Dokumentation Umbau Schlaggitarre Gretschyfied

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Da mein Bausatz Trudy-Les Paul, der für 2015 geplant war leider bereits erledigt ist, musste ich mir natürlich was neues suchen:

Sporadisch stand ich -in Phasen- immer wieder mehr oder weniger akut auf Swing/Jazz/Rockabilly. Inzwischen geht es sogar so weit, dass ich wieder den Elan habe, mir für mich neue Art des Spielens drauf zu schaffen: Finger/Travis/Hybrid-Picking.

Nach dem Umbau meiner Epiphone Dot Spcial und dem Umbau einer Hollowbody zur Rockgitarre bin ich schon einen Schritt in diese Richtung gegangen, klanglich war das alles nicht verkehrt, aber das authentische 50´s Excitement fehlte einfach...

Im Zuge des Umbaus meiner Hollowbody, die gerade wieder zerlegt auf der Werkbank liegt hatte ich neulich nachts den Geistesblitz nach einer verschrammelten 50s/60s "Schlaggitarre" zu schauen um die ein Umbau nicht allzu schade ist.

Und wie es der Zufall wollte: Ich fand gleich was passendes!


Die Gitarre hat mir sofort gefallen. Nicht so prollig wie die meisten anderen deutschen Gitarren aus dieser Periode und dutzende Macken, Dellen, Risse und Co.... Mein Plan ist es, über die nächste Zeit die Gitarre wieder technisch fit zu machen, zu modernisieren, elektrifizieren und dennoch die Patina zu erhalten.


Bestandsaufnahme:

Auf den ersten Blick guter Zustand. Auf den zweiten: uiuiui...

- Steg gebrochen (war aber eh blos Plastik!)
- Binding um Korpus an vielen Stellen abgelöst
- Decke locker (!)
- Boden vermutlich auch
- Hauslaufnahme hat lose Stelle (vermutlich Zarge locker)
- Bünde neu
- Mechaniken tun zwar ihren Dienst, aber eher schlecht als recht.

Sollte der Lack nicht gut zu retten sein, wird die Axt halt doch abgeschliffen und neu lackiert. Dann evtl. im obligatorischen Rockabilly-Orange. Ich hoffe aber, dass ich das gecrackelte Nitro erhalten kann.

Die Herausforderung besteht aber definitiv im handwerklichen Bereich. Ich bin gespannt, wie weit ich als Hobbybastler komme.

Was ich mir verspreche? Einen authentischen 50´s Sound und ein entsprechendes Spielgefühl. Klanglich sollte sie einen guten Rockabilly Sound abliefern, wobei ich bewusst die Worte L5, ES295, 6120 NICHT verwenden möchte, da die Qualität der Hölzer und die Verarbeitung hier sicher nicht mithalten kann. Es geht wieder hauptsächlich um´s Basteln an sich :-D

Falls interesse besteht würde ich das wieder dokumentieren; quasi ein Basteltagebuch damit ihr von meinen Fehlern lernen könnt... und ich bin mir sicher, dass ich wieder VIELE davon machen werde ;-)

Hersteller und Modell sind unbekannt. Ich vermute Klira Triumphator, wobei auch einiges dagegen spricht. Hier ein paar erste Eindrücke:

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Das wird bestimmt ein spannender Umbau. Ich freu mich darauf das weiter zu verfolgen :) Ich selber könnte das nicht.
 
Herr im Frack glaube ich nicht, dafür sind die F-Löcher irgendwie zu "anders", die Griffbretteinlagen auch und ich meine, die gabs nicht mit Cutaway?

Klira passt aber auch nicht unbedingt. Ich frage mal im Expertenbereich.

der hat´s hinter sich... War aber auch nur ein billigstes Plastikteil
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Der Kleber ist ein Dreckszeug. Löst sich zwar mit Wärme, aber verschmiert und ist dann wie klebriges Pech:
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Aber mit Ausdauer und Überzeugungskraft klappts trotzdem :p
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ich werd' Dir zuseh'n
 
Der Hals muss ab...Das war ein ganz schöner sch... Mit dem Fön ging gar nix, dann musste doch der Dampf zum Einsatz kommen.

Plötzlich ging ganz leicht :D
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Leider hat sich die Halsfuß-Verleimung ebenfalls angelöst. Die muss natürlich wieder fest werden. Also komplett weg, plangeschliffen, draufgesetzt und möglichst Nahtlos "angezwingt"

Da der Hals auch verzogen ist will ich mal probieren, ihn über die nächsten Tage wieder gerade zu biegen:
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Da die Decke eh ab muss, ist DAS auch kein Problem für mich
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Nachdem ich die Decke herunter hatte, sah ich das ganze Drama. Die Gitarre wurde mal nass und entsprechend hat sich im inneren das Schichtholz verzogen. Der Dampf zum Lösen der Verleimung war natürlich auch nicht gerade förderlich...

Die Zarge und der "hintere" Block (an dem Tailpiece und der Gurtknopf sitz) ist locker. Ich fürchte, dass eine der Sperrholz-Schichten der Zarge gebrochen ist.

Nach einigem Hin und Her habe ich beschlossen, die Zarge in dem Bereich mit Sperrholz (Balsa) aufzudoppeln, den Endblock mit einem zusätzlichen Klotz zu stabilisieren und noch je einen Kranz Kerfling/Lining/Bracing(?) an Boden/Zarge und Zarge/Decke als Verleimungsbasis und Stabilisierung einzubauen.

Wenn ich die Zargen schon verbastle, werde ich auch noch ein Klötzchen über dem Hals einleimen, damit ich da einen stabilen Halt für einen Gurtpin habe. Außerdem wird auch eine Stabilisierung (Balsa) eingeleimt, wo später mal die Klinkenbuchse hin soll.

Danach sollte sie soweit stabil sein, dass sie nochmal 50, 60 Jahre hält. Wie sich der Spass akustisch auswirkt wird man sehen, ich vermute, sie wird etwas gedämpfter und weniger direkt, bzw akustisch klingen. Das MUSS für mein Vorhaben nicht schlecht sein!
 
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Könnte auch eine Höfner Herr im Frack sein

Ich kenne nur eine Arnold Hoyer "Herr im Frack" und die sieht deutlich anders aus, hat z.B. kein Cutaway. Außerdem hat Hoyer stehts die breiten Blockeinlagen im Griffbrett mit dem roten am zwölften Bund bei der Herr im Frack verwendet.
 
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mein Reden ;-)

übel verrupft: mit dem medizinischen Utensil habe ich Leim in die Blasen und Spalten gedrückt, danach dann wieder angedrückt.
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und den zusätzlichen Unterstützungsreif
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So, die neuen, zusätzlichen Rähmchen sind eingezogen, einen Sustain-Block (sound post) unter der künftigen Brücke ist ebenfalls drin; dann kann der Deckel zu....

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Manman, ganz großen Respekt, dass Du dich da rantraust. In den meisten Fällen wird ja gerne geraten, diese 50er Schlaggitarren in so einem Zustand am besten als Deko zu verwenden oder gleich zu entsorgen - bin sehr gespannt wie es wird! :great:
 
Sauber.
Kennst du die erlewin trade secrets?
Auf der stewmac Homepage ist da einiges geboten, unter anderem auch ein sehr ähnliche ähnlicher Fall.
 
Danke euch. Ich habe jetzt aber ein wenig die Befürchtung, dass Ihr zuviel von dem Ergebnis erwartet. Das wird sicher kein 100% sauberer Neuaufbau und kein Deko-Objekt. Die Narben wird man sehen.

Ich habe das Binding jetzt neu angeklebt und musste die Kanäle frei Hand nachziehen. Zumal sich Decke und Zargen verzogen haben. Das war schon vorher so; jetzt muss ich eben sehen, wie ich zurecht komme und wie ich es kaschieren kann (hab da schon eine Idee)...Man wird dennoch sicher sehen, dass das mal lose war.

Ein neues Binding ankleben wäre sicher einfacher gewesen, aber so kanns ja jeder :)



Danke für den Tip mit Erlewin! Ich kenne den Zwar, aber die "secrets" waren mir neu!
 
So; Binding ist wieder dran, Spalten gefüllt, bzw. Überstehendes Material abgezogen (was für eine Drecksarbeit; Hier noch in der Mache!)

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Putzen und nachher noch bissel Farbe dran, dann bin ich für mich zufrieden:
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weiter geht´s...nach laaanger Zeit:
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Verinnerliche mal die "Stewmac" Trade Secrets, da gibts gerade für das Kaschieren neuer Bindings auf alten Gitarren geile Videos (generell ist da vieles genial einfach-einfach genial es dabei)
 
Issue 212 meine ich

HIER zu finden
 
Danke dir, das ist echt super informativ und beeindruckend, was man alles machen kann! Ich arbeite aber noch an den absoluten, handwerklichen Basics :D

Du spielst jetzt auf den Unterschied zw. dem alten, lackierten Binding und dem frisch abgezogenen? Weil der Farbunterschied ziemlich hoch ist? Das wird schon. Ich töne den mit Bernstein-Nitro oder natur-Schellack ab. Das wird dann schon so einigermaßen.
Ich kann und will die Gute ja nicht restaurieren in dem Sinn, dass sie aussieht wie neu (oder besser). Ich will sie nur reparieren, erhalten und wieder spielbar machen.

Wenn ich mal den Sch... Halsstab von meinem Kollegen geschweißt bekommen würde, könnte ich da endlich mal weiter machen, aber er kriegt den Finger nicht aus dem...

Weil ich gerade weder hier, noch bei meinen anderen Projekten weiter komme, hat sich schon wieder was neues Ergeben, was inzwischen 5 angefangene Baustellen macht....Meine Madamme dreht fast durch...

Hier eine kleine, einfache Egmond, die mir über den Weg gelaufen ist. Der Boden ist angelöst und das Deckenbracing ist gebrochen und gerissen, wodurch sich die Decke nach innen gewölbt hat (reversed-archtop ;-) ). Boden und angeleimte Bauteile entfernen geht inzwischen schon ganz gut !

Weiß jemand, ob die Decken im Original bei Egmonds flach, oder gewölbt sind?
Momentan ist sie nach innen gewölbt; wird aber gerade wieder erstmal eben gezogen.




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Nach der Beleistung zu urteilen, ist sie nach außen gewölbt. Und unbedingt den "Vintätsch-Dust" drin lassen wegen dem Sound. :D

Ansonsten Hut ab - klasse Arbeit! :great:
 
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