5 (!) - jähriger Gitarrenschüler

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honigklaus
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Hallo liebe erfahrene Gitarrenlehrer,

ich unterrichte an einer Musikschule und bekomme einen neuen Gitarrenschüler, der 5 Jahre alt ist. Ein wahnsinnig junges Alter.
Ich habe zwar Musik studiert, aber ich denke, dass ich im Bereich der Didaktik noch sehr unerfahren bin, besonders bei Kindergartenkindern.
Mein Anliegen ist, dem Kind Freude an Musik zu vermitteln. Eine halbe Stunde ist lang und Gitarrespielen anstrengend.
Wie würdet ihr mit dem Kind umgehen?

Danke euch!
 
Eigenschaft
 
Vielleicht erst einmal Übungen zum Takt/Taktgefühl durch klatschen. Das ganze dann auf eine Gitarrensaite übertragen
 
Moin,
ich bin zwar kein Gitarrenlehrer, aber dafür Erzieher.
Ich würde, wie du schon geschrieben hast, zu Beginn die Theorie stark runterbrechen und erstmal verstärkt versuchen dem Kind Spaß am Musikmachen zu geben. Hier ist es, in meinen Augen, besonders wichtig, dass du das Kind sehr gut beobachtest um seine Interessen und Stärken herauszufinden. Weiterhin muss gleich von Beginn an eine vertrauensvolle, positive und wertschätzende Beziehung zwischen dir und dem Kind hergestellt werden. Hier wäre es z.B. möglich die ersten 3-4 (halbe) Stunden zusammen mit den Eltern zu gestalten und Rhytmusübungen und grundlegende Infos über die Gitarre zu geben.
Ich denke in diesem Alter kann auch einmal von den "normalen" didaktischen Methoden abgewichen werden. Ich würde Pausen zulassen und auch mal eine Klatsch (oder andere Rhythmusübung) einbringen.
Ich habe in meiner Ausbildung einmal meine E-Gitarre in eine Kindergartengruppe mitgebracht und ein Lied, statt mit der Konzert-/Westerngitarre, mal mit der E-Gitarre in einem Crunchigen Sound begleitet. Die Kinder waren begeistert und waren mir regelrecht an den Saiten gehangen.

Wie schaut es denn aus? WILL das Kind Gitarre lernen oder MUSS es das von den Eltern aus? Kommt ja alles vor.

Greez Dome
 
Spiele zur Gehörbildung. Lass ihn z.B. eine dünne Metall-/ Eisenstange (30 -50 cm lang; 5mm Durchm.) an einem Ende festhalten und dagegen schlagen, er kann solange im Raum damit rumlaufen wie er die Schwingung noch hört; diese Übung kann modfiziert werden, indem er durch Verschieben des Festhaltepunktes, die Schwingung, -dauer, Tonhöhe verändert, dabei kann er wieder rumlaufen und soll dann stehen beiben, wenn der von ihm wahrgenommene Ton ausgeklungen ist.
 
"Musik für Kinder" ist ziemlich sicher ein Fachbereich der Musikpädagogik.
Es gibt auch Zusatzausbildungen in der Richtung.
Ich will damit jetzt nicht sagen, dass das jeder unbedingt braucht, aber wenn es so etwas gibt, dann gibt es auch Literatur dazu. ;)
Klar, in die Thematik einlesen und praktizieren sind immer 2 paar Stiefel, aber es gibt da sicher ein paar Ideen, auf die du nicht so schnell kommst.
 
Als Vater von drei Kindern, die auch in ungefähr diesem Alter begonnen haben, ein Instrument zu lernen, würde ich dir den Tipp geben, möglichst bald mit ihm Kinderlieder zu spielen, die er aus dem Kindergarten oder der Schule kennt. Das war für unsere Kleinen immer die größte Motivation. Außerdem gehen dann Sachen wie Rhythmus ganz von alleine, wenn die Kinder das Lied im Ohr haben.

Gruß

Toni
 
würde ich dir den Tipp geben, möglichst bald mit ihm Kinderlieder zu spielen, die er aus dem Kindergarten oder der Schule kennt. Das war für unsere Kleinen immer die größte Motivation.

Ich denke, das ist einer der wichtigsten Tipps überhaupt!
In meinen Augen (Beobachtungen; bin selbst kein Lehrer) verlieren die meisten Kinder und Jugendliche fast immer die Lust daran, ihr Instrument zu spielen, weil sie von morgens bis abends genötigt werden, Stücke der jeweiligen klassischen Instrumentenschule oder Stücke der klassischen Musik (besonders im Tasteninstrument-Bereich) zu spielen. Auch wenn auf diesem Weg sicherlich gut die Technik vermittelt werden kann, so bleibt der Spaß doch oft aus, wenn überhaupt keine modernen Stücke, die dem Instrumentenschüler bekannt sind und gefallen, gespielt werden.
 
Ich denke, es kommt sehr auf den Schüler an, was man mit ihm machen kann.
Ich habe schon ein paar Kinder in dem Alter unterrichtet und kann nur sagen:
Es gibt extrem pfiffige, die unheimlich schnell verstehen, was man ihnen sagt, und ganz offen an solche Dinge herangehen,
und es gibt auch sehr introvertierte Kinder, die man kaum dazu bewegen kann irgendwelche Spielchen mitzumachen.
Grade im Einzelunterricht..
Da sind kleine Gruppen dann doch im Vorteil, grad auch für soziale Komponenten.

Ansonsten ganz generell:
Lern den Kerl erstmal kennen und guck, wie er so drauf ist.
Manche Kinder in dem Alter haben noch Defizite, was die Motorik angeht, oder können noch nicht wirklich lesen.
Es macht oftmals überhaupt keinen Sinn irgendwelche textlastigen Lehrbücher zu nutzen, wo die Kids die Hälfte der Wörter nicht verstehen.
Ein Buch, was man meines Erachtens ganz gut als Grundlage verwenden kann, ist "Gitarrenzauber" von Hesse. Einfach mal angucken.
Da werden die Noten kindgerecht erklärt "E ist die 'Ente Eduard'" usw. Man kann die Lieder mitsingen, das prägt sich ganz gut ein.
Generell find ich singen mit den Kindern immer gut, genauso wie zusammen spielen.
Kleine Abschnitte vorspielen, und dann gemeinsam nachspielen etc.

Andere Sachen wurden hier schon genannt:
Man muss nicht nur streng Gitarre spielen, auch andere Übungen für Rhythmus (Trommeln sind immer toll.. generell alles wo man draufhauen kann ;-) etc.

Theorie kann man so ganz langsam Stückchen für Stückchen machen. Aber da kommt's echt drauf an, wie schlau die Kinder sind.
Manche verstehen das total schnell, manche gar nicht.

Ansonsten muss man sich meiner Meinung nach ein wenig zwischen zwei Arten des Unterrichts entscheiden:
1. recht langsam voranschreiten, dafür viel auf Dinge wie richtige Handhaltung, richtige Gitarrenhaltung, schöner, sauberer Anschlag etc achten (hier kann recht schnell Demotivation auftreten, wenn es nicht so recht klappen will)
2. eher zügig, öfter auch mal Stücke abschließen, die vllt noch nicht so wirklich sitzen, um die Kids bei der Stange zu halten (dadurch zieht sich letztlich aber der Fortschritt etwas hinaus)

Und ganz wichtig: Nie den Spaßfaktor unterschätzen, sich kleine Belohnungen ausdenken, in meinen Gruppen mach ich öfter mal so Wettbewerbe (wer spielt am schönsten (die anderen beurteilen), wer spielt am schnellsten (mit begrenzter Fehlerzahl), wer weiß die meisten Noten/Akkorde, wer kann ein Stück fehlerfrei spielen etc), und der Gewinner bekommt dann irgendwas. (was Süßes, nen Plektrum, darf den Rest der Stunde auf meiner Gitarre spielen, mit einer Gruppe hab ich mal eine Stunde gemacht, wo wir durch die Musikschule gezogen sind, und uns andere Instrumente angeguckt haben. Im Optimalfall eben was Sinnvolles ;-)
Sowas hält auf jeden Fall die Motivation hoch.
Geht aber bei Einzelschüler eben nur bedingt.
Muss man individuell gucken.
 
Mich wundert, ehrlich gesagt, warum hier niemand die Frage aufwirft, ob Gitarre überhaupt das richtige Instrument für Kinder in diesem Alter ist. Das Gitarrenspiel stellt Ansprüche, die in diesem Alter in motorischer wie intellektueller Hinsicht in meinen Augen zu hoch sind.

Das war zwar nicht das Thema, aber selbst eine Geige hielte ich persönlich für sinnvoller, da sie aufgrund der Stimmung ein wesentlich intuitiveres Melodiespiel ermöglicht und sehr das Gehör schult. Was war denn die Motivation der Eltern/des Kindes für die Gitarre?

Ich frage das, weil viele denken, Gitarre sei ein besonders einfach zu spielendes Instrument, in meinen Augen eine weit verbreitete Fehlannahme.
 
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Hmm, also ich hab selbst mit 5 Jahren angefangen Gitarre zu spielen..
Hat mir jetzt nicht sooo geschadet..

Aber, wie du schon erkannt hast: das ist nicht wirklich das Thema hier.
Falls noch jemand darüber diskutieren möchte, würde ich dann die Beiträge von hier, in ein eigenes Thema ausgliedern ;-)
 
Bei meiner Frau in der Schule fangen die Erstklässler mit Ukulele an und schwenken dann nach einem Jahr zur Gitarre. Das hat sich sehr gut bewährt.
 
Als Vater von drei Kindern, die auch in ungefähr diesem Alter begonnen haben, ein Instrument zu lernen, würde ich dir den Tipp geben, möglichst bald mit ihm Kinderlieder zu spielen, die er aus dem Kindergarten oder der Schule kennt. Das war für unsere Kleinen immer die größte Motivation. Außerdem gehen dann Sachen wie Rhythmus ganz von alleine, wenn die Kinder das Lied im Ohr haben.

Gruß

Toni

Das habe ich mir auch schon gedacht. Aus diesem Grund haben ja sicher die Meisten hier angefangen Gitarre zu spielen.


Gruß Dome
 
Ich hab mit Trompete angefangen (mit 6) und da hat man ein ähnliches Problem, und am Anfang würd ichs sogar noch ANstrengender (nicht komplexer, aber auf jeden Fall anstrengender) als eine Gitarre einstufen - es gibt keine leeren Seiten, und im gegensatz zur Gitarre, wo man mit dem "Erklingen lassen" des Tones eigentlich schon den großteil der Arbeit erledigt hat, muss man in dem Fall weiterhin die Lippenspannung halten - und da reden wir von SEKUNDEN, die man als ANfänger an wirklich effektiver Spielzeit hat.

Was hat mei Lehrer gemacht? Nun, ein kritischer Blick in die UNterlagen von damals (in KOmbination mit den noch fahl vorhandenen Erinnerungen) offenbart:
Anscheinend hat er mich einfach mal ein paar Minuten pusten lassen, und die Töne, die ich am "schönsten" treffe Aufgeschrieben - und mir dann ein kleines, 2- zeiliges Übungsstück bestehend aus genau diesen Tönen "gebastelt" - daran kann ich mich isofern noch erinnern, ab dem Moment, wo ich mit 6 Jahren sagen konnte "Ich kann Trompete spielen" - also dieses kleine Stückchen in einer Tour rausbekam, hab ichs jeden Tag gespielt, jedem der zu Bewsuch kam, vorgespielt, etcetc und darauf - nehme ich mal an - hat der Lehrer dann weiteraufgebaut.

So, wie man das auf die Gitarre umlegt wissen die Gitarrenlehrerunter unter euch sicher besser als ich, aber - rein logisch - würde ich mal sagen ANsatz 1 wäre mal zu schauen, "wo passen die Finger des Kindes am besten zu den Bundabständen", dann ev. eine Lage rauf - oder runter, damit mans halbwegs passabel mit den leeren Saten kombinieren kann und dann ein kleines Übungsstück, wo der Schüler realistische Chancen hat, dieses in einer Annehmbaren Zeit zu verinnerlichen - sobald man in dem ALter dann etwas kann, was alle anderen nicht können hat man - denke ich zumindest in meiner Laienblase - eine gute Chance, dasder Schüler häufig sein Instrument in die Hand nimmt und somit die Grundkondition aufbaut, die man braucht, um "weiter gehen zu können".

Was acuh dazukommt, ich hab natürlich die ersten Wochen viel Rythmus geklatscht u.Ä. - ich nehms zumindest schwer an, ich kann mir die ganzen Notenzeilen mit Vierteln/Halb-u. Ganznoten und später auch Achteln, die seltsamerweise alle ein c'' sind nicht erklären ;) (nebenbei war - soweit ichs beim schnellen durchgucken sehe - sowieso lange Zeit a' das höchste der Gefühle die ich aus dem Ding rausgebracht hab).

Gruß
David
 
Danke für Eure Tips.
Ich bin sehr froh, dass der Kleine sehr talentiert, aufgeschlossen und ultra schnell von Begriff ist.

Er liebt es, wenn ich ne Geschichte erzähle und wir mit der Gitarre Geräusche dazu machen. ;-)
 
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Ui hier sind schon sehr gute Beiträge zusammen gekommen.
Ich habe meine eigene Musikschule und bin studierter Bildungswissenschaftler. Für die Leute die das nicht kennen. Ein Mischmasch aus Pädagogik, Soziologie und Psychologie :D
Wenn sich Eltern bei mir melden deren Kinder 6 und jünger sind, bin ich immer ganz offen und ehrlich und sage dass ich mir die Kids erstmal anschauen muss. Oftmals stecken da nämlich auch überengagierte Eltern dahinter.
So wie es scheint hast du da einen talentierten Burschen ergattern können :) Das mit der Geschichte find ich niedlich :D
 

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