diesem Gerät nicht. Klar mag es Geräte geben, die die Röhre ganz anders und nur von der Marketing-Abteilung vorgeschrieben verwenden. Aber dieses Gerät ist wirklich kein Blender. Man hat einfach einen sehr neutralen Klang dadurch gewonnen und es geht nicht um "wärme" oder den besonderen Glanz oder Schimmer im Hochtonbereich.

Bis vor Kurzem waren Röhren auch sehr wichtig für alle möglichen HF-Anwendungen. Allerdings hat hier auch mitlerweile das Germanium einzug erhalten. Was für den HiFi-Menschen und Musikus zum alten Eisen gehört, da kaum einer noch Germanium Transistoren verwendet, ist gerade für den Funker neustes High-Tech. Hier hat der Transistor mitlerweile erneut gesiegt, auch wenn der Weg wesentlich länger war.

Erst wenn eine Atombombe in der Stratosphäre über Europa gezündet wird oder anderweitig ein EMP das Land in Dunkelheit hüllt, werden Röhrengeräte ein Revival haben, da sie noch funktionieren werden. Die meisten anderen Halbleiter wären durch die hohe Induktionsspannung fritiert worden. In diesem Fall würde die hohe Spannung zugunsten der Röhre ausfallen. Die Frage, woher der Saft für die zur Kommunikation notwendigen Radios und Funkgeräte dann kommt, ist eine Andere.

Warum klingen mache Geräte einfach schlecht?​

Das hat viele Ursachen. Prinzipiell kann jede Technologie im Audio-Bereich gut klingen. Natürlich hat jedes verwendete System Vor- als auch Nachteile, aber alle Geräte einer Gattung über einen Kamm zu scheren ist zu einfach gedacht. Man kann nicht alle Transistorverstärker schlecht finden. Zum Glück gibt es mitlerweile sehr viele gute Gegenbeispiele, die sich gut gemausert haben. Und auch Einschätzungen, die in die Richtung gehen bestimmte Dinge einem Genre zuzuweisen kann ich nicht unterstützen oder gar verstehen. Es scheinen viele immer noch zu meinen, dass Transen-Amps dem Metal gehören. Dabei gibt es doch viele schicke Dinger von Diezel mit Röhren. Und der Roland Jazz Chorus ist auch kein Röhrenamp.

Warum sich dann solche Meinungen halten ist zum einen der Marketing-Abteilung vieler Firmen geschuldet. Wenn man aus verschiedenen Ecken die gleiche Meinung suggeriert bekommt, fängt man als technisch nicht affiner Mensch an dies zu glauben. Dann wird es wiederholt und auch an Orten wie diesem Forum weiter verbreitet. Schade eigentlich. Da ist es immer schwer dagegen anzureden und auch mit Beweisen wie technische Angaben und/oder Messungen hat man es manches mal schwer. Das soll keine Kritik an dieses Forum sein, im Gegenteil. Hier kann sich ja jeder Gehör verschaffen. Ich möchte nur darauf hinaus, dass viele ein Gerät nicht objektiv wahrnehmen können, wenn eine bestimmte Erwartung oder bestimmte Wertungskriterien vorhanden sind. Natürlich klingt sein Instrument nach dem Umbau besser, da man selber Hand anlegte und neben Zeit auch noch Geld investierte. Das ist dann schon fast eine selbsterfüllende Prophezeiung. So ist es dann auch mit Technik bei der man Vorurteile gegenüber hat. Auch ich ertappe mich immer wieder selbst dabei. Da denke ich von A, dass es besser sei als B und erst bei einer Messung, stelle ich fest, dass ich falsch lag. Das fehlt vielen Musikern, da Messgeräte und Wissen fehlen. Das ist auch ok so. Musik ist ja emotional und das soll es auch bleiben. Zum anderen ist es schwer Klang zu beschreiben. Da fällt einem bei jeder Vokabel eigentlich auch ein anderer Klang ein, den wir im Ohr dann hören, sodass ein echter Vergleich im Dialog mit anderen schwer fällt. So halten sich dann gewisse Schlagworte, auch wenn diese dann irgendwann falsch genutzt werden.

Aber es gibt Geräte die einfach schlecht sind. Das liegt dann an der Konstruktion, am Rotstift der Firma oder einfach an der Unfähigkeit. Oft sind es nur Kleinigkeiten, die fehlen. Zu sehen ist es z.B. in diesem Thread über meinen Mod eines Alesis Noise Gates. Ich habe mich gewundert, warum viele Gates unten herum ein so schlechtes Ansprechverhalten haben und die Impulse beim Palm Muten quasi verschlucken. Durch Austausch der Koppelkondensatoren wurde daraus dann ein absolutes Spitzengerät, dass ich bis heute noch doppelt im Rack sitzen habe. Ein drittes unverändertes Gate habe ich auch noch, um anderen vor Augen zu führen, wie krass die Unterschiede vor und nach dem Mod sind. Alesis ist da aber kein Vorwurf zu machen. So ein Schaltungsentwurf bedarf Erfahrung und Zeit und wir wissen nicht was ursprünglich dabei gedacht wurde diese Kondensatoren in der Größe einzusetzen.
Die meisten Ingenieure nehmen kleinere Kondensatoren, da man kein Rumpeln und andere tieffrequente Störung im Gerät haben möchte. Da setzt man sich eine Grenzfrequenz bei der man der Meinung ist eine Gitarre könne solche tiefen Frequenzen nicht wiedergeben und vergisst dabei, dass viele Spielarten ein perkussives Ansprechverhalten in den tiefen Frequenzen besitzen. Das geht dann verlohren. Dies ist aber nur ein Beispiel von vielen, warum manche Geräte augenscheinlich nichts taugen. Es kann an einem einzigen Bauteil liegen, dass das Ansprechverhalten schlecht ist oder das Gerät einfach nur flach oder zu komprimiert und daher undynamisch wirkt. Daher ist es für mich immer so schwierig gleich eine Art oder Gattung von Bauweisen zu bewerten, da es mMn immer eine Lösung für dieses eine spezielle Problem gibt. Das andere ist natürlich auch, dass man möglichst breit gefächert aufgestellt sein möchte und damit versucht alle Möglichkeiten auszuloten. Dann gibt es auch noch den Geschmack. Das darf man nie vergessen. Der eine mag es sehr dynamisch, der andere will nur braten und das gefälligst in der gleichen Lautstärke, egal ob er gerade leicht zupft oder seine Gitarre verprügelt. Aber das ist dann wiederum eine andere Geschichte.

Schlusswort:​

Wie ihr seht, habe ich der Röhre doch ein paar gute Eigenschaften eingeräumt und das dieser Thread keine Hasstirade gegen Röhren darstellen soll. Nur die Vorteile einer Röhre überzeugen mich einfach nicht mehr, da man die gewollten Eigenschaften auch anderweitig erhalten kann. Die Nachteile der Röhre sind und bleiben einfach stets erhalten, auch wenn man versucht drum herum zu arbeiten. Daher könnte ich - wenn überhaupt - am ehesten mit einer Hybridlösung leben, die quasi "best of both woorlds" darstellt, wie sich auch im genannten CDP vorhanden ist. Es gibt viele Wege nach Rom und ich möchte niemandem seine Röhren schlecht reden oder weg nehmen. Wer mit seinem Sound zufrieden ist, ist einfach ein glücklicher Mensch und wie er das geschafft hat, ist doch egal. Ich wollte nur einige Dinge klar stellen und zurecht rücken, da die Marketingabteilungen der Firmen sich immer neue wilde Dinge ausdenken oder althergebrachtes Glauben immer wieder trotz mangelnder Richtigkeit runter gerattert wird. Ich möchte damit auch vor allem jungen Musikern den Mut geben sich etwas eigenes zu trauen und nicht nur das Equipment der Idole nachzujagen. Man kann nämlich auch unabhängig von den Meinungen der Magazine einen guten Sound ohne teure Röhren erhalten.

Ich hoffe dieser Thread war interessant genug zu lesen.

Gruß,
Etna

P.S.: Wie im anderen Thread bereits benannt juckt es mich derzeit unter den Nägeln einen Versuch zu starten und viele Gitarristen mal in ein Studio einzuladen und denen einen Amp vorzustellen, der wie ein typischer richtig großer Röhren-Bolide aussieht. Doch die sichtbaren Röhren sollen nur durch LEDs angeleuchtet sein und die Nutzung solcher vortäuschen. Im inneren sollte eine kleine süße SMD bestückte Platine mit Class D Endstufe werkeln, dessen Größe in ein Effekt-Pedal passt. Ich denke es wäre interessant zu erfahren wie der Amp dann bewertet würde und die Reaktion der Leute zu sehen, wenn ihnen gezeigt wird, was wirklich im inneren werkelt.
 
Eigenschaft
 
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Hallo umpaumpa!

Röhre finde ich unmöglich, weil mir so ein Brocken mal wegen Kurzschluss (buchstäblich) abgeraucht ist...

Ich nehme an, dass du deswegen auch keine Autos mehr benutzt - weil die sind ja auch ziemlich gefährlich ;)


...Ich finde auch nichts irgendwie Künstlerisches daran, den sogenannten "sound" anderer Leute nachzumachen.... etc.pp.

Das finde ich alles absolut nachvollziehbar - und ich fände es toll, wenn du uns mal ein paar Beispiele deines Schaffens zu Gehör bringen könntest!

Ich freu´mich schon!


LG - 68.
 
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Ja richtig, in Youtube direkt ist es vermerkt
Ach sooo - da hast du in der Tat recht, ich hatte mir nur die, hier im Board eingebetteten Videos angesehen. Danke Kenny ! :)

Wie viele machen das Soundverhalten eines Amps daran fest, was sie auf YT
Ach, ich sehe das alles recht gelassen. Mir wurde mal ein Atax Transen Combo schmackhaft gemacht, wie toll der doch sei. Daneben im Vergleich stand ein Peavy Classic 50 Combo (Röhre). Ich hab mich auf einen Vergleich eingelassen UND muss sagen, der Atax Combo klang total steril, kalt und irgendwie furzig, der Classic 50 dagegen hatte einfach alles das im Sound, was der Atax Combo nicht hatte.

Ein Freund hat mir mal ein JCM800 Emulator zusammengebaut und DAS Teil ist einfach der Hammer. Ein Treter auf FET Technologie aufgebaut (er hatte mir das erklärt, aber das bekomme ich nicht mehr zusammen :D) Wir hatten das Ding vor einen alten Hohner Orgaphone (Röhre) geschnallt und der Sound war einfach der Hammer, fett, dynamisch, so wie man sich das vorstellt. ABER: der Treter klingt nicht vor jedem Röhren-Amp habe ich festgestellt. Vor meinem Blackheart und meinem Linnemann klingt er einfach zu "dünn", irgendwie komplett anders.

Also hat der Amp dann auch wieder Einfluss. Grundsätzlich bin ich also nicht abgeneigt, mal was anderes zu testen NUR: der Sound und die Ansprache muss halt einfach stimmen !!!
 
Was mich unendlich nervt:
Ganz wenige der Transistor - Amp "Liebhaber" behaupten im Thread das der Transistor-Amp besser ist als ein Röhren-Amp. Viele haben auch Röhrenamps und merken an dass diese auch sehr gut sind.
(Fast) alle aus der Röhreren -Fraktion stellen die Behauptung auf das jeder Röhrenamp besser ist als Transitoramps.
Vor allem: wie viele verurteilen Transistoramps und Modeller ohne jemals einen der neuen gespielt zu haben? Wie viele machen das Soundverhalten eines Amps daran fest, was sie auf YT womöglich noch über Tablet-Lautsprecher gehört haben?
Ich weiss nicht so recht - mit Toleranz hat das wenig zu tun.
Dazu kommt dass einige es nicht lassen können persönlich zu werden "einen grösseren Unsinn hab ich noch nie gehört" oder ähnlich - mit Diskussionsfähigkeit hat das nichts zu tun. Ein Forum ist dazu da Dinge zu diskutieren - es sollte um die Sache gehen und nicht um die Person.
Einen Gegenthread zu starten halte ich für Legitim, über User und deren Statements (auch indirekt mit Seitenhieben) herzuziehen, ärmlich.

Ach, aufregen lohnt doch nicht. Das "Grundrauschen" in Foren ist sehr hoch. So ist es nun einmal. Mir hat es auch gefühlte 50 mal in den Finger gejuckt. Etwas zu schreiben wie "halt die Finger still und schreib nicht so eine Scheiße" liegt leider gerade in Threads wie diesen echt nahe.

Es gibt sie eben: die Unbelehrbaren, die Starrköpfigen, die Arroganten, die Diskussionsunfähigen, die Wasweissich....

Aber egal: Transistor, Modeller, Profiler, Röhre, alles gut, solange hinten etwas ordentliches rauskommt. Als Ergebnis wäre gute Musik ganz schön. Ist aber eher selten.... :)

Ich persönlich spiele zu 90% über einen Yamaha THR, habe noch jede Menge andere Spielzeuge, liebe aber einen wirklich guten Röhrenamp (Betonung auf: wirklich guten) über alles. Die Dinger haben in ihre Disziplin immer noch die Nase vorn. So schwer sie sind, so limitiert sie sind. Andererseits könnte ich mit zB. einem Trademark 60 zu 90% glücklich sein.

Meine Meinung, nicht mehr, nicht weniger...... tief durchatmen und nicht aufregen.

In diesem Sinne
 
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Guten Morgen,

ich bin im Besitz eines PCL Vintage Amp SM 60 (Transistoren werkeln hier) und eines Diezel Einstein (Röhren werkeln hier). Und ich mag beide gern, da beide ihre Vorteile haben.
Wenn ich Zeit habe und nicht schnell auf oder Abbauen muss nehme ich gern den Diezel. Wenn es aber in nem Kneipengig nachher darum geht die Kneipe wieder schnell frei zu haben nehme ich gern den PCL. Der muss nicht erst abkühlen um mechanische Belastungen zu vermeiden. Klanglich unterscheiden die sich etwas. Diezel mehr Tiefmitten, PCL mehr Hochmitten. Aber beide (je nach dem was für Musik ich spiele) sind toll. Ich nehme einfach den der die Ansprüche an dem Tag am besten erfüllt. Technologische Vorteile hin oder her.

Generell finde ich es schön, dass es hierzu verschiedene Meinungen gibt und diskutiert wird. Das Leben wäre doch sonst furchtbar langweilig.
Ich vergleiche dieses Thema gern mit der Holzkohle- oder Gasgrill Debatte.
 
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Man kann auch nicht einfach Äpfel mit Birnen vergleichen.Welcher Röhrenamp klingt schon wie der andere?Ein Engl Gig Master klingt nicht wie ein Mesa Boogie Rectifier,ein alter Boogie klingt nicht wie ein neuer.Das muß man auch preislich in der Relation sehen.Ein Larry kostet unter Umständen5000 -7000 €,Larry baut dir den Amp aber genau so,wie du ihn haben willst(Gary Moore hat sie gespielt).Das hat Dumple auch gemacht,drum klingt kaum ein Dumple wie der andere.Die Qualität der beiden Ampmarken sind unter Kennern unbestritten.
Daß ein ElevenRack oder POD nicht mit einem AXE mithalten kann wird wohl auch keiner bestreiten.Der Rest ist für mich Geschmackssache.
Mein Wunsch ist immer noch,daß man sich hier nicht rumstreitet und seitenlange Monologe schreibt sondern einfach mal Kostproben seines klanglichen Wirkens hier vorführt.Dann könnte man sich so manch kopierte Zeile sparen.
Für mich haben jedenfalls beide Techniken ihre Berechtigung.Ich spiele meistens Transen ,liebe aber die Röhrentechnik(sofern sie gut gebaut ist).
 
bei Aussagen, was wo mithalten ksnn wäre ich vorsichtig...
das habe ich über BIAS unter IOS auch mal verbreitet - in der Annahme dass so eine lächerliche ARM CPU gegen hochspezialisierten top-DSPs chancenlos ist...

der Preis ist überhaupt kein Kriterium: der Macher des Axe ist Einzelkämpfer und benutzt einen (für den Zweck) völlig überteuerten Chip
habe ich lange für Poserei gehalten, bis jemand auf seine Vita hingewiiesen hat:
der Mann war schlicht und ergreifend mit diesem Chip bestens vertraut - durch seine Arbeit im Radar- und Ultraschallbereich
damit ist der Kostenrahmen bereits definiert - das Ergebnis hängt aber letztlich von der Codierung ab

im Eleven Rack dürften dieselben DSP Typen wie bei Kemper verwendet werden
der ist auch nur ein ordinärer Modeller, hat aber einen anderen Ansatz, die Parameter des Modells zu ermitteln - die Differenz auch hier: Programmcode

cheers, Tom
 
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Röhre finde ich unmöglich, weil mir so ein Brocken mal wegen Kurzschluss (buchstäblich) abgeraucht ist.

mittlerweile hab ich ja schon mehrmals gesagt, ich bin weg hier, aber ob solcher geistreichen Posts MUSS man einfach nochmal was dazu sagen.

Erstmal, @umpaumpa ( täterä :D ), ich hab schon mal einen Unfall gesehen und gehabt und deshalb fahre ich kein Auto mehr, das könnte man auf alle Verkehrsmittel ausdehnen, tolles Argument.
Und dann ist das eigentlich auch wieder die logische Schlussfolgerung aus diesem sehr polemischen Thread, dass jetzt auch solche Sachen hier angebracht werden, denn alles Andere ist schon 100 mal durchgekaut worden. Das Ursprungsthema ist einfach zerredet worden, allerdings vom TE selber auch.
Ich würd das Ding zu machen, es ist alles gesagt.
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Ich nehme an, dass du deswegen auch keine Autos mehr benutzt - weil die sind ja auch ziemlich gefährlich ;)

ups, jetzt hab ich auch noch deine Idee gekaut:)
 
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mittlerweile hab ich ja schon mehrmals gesagt, ich bin weg hier, aber ob solcher geistreichen Posts MUSS man einfach nochmal was dazu sagen.

Joh - ich wollte darauf hinweisen, dass die dicken Trafos an Röhren buchstäblich zu rauchen anfangen, wenn ein (unabgesicherter) Kurzschluss auftritt. Das ist schlicht eine andere Technik als die üblichen Überstrom/temperaturabschaltungen an richtigen Verstärkern. Und die verdampfende Isolatorpaste ist sicher ganz ungefährlich, quais PCB-frei, besonders bei "vintage".

Autovergleich: Mit einem echt vintage VW-Käfer gegen die Wand, oder doch lieber mit Knautschzone, Gurt und airbag - falls, ja falls das ABS versagt?

Wegen des sounds: die heute so sehr glorifizierten Verzerrungen eines Röhrenamps sind dem bloßen Zufall geschuldet. Der besondere "Klang" eines Röhrenamps ist das Produkt technologischer Unfähigkeit. Das Glorifizieren der zufälligen Klangverzerrungen ist Ausdruck eines nicht weiter zu bewertenden Beharrens auf einem Standard.

Ob das also ein sonderlich kreatives Beharren ist, bleibt jedem selbst zur Bewertung überlassen. Ob unerreichbare Vorbilder des letzten Jahrhunderts den Standard gesetzt haben, oder ob erst ihre Nachfolger das Schlechte mangels eigener Kreativität zum Standard überhöht haben - wer weiss, wenn interessiert's?

Jedenfalls ist niemand mit ein wenig Verständnis für Klangerzeugung auf Röhren angewiesen, um seinen eigenen sound zu entwickeln. Wer das Verständnis nicht aufbringen will, muss eben weiter Röhren glorifizieren, oder gar "Model"-Amps basteln. Wir reden hier von amplituden- und frequenzabhängigen Übertragungskennlinien. Das ist ein Zusammenhang, der nur drei Stellschrauben hat.

Warum muss bei dem Gefummel an diesen Stellschrauben unbedingt ein spezieller Röhrensound herauskommen? Warum muss man sich bei den heutzutage verfügbaren Klängen unbedingt auf "Röhre" beschränken. Ich fände das ziemlich un-künstlerisch. Aber das ist hier sicher kein Kriterium ...
 
Joh - ich wollte darauf hinweisen, dass die dicken Trafos an Röhren buchstäblich zu rauchen anfangen, wenn ein (unabgesicherter) Kurzschluss auftritt. Das ist schlicht eine andere Technik als die üblichen
eben - und das 'andere' hast du anscheinend nicht mal in seinen Grundzügen begriffen... ;)
der Trafo schmort nicht wegen Kurzschluss - den nimmt er dankend und problemlos an...
sondern weil nix dran hängt - offen, zu hochohmig
vielleicht zukünftig etwas vorsichtiger bei so allgemeinen Aussagen ?

cheers, Tom
 
Warum muss bei dem Gefummel an diesen Stellschrauben unbedingt ein spezieller Röhrensound herauskommen?

weil die Geschmäcker eben verschieden sind und sehr viele Leute diesen Sound mögen.

Warum muss man sich bei den heutzutage verfügbaren Klängen unbedingt auf "Röhre" beschränken

das hat doch eigentlich keiner hier behauptet, es gibt halt immer ein für und wieder, Geschmack eben.


Wegen des sounds: die heute so sehr glorifizierten Verzerrungen eines Röhrenamps sind dem bloßen Zufall geschuldet. Der besondere "Klang" eines Röhrenamps ist das Produkt technologischer Unfähigkeit

um mal beim Auto zu bleiben, der gute Herr Goodyear hat vor ca. 150 Jahren das Vulkanisieren von Gummi durch Zufall entdeckt und siehe da, so unfähig und unnütz war diese Entdeckung dann doch nicht, denn an allen Autos findet man Reifen.
 
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... hast du anscheinend nicht mal in seinen Grundzügen begriffen... ;)
der Trafo schmort nicht wegen Kurzschluss - den nimmt er dankend und problemlos an...
sondern weil nix dran hängt - offen, zu hochohmig ...

... 'scheint ja echt ein Paralleluniversum zu sein, das Röhren. Jedenfalls hat meiner in meinem Universum gequalmt wie nix gutes, als mal doch ein Kurzschluss am Ende vom Ende auftrat. Da war ich wohl grundzüglich schwer von Begriff.

weil ... sehr viele Leute diesen Sound mögen.
... durch Zufall entdeckt und siehe da, so unfähig und unnütz war diese Entdeckung dann doch nicht, ...

Die Verzerrungen von Röhrenverstärkern haben eine recht primitive Struktur. Das kann man heute auch in hübsch haben. Vor allem aber in "echt gewollt" statt "die Röhre gibt nicht mehr her".

Woran es liegt, dass Röhre geil ist, hatte ich oben schon gefragt:

Liegt es daran, dass die großen prähistorischen Vorbilder einen Standard gesetzt haben, oder daran, dass die weniger begabten Nachfolger ein (damals nur) notwendiges Übel für eine magische Zutat halten? Weil sie es nicht besser wissen (wollen)!
 
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dann lande einfach mal in der Realität und lies nach, was passiert, wenn man einen 'klassischen' Röhrenverstärker ohne Last betreibt...

cheers, Tom
 
dann lande einfach mal in der Realität und lies nach, was passiert, wenn man einen 'klassischen' Röhrenverstärker ohne Last betreibt...

cheers, Tom

Tja, so ein Pech! Da hatte meiner doch wohl eine Überspannungssicherung schon eingebaut (falls der speaker durchbrennt, wahrscheinlich, was sicher nie vorkommt).

Aber der Trafo war nicht kurzschlussfest, und die Kiste auch noch gegengekoppelt.

Ist doch klar, dass ich mich über dieses neumodische Gift nicht mit dem Röhren infizieren konnte. Eine Initiation zum Eintritt in den Kreis der Wissenden steht mir noch bevor -- wie schön!
 
Die Verzerrungen von Röhrenverstärkern haben eine recht primitive Struktur. Das kann man heute auch in hübsch haben. Vor allem aber in "echt gewollt" statt "die Röhre gibt nicht mehr her".

Woran es liegt, dass Röhre geil ist, hatte ich oben schon gefragt:

Liegt es daran, dass die großen prähistorischen Vorbilder einen Standard gesetzt haben, oder daran, dass die weniger begabten Nachfolger ein (damals nur) notwendiges Übel für eine magische Zutat halten? Weil sie es nicht besser wissen (wollen)!

und da dachte ich schon immer, dass ich mit meiner konservativen Art polarisiere, aber gegen dich ist das ja gar nichts.
Das ist mir jetzt einfach zu viel des Guten.
 
Tja, so ein Pech! Da hatte meiner doch wohl...
ja, wirklich Pech - da will jemand eine Geschichte erzählen und macht aus jedem Wort ein Kapitel mit 'Fortsetzung folgt...'

cheers, Tom
 
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Kurz und knapp: Egal ob Röhre oder Transistor - wenn mir der Sound gefällt, dann ist mir die Technik dahinter wurscht.
 
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Die Verzerrungen von Röhrenverstärkern haben eine recht primitive Struktur. Das kann man heute auch in hübsch haben. Vor allem aber in "echt gewollt" statt "die Röhre gibt nicht mehr her".

Woran es liegt, dass Röhre geil ist, hatte ich oben schon gefragt:

Liegt es daran, dass die großen prähistorischen Vorbilder einen Standard gesetzt haben, oder daran, dass die weniger begabten Nachfolger ein (damals nur) notwendiges Übel für eine magische Zutat halten? Weil sie es nicht besser wissen (wollen)!

Meine Güte! Das hätte mir aber auch jemand schon 'mal früher sagen können! Da wundere ich mich immer, wenn die Zuhörer nach einem Konzert zu mir kommen und sagen:"Das klang ja ganz gut. Aber irgendwie ist die Struktur Deiner Verzerrung recht primitiv."

Bisher wusste ich nicht, was damit gemeint sein könnte, bis mich jetzt dieser sachliche, von allergrößten Fachwissen geprägte Beitrag auf die richtige Spur gesetzt hat!

Ich werde also heute Nachmittag 'mal meine Verstärker und meinen X3 (wahrscheinlich auch prähistorisch, aber ich bin eben eins dieser unbegabten Fossile) auseinanderschrauben und nach der Struktur suchen. Mir schwant fürchterliches, aber letztlich ganz neue, tiefe Einsichten.

Was ich aber jetzt schon weiß, ist, dass meine jahrzehntelange Überzeugung, dass es letztlich auf den Ton und den Klang ankommt, jetzt dem Einsehen weichen mußte, dass in Wahrheit wichtig und für die Zuhörer entscheidend ist, wie der Klang erzeugt wird.

Es ist ja, wie man in Fachkreisen hört, bei Konzerten schon zu Saalschlachten gekommen, weil die Zuhörerschaft sich nicht einigen konnte, ob der Klang aus der PA letztlich auf mikrofonierte Röhrenamps oder Kemperartige Geräte zurückzuführen ist, wobei die klangliche Frage, nämlich wie es denn nun anhörte, gar keine Rolle gespielt haben soll.... .

Vereinzelt wurden schon Spruchbänder gesehen mit "Forever Tubes!" oder "Kemper Go Home!".

Schön auch der Spruch: "It's the Amp, not the Sound!"
 
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Woran es liegt, dass Röhre geil ist, hatte ich oben schon gefragt:

Liegt es daran, dass die großen prähistorischen Vorbilder einen Standard gesetzt haben, oder daran, dass die weniger begabten Nachfolger ein (damals nur) notwendiges Übel für eine magische Zutat halten? Weil sie es nicht besser wissen (wollen)!
Die Frage ist in dieser Form unbeantwortbar, weil es niemanden gibt, der außerhalb der Geschichte steht.
Ist so wie die Frage: Lieben die Leute das Auto nur, weil das Auto den Standard für mortorbewegte Fortbewegung gesetzt hat, oder liegt es daran, weil sie die Mängel für etwas Gutes erachten, weil sie es nicht besser wissen (wollen)?

Kurz: eine unbeantwortbare, weil rein hypothetische Frage, auf die jede Antwort gleich sinnvoll oder sinnlos wäre wie jede andere.

Was man allerdings sagen kann, ist, dass die Geschichte der Erfindungen voll ist von Erfindungen, deren Zweck anders gedacht war oder die auf etwas anderes abzielten, deren Nebeneffekte oder Nebenwirkungen aber gerade ihre spätere Bedeutung ausmachten - die Erfindung des Porzellans, das eigentlich Gold werden sollte, Coca Cola als Erfrischungsgetränk und gedacht als Antierkältungsmittel, das Schwarzpulver (für was das eigentlich gedacht war, weiß ich nicht mehr) und so könnte man die Reihe ziemlich lange fortsetzen ...

Ich würde sogar weitergehen und mal schlankweg behaupten: Die Tatsache, dass sich Coca Cola als Erfrischungsgetränk durchgesetzt hat, hat (neben dem Marketing) damit zu tun, dass die Leute es gerne trinken.
Die Analogie zum Röhrensound wäre der, dass ein Gerät, eigentlich gedacht zum "nur lautmachen", den sound auf eine gewisse Art und Weise verbiegt, der dann aber offensichtlich von etlichen Musikern und einem guten Teil des Publikums sehr geschätzt wurde. Und dass die Tatsache, dass sich dieser sound durchgesetzt hat und stilprägend gewesen ist (für eine gewisse Richtung von Musik und Gitarrenmusik!) einfach auch damit zu tun haben kann, dass viele Musiker und ein gut Teil des Publikums auf diesen sound einfach abfahren.
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Es ist ja, wie man in Fachkreisen hört, bei Konzerten schon zu Saalschlachten gekommen, weil die Zuhörerschaft sich nicht einigen konnte, ob der Klang aus der PA letztlich auf mikrofonierte Röhrenamps oder Kemperartige Geräte zurückzuführen ist, wobei die klangliche Frage, nämlich wie es denn nun anhörte, gar keine Rolle gespielt haben soll.... .

Also das wundert mich denn doch ein bißchen - ich meine, dass da noch so unprofessionell rangegangen wird ...
Wenn man das Publikum fragt, das sich schon im Saal befindet, dann ist doch der Krach vorprogrammiert. Wir fragen immer auf unserer WEB-Site bei der Konzertplanung ab, wie die Leute den sound produziert haben möchten genauso wie wir über die Setlist abstimmen lassen. Das ist doch das mindeste, was man einem Publikum schuldig ist, für das man spielt und dass einem sein gutes Geld überantwortet.

In letzter Zeit haben allerdings die "Ich will unplugged"-Meinungen überwogen, so dass wir unsere show noch mal ganz anders gestalten. Für die Unverbesserlichen im Publikum stellen wir natürlich weiterhin Röhrenamps auf die Bühne - das beruhigt auch schon die Gemüter etwas.

Der nächste Schritt fur uns ist, das Publikum über unsere songtexte abstimmen zu lassen. Und über unser outfit. Über das Geschlecht streiten wir noch - es gibt ein paar Halsstarrige in unserer Band, die da partout mitreden wollen ...
 
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Popcorn , frisches heißes Popcorn....:popcorn2: :D
 
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Die Frage ist in dieser Form unbeantwortbar, weil es niemanden gibt, der außerhalb der Geschichte steht.

Ich sehe mich schon als ausserhalb der Geschichte stehend. Meine Beteiligung an der Standardisierung des einen optimalen sound - Röhre muss es sein - ist weder aktiv noch passiv. Ich beobachte.

Mit dem sound ist das so eine Sache. Da hat man Tonsysteme erfunden, dass Obertonreihen schön zueinander finden. Das versteht man als Dissonanz/Konsonanz. Obertöne kann Manni aber auch über seine Röhre zumischen, die Verzerrungen sind zum Größten erstmal nichts anderes. Aber welche Obertöne will er denn?! Alle die die Röhre hergibt. Aber muss das immer so bleiben? Gibt Digital nicht viel mehr her?

Jedenfalls viel mehr als das "Model"-Stricken, um doch wieder nur stur den heiligen sound der Vergangenheit zu zelebrieren. So langsam wirkt das etwas urig.
 

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