Alternative Stimmung - Zum verzweifeln!

Sweepy
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Grüße an alle,

ich versuche schon lange ein Msyterium, dass in meinem Kopf umherschwirrt, aufzudecken. Es geht um alternative Stimmungen ( dass es diese gibt und welche und wie man sie "herstimmt" weiss ich schon). Aber hier nun mein Problem: Nehmen wir an ich habe einen tollen Song gehört und ihn rausgehört ( irrelevant welchen). Ich habe die Harmonien und Melodiestimme ( ganz grob also) Wenn ich nun diesen besagten Song arrangieren möchte, dann kann es ja zu grifftechnischen Schwierigkeiten kommen. D.h. es ist unbequem oder unmöglich zu greifen ( z.B. Melodie und Basslinie) oder man muss liegende Töne "opfern", die aber an der Stelle sehr schön wären.
Meine Frage wäre nun: Es gibt ja etliche Arrangements von populären Stücken zum Beispiel von renommierten Gitarristen die dann in alternativen Stimmungen spielen ( die es auch um einiges vereinfachen und die Stücke soz. spielbar machen). Aber wie kommen sie auf die Stimmungen? Wie geht man da am besten vor? Es muss doch ein System geben bzw. ein Verfahren :gruebel:. Rumprobieren is bei den ( fast unendlichen) Stimmungmöglichkeiten, wie ich finde, Käse.
Ich hoffe ihr versteht mein Problem. Mir konnte bis jetzt niemand helfen!!! ( nicht mal mein Gitarrendozent:gruebel:)

Danke schonmal im Voraus,

Sweepy
 
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Kurz zu mir: Ich bin in der Blues-Ecke praktisch nur in Open A und Open E unterwegs. In der Band spiele ich zu 95% im Standard-Tuning (ja, das gibt's noch, ganz normal E A D G B E).

Ich werfe zu den "alternativen" Stimmungen mal folgende Thesen in den Raum:

1) Andere Stimmung bedeutet neu lernen.
Sämtliche bekannten Muster, Patterns, Intervalle, etc. verschieben sich, die Gitarre wird zu einem anderen Instrument, das man neu erforschen muss.

2) Stimmungen "führen" zu gewissen Tönen/Stimmungen/Songs
Die Standard-Stimmung ist für mich der "Maximalkompromiss" - man kann mit ihr quasi "alles" machen, aber das eben nicht wirklich immer einfach. Wenn man (wie z.B. ich) in einer Band unterwegs ist, die nicht nur Powerchords, sondern sogar kleine und große Terzen und Mehrklänge kennt, kommt man an ihr kaum vorbei. Ein C#m9 oder Fmaj7 ist so einfach wirklich schnell zu basteln bzw man hat ihn drauf - die "schrägeren" Sachen beispielsweise in einem Open Tuning zu basteln, wird anstrengend bis unmöglich.
In den "offenen" Stimmungen landet man naturgemäß bei den Grundtönen und dem (etwas eingeschränkten) Drumherum. Mit Open A ist man nah am Banjo, Keith Richards braucht daher auch nur 5 Saiten. Man landet "automatisch" - schwer zu erklären, aber so isses halt - bei gewissen bluesigen, aber optimistischen Riffs/Licks/Chords, oder sogar in der Country-Ecke. Open E führt mich immer in die deutlich "sumpfigere" Blues-Richtung, vor allen durch die schneidende Präsenz der obersten E-Saite.
Ähnlich geht es mir beim Experimentieren mit anderen Sachen - die fiesen Intervalle bei Open Em, die mächtigen Bässe bei Drop-D - macht alles Spaß und geht immer in gewisse "Richtungen"

3) Das führt zu einem Henne-Ei-Problem!
Spiele ich so, weil ich so gestimmt bin ODER stimme ich so, weil ich so spielen will?
Man könnte jetzt analytisch rangehen: Ich bastle Melodie/Akkorde, zähle Noten/Intervalle (vielleicht getrennt nach Bass und Melodie) und stimme dann so, dass ich diese Noten im Durchschnitt simpel/offen spielen kann. Et voilá. Hab ich aber noch nie so gemacht.
Bei mir ist das eher so: Ich will was spielen mit einer gewissen musikalischen "Stimmung" und schaue dann, welche Gitarren-Stimmung dazu passen könnte. Dann bastelt man los, sowohl am Stück als auch möglicherweise an der Stimmung.

4) Großer Nachteil:
Man braucht im Live-Einsatz verdammt viele Instrumente... ich nutze in der Band "nur" Standard und Open E, muss deshalb aber immer mindestens zwei Gitarren rumschleppen. Umstimmen zwischen zwei Songs geht hinten und vorne nicht, das muss fix gehen. Außerdem führen zu viele Stimmungen dazu (siehe Punkt 1 oben), dass man verdammt viele "Welten" im Kopf haben muss. Will ich wirklich für 10 Stimmungen 10 Mal Gitarre lernen?

5) Letztlich muss man den für sich richtigen Kompromiss finden. Mir ist es in Summe allemal lieber, in Standard-Stimmung ein schönes Arrangement eines Stücks zu haben/zu basteln, das natürlich ein paar Noten weglässt und nicht 1:1 alles abdeckt, als immer ewig hin- und herstimmen zu müssen, nur weil es dann "einfacher" wird (aber es mir ohne Verständnis der Patterns in dieser Stimmung unmöglich macht, vielleicht eigene Ideen einzubauen). Muss aber jeder selbst wissen.

Hilft Dir das was? Wahrscheinlich nicht direkt, aber vielleicht auf dem Weg zur Antword für Dich...
 
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Hey Zauberer, vielen Dank für die Antwort. Vorallem die Aussage sich zuerst mal mit einer Stimmung vertraut zu machen finde ich sehr anregend und hilfreich. Ich habe es jetzt so verstanden, dass ich mir einfach mal eine Stimmung ( z.B. DADGAD) aussuche und mich mit dieser auseinander setze und DANN erst versuche Songs in dieser Stimmung zu arrangieren. Und wenns nicht klappt lerne ich eine weitere...xD Da du ja als Blueser Open - Tunings spielst könntest du mir ja sagen wofür diese geeignet sind? Oder sind diese "nur" für Bluessachen geeignet? Welche Möglichkeiten ergeben sich durch Open Tunings bzw. welche Einschränkungen haben diese? Wär nett wenn du mich da n bischen aufklären könntest. Danke im Voraus mfg.
 
Hey Sweepy,

die neuen Wege, die man mit Open Tunings beschreiten kann, siehst/hörst Du bei den Rolling Stones und Keith Richards. Für ihn war Open G / Open A ab 1968/69 der totale "Augenöffner", viele der klassischen Stones Riffs gehen nur so. Mein Lieblingsbeispiel ist "Brown Sugar" - in Open G wirklich wirklich einfach und herrlich-schlampig-rotzig zu spielen wie Keith - in Standard Tuning praktisch nur ein Krampf bis unmöglich.

Gegenbeispiel: Sittin' On The Dock Of The Bay (Otis Redding) ist im Original in Open E, weil Redding (aus der Blues-Ecke kommend) nur Open E konnte und Steve Cropper es lernen musste - man kann das Stück aber auch locker und ohne große "Verluste" in Standard Tuning spielen.

Große Open-Tuning-User wie z.B. Ry Cooder gehen sogar so weit, das Standard Tuning als "Flamenco Tuning" zu bezeichnen, weil bis zur klassischen Spanischen Gitarre das Instrument eben oft "irgendwie" gestimmt war. Open Tunings haben den RIESEN-Vorteil, dass die Gitarre offen eben ein Akkord ist und man mit einem Finger jeden Akkord spielen kann. Wer Gitarre lernen und schnelle Erfolge will - bittesehr!

Und wenn man Blues im Stil von Robert Johnson, Son House, Muddy Waters, John Lee Hooker, RL Burnside, Fred McDowell, etc., machen will, dann muss man eben an die Stimmungen ran. Das war mein Augenöffner - schwupps mal in einem Buch (damals gabs kein Internet) Open A entdeckt und auf einmal mit meinen Helden mitspielen? Supi.

Und für mich eben wichtig: Open Tunings eignen sich perfekt für Slide. Mehr Details hier:
https://www.musiker-board.de/griff-...lide-gitarren-workshop-kapitel-1-bis-3-a.html

Intervallbedingt wird aber schon ein simpler Moll-Akkord nicht ganz untrivial, und m7, maj7, etc., also recht klassische Vierklänge, gehen so praktisch überhaupt nicht. Andererseits braucht man die für klassischen Blues/Rock aber auch kaum, oder man muss sich für den Fall eben was ausdenken.

Das muss erstmal reichen - hier stehen genug Namen drin, um jetzt mehr zu suchen und hören...:great:
 

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