Channelstrip – was ist das?

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kakashix
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Hallo.
Kann mir einer sagen was ein Channelstrip ist?
Wofür man das braucht und was es bewirkt?
 
Eigenschaft
 
ein channelstrip ist quasi ein mini-mischpult mit nur einem kanal in 19" form. also mikrofon-preamp mit klangbearbeitung.

gibt auch welche mit 2 kanälen, mit oder ohne kompressor, und in allen möglichen ausführungen.
 
Ergänzend dazu, die Standardausführung sieht oftmals folgende Komponenten vor:
- Preamp
- HighCut + LowCut
- EQ
- Compressor
Dazu dann manchmal noch ein Gate und/oder Limiter und das Paket dann entweder in Transistor oder Röhrenschaltung.
Channelstrips beginnen preislich etwa bei 200€ (dbx) und gehen dann hoch, im HighEnd Bereich kann man gut und gerne dann auch 2000+ ausgeben. Ob es Sinn macht, sich ein 250€ Gerät dazwischen zu klemmen steht auf einem anderen Blatt.

Einsatzgebiet:
Channelstrips werden live und im Studio zum Beispiel gerne bei Vocals eingesetzt. Man nimmt ein besonders hochwertiges Gerät um die Stimme schon vor der Digitalisierung zu bearbeiten und klanglich analog zu "veredeln". Gerade bei Stimmen macht es aber auch durchaus Sinn mit einer Vorkompression zu arbeiten, bevor man in die digitale Welt geht, hier muss man natürlich wissen was man tut.
 
Im übrigen gibts die Teile nicht nr als Hard sondern auch als Software Versionen, beispielsweise UAD 2 NEVE 88RS
 
Ja, wobei sich die Einsatzgebiete hier stark unterscheiden, wenn man bedenkt, dass man Hardware vor der Digitalisierung benutzen kann und benutzt und Software eben erst hinterher. Deswegen sind Software Channelstrips für mich nicht mehr als eine PlugIn Ansammlung, die ich entweder wegen ihrem Klang bevorzugen kann (wobei man sich da bei der UAD nicht drüber unterhalten braucht), oder ich schmeiß mir einfach meine Lieblings PlugIns nacheinander in den Insert. Was ich aber mit einem "echten" Channelstrip möchte ist die Klangbearbeitung bevor ich auf rec drücke. :)
 
Channelstrips werden dann hauptsächlich auf Live Konzerten eingesetzt?
 
Eher nicht. Die größeren Live Mischpulte sind i.d.R. gut genug ausgestattet und angemessen hochwertig um keine zusätzlichen "Channelstrips" zu benötigen.
Es handelt sich ursprünglich bei Channelstrips - daher der Name - um in Einzelgeräte verpackte Kanalzüge typischer großer, hochpreisiger Konsolen, um die Qualität einer erweiterten Zielgruppe zugänglich zu machen und natürlich davon zu profitieren, denn die Technik die darin steckt, hatte man ja bereits entwickelt und musste sie nur neu verpacken. Es gibt heutzutage einigermaßen viele Anbieter von Channelstrips, die niemals eine große Recordingkonsole gebaut haben... der Begriff aber ist geblieben.
 
Im Live Bereich arbeiten schon viele mit einem Channelstrip im Rack für die Vocals. Besonders wenn sie mit Digitalpulten wie dem M-7 oder so unterwegs sind, ist ein Channel One eine schöne Ergänzung.
Im digitalen - Studio nimmt man ihn dann gerne für seine "schönsten" Einzelsignale. Also eben Vocals, mal ein Solo Cello usw. Bei Studios mit sehr guten analogen Konsolen findet man die Channelstrips selten, es sei denn, man braucht ihn für einen bestimmten Sound den das Pult nicht hergibt. Wer in seiner digitalen Recording Umgebung nach dem "guten, alten Analogsound" sucht, kommt auf Dauer nicht um solche Geräte herum. Natürlich gibt es die Komponenten eines Channelstrips auch einzeln, verbraten dann auf Dauer natürlich enorm Platz wenn man viel davon braucht. Hochwertigere Channelstrips erlauben auch zig Einstellmöglichkeiten. Von Sidechain - Signalen für die Compressoren über die freie Platzierung von EQ und Compressor in der Signalkette usw.
Ein Klassiker und den Channelstrips ist zum Beispiel der SPL Channel One. Etwa ab dieser Preisklasse fängt es bei den Geräten an richtig spannend zu werden, weil sie ab da wirklich merklich sehr gute Qualität bringen. Als "Geheimtipp" unter den LowPrice Channelstrips gelten die Produkte von Joemeek. Ich hab selber noch keinen gehört, aber das munkelt man so im Netz, aber da wird ja viel getuschelt. :)
 
Im Netz munkelt man aber auch, dass einige Joemeek Teile super sind und ganz viele ganz sch...lecht. Ich hab aber auch noch keins selbst probiert.
 
hab nen oneQ... der is OK. versteht sich aber nicht mit allen mikros. der kompressor is gut, weil sehr schnell, der EQ funktioniert auch einwandfrei. de-esser und exciter sind fürn arsch ^^. klingt halt seeeehr brilliant, schon fast künstlich. ich benutz ihn deshalb fast nur mit dynamischen mikros (SM7 oder sowas). alle meine LDCs klingen damit ziemlich nach mp3.
 
Also wird der Gesang dann direkt verarbeitet aufgenommen und nicht erst aufgenommen und dann bearbeiten.
Aber man doch auch erst alles einsingen und zum Schluss bearbeiten.

Kommt man am Ende nicht aufs gleiche hinaus? Oder klingen Channelstrip anders?
 
Eigentlich ist der Schritt: Bearbeitung -> Aufnahme -> Bearbeitung

Channelstrips werden gerne wegen ihrem "Eigenklang" genommen. Dadurch möchte man den Sound von hochwertigem analogen Equipment (Röhren, EQs, Kompressoren etc.) schon vorher mit dabei haben, um später auf eine zusätzliche Wandlung verzichten zu können. Die Soundgestaltung mit solchen Geräten wird oft als "charaktervoll", "offen", "warm" oder "musikalisch" bezeichnet. Alles Attribute, die man in der digitalen Welt eher selten verwendet oder hört. Das geht natürlich über diese schwammigen Begriffe hinaus und lässt sich auch tatsächlich hören. Und gerade diese Dinge möchte man bei seinen wichtigsten Signalen (wie zum Beispiel Vocals) einsetzen. Zum Beispiel ist es bei Preamps aus digitalen Kombi - Interfaces (Preamp + AD Wandlung) in erster Linie wichtiger, dass sie möglichst neutral klingen. Ein Channelstrip darf dagegen ruhig färben und Charakter haben. Der Techniker wählt dann für sein Einsatzgebiet die beste Kombination aus Mikrofon, Preamp und Klangbearbeitung aus. Letztendlich kommt es also am Ende genau so wenig auf das Gleiche hinaus wie bei der Auswahl des Mikrofons, auch hier legt man sich ja schon im Vorfeld auf etwas fest.
Die digitale Bearbeitung ist zwar sehr weit fortgeschritten, dennoch ist sie stellenweise immer noch von den hochwertigen analogen Komponenten entfernt. Das ist nun auch teilweise eine philosopische Frage, denn hier treffen unterschiedliche "Schulen" aufeinander. Der Homerecordler, der sein ganzes Leben lang die Vorzüge und Arbeitsweise einer digitalen Umgebung kennengelernt hat, wird zwangsläufig anders arbeiten als der Techniker, der eher seine Seele, denn sein altes Analogmischpult verkaufen würde.
Außerdem kann ein vorher behandeltes Signal anders ausgesteuert werden. Man legt sich zudem schon im Vorfeld auf einen gewissen Sound fest. Das bringt für erfahrene Techniker nicht nur Nachteile. Manchmal gilt auch "der erste Eindruck ist der Beste". Wenn man hinterher Stunden damit zubringt in einer digitalen Umgebung ein Signal an allen Ecken und Enden zu verbiegen stellt man unter Umständen fest, dass die ersten Schritte eigentlich schon das gewünschte Ergebnis gebracht hätten und alles danach nur "Verschlimmbesserung" war. Legt man sich durch den Einsatz von gewissem Equipment schon vorher teilweise fest, schränkt man sich hinterher ein. Für jemanden mit wenig Erfahrung ist das problematisch, für jemanden mit Erfahrung, der ein klares Bild von dem Endprodukt schon vor der Aufnahme im Kopf hat, ist das sogar hilfreich.
Channelstrips werden vor der Aufnahme selten für "krasse" Klangbearbeitungen genutzt. Hier wird leicht vorkomprimiert, ein paar störende Frequenzen leicht gefiltert und dann evtl. etwas "Seide" in die Höhen hineingedreht. Man formt den Klang vor und gibt ihm das gewisse "Etwas", dass man in der digitalen Welt nur schwer hinkriegt. Klangveredelung wäre hier das richtige Wort.

So, jetzt habe ich einen langen Beitrag geschrieben mit vielen "" :) Abschließend dazu noch vielleicht die Frage wann sich so ein Channelstrip denn meiner Ansicht nach lohnt. Genau dann wenn man ihn vermisst. Ab dem Punkt, wenn man bei einer Aufnahme dasteht und feststellt, dass man gerne gewisse Dinge gerne vorher gemacht hätte. :)
 
Channelstrips werden gerne wegen ihrem "Eigenklang" genommen.
Achso, also klingen die Channelstrips auch verschieden.
Ein billiger Channeltrip wird z.B. anders klingen als ein teures.

Und kann man den Sound von Channeltrips nicht mit Softwaren genauso gut simulieren?
 
Klar, kann man auch Channelstrips simulieren, wird auch gemacht, aber das praktische an einem Channelstrip ist ja zu einem guten Stück auch das schnelle und unkomplizierte Arbeiten. Also eben nicht nach dem Aufnehmen 100 lose Enden in der Hand zu haben und wochenlang nach der besten Kombination von Dutzenden EQs und Kompressoren usw zu suchen.

Weniger Freiheiten zu haben, ist ja manchmal auch was Gutes. Wenn man weiss, dass es schon gut ist, so wie es ist, dann spart man viel Zeit und Nerven.
 
Channelstrips können grundverschieden klingen, je nach Techniken und Bauteilen. Ein großer Unterschied besteht zum Beispiel darin ob Röhren oder Transistortechnik verwendet werden.
Billige Channelstrips haben in der Regel das Problem, dass sie eben das Signal nicht veredeln, wenn man Pech hat wird es sogar schlechter, weil man sich dadurch Rauschen einfängt.

Fast alle großen PlugIn Hersteller haben auch Channelstrips im Sortiment. Oftmals sind die kaum anders, als eine Kombination ihrer Einzel - PlugIns in einer grafischen Oberfläche, manchmal werden Kanalzüge (Channelstrips) von teuren Mischpulten nachgebildet. Nur Software bleibt eben Software, egal wie nah sie rankommt, es bleibt eben min. das letzte Quentchen davon entfernt. Wenn ich etwas vor der Analog-Digital-Wandlung bearbeitet haben möchte, dann muss ich auf analoges Equipment zurückgreifen. Und es macht schon Sinn das zu tun, wenn man weiß, was man da macht.

Man darf sich jetzt aber keinen Illusionen hingeben. Ein analoger Channelstrip macht aus einem t-Knochen LowBudget Mikrofon kein Neumann. Hier gilt die gesamte Signalkette. Gutes Mikrofon, guter Channelstrip, gute AD Wandlung, wenn dann der Vocalist noch gut singt wird aus einem Neumann eben ein Neumannklingtdasgut. :)
 
ist das goldmike eigentlich ein channelstrip oder einfach nen kompressor?
lg
 
Der SPL Goldmike ist weder noch :) Das ist ein "einfacher" Röhrenpreamp mit der Standardausstattung (48V Phantom, Phase Reverse, pad etc). Channelstrip ist ja ein kombinierter Preamp mit Kompressor und EQ Sektion.
 
also ich hab mir heute nen urei la10 für 226€ bei ebay gekauft!
hab einfach "zugeschlagen", bin mir aber nich sicher ob das die richtige entscheidung war..
was sagt ihr dazu? nach dem was ich gelesen hab is urei eine recht gute marke...
lg
felix
 
Ist halt ein einzelner Mono Kompressor :) Aber dafür kann man mit dem schon was anfangen, ist die kleine Variante vom la22 in Mono und ohne Sidechain. (glaube ich) Keine Ahnung für was die momentan so gehandelt werden, aber der Preis müsste in Ordnung sein.
 

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