Vor oder nach dem Beat spielen

Rey
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Um das Feeling eines Songs zu verändern, kann man bekanntlich vor oder nach dem Beat spielen.

Nun meine Fragen:
Wie übt man das am besten?
Werden nur Snare Schläge verschoben?
Kennt ihr Lehrvideos, in welchen das Thema behandelt wird?
 
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Wie übt man das am besten?
Zunächst mal ist natürlich ein Metronom Pflicht, damit du eine solide Grundlage hast. Darüber hinaus brauchst du eine Rückmeldung, da die Grenze zwischen "hinter" oder "vor dem Beat" und schlichweg falsch spielen fließend ist. Die kannst du dir selbst geben wenn du dich aufnimmst und dann in Ruhe anhörst, oder ein Schlagzeugkollege oder -Lehrer hört dir zu.
In den Übungen würde ich mit dem Kontrast arbeiten um mir den Unterschied klarzumachen, d.h. einen einfachen Rhythmus 8 Takte (oder 4 oder 16) auf dem Beat, dann 8 Takte hinter, dann 8 Takte vor dem Beat oder so ähnlich spielen, also eine feste Form die sich immer wiederholt. Die Timingveränderung dann für die einzelnen Instrumente (Hi-Hat, Snare Bassdrum) und alle gemeinsam durchgehen, und du hast erstmal was zu tun. Hilfreich ist natürlich immer auch, Lieder zu Hören oder Beats nachzuspielen die diese Charakteristika haben, um das vom Gefühl her reinzukriegen und in einen musikalischen Kontext zu bringen.
Gerade das spielen "hinter" dem Puls benutzen viele gute Hip-Hop-Produzenten um dem Beat noch um einiges mehr Tiefe und Groove zu geben, eben diesen "Kopfnicker"-Faktor. Empfehlen kann ich dir in der Hinsicht das Album "Los Angeles" von Flying Lotus, da ist es fast schon übertrieben eingesetzt, aber schön zum nachspielen weil es so deutlich ist (Beispiele HIER und HIER). Auch der Produzent J-Dilla war bekannt dafür das häufig einzusetzen, oftmals ein wenig dezenter wie HIER, wenn man da z.B. die Achtel mal gerade mitklatscht merkt man schön das die Snare genau drauf ist und die Hi-Hat und die Bassline dieses genial schleppende Feeling erzeugen. Ein Drummer der das häufig einsetzt ist Chris Dave, kannste HIER mal reinhören wie der hinter dem Beat spielt (vor allem die Hi-Hat). Interessant ist vor allem der zweite Teil seines Medleys ab 1:30, wo er die Hi-Hat 8 Takte hinter und dann 8 Takte auf dem Beat spielt, da hört man sehr schön den Unterschied zwischen "schleppen" und "gerade nach vorne spielen".
Werden nur Snare Schläge verschoben?
Ist vielleicht ein guter Startpunkt, aber prinzipiell geht das mit allen Instrumenten, gemeinsam oder auch einzeln, siehe die Beispiele oben.
Kennt ihr Lehrvideos, in welchen das Thema behandelt wird?
Das Thema kann man kaum sinnvoll auf einem Lehrvideo wiedergeben, da es so stark von der eigenen Wahrnehmung und Taktsicherheit abhängt, da würde ich lieber entsprechende Musik hören. Kurze Erklärungen die einen Eindruck vermitteln gibt es einige, schau auch mal in den Link zum Dennis Chambers-Video rein, der sagt auch ein paar Sätze dazu. Für Jazz gibt es eine ganz schöne Demonstration von Eric Harland, wo er die 3 Möglichkeiten kurz vorführt, ist aber schon relativ abgefahren und zum nachspielen zu schwer:
 
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um vor oder hinter dem beat spielen zu können, isses ganz hilfreich zuerst mal AUF den beat spielen zu können ...

um das zu checken, nimm dir ein metronom und ein paar stix und versuche mit dem "einzähl-sound" der stix den klick "weg" zu spielen ... also so genau draufzuspielen, dass der klicksound und der ton der sticks sich zu einem klang mischen ... das klingt dann so, als ob der klick plötzlich aus/weg ist

wenn du das kannst, würde ich - wie oben von deloused beschrieben - mal versuchen, davor oder danach zu klopfen ... das klingt bissi wie ein flam ...

vor dem beat --> du bist der flam, der klick die hauptnote

hinter dem beat --> der klick ist der flam, du bist die hauptnote

der trick ist, immer mit dem selben abstand zum klick zu schlagen ... dazu muss man eben genau fühlen, wann der nächste klick passieren wird


wenn das so klappt, geh ans set und versuche das mit einem ganz simplen groove, einzelne stimmen verschieben, oder auch mal den gesamten groove ... ein patentrezept gibts da imho nicht ... musst halt immer abchecken, was im moment am besten zum song passt


viel erfolg (und gute nerven :D )
 
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hallo!

das meiste ist schon gesagt worden aber ich geb meinen senf einfach mal dazu:


was sehr hilfreich ist ist das gesamtfeeling. wie fuehlt sich musik an die vorne gespielt ist und wie fuehlt sich musik an die hinten gespielt ist.
dann wirst du merken dass gewisse stile tendenzen in eine richtung haben.
sehr viel aus der beat kultur, hip hop, rnb und besonders neo soul diese tage ist sehr nach hinten orientiert ( de-loused hat chris dave erwaehnt. der steht ja ziemlich oben in der neosoul ecke. ok neh, der steht eigentlich ueberall oben. badass.)
wenn du jetzt in der jazzband dein ride nach hinten legst, wirst du warscheinlich getreten. von der rhythmischen aesthetik her ist es einfach unpassend und
nimmt den drive raus. das ist dann ein stil der sich schon nach vorne hin orientiert.

da gibts natuerlich tonnenweise andere beispiele, john bonham fuer rock ist ja koestlich. sooo spaet die snare.

was ich damit sagen will ist dass nach vorne und nach hinten spielen eine aesthetik hat. es ist sehr wichtig sich mit dem metronom dahin zu setzen und alles auszuarbeiten aber im endeffekt geht es darum musik zu spielen. vorne hinten usw ist immer relativ. parallel zum metronom und zur nervenaufreiberei ( :D ) solltest du dich auf jeden fall intensiv mit musik befassen.
ich hab mal fuer nen schlagzeugunterricht einen hank mobley track spielen muessen, mit art blakey an den drums. jede spur genau gedoppelt.

da kommt dann der effekt den trommelfrosch beschreibt, wenn sich zwei spuren ganz genau aufeinanderlegen. du spielst dein playback ueber nen monitor ab und versuchst die drums vom track ganz genau zu doppeln, bis die nicht mehr da sind. das machst du dann bis du keine freunde mehr hast (muha). neh quatsch. mach es einfach ganz viel.
nach ner zeit hast du das feel dann verinnerlicht und wirst in der lage sein das in andere musikalische momente hin mitzunehmen.
nimm dir fuern anfang zb was von dilla, wenn du mit hinten anfangen willst und versuchs einfach.


hinzu kommt interner puls. das ist dein bester freund wenn es um solche sachen geht. dh nach vorne und hinten aus sich selbst herauszuspielen.
wenn dann ein bassist hinzukommt der in der mitte spielt wirds fett. wenn du aber nur in relation zum metronom stehst und das feel nicht drin ist
wirds kompliziert. dann wird sehr oft gedragged oder gerushed.


viel spass mit der sache!

gruss

k.
 
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Erstmal vielen Dank euch drei, für die tollen Antworten! Ihr habt meine Erwartungen definitiv übertroffen und gemeinsam das ganze Spektrum gut aufgezeigt.

Dass das Metronom und ich, in den nächsten Wochen wiedermal gute Freunde/Feinde werden, ist schon mal klar.

Mich interessiert das Thema im Speziellen im Zusammenhang mit Metal. Vorallem in den Groove Parts, sehe ich da noch grosses Potential.

Ich denke aber, ich werde mich für die Übungen stark mit HipHop, Neo Soul usw.. auseinandersetzen. Dort wird das deutlich extremer eingesetzt, was zum Üben nur helfen kann.

Falls jemand noch gute Beispiele für "Vor dem Beat" kennt, wäre ich dafür dankbar.

PS: Der Beitrag von Dennis Chambers, hat mich auf die Idee gebracht mich mal mit dem Thema zu beschäftigen... was der spielt eignet sich aber nicht wirklich zum Einstieg in das Thema

PPS: Inzwischen ist mir auch aufgefallen, dass auf einer meiner Lieblings CDs - Wicked Jazz Sounds - ziemlich viel hinter dem Beat gespielt
 
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Falls jemand noch gute Beispiele für "Vor dem Beat" kennt, wäre ich dafür dankbar.


omar hakim spielt auf der bring on the night live aufnahme mit sting oft tierisch nach vorne ... und das groovt gnadenlos gut
 
Danke

und damit niemand suchen muss

 
der link geht in D leider nicht ... mal wieder die youtube-sperre :(
 
Hab den Songtitel mal neu in youtube eingegeben. Das wär dieses Lied:

 
Ab ca. 8:00 Minuten beschäfftigt sicher unser Mark Schulman auch it den "a head" und "laidback" spielen! Schaut ihr hier:



Gruß Quirin
 
Ich finde, dass hat auch sehr viel mit Feeling zu tun. Wenns langsam ist, spiele ich automatisch hinter dem Beat um das doomige Feeling noch zu verstärken. Und genau andersherum vor dem Beat bei schnellen Sachen um zusätzlich zu treiben.
 

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