Akustikgitarren-Meeting am 06. Februar 2016 im Taunus

Ich hab da mal eine Frage an alle Beteiligten:
würde etwas dagegen sprechen, wenn alle alle Aufnahmen bekommen würden? Sofern sie das denn wollen, heißt das. Ich jedenfalls würde mir gern alles anhören, wenn machbar.
Und eine Frage an Andreas Schulz, die vielleicht @Martin Hofmann weiterleiten kann:
bekommen wir (zumindest von der jeweils eigenen Aufnahme) einen AB-Vergleich? Also unbearbeitet/bearbeitet; und als Krönung dann evtl noch eine Liste der Bearbeitungsschritte? Aber das würde wohl viel Arbeit für Andreas bedeuten...

Grüße
Rainer
 
und als Krönung dann evtl noch eine Liste der Bearbeitungsschritte?

Sicher nicht für alle, aber ich werde ihn fragen, ob er es als Muster für einen Fall dokumentieren kann. Allerdings wirst du es nicht 1:1 nachbilden können - dir fehlen wahrscheinlich einige PlugIns :)

Gruß
Martin
 
Martin Hofmann
  • Gelöscht von Martin Hofmann
  • Grund: doppelt gepostet durch hack_meck - ich war zwar schneller ;-)
Mir wurde da was zugespielt ....

Hallo,

hier eine Zusammenfassung zur VÖ im Board und/oder direkt weiter an die Teilnehmer:

Workflow in Zeitraffer
- Anhören der Performance und des Instrumentes zum Einschätzen des Klanges

- Auswahl des Mikrofons, Entscheidung mono oder stereo

- Platzierung des Mikrofons, bei Selfie-Aufnahmen mit Hilfe eines guten geschlossenen Kopfhörers und durch Bewegen vor dem Mikro bis bester Platz gefunden ist

- Einpegeln mit ca. 6 dB Headroom bei absolut lautester Stelle

- Aufnahme

- Sauberschneiden der Spuren an Anfang und Ende

- Identifizieren von Peaks (gemeint sind übertriebene ganz kurze Peaks, die viel Pegel kosten und musikalisch nichts bringen) und vorsichtiges manuelles Absenken um 2 bis 4 dB (bis hin zur Sample-Ebene, immer kontrollieren, dass der Impact der Stelle erhalten bleibt, aber kritischer Pegel gemindert wird, Vorsicht vor Knacksern, immer an Nulldurchgängen schneiden; falls ein anderer Schnitt nötig ist bis auf Sample-Ebene reinzoomen und absenken)

- techn. EQ: ein sauber klingender EQ mit hartem LowCut bei ca. 75 oder 80 Hz bezogen auf Gitarre (tiefe E Saite = 80 Hz), bei Downtunings oder Bariton also etwas tiefer, bei kompletten Bandmixes mit Bass/Bassdrum entsprechend tiefer - ist ja logisch, oder? Ich nehme hier UAD Cambridge, der klingt bei Absenkungen super, ich nehme ihn auch NUR für Absenkungen und Filterung, NIE für Anhebungen. Suchen kritischer Resonanzen mit max. Anhebung bei minimaler Bandbreite, dann Absenken bis es hörbar besser/freier/sauberer klingt. Meistens etwas breiter in den Tiefmitten (250 - 450 Hz), in den nasalen Mitten (um 1kHz) etwas schmäler, dann Suchen der kritischen Frequenz in den oberen Mitten, hier haben viele junge Gitarren mit Fichtendecke einen Peak, wo es maximal nach Plastik klingt (2,5 bis 4 k), diesen sehr schmalbandig absenken. IMMER kontrollieren, ob dieser EQ auch wirklich eine Verbesserung darstellt. Es geht hier um "Chirurgie", also um Entfernen des Unnötigen oder Störenden.

- dezenter Kompressor, ich nehme hier gern UAD LA2A, Einstellung ist eher Leveling, also dezentes Eingrenzen der Dynamik mit gelassenen Regelzeiten (nicht zu schnell) um ca. 2 db; bei Pop- oder Rock-Acoustics kann man allerdings auch härter zuschlagen und die Komprimierung hörbar machen.

- danach ein ästhetischer EQ für Anhebungen, ich nehme gern den UAD Pultec oder Pultec Pro. Bei 12 oder 16 k ein minimales Glitzern falls gewünscht, ev. noch Ausdünnen untenrum gegen den Nahbesprechungseffekt. Auch sehr gut der UAD Precision EQ, der hat 4 Bänder und lässt sich etwas genauer einstellen, hat auch sehr schöne Höhen.

- dann Rendern des Mixdowns in 32 bit und direkter Re-Import ins Projekt.

- alle anderen Spuren und Plugins muten, diese neue Mix-Spur kommt ins Schnell-Mastering

- techn. Mastering: WICHTIG - das ist jetzt sehr verkürzt und hat mit musikalischem/ästhetischem Mastern nichts zu tun. Es geht dabei nur um Pegel und Lautheit, unter in Kauf nehmen von vielen Kompromissen.

- DC-Offset entfernen, auf 0dB normalisieren.

- Peak Limiting: hier nehme ich den UAD Precision Limiter und lasse ihn das Signal um +/- 2 dB gegen die 0-dB-Wand fahren. Das drückt die noch bestehenden Peaks ins Nutzsignal hinein.

- Messen der Pegel und v.a. des Durchschnitt-RMS-Pegels. Bei akustischen Aufnahmen ziele ich auf -14 dB RMS Pegel, das ist sehr konservativ. Soll es poppiger/wuchtiger klingen -12 dB, solles radio-mäßig klingen -10 dB, soll es am Loudness-War teilnehmen -8 dB. das ist dann aber schon krass und gefällt mir nicht mehr.

- Anheben der Lautheit, hier benutze ich ein uraltes Plugin namens Loudness Maximizer von Steinberg, aus den 90er Jahren. Vorteil: klingt gut (finde ich) und man kann ganz einfach den gewünschten numerischen Wert der Lautheitsanhebung eingeben, das Plugin macht dann genau das und limitiert sich selbst zuverlässig am Ausgang, Übersteuerungen ausgeschlossen. Hier gibt es jede Menge alternative Plugins am Markt und von UAD auch eine Precision Maximizer. Anhebung hier je nach Signal.

- Messen der Pegel und v.a. des Durchschnitt-RMS-Pegels.

- hat man vorher gut gerechnet und immer wieder gegenkontrolliert (natürlich auch den Klang!) reicht jetzt ein abschließendes Limiting mit Spitzenpegel -0,3 dB (das ist wieder sehr konservativ, ihr könnt auch -0,1 nehmen). Daraus ergibt sich dann die Pegelerhöhung. Beispiel: letzte Messung nach Maximizer ergibt -15 dB RMS, Ziel ist -14 dB, ich lasse dann den Limiter das Signal um 1,3 dB gegen die Wand von Schluss-Peak-Pegel -0,3 laufen.

- letzter Schritt: Rendern der Distributionsdatei in 16bit/44,1kHz, das Ganze mit Dithering

- bei Bedarf diese wav-Datei noch in MP3 wandeln für Web-Anwendungen.

- Viel Erfolg!


Viele Grüße - best regards
****************************************
Andreas Schulz




VIELEN DANK !!!


Gruß
Martin


Martin Hofmann hatte zwar die Zielflagge etwas früher gesehen als ich, seinen Beitrag zur Vermeidung von doppelten Inhalt zurückgezogen - Merci ... Ich mache dann Laid Back weiter :)
 
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Wow!!
Richte bitte Andreas ein herzliches Dankeschön aus und gib ihm 21 Kekse!;) Mehr kann ich nicht... :(
Prima!
 
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achja.... immer wieder schön. wish U were here.
 
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Heute hat uns Andreas das zweite Video bereit gestellt ...

Ben, go, go, go !!! :great:




Gruß
Martin
 
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So,

heute habe ich endlich genug Zeit, das Wochenende mal zu reflektieren und Revue passieren zu lassen...

Zuallererst: doch, gespielt wurde natürlich auch...;-)
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Fazit vorab: Schee woar's!-)

Als deutlich e-gitarrenlastigerer Gitarrist, war ich in der Gruppe wohl derjenige, der am wenigsten der "herumstehenden" Breedloves und Corts angespielt hat - und doch (auch wenn sich die Frage bei mir noch nicht wirklich gestellt hat) habe ich einiges gelernt, sollte ich das nächste E-Budget doch in ein A-Budget umwidmen wollen.
Vor allem Peters Ausführungen zu den verschiedenen Bauformen und der "bedürfnisinduzierten Evolution" (Umstieg von Banjo auf Gitarre / mit Orchester mithalten können / One-Man/Woman Singer Songwriter / etc.) hat meinen Wissenshorizont nochmal von einigen schwarzen Flecken befreit...


Professionelles Audio- und Videostudio for Dummies...
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Mein Hauptinteresse galt aber im Vorhinein schon primär dem Studio und den Aufnahmentechniken, denn mit der Aufnahme akustischer Instrumente habe ich mich in meinem kleinen Projektstudio bisher noch gar nicht befasst.

Meine Haupterkenntnis: auch hier ist es inzwischen deutlich einfacher (und auch günstiger) geworden, ganz ohne die Materialschlachten früherer Zeiten, (semi)professionelle Audio- und Videostudios aufzubauen und auf die eigenen Bedürfnisse hin zu optimieren.
Speziell im Bereich Raumakustik des Aufnahme- und des Mischraums hatte Andreas eine Menge guter Tipps und "How-To's" auf Lager.

Aber auch in Sachen Studiotechnik hat der Workshop Einfluss auf meine nächsten Gear-Planungen gehabt (als erstes mal ein neues Interface mit guten Preamps - vermutlich das RME Fireface UC - und dann ein Stereopaar vernünftiger Kleinmembraner...).


Und sonst: wie eigentlich immer bei RL-Boardaktionen verdammt nette Leute kennengelernt und 'nen Haufen Spaß gehabt (und die Rechnung stimmt sogar auch dann noch, wenn ich die Leiden der Cerebrum-pO2-Rekonvaleszenz vom Sonntag Morgen abziehe!).

Fazit 2: auch als primär "elektrisierter Gitarrist" konnte man von diesem Wochenende extrem viel mitnehmen...

...und weil es so schön war, hier nochmal ein Bild der finalen "wish you were here"-Gang...

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Gruss
TheMyystery
 
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:great: @TheMystery:

Soweit finde ich das ja sehr schön wiedergegeben. Aber eines, von dem, was Du geschrieben hast, erschließt sich mir noch nicht ganz: das mit der "Cerebrum-pO2-Rekonvaleszenz vom Sonntag Morgen" mußt Du mir wohl mal bei einer gemütlichen Hopfekaltschale genauer erläutern! :D;)

Schönen Sonntag noch!
 
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Bei dem ich dann allerdings nicht per Telefon die Rekonvaleszens stören würde :) ...

Wenn ihr das zur Fehleranalyse nachbauen wollt, dann sagt mir bitte Bescheid ...

RME ... da darfst du dann bei dem Take aber nicht singen, denn es hat nur 2 Mikro PreAmps, die ja dann für das Stereo Paar vergeben sind ...

Gruß
Martin
 
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Das RME hat ja noch 8 andere analoge Eingänge, das heißt sollte ich jemals aufnehmwürdig singen können, wäre die Überlegung entweder nachher drüber zu singen, oder noch einen schönen Röhrenpreamp zu dem Großmembranmikro anzuschaffen, daß dann eh anstünde...
 
Hallo Jungs,

... das nächste Video ist fertig ...

MrPolli ... go, go, go ...




Gruß
Martin
 
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Auch einen großen Applaus für MrPolli!!
:claphands:
 
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Super klasse.. Echt stark geworden - auch von mir großen Respekt :great:
 
Fand jetzt eigentlich jemand von Euch eine bestimmte Gitarre besonders bemerkenswert?
 
Fand jetzt eigentlich jemand von Euch eine bestimmte Gitarre besonders bemerkenswert?

Ich bin an der Ecke verdorben ... mit Gitarren beeindruckst du mich nicht mehr wirklich.

Ich fand aber die Gitarristen sehr beeindruckend, da jeder seinen Stil - mit einfachen und komplexen Mitteln gefunden hat. Was jetzt interessant wäre ist eine Vergleichsaufnahme mit einer vom Vertrieb (Peter) auf den Gitarristen zugeschnittenen Gitarre. Peter hatte ja schon bei den Aufnahmen ein paar Tips gegeben, was evtl noch besser zu dem Song passen könnte.

Ansonsten fand ich die Preise einiger Breedlove ziemlich heftig ... Also nicht überraschend für die Herkunft und die eingesetzten Mittel - eher für das Standing welches sie bei den meisten von uns derzeit haben dürften, die nur die 800 EUR Modelle kennen. Darüber hinaus scheint sich kaum ein Händler zu trauen :redface: Schade ...

Gruß
Martini
 
Als Nichtteilnehmer wollte ich den Text von Andreas Schulz lesen, den ich als Zeitschriftenautor kenne, habe aber irgendwann aufgehört, weil es für mich zu viel Jargon ist. Redet der auch so, wie dieser Text geschrieben ist?
 

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