Double Track Technik

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togeto
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Hallo Gemeinde !

ich bin gerade dabei Gitarren und Gesangsspuren aufzunehmen. Ich wollte mal fragen ob ich bspw. die Gitarrenspur oder auch Gesangsspur einfach kopieren kann, um so eine Dopplung zu erreichen. Ich habe gelesen, dass ich die Spuren dann um ein Paramter verzögern muss, aber wie weit und wohin ?
Bin mir nicht ganz sicher wie ich das am besten realisieren sollte. Vielleicht habt Ihr ja ein paar nützliche Tricks wie ich das am besten Umsetzen könnte.

Liebe Grüße.
 
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An sich ist diese Technik zwar möglich, aber veraltet. Liegt so im Zeitalter der Beatles :p

Besser wäre es, Gitarrenspuren grundsätzlich 2fach einzuspielen (also 2 Takes) und die dann untereinander legen. Dadurch erreichst du einen viel fetteren Sound, als es durch Copy&Paste möglich wäre. Mit pannen (auf rechte/linke Box verschieben) erreichst du noch mehr.

Beim Gesang ist das etwas schwerer, weil du da eine Menge Präzision/Sauberkeit verlierst, wenn du das auf diese Weise doppelst. Da ist es sinnvoller, eine "Backing-Spur" einzusingen, die ohne viel "Rutschen", Töne anschleifen und Verzierungen reinkommt, und diese Spur dann mit Equalizer und Hall etwas in den Hintergrund drücken. Dadurch hört das Ohr trotzdem nur eine Spur im Vordergrund und man hat dadurch nicht das Gefühl, einen Chor anstelle eines einzelnen Leadsängers zu hören.

Generell Copy/Paste bringt aber wenig. Da kriegst du höchstens was hin, wenn du die Spuren unterschiedlich pannst (s.o.) und halt unterschiedlich nachbearbeitest (d.h. mehr oder weniger Hall, zusätzliche Effekte drauf, Lautstärkeunterschiede,...). Das Gelbe vom Ei ist diese Art aber nicht.
 
Danke für deine schnelle und hilfreiche Antwort. Also sollte ich bim Gesang also eine Backing-Spur einsingen lassen und darauf dann noch die Lead Spur? Ich hab mir vorher ein paar Tutorials angeschaut, wo die Gesangsspuren alle in einer Vielzahl aufgenommen und dann nachträglich korrigiert wurden, also Tempo und Synchronität. Wenn ich die Gitarrenperformance jetzt nur einmal aufgenommen habe, würde es sich lohnen die 2. Spur um sagen wir mal 5ms zu verzögern ? Ich hatte schonmal etwas ähnliches ausprobiert, aber es wirkte dann sehr asynchron.
 
Wenn du beim verschieben bleiben willst, musst du einfach mal reinhören.
Ich hab sowas ähnliches gemacht, weil mir bei meiner Sängerin mal ein Versinger erst im Nachhinein aufgefallen ist, da hab ich dann den falschen Teil aus der einen Spur gelöscht und den richtigen Teil aus der anderen eingefügt und leicht verzögert eingesetzt, sodass der Gesamtklang für diese 1-2 Sekunden erhalten blieb, ohne dass man einen Abbruch hört.

Tempo & Synchronität nachträglich zu korrigieren ist eine unheimliche Frickelei. Wenn du die Geduld hast, bitte, aber es ist unglaublich ätzend, einen asynchronen Sänger geradezubiegen. Zusätzlich kann es trotz aller professionalität dazu kommen, dass das Resultat recht abgehackt und künstlich klingt. Würde ich generell von abraten.

Beim Gesang einfach zwei Spuren einsingen. Bei einer wie gesagt darauf achten, hauptsächlich sauber zu intonieren, wenig legato zu nutzen ("anzuschleifen") und halt präzise und ohne viele Verzierungen zu singen. Diese Stimme kannst du dann mit Hall und EQ (höhere Frequenzen etwas absenken, das erzeugt das Gefühl, "weiter weg" zu sein) etwas mehr nach dem Backing-Chor klingen lassen. Wenn's dir gefällt kannst du für Refrainparts auch mehrere dieser Spuren machen, die noch etwas mehr Hall haben.
Am besten du nimmst dich einfach mehrmals auf und bastelst dir dann aus den verschiedenen Takes eine "perfekte" Lead-Stimme zusammen (da kann man ja z.B. den Chorus von Take 1, den Vers von Take 3, die Bridge von Take 2, ... nehmen) und den Rest packst du in eine oder mehrere Backing-Spuren, die du leiser abmischt und eben etwas "nach hinten" drückst, damit man trotzdem eine klare Leadstimme und keinen Chor hört. Generell gilt: Je mehr Gesangsspuren, umso schwerer wird es, was zu verstehen, deswegen ruhig mal die Mute-Funktion der DAW benutzen und einzelne Spuren "ausschalten", um zu gucken, wie's dann klingt.

Zur Gitarre:
Da reichen schon wenige "Pixel" Verschiebung. Das Ohr kann bei sowas unglaublich feinfühlig sein. Wenn du mal mit einem Delay-Pedal gearbeitet hast, wirst du merken, dass schon Verschiebungen im Bereich ab 10ms hörbar bzw. eher "bemerkbar" sein können. So kurze Verzögerungen machen das ganze "schwebender" und atmosphärischer, dafür aber weniger "tight". Wenn du so richtig groovige Power-Metal-Riffs hast, wo jeder Anschlag präzise und kraftvoll kommen muss, dann ist sowas eher störend.
Probier ruhig mal die Doppelung durch mehrfaches Einspielen derselben Spur. Da du nie 100% dasselbe spielst, sondern allein deine Dynamik immer anders sein wird, kriegst du dadurch einen viel breiteren, ausfüllenderen Sound. ;)
 
Hallo,

der Witz bei den mehrfach eingespielten/eingesungenen Spuren ist ja gerade eine gewisse Ungleichmäßigkeit... einfaches Kopieren einer bestehenden Spur mit Spurdelay von x ms bleibt da sehr statisch.
Auch wenn die gedoppelten Spuren enorm "tight" zusammen sind, machen doch die winzigen Unterschiede die Lebendigkeit aus.
Gutes Doppeln setzt allerdings ein hohes Rhythmus- und Intonationsgefühl voraus - ansonsten wird man beim Abmischen schnell die Krise kriegen.

Viele Grüße
Klaus
 
Beim Doubling ist tightness immer wichtig, Wurst egal ob Gitarre oder Vox. Und in der Regel wird sowas auch nachbearbeitet aka zurechtgerückt.


Da reichen schon wenige "Pixel" Verschiebung. Das Ohr kann bei sowas unglaublich feinfühlig sein. Wenn du mal mit einem Delay-Pedal gearbeitet hast, wirst du merken, dass schon Verschiebungen im Bereich ab 10ms hörbar bzw. eher "bemerkbar" sein können.

Wenn dann geht es um Samples und nicht um Pixel, und auch da reichen "ein paar" nicht aus, die von Dir selbst genannten 10ms sind auch mehr als "ein paar Pixel".

@ TE: Erkundige dich nach dem Haas-Effekt.


Wer es nicht hinbekommt, sauber zu doppeln und/oder zu faul ist die Aufnahmen nachträglich zu editieren, der kann auch kopieren aber das ist IMMER kompromissbehaftet und bleibt qualitativ hinter echten Dopplungen zurück.


...einfaches Kopieren einer bestehenden Spur mit Spurdelay von x ms bleibt da sehr statisch.

Richtig, deswegen sollte man sich eines modulierten Delays bedienen. Idealerweise wird dann nicht nur der Versatz sondern auch die Tonhöhe geringfügig moduliert.
 
Ein simples Kopieren und Verschieben im Bereich von wenigen Samples oder ms bringt schlicht und einfach nur einen Kammfilter-Effekt, sonst gar nichts. Moduliert man diese Verschiebung hat man einen Flanger. Da findet absolut nichts "magisches" statt.

Mit Double-Tracking hat all das nichts zu tun, die Korrelation der Signale ist immer viel zu hoch. Man kommt um mehrere Aufnahmen definitiv nicht herum, wenn man den Effekt haben will.

Bei intonationskritischen Instrumenten oder Gesang, sind zwei Aufnahmen übereinander meist problematisch, man hört kleinste Abweichungen, besser sind drei. Man kann die Bearbeitung bzw. Angleichung recht gut automatisch machen lassen (Autotune, Melodyne, Vocalign, Revoice).
 
Moduliert man diese Verschiebung hat man einen Flanger.

Rein theoretisch ist das die Funktionsweise eines Flangers, dennoch wird diese Technik auch in so manchem Plugin angewand ohne dass es zu Flanger-artigen Klangveränderungen kommt. Das nur als Hinweis, denn ich will gar nicht widersprechen, dass eine natürliche Dopplung die beste Wahl ist, WENN man sie ordentlich hinbekommt, was aber nicht jeder kann.


Bei intonationskritischen Instrumenten oder Gesang, sind zwei Aufnahmen übereinander meist problematisch, man hört kleinste Abweichungen, besser sind drei.

Die Logik dahinter musst Du mir jetzt aber mal erklären. Etwa weil bestenfalls die Abweichungen an der gleichen Stelle sitzen und deswegen das ganze verwaschen? Ich sehe in weiteren Spuren nur weitere potentielle Abweichungen.
 
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Die Logik dahinter musst Du mir jetzt aber mal erklären. Etwa weil bestenfalls die Abweichungen an der gleichen Stelle sitzen und deswegen das ganze verwaschen? Ich sehe in weiteren Spuren nur weitere potentielle Abweichungen.

Das ist ein subjektiver Erfahrungswert, den jeder überprüfen und dann selbst beurteilen kann. Eine stichhaltige Erklärung kann ich da nicht anbieten, ich vermute sie aber im Bereich der Psychoakustik. Ich schätze, zwei Unisono-Stimmen kann das Ohr/Gehirn noch recht scharf trennen im Fall von Abweichungen bei der Intonation, drei verschmelzen in der Wahrnehmung wohl leichter.
 
Dann sind unsere Wahrnehmungen diesbezüglich unterschiedlich.
 

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