Untermalung für Monolog

AlexanderNiejaki
AlexanderNiejaki
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Guten Mittag, Forum.

Ich habe die Aufgabe, für einen Theatermonolog eine Hintergrundmelodie zu komponieren, jedoch bin ich recht ratlos..
Ich umreiße das ganze mal ein wenig:
Es geht im Monolog um Flucht (Spätmittelalter). Im Text wird sehr abstrakt und beschreibend die Situation einer solchen Flucht beschrieben. (sterbende Kleidung, schreiende Kinderhände, etc.)
Die Kriterien für diese Musik sind da nicht ganz einfach umzusetzen. Ich schreibe mal den Kern auf.

Sie soll:
-einfach sein (Kammerorchester, Klavier und E-Gitarre stehen zur verfügung, aber am besten nur eins, zwei Instrumente)
-abstrakt sein (um den abstrakten Text zu stützen)
-sich nicht in den Vordergrund drängen
-"HART" sein, also
- auf keinen fall schmalzig, oder emotional (=traurig)

Das finde ich nicht sehr leicht umzusetzen...
Hat jemand von euch eine Idee? Natürlich keine fertigen Sachen, nur mal ein Denkanstoß.

Gruß
 
Eigenschaft
 
Hast Du Ideen, aber bist ihnen gegenüber kritisch? --> dann nimm die davon, die Du für die beste hältst, und arbeite von dort los.
Hast Du keine Idee? - mir fällt bei "Spätmittelalter", "abstrakt", "HART" sofort eine rhyhtmische Tamburinsache ein. Damit sie sich nicht in den Vordergrund drängt, muss man sie halbwegs leise machen, und eher gleichmäßig. So - jetzt hast Du kein Tamburin, also machst Du eins mit Klavier nach (da musst Du Dir ein paar Tamburin-Stücke auf youtube anhören und dann "ins Klavier übernehmen").
Auf dieser Rhythmusbasis kannst Du nun entweder eine auch mittelalterlich klingende Motivfolge (Melodie will ich nicht sagen) aufsetzen - dann wird Dir jemand aber evtl. sagen "langweilig" (außer die Tamburin-Klavier-Emulation ist gut); daher eher darauf aufgesetzt eine ganz andere Melodie/Harmonik - "Jazz-Akkorde"; oder "Quart-Akkorde"; oder "atonal"; ... die sich dann auch etwas mit dem Text mitbewegen werden: "Hektisch", wo's im Text "grauslich" ist; "einzeln", wo's im Text um einzelne Punkte oder Ideen geht ...
... so irgendwie ...

H.M.
 
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Ich dachte eher an eine etwas moderner Melodie, da das Stück sich mit der jetzigen Zeit verbindet. Aber deine Idee gefällt mir trotzdem gut, das werde ich bei Gelegenheit mal ausprobieren :)
 
Hör mal hier rein:
Abduallah Ibrahim Dollar Brand mit einem anderen Musiker zusammen.
Es ist direkt das erste Stück, um das es geht.


Es geht natürlich nicht darum, das 1:1 zu übernehmen. Es geht um die Grundidee. Und die würde ich so umreißen:
- Ein musikalisches Motiv, das variabel ist, um den Hintergrund für verschiedene Emotionen, Lautstärken, Dynamik und Tempi zu sein
- das einen groove hat, sich aber nicht zu stark in den Vordergrund drängt
- das von der Besetzung der Instrumente her nicht zu stark in den Bereich der Stimme drängt
- das sich gut zum Improvisieren eignet (die Musiker müssen sowas drauf haben imho - es geht nicht, dass die quasi erwarten, durchkomponierte 30 Minuten serviert zu bekommen)
Ich finde das jedenfalls sehr sehr stark umgesetzt und wenn man sich an Stelle des Gesangs bzw. Sprechgesangs einen Dialog von Schauspielern vorstellt und sich dann noch vorstellt, die Musik schafft dann den geeigneten Hintergrund funktioniert es bei mir im Kopf sehr gut.

Im Prinzip würde ich so rangehen wie Filmmusik.
Enrico Morricome wird da gerne genannt - das hier kennt bestimmt jeder (es gibt auch instrumental bedeutend Reduzierteres, was ebenfall funktioniert):


Im Prinzip funktioniert das genau so - ein musikalisches Hauptmotiv, das viel Freiheit läßt und eingängig ist - man könnte auch Klangteppich dazu sagen - und darüber dann Tupfen setzen, Spannung - Entspannung etc. Das Beispiel hier ist natürlich deutlich zu aufgeladen, zu tragisch etc. - ich wollte aber auch nicht stundenlang suchen - Dir fallen bestimmt auf Anhieb genug Filme mit komponierter Musik ein, die Deinen Vorstellungen besser entsprechen ...

x-Riff
 
Das ist in der Tat ein guter Anhaltspunkt, danke. Ich setze mich morgen gleich damit näher auseinander, wenn ich wieder zu hause bin.
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Mir ist übrigens spontan noch Jefferson Airplane mit White Rabbit eingefallen... Passt eigentlich gar nicht zum Thema, aber ich mag den Rhythmus des Schlagzeugs einfach unglaublich gern.
 
Jefferson Airplane mit White Rabbit
Ja - genau das ist die Richtung, um die es mir geht. Gut als Orientierung sind Gruppen geeignet, die eh Langversionen von songs hatten oder die gar kein songformat angestrebt haben.

Übrigens ist auch das "In-A-Gaddada-Vida"-Thema geeignet ... oder von CCR "Suzie Q" ... Neil Young mit ja live Crazy Horse hat ja auch so ewig lange songausdehnungen, kannst auch mal bei Patti Smith und deren CD "Banga" reinhören, da sind auch sehr coole Sachen drauf - so Sachen können funktionieren ... die müßte man sozusagen musikalisch etwas flacher legen, aber dann wird es ein "interpretierender Klangteppich" - wenn Du so ein musikalisches Hauptmotiv, einen groove und etwas hast, das quasi als loop oder Schleife funktioniert - dann hast Du imho eine gute Grundlage.

x-Riff
 
Zuletzt bearbeitet:
Auch ich hatte gleich an Morricone denken müssen :) !
 
Das klingt sehr vielversprechend, ich freue mich drauf, das morgen mal auszuprobieren.
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Morricone ist ja auch toll, den mag ich.
 
Vielleicht inspiriert dich auch das hier?
Ist zwar ein anderes Thema, aber ich finde Text und Musik sehr gut aufeinander abgestimmt

 
Hi,
mir sind noch zwei Dinge eingefallen.

Zum einen die Filmmusik zu Birdman - das ist nur ein drummer, der einen groove schlägt, ist nicht direkt ein Solo, sondern eher so ein begleitendes Ding, war aber ungeheuer effektiv.

Das zweite geht eher in die jazzige Richtung, Fusion-Musik mit Miles Davis, Al Foster bedient da die drums und der spielt da seinen markanten groove, dass es Dir die Schuhe auszieht - ist ein bißchen so wie bei White Rabbit: da muss nicht mehr viel dazu kommen und das, was dazu kommt wirkt irgendwie doppelt.



Natürlich auch hier eher weniger, aber von der Richtung her könnte es passen.
Drums/Percussion plus X funzt eigentlich hervorragend, X kann Klavier oder Bass sein, auch Gitarre oder ein Bläser kann klappen.

x-Riff
 
@Waljakov: Das klingt passend, finde ich. Denn die Musik an sich ist ja ziemlich eintönig und wirkt nur mit dem Text. Das kann sich ja kein Mensch ohne den Text anhören.
Ich schätze, dass das auch für Alexander wichtig ist:
- durch die Eintönigkeit bleibt die Musik im Hintergrund
- dadurch, dass die "Abschnitte" mit den Abschnitten des Textes übereinstimmen, wirkt das wie perfekt aufeinander zugeschnitten. Die Abschnitte werden teils durch minimale Veränderungen oder auch nur kleine Pausen geschaffen.
- die Musik passt sich ja nicht richtig an den Text an, sondern bleibt mehr oder weniger gleich. Kleine Ausbrüche heben besondere Textteile hervor.
- und die Musik ist schon in gewisser Weise "abstrakt"

Für mich wäre die Herangehensweise, dass gemeinsam mit dem Sprecher zu entwickeln, um auf sein Tempo einzugehen und bestimmte Stellen mit Stimme und Musik in Absprache gestalten zu können. Außerdem wird man da manchmal sehr kreativ, wenn man sich gut versteht und absprechen kann.

Das macht mir auf jeden Fall gerade Lust, einen Text mit Hintergrundmusik zu entwickeln :whistle:
 
@Annino ja, das klingt gut :)
Ich kann es nicht mit dem Sprecher entwickeln, da ich ihn nicht kenne und ich meine auch, es steht noch gar keiner fest.
Aber ich habe mich schon mit mir geeinigt, dass ich den Rhythmus von einer leisen Trommel im Stil des Bolero, oder eben white Rabbit gestalten werde. Darauf kommt eine, wie schon gesagt, recht unspektakuläre Musik, die den Text aber hervor hebt.
Kommt bestimmt eh anders, aber der Ansatz gefällt mir :D
 
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