Von PC auf Kassette und zurück?

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JohannKönig
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Hi,

Mir ist irgendwann mal zu Ohren gekommen, dass einige Tontechniker die fertiggemischten Aufnahmen auf Band überspielen um ne gewisse Wärme in die Tracks zu bekommen. Anschließend wirds dann auf CD gepackt.
Meine Fragen:
- Funktioniert sowas allgemein?
- Könnte man das auch mit ner normalen Kassette schaffen?
 
Eigenschaft
 
Bei vielen Leuten scheint alles analoge immer sehr positiv besetzt zu sein. Da reden dann manche von "digitaler Kälte" und wollen irgendwie Röhren oder analoge Bänder einsetzen, um den Aufnahmen "Wärme" zu geben. Wenn man sieht, dass es auch so einige Billig-PreAmps mit Röhre gibt, scheint das verkaufstechnisch ja auch ganz gut zu funktionieren. Aber viele Anfänger wissen letztlich gar nicht was mit dieser "Wärme" überhaupt gemeint ist. Sie merken nur, dass ihre Homerecording-Aufnahmen nicht gut klingen (vielleicht eben etwas "steril"), und dann vielleicht denken, dass sie das Signal noch irgendwie durch Röhren, analoge Gerätschaften oder eben analoge Bänder schicken sollten.

Fakt ist zunächst mal, dass die digitale Aufnahme im grunde "perfekt" ist, und das Bearbeiten mit einer Röhre oder das überspielen auf analoge Magnetbänder das Signal messtechnisch gesehen natürlich "verschlechtern". Allerdings können da gewisse Soundveränderungen eben auch gewünscht sein. Man muss sich aber darüber im klaren sein, dass solche Techniker wirklich hochwertiges Equipment haben, und es sich bei dieser zusätzlichen "Wärme" (oder was auch immer) eher um Nuancen handelt. Die meisten Homerecordler werden wohl überrascht sein, dass der Unterschied doch geringer als erwartet ist. Ähnlich wie auch bei anderen Bearbeitungsschritten. Lasse Lammert hat hier im HiEnd-Subforum (?) z.B. auch so Vergleichsaufnahmen von Software-Kompressoren und ziemlich teurer Hardware, und redet von offensichtlichen Welten, die da im Klang zwischenliegen. Also Gelinde gesagt, hätte ich mir die Unterschiede doch etwas größer vorgestellt.

Der Wechsel beim Homercording von analoger Kassette (da gab es ja auch so 4-Spur-Kompaktstudios) auf die Digitaletechnik war qualitativ ein mächtiger Sprung und erlaubte es dem Heimanwender auf einmal quasi "Studioqualität" zu haben. Ist nun etwa absurd, diese tollen aufnahme wieder auf Kassette zu überspielen. Die Qualität wird dadurch einfach abnehmen. OK, man kann es ja einfach probieren, vielleicht mag man diesen Sound ja. Aber ich glaube kaum, dass dafür dieser Aufwand nötig ist, bekommt man wahrscheinlich auch mit irgendwelchen PlugIns hin. Was halt generell auch mein Ratschlag wäre. Es gibt ja z.B. auch spezielle Bandsättigungs-plugins. Der Profi wird da jetzt sagen "Aber so ein PlugIn erreicht niemals den Sound, als wenn ich das wirklich aufs Band spiele". Mag sein, ist aber für den Homrecordler wohl irellevant.
 
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Schön formuliert.

Ich füge nur hinzu, was ich im Forum öfter lese und was sicher der Wahrheit entspricht:

Die Bänder, die von Tontechnikern verwendet werden um den Effekt der Bandsättigung zu erziehlen, sind mit "normalen" Musik Casseten (kurz MC genannt) nicht zu vergleichen.
Das eine hat mit dem anderen nicht viel gemein, klanglich schon gar nicht.

Ein weiterer Punkt ist, dass die Wandlung des Materials von digital nach analog und später wieder zurück auch beachtet werden sollte. In professionellen Studios, die über lohnende outboard hardware verfügen, sind wohl auch hochwertige Wandler vorhanden.

Also denke ich auch, dass sich es für den semi-Profi eher lohnt ein entsprechendes Plugins zu erwerben, als das Prinzip mit minderer Qualität nachzubasteln.
 
Hallo,

nebst der schon erwähnten Tatsache, daß richtig "dicke" Halbzoll- oder Zollbänder mit den CCs überhaupt nicht zu vergleichen sind (die "Großen" sind, laienhaft gesagt, viel stärker magnetisierbar...), würde ich zum Thema der digitalen Kälte auch noch die mögliche Qualität oder Nichtqualität des Mixes hinzufügen. Wenn ich im Extremfall alles totmaximiere und im EQ zu kräftig an den Höhen schraube, passiert das von ganz alleine.
Im Homerecording-Bereich kommt man, denke ich, zu 99 % mit Sättigungs-Plugins aus, sollte einem der Sinn nach Bandsättigungseffekten stehen. Bevor da ein Unterschied zur Hardware wirklich signifikant wird, gibt's sicher noch wichtigere Baustellen ;)

Viele Grüße
Klaus
 
Die ersten Wandler waren oft nicht so toll und da hat man gerne Drums analog auf Band aufgenommen und dann digitalisiert. Bei den heutigen Wandlern vom Schlage eines Lynx Aurora, Apogee Symphony, MH ULN-8 oder gar eines Forssell kann von digitaler Kälte keine Rede mehr sein.

Die Methode, einen Loop über die Bandmaschine zu führen, wird immer weniger verwendet. Neben der Bandsättigung, die man bekommt, verliert man auch immer was - Definition, Auflösung.

Ein Loop bringt dann nur noch was, wenn man die besten Wandler mit sehr guten Mastermaschinen durchführt. Ist nichts für Billigwandler und Kassette.

Paradox: Je besser die Wandler, desto uninteressanter ist die Methode. Je schlechter die Wandler, desto mehr verliert man bei dieser Methode.
 

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