Benötige einen Überblick über Alternativen zur e-Gitarre

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Hi Mädels,

die letzten Tage spiel ich statt meiner e-Gitarren immer öfter meine akustische Gitarre, eine simple Konzertgitarre. (Meine erste überhaupt!)
Aber irgendwie macht mich das nicht so recht glücklich, sprich; ich möchte mir ein gescheites akustisches Instrument zulegen!
Das Problem an der Sache, mir fehlt im Vergleich zu elektrischen Gitarren eine Übersicht, was es überhaupt gibt, wo die Vorzüge gewisser Bauweisen liegen und worauf man beim Neukauf achten sollte.

Also, fangen wir vorne an:
Welche "Arten" an akustischen Gitarren gibt es und für welche Einsatzzwecke sind sie prädestiniert? (Am besten mit Bsp-foto´s :redface: )

Dank und Gruß,
Swen
 
Eigenschaft
 
Westerngitarren liegen deutlich näher an den E-Gitarren vom Spielgefühl her, da sie ebenfalls Stahlsaiten und eine entsprechende Halsbreite haben. Da kann man auch welche mit ähnlichen Saitenlagen erwischen.
Klanglich und optisch habe ich hier schonmal einen kleinen Beitrag mit Youtube-Videos gepostet:
https://www.musiker-board.de/vb/plauderecke/261779-western-akkustik-vergleich.html#post2879502

Zu den Formen:
Je fetter die Gitarre, desto mehr Sound (und vor allem Tiefen) bringt die Gitarre. ("Fette" Formen: Dreadnought (das ist die typische Western, meistens mit Schlagbrett am Schallloch), Jumbo (der Gigant), dann gibt' alle Formen bis hin zu Parlor-Gitarren (die ganz kleinen). Ovation baut nochmal anders - die haben einen speziellen Klangkunststoffkörper und die Decke (bei einer A-Gitarre ja das prägendste für den Sound) ist aus Holz - da gibt's verschiedene Tiefen)).
:D
Klassische Gitarren - die gibt's zu großen Teilen in geringerer Formenvielfalt :rolleyes:

Erstmal Videos ansehen und dann Zwischenstand und weitere Fragen posten :)
 
Okay, schonmal vielen lieben Dank für deine Mühe!

Ich denke ich bin für eine Stück Holz mit Stahlsaiten, das gefällt mir bessre und ist denk ich auch vpom Feeling her angenehmer, da hab ich nämlich mit meiner Konzetrklampfe so meine Problemchen. :redface:

D.h. eine Western solls werden, aber welche Bauformen gibt es da und wie wirkt sich das auf den Klang etc. aus?

Grüße,
Swen
 
Grob - je größer und tiefer eine Gitarre, desto mehr Fundament bietet sie.

Der Klassiker unter den Westerngitarren ist die Dreadnought-Form:
http://musik-service.de/Gitarre-Yamaha-FG-730-S-prx395749582de.aspx
Ist vom Klang her sehr voll, laut und ausgewogen - ist eben auch ein ziemlicher Brocken von der Größe her. Da kann man kaum was falsch machen.

Der absolute Gigant ist die Jumbo-Form:
http://musik-service.de/Gitarre-Takamine-EG-523-SC-prx395739825de.aspx
Der Klang ist recht bassig und fett, wobei es natürlich auch auf die Hölzer ankommt. Ahorn hier als Korpusholz bringt einen eher "spritzigen" Ton - da hat man dann grob gesagt (und nur von den Tendenzen her, alles ist relativ) ungefähr den "Badewannen-Effekt".

Die kleineren Modelle, wie diese 000 (Triple-O)-Style
https://www.thomann.de/de/martin_00028ec_westerngitarre_eric_clapton_signature.htm
sind eher mittig, werden meistens eher für Fingerpicking genutzt, sind auch von der Größe her eben keine "Schlachtschiffe" wie die Dreadnought und bestens geeignet für's Wohnzimmer. Sind aber nicht so einfach zu finden.

Die ganz kleinen (Parlor), sind die:
https://www.thomann.de/de/fender_gdp100_parlorguitar.htm
Naja.... für Unterwegs evtl. ganz praktisch.... :D Je nach Körpergröße sieht sowas etwas lächerlich aus. Habe ich bisher selten gespielt.


Resonatorgitarren sind eine besondere Form der akustischen:
https://www.thomann.de/de/fender_fr_50ce_sb.htm
Die sind sehr laut, mittig, im Blues recht beliebt, aber tendentiell klingen die nach Dose und optisch sind die auch nicht jedermanns Sache. :D
Gibt's auch komplett aus Metall:
https://www.thomann.de/de/fender_fr48.htm
Sind natürlich sehr schwer und etwas kleiner.



Ich persönlich würde zu Dreadnought (der Allrounder halt) oder zu einer 000-Style-Gitarre (die angenehme) greifen.

Diverse Saitenstärken haben auch Auswirkungen auf den Klang: 10er-Saiten klingen eher dünn und schrill, 12er-Saiten klingen recht fett, aber die Bespielbarkeit leidet etwas. Ich tendiere zur guten Mitte - 11er-Saiten.
 
Hiho!

Hmja, klingt gut und du nimmst mir die Entscheidung praktisch schon ab, entweder Dreadanought oder 000-Style solls sein.
Ne Jumbo ist mir definitiv zu groß. Das weiss ich, da mir mitunter Dreadnoughts schon zu groß sind.

So, damit wär ja erstmal der grobe Rahmen abgesteckt, kommen wir nun zu den Details!
Hölzer hast du ja schon ein bisschen angesprochen und das ist mir ja auch von e-Gitarren bekannt dass unterschiedliche Hölzer unterschiedlich klingen, zumindest tendenziell und nicht absolut.
Was man aber immermal liest ist was vonwegen massiver Decke etc. - Was bedeutet das, worauf sollte man da achten und wie wirkt sich das klanglich aus?

Dank und gruß,
Swen
 
Was man aber immermal liest ist was vonwegen massiver Decke etc. - Was bedeutet das, worauf sollte man da achten und wie wirkt sich das klanglich aus?

Eine massive Decke bedeutet, dass das Deckenholz in der Dicke aus einem Stück Holz besteht (meist sind es zwei, bezogen auf Gitarrenlängsachse, spiegelsymmetrische Teile, die aneinandergeleimt werden und mit der Beleistung mehr oder weniger stabilisiert werden, um die Saitenkräfte ohne Zerstörung aufnehmen zu können).

Laminierte oder gesperrte Decke bedeutet dass dünne Holzschichten in unterschiedlichen Maserrichtungen aufeinander geleimt (laminiert) werden (meistens 3 Schichten, die oberste Schicht sollte zwecks Optik gut aussehen).

Die Deckenkonstruktion bei akustischen Gitarren ist sicherlich neben vielen anderen Konstruktionsmerkmalen hauptverantwortlich für einen guten oder nicht so guten Klang der Gitarre. Die Klangqualität hängt sehr stark von der Schwingungsfreudigkeit der Decke ab.
Massive Decken sind gegenüber laminierten Decken schwingungsfreudiger (und klingen meistens besser).

Bei massiven Decken stellt eine relative Luftfeuchtigkeit unter 35-40% der Atmosphäre ein Problem dar, da die Decke schwindet und Risse entstehen können (d.h. man sollte immer die Luftfeuchtigkeit kontrollieren und gegebenenfalls befeuchten).
Bei relativen Luftfeuchtigkeiten über 60 % sind bei massiven Gitarrendecken Klangeinbußen bemerkbar (dies ist aber reversibel; sollte aber beim Antesten berücksichtigt werden).

Niedrige Luftfeuchtigkeit macht laminierten Decken überhaupt nichts, aber hohe Luftfeuchtigkeit könnte zum Lösen der verleimten Teile führen.

Also eine massive Decke würde ich in jedem Fall bevorzugen. Der Klangunterschied zu laminierten Decken kann gewaltig sein.

Bei den massiven Decken gibt es auch noch Unterschiede (Klangholzqualitäten AA, AAA, AAAA). Weiters spielt auch die Beleistung der Decke eine Rolle (anders gesagt legt man sie zu stabil und starr aus wird die Schwingungsfähigkeit eingeschränkt).

Die Hauptklanghölzer für Decken bei Westerngitarren sind Fichte und Zeder. Fichte würde ich subjektiv bevorzugen (über dieses Thema gibt es auch mehrere Threads).

Falls Du Dich für eine massive Decke entscheidest und die Holzmaserung sichtbar ist (nicht färbig lackiert) dann würde eine Gleichmäßigkeit und eine dünne Maserung (Jahresringe, Langsamwuchs) für eine hohe Qualität des Deckenholzes sprechen.
 
Nabend,

auch dir einen herzlichen Dank für die ausführliche Antwort! :)

Du sprichst von der rel. Luftfeuchtigkeit; ich habe da schonmal was drüber gehört und weiss auch dass einige ihre Gitarren diesbezüglich sehr sorgsam behandeln. Bisher hatte ich mit meinen e-Gitarren nur marginale Probleme durch klimatische Bedingungen, daher kann ich nicht einschätzen wie aufwändig das für mich wird.
Wie hoch ist normalerweise die Luftfeuchtigkeit? Wann wirds kritisch für solch ein Instrument?

Nochmal zu Fichte und Zeder;
Weswegen würdest du Fichte bevorzugen? Wo liegt der tendenzielle Vorteil?

Grüße,
Swen
 
Soweit ich informiert bin, bezieht sich das AA, AAA rein auf die Optik und nicht auf die Klangqualität des Holzes

Möglicherweise ist es eine reine optische Einstufung. Nur würde ich sagen, dass bei Akustikgitarren auch klangliche Vorteile vorhanden sind, wenn die höhere Anzahl der A's eine feinere Maserung und mehr Gleichförmigkeit der Holzstruktur bedeuten. (Vermutlich kann man den Unterschied zwischen AA und AAAA nicht raushören, wenn die restliche Konstruktion dieser beiden theoretischen Vergleichsgitarren ident ist.)

Diese Wertholzanalyse ist vielleicht auch nicht uninteressant.

Eigentlich hätte ich bei den Unterschieden von massiven Decken in der Klammer die Herkunft als Beispiele anführen sollen und nicht die A-Klassifizierung (Sitka-Fichte, Engelmannfichte, europäische Fichte, Adirondackfichte, ect. - wobei ich keine der genannten Arten irgendwie als schlechter gegenüber anderen bezeichnen will)

Wie hoch ist normalerweise die Luftfeuchtigkeit? Wann wirds kritisch für solch ein Instrument?
Im Frühjahr bis Herbst (außerhalb der Heizperiode) hatte ich noch nie eine zu geringe Luftfeuchtigkeit (oft zwischen 40 - 60 %). Im Sommer, wenn es richtig gewittrig schwül wird, da kann die relative Luftfeuchtigkeit schon über 70 % betragen (das beschädigt zwar die Gitarre nicht, aber der Klang leidet - sie wird irgendwie dumpfer).
Gefährlich wird es bei mir im Winter. Der Standort der Gitarre ist in den Kellerräumen und im Winter muß ich die Luft befeuchten sonst würde an manchen Tagen sogar 30 % unterschritten werden. (In Zukunft wird die Gitarre im Winter ins Wohnzimmer verfrachtet, da sind auch im Winter optimale Verhältnisse).
Fazit: Man sollte die Umgebungsatmosphäre der Gitarre mit Hygrometer (am besten mit Digitalem, das die Maximalwerte speichert) kontrollieren. Dauerhaft unter 35 % rel. Luftfeuchtigkeit kann für massive Decken wegen Rißbildung gefährlich werden. Optimal wäre das Raumklima über 40 % halten (es gibt auch Gitarrenluftbefeuchter für den Koffer - mag ich persönlich nicht, da die Gitarre bei mir jederzeit sofort einsatzbereit am Gitarrenständer wartet).

Weswegen würdest du Fichte bevorzugen? Wo liegt der tendenzielle Vorteil?

Weil mir das Klangbild von Gitarren mit Fichtendecken eher besser gefällt (da gibt es aber sicherlich Ausnahmen). Weiters wird der Fichte als Klangholz nachgesagt, dass es mit der Zeit bei häufigem Spielen immer besser wird (die Harze bzw. Restfeuchtigkeit in der Holzstruktur werden durch die regelmäßigen Schwingungen optimal verteilt - das ist ein Prozess der Jahre dauert). Eine Gitarre mit Fichtendecke kann eine Gitarre fürs Leben und mehr sein. Dies ist auch der Grund warum der Klang von sehr alten Instrumenten nicht durch Neubau rekonstruiert werden kann.

Der Zederndecke wird etwas mehr Wärme nachgesagt, sehr schnelle Ansprache und keine klangliche Entfaltung.

Diese grundsätzlichen Eigenschaften können durch andere Konstruktionsmerkmale verwischt werden.
 
Fichte ist ein bissel "flexibler", was die Soundentfaltung angeht, und wie Richelle gesagt hat, entwickelt es sich mit der Zeit merkbar weiter. Die Voraussetzung ist aber auch, dass sie gespielt wird, da die Harze sonst nicht auf die Idee kommen, sich von ihrem Ursprungsort zu entfernen.... :)
Zeder klingt etwas "tiefer", "dunkler", was mir sehr gut gefällt, und hat von vornherein volle Klangqualitäten, während Fichte diese eben noch entwickelt.

Noch zum Thema Stabilität:
Laminierte Gitarren haben den Vorteil, dass sie stabil sind, den Nachteil, dass sie oft (es gibt erstaunliche Ausnahmen :) ) schlechter klingen. Massive Decken klanglich meistens besser, aber dadurch, dass die Maserung nur in eine Richtung verläuft, büßt sie an Stabilität ein. Zeder ist unstabiler (hält also keinen so großen Zug / Druck aus) als Fichte. Das Bracing ( http://ovation.de/index.php?tpl=features&cID=6 ) ist wichtig für Stabilität, beeinflusst aber natürlich auch den Klang. Ist normalerweise aber nicht weiter zu beachten - die meisten Firmen machen das ordentlich.


Der Allrounder für's Leben ist hauptsächlich eine Gitarre mit Fichtendecke. Mir persönlich gefällt jedoch der Klang der Zeder sehr gut.

Der restliche Korpus beeinflusst den Klang weniger, ist jedoch natürlich auch für den Klang nicht ganz unwichtig. Hier ist es oftmals nicht so wichtig, massives Holz zu verwenden, denn...
... gerade bei Gitarren z.B. für's Lagerfeuer ist die etwas höhere Stabilität nicht schlecht
... ist der Unterschied im Gegensatz zur massiven Decke deutlich weniger intensiv zu merken.

Tendenzen, was den Klang angeht (persönliche Eindrücke):
Mahagoni - eher tief und ein netter, holziger "Knack"
Palisander - recht tiefer, runder Sound, aber glatter
Ahorn - eher höhenreich, perkussiver, etwas kühler, aber auch mit einem gewissen "Knack" :D
Lyrachord (Ovation Roundback) - eher neutraler, klarer, glatter Sound mit besonderer Betonung auf dem Deckenholz, wobei die Schwingungen, die vom Korpus "zurückgestahlt" werden auf die Decke durch die Ovation-Rundung tendentiell die Mitte der Decke wieder treffen - ähnlich wie bei Lauten. Andere Marken haben auch ab und an den Boden leicht angerundet (Framus Vintage-Akustik-Gitarren).

Ovation bietet übrigens recht E-Gitarren-ähnliche Hälse. (Nein, man merkt nicht, dass ich hier den Ovation-User-Thread gestartet habe, oder? :D )
Im akustischen Bereich werden Ovations aber nur mit massiven Decken und mindestens mitteltiefem Korpus lohnenswert (Be Ovation gibt es erstaunlich viele Feinde bei denen, die die Billigmodelle getestet haben und erstaunlich viele Fans unter denen, die die teureren Modelle gespielt haben). Ich habe im Februar bei Musik-Service diese gespielt: http://www.musik-service.de/ovation-collectors-2007-prx395759273de.aspx Absolut geiler Klang - nur unverstärkt getestet.... leider zu teuer...)
:D
Sorry, ich beende meinen Beitrag, bevor ich noch mehr dazu schreibe. Öhm... joa - antesten halt :)
 
Naaaabääänd!

Ihr meint also, ein Hygrometer sei Pflicht zur Kontrolle und zum Schutz des Instruments?!
Ich nehme an da reicht ein tendenziell einfaches für ca.20-30€?

Gibt es sonst noch Dinge die ich bezüglich der Pflege/Wartung zu beachten habe im Gegensatz zur e-Gitarre?

Grüße,
Swen
 
SickSoul
  • Gelöscht von Akquarius
  • Grund: drücke dich verständlich aus. kauderwelsch-posts werden gelöscht.
Ich nehme an da reicht ein tendenziell einfaches für ca.20-30€?

Grundsätzlich ist jedes Hygrometer besser als gar keines, aber eine MIN/MAX-Speicherfunktion würde ich deswegen empfehlen, weil Du vermutlich nicht rund um die Uhr das Hygrometer beobachten kannst. Mit dieser Funktion kannst Du jederzeit den Mindest - oder Maximalwert abrufen der aufgetreten ist.

z.B. dieses würde nur knapp 12 Euro kosten.
 
Hallo!

Ich hab noch ein paar kleine Ergänzungen zu den obigen Beiträgen.

Die A-Gradierung der Holzarten ( A-AAAAA ) ist lediglich auf die Optik zurückzuführen. Bitte dadurch nicht auf die Klangqualität schließen. Never!

Selbst bei Fichtendecken ( wo diese Gradierung eher sinnlos ist ) sagt eine enge Maserung nicht besonders viel über das klangliche Potential des Holzes aus. Dazu später noch etwas mehr.

Bei Ahorn, Koa und anderen Korpushölzern hat diese Gradierung - klanglich gesehen - sogar einen Gegeneffekt. Umso stärker und spektakulärer das Holz gemasert ist, desto "schlechter" ist dies ( zumindest in der Theorie ) für den Klang bzw. die Schwingungsausbreitung. Dabei muß man bedenken, daß z.B. bei Riegelahorn strukturelle Unterschiede vorherrschen. Verschiedene Zellausrichtungen führen zu einer unterschiedlichen Schallausbreitung. Hinzu kommt, daß Riegelahorn tendentiell ( Western Maple ) etwas weicher ist als schwächer gemasertes Ahorn. Bei Akustikgitarren kann es aber durchaus von Vorteil sein, daß klanglich etwas zahmeres Riegelahorn anstatt dem knallenden plain maple genommen wird.

Diese Regelung trifft prinzipiell auf jede spektakulär gemaserte Holzart zu. Die A-Gradierung wird gerne als Werbemittel benutzt. Ist es auch... aber hauptsächlich für's Auge. Bei den Ohren muß man individuell jede Gitarre prüfen.

Bei Fichtendecken würde ich mich auch nicht von der Faustregel "enge Maserung=hohe Qualität" täuschen lassen. Es mag paradox klingen, habe ich doch grad oben beim Ahorn von den "Nachteilen" unregelmäßiger Maserung gesprochen, aber: die mit teuersten Gitarren haben Decken aus Adirondack-Fichte. Bei kleinen US-Gitarrenbauern kostet diese Zusatzoption gerne mal ein paar hundert $ Aufpreis. Wenn man sich diese Decken mal genauer ansieht, wundert man sich dann schon: dieses Holz ist oftmals eher unansehnlich. Breite Maserung, oftmals Verfärbung, so daß man hier oftmals zur Sunburstlackierung greifen muß. Klanglich sagt man ihr aber wirklich Großes nach. Inwieweit dies zur Regel wird, weiß ich nicht. Ich hatte schon einige hochpreisige Gitarren mit Adirondackfichte in der Hand und die waren durchgehend alle superb. Verallgemeinern sollte man das nicht. Die Adirondack-Fichte ist u.a. deshalb so populär, weil sie bei Martin in deren "Golden Era", also der Zeit vor dem 2. Weltkrieg Verwendung fand. Darauf springen jetzt viele an. Auf jeden Fall eine gute Fichten-Variante.

Adirondack-Fichte:
Adirondack_Spruce3.jpg


Auch bei den sonst üblichen Sitkafichten und Engelmann-Fichtendecken kann man von der Maserung nicht immer auf die Klangqualität schließen. Letztendlich ist es dann doch das Zusammenspiel aller Hölzer und das handwerkliche Können bzw. die Beleistung, die eine Gitarre lebendig bzw. tot klingen lassen können.


Zu einzelnen Holzarten will ich noch was sagen:

Mahagoni:
mittig, ausgewogen, leicht nölig holziger Charakter, seidige Höhen, schlanke Bässe. Sehr schön für Spielweisen, bei denen man nur die Saiten sanft mit den Fingerkuppen ansteichelt.

Palisander:
wuchtig, fett, sehr bass-dominant, bei großen Korpusformen fast schon zu bassig, die Höhen sind am Anfang oft etwas unterbelichtet matt, was sich aber nach längerem Spielen legt. Dann springen sie deutlicher als bei Mahagoni, bei dem sie mehr anschwellen. Eingespielt deutlich mittenärmer als Mahagoni. Setzt sich deswegen aber sehr deutlich im Ensemble durch.

Sapele:
das klassische Taylor-Holz des Mid-Price Bereichs. Prinzipiell ähnlich dem des klassischen Mahagonis, die Traditionalisten zögern noch ein bißchen, aber mir gefallen die Gitarren eigentlich gut. Löst etwas feiner auf als Mahagoni, wobei Maha etwas mehr Charakter hat.

Ahorn:
"knallig" trifft es wohl am Besten. Es sind sowohl Bass als auch Höhen im Überschuß vorhanden, die Mitten treten in den Hintergrund. Der klassische Vertreter ist der Gibson Jumbo SJ 200. Die Gitarre nimmst Du auch unverstärkt überall wahr. Country-Western Klingelton.

Koa:
ein Trendholz der letzten Jahre. Zu Unrecht etwas spöttisch als Nur-Optik-Holz abgetan. Etwas weniger holzig als Mahagoni, dafür mit etwas mehr seidiger Präsenz in den Höhen. Sehr fein auflösend. Schlanke Bässe. Bei Dreadnoughts etwas arschlos, bei kleineren Korpusformen und dem richtigen Anwendungsgebiet vielleicht die ultimative Lösung

Walnuss:
irgendwie ein Zwischending aus Mahagoni und Palisander. Eher holziger Ton, aber mit weniger Mitte und eine Spur dominanteren Bässen als Mahagoni, in den Höhen aber mehr das Springende des Palisanders.

es gibt noch zig verschiedene andere Hölzer die Verwendung finden, das würde jetzt aber den Rahmen sprengen.


Bei den Akustikgitarren sind die Streuungen innerhalb der Serien noch gewaltiger als bei E-Gitarren. Anspielen ist absolutes Muß.


Halte die Auflösung einer vollmassiven Gitarre für besser als die einer mit laminiertem Korpus. Und der Klang wird nicht nur durch die Decke geformt.

Logischerweise kann man bei einer 400 € Vollmassiv-Gitarre nicht erwarten, daß diese Rechnung aufgeht. Da ist dann das "Vollmassiv" eher werbeträchtig als klanglich überzeugend.

Ich weiß jetzt nicht, wie hoch das Budget ist, aber prinzipiell tendiere ich zu vollmassiven Akustikgitarren. Vernünftige Gitarren bekommt man hierbei schon für 700-800 €, richtig gute über 1000 €. Wenn möglich, lieber etwas mehr ausgeben, als am zu eng gesetzten Budget zu scheitern. Akustikgitarre spielen kann zur Passion werden.

Es ist natürlich wieder das Ohr gefragt und oftmals bieten hier die Underdogs das bessere Preis/Leistungsverhältnis. Bei Herstellern wie Cort bekommt man für das Geld wahrscheinlich schon hervorragende Gitarren, während man bei Martin sich mit zu teuren Einsteigergitarren rumplagen muß.

Hygrometer ist definitiv sinnvoll, bei einer Gitarre über 800 € bzw. vollmassiv würde ich auch zu einem Koffer raten, wenn nicht sowieso vorhanden.
 
Hallo,

auch dir se gedankt für deine Mühe!

Soweit, sogut. Letztlich wird alle Theorie nichts nützen und das Ohr eine Entscheidung treffen müssen, das ist klar, aber welche Dinge gibt es beim Neukauf zu beachten?
Würde ich eine e-Gitarre kaufen, gäbe es zahlreiche Dinge auf die ich mein Augenmerk legen würde, aber hier bin ich mir nicht ganz so sicher.

Mal Beispielhaft, welche Materialien sind für Sättel gut und gängig, an welchen Merkmalen erkenne ich, ob ein Steg "gut" ist...etc.?

Dank und Gruß,
Swen
 
Als Erstes kommt mal der Ladencheck. Jetzt ist es ja Sommer und es herrschen recht hitzige Temperaturen. Schau Dich mal um, was im Laden in der Näher der Akustiks so für Gerätschaften rumstehen. Klimaanlagen, Luftbefeuchter, Ventilatoren. Das sollte alles mit einigem Abstand zu den empfindlichen Akustiks stehen. Wirf auch mal einen Blick darauf, ob Hygrometer irgendwo sichtbar aufgehängt sind. Das deutet zumindest mal darauf hin, ob in dem Laden auf ein akustikgitarrenfreundliches Klima geachtet wird.

Wichtig ist vor allem mal, daß das Körpergefühl bei der Gitarre passt, also die Korpusform.

Prüf die Saitenlage. Es gibt mittlerweile viele Akustikgitarren, die schon ein Spielgefühl einer E-Gitarre haben. Da kann man dann schon über längere Zeit damit spielen, ohne daß die Hand verkrampft. Schau Dir an, ob da noch was rauszuholen ist, was die Saitenlage angeht, also wieviel Spielraum man noch am Sattel bzw. der Bridge zum Feilen hätte.

Die Mechaniken sollten auch einen seriösen Eindruck machen.

Ein mir wichtiger Faktor ist, zu prüfen, ob sich der Halsspannstab noch
verstellen läßt. Ja, auch bei Neugitarren. :rolleyes:
Hatte jetzt ein paar Martins in der Hand, die dort schon richtig schwergängig gingen.

Schüttle die Gitarre mal leicht und hör hin, ob etwas rasselt. Nicht, daß sich bei der Beleistung etwas gelöst hat.

Schau Dir auch die Leisten etwas genauer an. Sind die sauber befestigt, sind sie glatt und ohne Hobelspäne? Fahr mal mit dem Finger das Schalloch ab. Oft wird hier bei günstigeren Modellen etwas gschludert. Ist aber dann eher ein optischer Makel, als daß er Auswirkung auf die Klangqualität hat.

Peile mit dem Auge die Decke ab und achte auf Wölbungen der Decke.

Achte beim Steg darauf, daß er vollständig aufsitzt und nicht schon eine kleine Kante spürbar ist.

Sattel und Steg sind bei höherwertigen Gitarren oft aus Knochen. Ansonsten findet sich hier eine bunte Mischung aus verschiedenen Materialien. Die Bridge-Pins sollten ebenfalls sicher und fest sitzen.

Der Sattel sollte kompensiert sein, also, um eine bessere Intonation zu ermöglichen, für die hohen Saiten anders geschnitten sein.

compensated-saddle.jpg


Intonation prüfen. Planes Aufliegen des Sattels prüfen.

Brauchst Du ein Piezosystem? Piezosysteme gehen von der Klangqualität von nahezu authentisch bis runter zu metallisch hallend. Sich Zeit nehmen, mit Einstellungen spielen und ausprobieren ist angesagt. Mehr fällt mir grad nicht ein. Prinzipiell kannst Du aber viele Selektionsverfahren der E-Gitarre auch bei der A-Gitarre anwenden.
 
Beim Anspielen solltest du außerdem auf "tote" Stellen auf dem Griffbrett achten.
Bei Akustischen Gitarren kann es oft vorkommen, dass manche Töne so gut wie kein Sustain haben. Anfällig sind da gerne die Tiefe E- und A-Saite.
Ich hatte z.B. mal eine Yamaha getestet, wo die E-Saite im 2-5 Bund so gut wie tot war. Es hörte sich fast an, als hätte ich die Saite mit palm-muting angespielt.

Gruß,
Matthias
 
ich würde vor allem mindestens 2-3 mal zum testen gehen, an verschiedenen tagen.
weil das gehör ist jeden tag anders, das klima auch, und alleine die beiden faktoren können sich ganz schön auf den klang einer gitarre auswirken.

in meiner signatur hab ich auch noch ein paar tipps verlinkt, auf was man so alles achten kann.

ansonsten legt jeder unterschiedlichen wert auf verschiedene dinge.
mir wär z.B. nie eingefallen am halsspannstab zu drehen. vor allem weil "schwergängig" mir da eher FÜR höhere qualität spricht. man dreht da nur in viertel oder achtel umdrehungen...

genauso finde ich "schwergängige" mechaniken auch besser. das wichtigste ist doch, dass sie ruhig laufen und jede minimale bewegung auch was bewirkt. bei günstigen gitarren dreht man oft ne halbe umdrehung bevor sich der ton ändert. dafür dann aber gleich in nem riesen schritt.

gibt hier sicherlich viele punkte an denen sich die geister scheiden, kompensierte sättel z.B. ;-)

überleg dir einfach was für dich am wichtigsten ist, was vmtl der sound ist und dann spiel alle gitarren an und guck welche dir am besten gefallen und unter denen kannst du dann nach bespielbarkeit und verarbeitungsqualität abwägen.
mir persönlich war es z.B. relativ egal, dass die decke meiner westerngitarre zwei kleine "unschönheiten" hat.
allerdings sollten keine groben mängel auftreten wie ein sich ablösender steg.. ist mir mal bei ner 3200€ gitarre aufgefallen...

also: umbedingt DAS instrument anspielen, dass du auch kaufst und dann musst du für dich entscheiden was alles wichtig ist.
ob der sattel aus knochen oder aus kunststoff ist, ist im grunde egal, wenn es einfach schweinegut klingt, auch wenn hier im forum noch 100 leute sagen, dass knochensättel besser klingen.... jedenfalls meiner meinung nach ;-)
 
Hi Mädels!

Also die Läden abzuchecken und mehrmals an unterschiedlichen Tagen zu testen, versteht sich für mich von selbst...die Materie Gitarrenkauf ist ja kein Neuland für mich, sondern nur das akustische Abteilung.

Meine Frage zielte auf Dinge ab, die typische für akustische Gitarren sind á la, Strat auf Stratitis prüfen, Griffbrett nach Deadnotes absuchen.... also noch jemand, etwas hinzuzufügen?

Wie funktioniert die Saitenaufnahme an den Stegpins? - Ist sicher ganz simpel, aber ich habe es noch nie in Natura gesehen, bzw. drauf geachtet :redface:

Ein Tonabnehmersystem ist eig. nicht vorgesehen, da die Klampfe zum Spielen für daheim gedacht ist. Ist ein TA an Board so erachte ich das eig. nur als "nette Zugabe".

Dank und Gruß,
Swen
 
Wie funktioniert die Saitenaufnahme an den Stegpins? - Ist sicher ganz simpel, aber ich habe es noch nie in Natura gesehen, bzw. drauf geachtet :redface:

hi swen,

ist ganz einfach: saite kurz vorm ballend leicht biegen, damit sie anschließend neben dem stegpin sitzt. dann saite rein, stegpin drauf, saite sanft bis zum anschlag zurückziehen. das wars.

groetjes
 
ansonsten legt jeder unterschiedlichen wert auf verschiedene dinge.
mir wär z.B. nie eingefallen am halsspannstab zu drehen. vor allem weil "schwergängig" mir da eher FÜR höhere qualität spricht. man dreht da nur in viertel oder achtel umdrehungen...

Mit schwergängige Halsspannstäbe meinte ich diese, bei denen man schon gewaltig Kraft aufwenden muß und man schon fast Angst hat, daß das Köpfchen abreißt. :rolleyes:

Ein Spannstab sollte sich ohne besonderen Kraftaufwand einstellen lassen.

@Swen: in dem Video sieht man es ganz gut, wie es mit den Pins funktioniert.
http://de.youtube.com/watch?v=VEw9piAgBQQ
 

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