DMX für Dummies oder ein bisschen Licht für die Band

[Roki1954]

Hallo Ihr Lichtgestalten!

Könnt Ihr einem völlig Unwissenden ein bisschen auf die Sprünge helfen?

Ich soll für unsere kleine Cover-Band ein bisschen Licht vorprogrammieren und blicke es keinen Meter.
Wir haben 2 x vier LED-PAR-Scheinwerfer auf Stativen und ein LED-Steuergerät.
Die hier:
https://www.thomann.de/de/cameo_flat_par_can_tri_3w_ir.htm

und das hier:
https://www.thomann.de/de/stairville_led_commander_162.htm

Eigentlich wollte ich nur ein paar Lichtstimmungen und evtl. ein oder zwei Lauflichter festlegen. Die Lauflichter sollten dann ganz einfach durch die Musik gesteuert werden. Das Ganze soll so einfach wie möglich gehalten werden, weil wir das Licht nur nebenher von der Bühne aus bedienen wollen/können.

Leider komme ich schon an meine Grenzen, wenn es um die ersten Fachbegriffe geht.
Da wird von Kanälen, von Adressen und Fixturen geschrieben und ich habe keine Ahnung, was diese bedeuten.

Kann mir jemand Schritt für Schritt erklären, wie man das macht oder gibt es eine Web-Seite, wo man sich schlau machen kann?
DMX für Dummies oder so?

Ich hoffe auf eure Hilfe.
Vielen Dank schon mal im Voraus.

Viele Grüße und schöne Ostern
kiroy

 

[yamaha4711]

DMX ist ein Datenprotokoll im Bereich der prof. Lichttechnik und dient zur Steuerung angeschlossener Geräte.
Bei DMX gibt es immer EINEN Sender (Controller) und mehrere Empfänger (Dimmer, Lampen, Nebelmaschine, etc.).
Pro DMX Universum können bis zu 512 Kanäle verwaltet werden, wobei jeder Kanal einen Wertebereich von 0 - 255 annehmen kann.

EInfaches Beispiel:
Setup aus 1x Lichtstellpult und 1x Dimmer mit 6 Anschlüssen, also 6 Kanälen.
Am Dimmer wird dessen Startadresse eingestellt, z.B. 100
Dann ist die Endadresse automatisch 106, da der Dimmer 6 Kanäle belegt, solange diese nacheinander liegen sollen.
Am Lichtpult kann man nun den Dimmer über die DMX Adresse (Kanalnummer) 100 - 106 ansteuern und dabei die Helligkeit der angeschlossenen Lampe von 0 - 100% (DMX-Wert 0 - 255) dimmen.
Viele Lichtpulte lassen einen Softpatch zu, so dass die Fader frei einem DMX Kanal zugewiesen werden kann. Falls das nicht der Fall ist, muss die Startadresse am Geräte (Dimmer) angepasst werden. Wenn z.B.. das Pult nur die Kanäle 1-12 bedienen kann, so muss die Startadresse des Dimmers zwischen 1 und 6 liegen, damit alle 6 Kanäle des Dimmers auch einzeln angesprochen werden können.
Klar soweit?

Eine DMX Adresse resultiert aus der Startadresse des jeweiligen Gerätes und dessen Kanalnummer.
Ein Gerät hat eine DMX Startadresse, welche pro Universum zwischen 1 und 512 liegt.
Die Endadresse resultiert aus den Kanälen, welche das entsprechende Gerät belegt.
Bei einem 6 Kanal Dimmer sind das eben 6 Kanäle, respektive 6 DMX Adressen. Wenn die Startadresse 45 ist, so hat der 1. Kanal des Dimmers die DMX Adresse 45, der 2. Kanal die DMX Adresse 46, usw.
DMX Adressen verschiedener Geräte können überlappen, in der Regel wird man die Adressierung so machen, so dass jedes Geräte pro Kanal eine individuelle Adresse hat.

Bei intelligentem Licht wie MH, Scanner oder LED sieht das ähnlich aus.
Deine LED's benötigen zur Steuerung eine entsprechende Anzahl an Kanälen, mind. 3 von wegen RGB.
Die Belegung und Funktion der einzelnen Kanäle entnimmst du der Bedienungsanleitung. Diese Zuordnung nennt man Fixture.
Beispiel: Deine LED Lampe kann RGB, Strobe und Summendimmen. Das wären dann 5 Kanäle pro Lampe.

Noch Fragen?
Startadresse sei 1. Damit ist die Endadresse 5.
Auf Kanal 1 der Lampe soll die Farbe Rot gesteuert sein, Kanal 2 für Grund, Kanal 3 für Blau. Auf Kanal 4 sei der Strobe und Kanal 5 der Masterdimmer. Damit ist auf DMX Adresse 1 R, DMX Adresse 2 G, DMX Adresse 3 B. Damit lassen sich nun alle Farbmischungen machen.
Mittels DMX Adresse 5 lässt sich dann (sofern das Gerät dies so kann) die Gesamthelligkeit der eingetellten Farbstimmung Heller oder Dunkler machen.
Kanal 4 bzw. DMX Adresse ist für den Strobeffekt zuständig. Das Gerät biete 4 Strobgeschwindigkeiten an. Hier sind nun Wertebereiche vorgegeben. DMX Werte auf DMX Adresse 4 (Kanal 4 der Lampe) zwischen 1 und 63 ist Geschwindigkeitsstufe 1. Werte zwischen 64 und 127 sind Geschwindigkeitsstufe 2, Werte zwischen 128 und 191 sind Geschw. Stufe 3 und zwischen 192 und 255 Stufe 4.
Wenn du nun versuchst Stufe 3 zu schalten, dann musst du den Fader so einstellen, dass dieser einen Wert zwischen 128 und 191 raussendet. Das ist nicht wirklich komfortabel. Deswegen kann man bei prof. Controllern Tasten mit bestimmten Werten programmieren, so dass man sicher die entsprechende Funktion erwischt.

Die Fixtures legen also die Kanäle und Wertebereiche der Funktionen einer Lampe fest.
Die Zuordnung erfolgt dann über den Softpatch. Je nach Pult ist dies mehr oder minder gut gelöst und komfortabel.

 

[HenrySalayne]

Setup aus 1x Lichtstellpult und 1x Dimmer mit 6 Anschlüssen, also 6 Kanälen.
Am Dimmer wird dessen Startadresse eingestellt, z.B. 100
Dann ist die Endadresse automatisch 106, da der Dimmer 6 Kanäle belegt, solange diese nacheinander liegen sollen.
Am Lichtpult kann man nun den Dimmer über die DMX Adresse (Kanalnummer) 100 - 106 ansteuern und dabei die Helligkeit der angeschlossenen Lampe von 0 - 100% (DMX-Wert 0 - 255) dimmen.

Ich empfehle die Verwendung von Fingern oder einem Blatt Papier beim zählen. Bei der Startadresse 100 (letzte Ziffer 0) und 6 Kanälen ist der letzte Kanal die 105.

 

[yamaha4711]

Stimmt, sorry.
Null ist ja auch eine Zahl. ;-)

 

[Roki1954]

Hi @yamaha4711 und @HenrySalayne !
Vielen Dank!
Das hat mir schon sehr viel weitergeholfen. Die Ausführungen von yamaha4711 habe sogar ich verstanden (hoffe ich!).

Eine Fixture ist also die Summe aller Steuerungsmöglichkeiten eine DMX-Empfängers. Also die Startadresse, die benutzten Kanäle und die dafür vorgesehenen Adressen, die der Empfänger verarbeiten kann) sowie ggf. die Wertebereiche.
Ich muss also für jeden LED-Scheinwerfer eine eigene Fixture am Steuergerät festlegen (außer ich will mehrere LED-Scheinwerfer parallel betreiben).

Ich stelle also bei meinen LEDs z. B. den sogen. "3-Kanal-Mode 2" ein. Das bedeutet bei den o. a. LEDs CH1 = Rot, CH2 = Grün, CH3 = Blau.
Die Startadresse des ersten LED-Scheinwerfers wäre "1", dann bekommt automatisch CH 1 die Adr. 1, CH2 die Adr. 2, CH3 die Adr. 3.
Die Startadresse des zweiten LED-Scheinwerfers wäre "4", dann bekommt CH 1 die Adr. 4, CH2 die Adr. 5, CH3 die Adr. 6.
Die Startadresse des dritten LED-Scheinwerfers wäre "7", dann bekommt CH 1 die Adr. 7, CH2 die Adr. 8, CH3 die Adr. 9... usw.

Für jeden LED speichere ich dann am LED-Commander also eine Fixture ab. Ich wähle dann eine Fixtures aus und stelle die gewünschte Farbe für diesen LED aus. Dann die nächste Fixture für den nächsten LED usw. Dann speichere ich das Ganze als Szene ab.

Stimmt das so?

ich wünsche Euch noch einen schönen Oster-Sonntag.

LG
kiroy

 

[HenrySalayne]

Nein, nicht ganz. Das Fixture ist sozusagen eine gerätespezifische Übersetzung. Damit teilst du dem Gerät mit, welcher Kanal der Lampe welche Funktion darstellt.
Ein Fixture könnte in Hochsprache übersetzt in etwa so aussehen:
Beispiel: Kanal 1 steuert den Dimmer (Helligkeit), Kanal 2 steuert die Farbe Rot, Kanal 3 steuert die Farbe Grün, Kanal 4 steuert die Farbe Blau, Kanal 5 steuert den Shutter/Stroboskopeffekt.
Die nächste Ebene wäre dann das Preset:
Beispiel: Die Farbe Gelb ist definiert als Rot mit 255 und Grün mit 220, die Helligkeit von 50% ist definiert als Dimmer 100, schnelles Blitzen ist definiert als Shutter auf 1, ...
Presets dienen dazu, schnell lampenspezifische Funktionen abzurufen. Movingheads mit Gasentladungslampe haben ein Farbrad. Man kann also nur eine Farbe abrufen, indem man dass Farbrad an eine bestimmte Position fährt und es gibt keine additive Farbmischung. Ohne Presets hätte man bei diesen Geräten beim Programmieren von Szenen und Chasern/Cues keinen Spaß. Gleiches gilt für viele andere Dinge.
Dein Pult soll zumindest Farbpresets können und so ähnlich wirst du diese anlegen müssen. Wie und ob die anderen Dinge genau gemacht werden können, kann ich dir nicht sagen.

 

[yamaha4711]

Henry war schneller, dennoch Zusammenfassung in fast genauso:
Ein Fixture teilt dem Controller (Lichtpult) die Möglichkeiten eines Empfängergerätes mit, also welcher Kanal für welche Funktion innerhalb eines Wertebereiches auf diesem Kanal zuständig ist.
Ein Fixture exisitiert for jedes spezifische Gerät einmal, also für Lampe Wackeldackel superhell, Drehlichtorgel 2000, SuperKassenscan 2x.
Wenn du 20 Wackeldackel superhell hast, dann brauchst du hierfür nur einmal das Fixture im Lichtpult anlegen, ebenso für alle anderen gleichartigen Geräte.

Das Lichtult "weiß" nun welche Funktionen auf welchen Kanälen verfügbar sind und wie diese anzusprechen sind. Einzig die Startadresse fehlt noch und die übergibt man dem Lichtpult, wenn man das Preset anlegt, also das ein eindeutige Gerät anlegt. Wenn Wackeldackel superhell 18 Kanäle hat, dann wird beim Anlegen des Presets 1 eben 18 DMX Adressen ab der Startadresse für Wackeldackel superhell 1 reserviert. Beim Vergeben der Startadresse muss nur darauf geachtet werden, dass sich die nun vergebenen DMX Adressen nicht in der Quere kommen. Für Preset 2 mit Wackeldackel superhell 2 wählt man dann eben als Startadresse die nächste freie DMX Adresse im Universum. Das Pult vergibt dann automatisch wieder die nächsten 18 DMX Adressen an Wackeldackel superhell 2.

Je nach Pult wird im Preset dann auch definiert welche Farbe, welches Gobo usw. auf welchem Taster oder Fader liegt.

Manche Pulte sind hier vollkommen frei (GrandMA), andere sind fix programmiert und da hat man öfters mal das nachsehen. Meist klemmt es dann an der Zuweisung der Geräteparameter auf die logisch richtigen Fader und Taster und manche Dinge sind eben gar nicht möglich. Gerade der von dir verwendete Kleincontroller wird in dieser Hinsicht nach bei größeren Geräten, welche deutlich mehr Möglichkeiten bieten, überfordert sein. Für kleine RGB LED's sollte er aber irgendwie tun.

 

[Roki1954]

Vielen Dank @HenrySalayne und vielen Dank @yamaha4711 !

Ich bin zwar jetzt wieder etwas verwirrt, aber ich schreibe jetzt mal, was ich inzwischen gemacht habe:

Die LEDs haben verschiedene Modes (2-Kanal, 3-Kanal-1, 3-Kanal-2, 6-Kanal). Ich habe bei allen LEDs den 3-Kanal-2-Mode eingestellt. Damit haben rot, grün und blau je einen Kanal, sonst nix.
Der LED-Commander hat ab Werk 16 Fixtures vorgegeben (wahrscheinlich kann man die ändern, ich habe aber nicht kapiert, wie das geht).

Fixture 1 ist so festgelegt:
"FUN CH 1 - Rot CH 2 - Grün CH 3 - Blau CH 4 - Speed - CH 5 usw. bis TILT CH 10" ("FUN" heißt offenbar "Function", habe aber nicht kapiert, was sich dahinter verbirgt)
Fixture 2 dann:
"FUN CH 11 - Rot CH 12 - Grün CH 13 - Blau CH 14 - Speed - CH 15 usw. bis TILT CH 20"
Fixture 3 hat dann die 20er, Fixture 4 die 30er-Kanäle usw.

Ich habe darauf die Startadresse des ersten LEDs auf 2 gestellt. Damit reagiert dieser Scheinwerfer auf die Fader, die am LED-Commander mit RED, GREEN und BLUE beschriftet sind, wenn ich Fix. 1 eingeschaltet habe.
Die Startadresse des zweiten LEDs habe ich auf 12 gestellt. Damit reagiert der Scheinwerfer auf die Fader wenn Fix. 2 eingeschaltet ist.
Die dritte LED hat Startadr. 22 usw.

Als nächstes habe ich mir verschiedene Lichtstimmungen eingestellt und diese dann als Scenes abgespeichert.
Hurra! Es hat geklappt!
Ich kann jetzt mit einem Knopfdruck die Lichtstimmung wechseln.
Alles tut eigentlich jetzt so, wie ich es mir vorgestellt habe.

Was würdet Ihr anders machen? Gibt es elegantere Lösungen?
Oder habe ich einen grundlegenden Fehler in meinen Gedanken?

Nochmals vielen herzlichen Dank für Eure Hilfe!

LG
kiroy

 

[HenrySalayne]

Ok, ich sehe jetzt deinen Denkfehler/unsere erklärerischen Fehler:
Fixture hat mehrere Bedeutungen. Einerseits bezeichnet man damit die Steuerungsdatei, in der festgehalten ist, wie viele Kanäle ein Gerät braucht und was die Kanäle machen, andererseits bezeichnet Fixture auch einfach die Lampe an sich. Dabei kann es sich um eine Lampe oder eine Gruppe gleicher Lampen auf dem selben Kanal handeln.
Die Buttons auf deinem Lichtpult links, die mit "Fixture" beschrieben sind, sind dazu da, die einzelnen Lampen auszuwählen.
In der Gebrauchsanweisung sollte stehen, wie du die Fixtureknöpfe belegst.

 

[Roki1954]

...Fixture hat mehrere Bedeutungen...

Na toll!
Das macht die Sache natürlich einfach!


Also hab' ich's (wenn ich es richtig verstanden habe) im Prinzip richtig gemacht.
Mittlerweile habe ich auch schon erfolgreich ein paar Schritte für ein Lauflicht programmiert. Es klappt! Juhu!

Vielen Dank nochmal!

Grüßle
kiroy

 

[yamaha4711]

Ist alles gut so weit. Bei deinem Controller sind die Fixtures im wahrsten Sinne des Wortes fix, also wohl nicht änderbar. Fixture bezeichnet auch hier wieder die Lampe/das Gerät nur dass man eben in deinem Fall die Kanäle nicht frei zuordnen kann sondern diese eben fix vorgegeben sind, in der Hoffnung dass diese Zuordnung zu einigen am Markt vorhandenen Geräten passt. Ein Schelm wer böses denkt. ;-)

Deswegen sind meiner Meinung nach diese Billigcontroller nicht wirklich brauchbar, wenn man vernüftig arbeiten möchte. In deinem Fall hat es funktioniert und du bist zufrieden. Sobald aber mehr Lampen dazu kommen stösst du sehr schnell an die Grenzen. Daher empfehle ich dir jetzt schon dich mal mit einer Softwarelösung ala PC Dimmer, Freestyler oder gar MagicQ von Chamsys zu beschäftigen. Pulte die das können liegen jenseites der 3000€: JB Licon, MA GrandMA, Jands Vista u.a.

Gebraucht erhält man den Scancommander von MA oder ne LiCon von JB recht "günstig".

 

[Roki1954]

... empfehle ich dir jetzt schon dich mal mit einer Softwarelösung ala PC Dimmer, Freestyler oder gar MagicQ von Chamsys zu beschäftigen...

Hi @yamaha4711 !
Nun ja. Ich denke, wir werden nicht viel mehr Licht brauchen, als wir jetzt in Benützung haben. Wir wollen ja hauptsächlich Musik machen. Das Licht soll nur ein bisschen mithelfen. Ohne geht's ja nicht. Deshalb denke ich, dass wir nicht so schnell an die Grenzen des LED-Commanders stoßen werden.

Tatsächlich habe ich aber inzwischen auch schon den einen oder anderen Thread zu den Softwarelösungen entdeckt und überlege mir, ob ich das demnächst mal probiere. Die USB-to-DMX-Dinger sind ja recht günstig und die Programme scheinen oft Freeware zu sein. Allerdings hatte ich bisher etwas Scheu, dass mich die Vielfalt der Möglichkeiten auch überfordern könnte und ich vor lauter Wald die Bäume nicht mehr sehe...

Ich bleibe mal dran.

Viele Grüße
kiroy