Shakuhachi Yuu umbauen

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rohrfrei
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Hi,

ich trage mich mit dem Gedanken, meine Shakuhachi Yuu mit 7 Tonlöchern "umzubauen".
Ich bin von der Bauweise und vielen Eigenschaften der Shakuhachi Yuu überzeugt.:great: Sicher haben Bambus-Shakuhachis einen interessanteren Klang. Vielleicht später mal...

Aber weil ich hauptsächlich improvisierte und keine stilechte japanische Shakuhachi-Musik mache, denke ich daran, das Es-Tonloch zu verschließen und dafür ein E-Tonloch bohren. Das hätte den Vorteil, dass man ein E greifen kann, und das E ist ja für westliche Ohren in den gängigen Tonarten unverzichtbar. Genau dieser Ton ist auf der Shakuhachi nur mit einem halbgeschlossenen Loch zu spielen, d.h. immer ein bisschen unsicher und unsauber:(. Das Instrument würde dann auch besser in der Hand liegen. Der kleine Finger der rechten Hand wäre nicht so weit abgespreizt. Bei der 7-löchrigen Yuu muss man ja das Es-Loch greifen um den Grundton zu spielen, - also sehr viel. Das ist etwas anstrengend für die rechte Hand und könnte sogar mal zur Sehnenscheidenentzündung führen...

Außerdem kann ja der Ton Es (wenn auch nicht ganz so sauber, aber doch) in der zweiten Oktave bequem auch mit dem Daumenloch erzeugt werden.

Dass die Yuu ausgerechnet durch ein zusätzliches Es-Loch erweitert wurde, das kann nur jemand verstehen, der traditionelle japanische Shakuhachi-Musik spielt, wo es keine durchgängigen Melodien gibt (und keinen Takt, und keine Harmonien), mehr oder weniger nur Töne und Melodiefetzen, alles "liebliche" und "harmonische" wird da sozusagen tunlichst vermieden, - das soll jetzt keine Abwertung sein, - aber ich will halt auch noch was anderes auf dem Instrument spielen... :redface: Wieso ein zusätzliches Es-Loch und nicht das m.E. fehlende wichtigere e-Loch:confused:? Offenbar ist das Es ein besonderes Schmankerl in der trad. jap. Musik, weil es bei d-moll-pentatonisch so schön "strange" klingt. Und es geht ja vor allem um das tiefe Es. Die tiefen Töne sind bei der shakuhachi besonders eindrucksvoll...

Bei dem anderen zusätzlichen Loch in der Yuu, dem Bb-Loch, sehe ich ein, dass das sinnvoll ist. Den Ton H kriegt man einigermaßen gut mit einem Gabelgriff hin.

Da die Yuu sowieso eine moderne Erweiterung der traditionellen pentatonischen 5-Loch-Shakuhachi ist, wo die Zwischentöne mit ich sag mal Bending erzeugt werden, ist so eine Änderung bzw. Erweiterung ja kein Sakrileg. Der pentatonische Charakter des Instruments wird dadurch auch nicht aufgegeben.

Und dann wäre noch der Mittelfinger der rechten Hand - bisher nur zum Halten des Instruments da, - könnte an der Stelle nicht auch noch ein Fis-Loch hinkommen?

Meine Frage ist: gibt es jemand, der sowas schon gemacht hat? Hat jemand einen guten Rat für mich?
Mit den Tabellen der Loch-Abstände ist das ja nicht so einfach. Bei einem rein zylindrischen Rohr ist das ja bestimmt wieder anders als bei einem konisch zulaufenden Rohrdurchmesser.
Das Bohren im Kunststoff ist ja wahrscheinlich das geringste Problem...

Gruß rohrfrei
 
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Hi
Guck mal die Beschreibung zu dem Video an.
Hilft das eventuel weiter?



Gruß
Lisa
 
Danke für den Link! Soweit ich verstehe, was der da erzählt, ist das schon ziemlich schwierig...
Interessant ist ja, dass die zwei zusätzlichen Löcher bei der 7-Loch-Yuu nur einfach grade reingebohrt sind, ohne "undercut".
Aber ich glaub, ich muss mir da noch viel zu Gemüte führen, bis ich es tatsächlich riskieren kann.
Gruß
rohrfrei
 
Hi
Ich vergaß, darauf hin zu weisen, dass das Video zu einer längeren Serie gehört. Aber das hast Du sicher selbst gemerkt.
In dem nächsten Video wird das Bohren und Stimmen der Löcher ziemlich ausführlich erklärt. Da gibt es wirklich einiges zu beachten.
Vielleicht experimentierst du erst einmal mit anderen Rohren. Bin dann neugierig auf Erfahrungsberichte. :)

Gruß
Lisa
 
Hi,
jetzt hab ich also mal gebohrt, und zwar das Loch für den Ton fis (Tonhöhe eine Spur zu tief, aber verkraftbar).
Positiver Effekt: Durch Abdecken der darunter liegenden Tonlöcher kann ich jetzt in der 2. Oktave auch ein e spielen (Gabelgriff), in der unteren Oktave klappt das nicht, da ist das Loch offenbar für einen Gabelgriff zu groß. Ich müsste also das Loch verkleinern, - weiß noch nicht, wie ich das mache.
Soweit zum Stand der Dinge.
 
Hi, Zwischenbericht: Ich hab's getan. (Lisa2 - danke für den Tipp!)
Fis-Loch mit Bohrer nach oben erweitert, mit Bienenwachs verschlossen (dazu ins Rohr einen Stab geschoben um das Loch beim Wachs-Einträufeln von innen zu verschließen) Später wieder ein kleineres Loch ins Wachs gebohrt. Ergebnis: Gabelgriff für den Ton E' geht, der Ton klingt aber nicht so kräftig.
Hab daraufhin nochmal gebohrt:
Loch für's E gebohrt, vergrößert, bis überhaupt so etwas wie ein E kam, weiter vergrößert, bis der Ton einigermaßen kräftig kam, mit einem etwas dünneren Bohrer den Ton noch nach oben gestimmt. Dafür das Es-Loch mit Tesa zugeklebt. Ergebnis: im unteren Bereich entspricht das Griffsystem jetzt der 8-löchrigen chinesischen Xiao, Dur und Molltonleiter möglich. Auch für die Handhaltung ist die Veränderung angenehm. Allerdings: mehr Löcher, mehr Fehler beim sauberen Schließen der Löcher mit den Fingern - aber das ist eine Sache der Gewöhnung. Je nach Tonart eines Stückes kann ich jetzt wählen, ob ich das E-Loch zustöpsle oder das Es-Loch.
 
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Das liest sich prima! :great:
 
Noch ein weiterer Bericht zum Stand der Dinge: Ich habe reumütig meine gebohrten Löcher wieder mit Wachs verschlossen... Es hat zu wenig gebracht. Das E-Loch anstelle des Es-Lochs hat wieder einen H-Griff verhindert usw.
Und: Es war ein anderes Instrument, um das ich mir erst wieder Mühe geben müsste. Im Moment gefällt mir die alte Shakuhachi besser, trotz ihrer Beschänkung - oder vielleicht grade wegen ihr. Musik war schon immer bestimmt von den technischen Möglichkeiten der Instrumente und hat von daher ihre Eigenart bekommen, ihren besonderen Charakter. Ich hab mich erst durch die Shakuhachi intensiv mit den Möglichkeiten modaler Melodik beschäftigt (d.h. alles was nicht einfach Dur oder Moll ist). Die Shakuhachi zwingt einen gewissermaßen dazu.
 
Instrumentenbau und was da so dran hängt ist wirklich enorm spannend!

Wie hast Du die Löcher zuletzt aufgebohrt?
Da gibt es ja verschiedene Möglichkeiten:
- kreisrund
- oval
- gerade hinein ins Rohr
- unterschnitten

Das E-Loch anstelle des Es-Lochs hat wieder einen H-Griff verhindert usw.
Diese Wechselwirkungen sind faszinierend. Als ich vor vielen Jahren beim Töpfern mit dem Stimmen von Okarinas experimentierte, war dieses Stimmen per Try and Error (Internet zum Tipps sammeln gab es da noch nicht) für mich der spannendste Arbeitsabschnitt.
Damals wusste ich noch nicht, dass sich auch Mathematiker mit so einem Thema beschäftigen. John Taylor z. B. der die Bohrungen der englischen 4-Loch-Okarina austüftelte (English Crossfingering). Mit seinem System lässt sich eine ganze Oktave chromatisch spielen! Das mal nur so am Rande erwähnt.
 

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