Es kommt ganz auf die Zielsetzung an. Eins steht jedoch für mich fest: Die selbstorganisierte Direktvermarktung des Produktes "Tonträger" (egal ob virtuell als MP3 oder physikalisch als CD) an den Hörer als Endverbaucher ist wirklich der denkbar ungünstigste Weg. Für einen Musiker, der nicht (viel) live spielt umso mehr.
Da kommen jetzt einige entscheidende Schlüsselbegriffe vor:
1. "Produkt": Auch wenn es immer noch in den Köpfen fest verankert ist: Der "Tonträger" als zentrales, gewinnbringendes Produkt hat KEINE ZUKUNFT. Es bringt - gerade unbekannten, selbstvermarktenden Musikern - nichts, den potentiellen Fan genau DAS vor zu enthalten, was ihn zum Fan machen soll: DIE MUSIK! Wenn ich im Radio rauf und runtergespielt werde, ja dann kann ich vielleicht noch zum Fan sagen: Willst Du das jederzeit anhören können, musst Du den Tonträger kaufen. Aber als unbekannter Musiker?! Das ist ungefähr so, wie wenn ich ein Ladengeschäft aufmache, aber die Schaufenster bis auf ein kleines Guckloch (Hörproben) verhänge und jeden zur Kasse bitte, der die Ladentür aufmachen will. Als kleiner Musiker braucht man heute ein anderes Produkt, die Musik muss möglichst breit und kostenlos unter die Leute. Beispiele für das genannte Genre:
- Noten (Beispiel: YouTube-"Star" Frederic Mesnier, viel beachtete Eigenkompositionen als YT-Videos, verkauft Noten und könnte sicher jede Menge Gigs spielen)
- Lizenzen vergeben für kommerzielle Nutzungen (Imagefilme, Werbung, etc.,)
- Auftragskompositionen annehmen
- Workshops und Unterricht
- Auftritte
All das bekommt man sicherlich leichter und auch besser bezahlt, wenn man erstmal ein paar 100.000 YT-Views und eine "Fangemeinde" hat, als wenn man seine Musik "wegsperrt".
2. "Selbstorganisiert": Diese ganzen Portale nützen für sich alleine genommen nur deren Inhabern. Da ist man ein Musiker unter Tausenden. Sein Material also da einfach einzustellen bringt im ersten Schritt praktisch nichts. Es gibt aber z.B. andererseits überraschend viele Nischenmärkte, die - jenseits großer Öffentlichkeit, Medien, etc. - wirklich noch vergleichsweise gut laufen und sogar noch ordentlich Tonträger abgesetzt werden. Ich kenne Plattenfirmen die verkaufen (mit Instrumentalmusik!) von jeder VÖ mehr als viele relativ bekannte und live-präsente Szene-Musiker und -Labels, obwohl deren Künstler völlig unbekannt sind und nicht live spielen. Großes Aber: Für sowas braucht es eine sehr gute Vertriebsstruktur und richtiges Marketing, d.h. als Selbstvermarkter hat man sehr schlechte Chancen, sich diese Märkte zu erschließen. Fazit: Ohne professionelle Partner und deren Investment (in welcher Form auch immer) ist und bleibt es schwierig. Alternativ MUSS man eben selbst entsprechend investieren. Auch im Internet des Jahres 2011 gilt die Binsenweisheit: "Von nix kommt nix". Maßnahmen, wie das Einstellen der Musik in solchen Portalen, eine hübsche HP in's Netz stellen und zwei Werbebanner buchen, sind in diesem Sinne leider als "Nix" zu werten.
3. "Endverbraucher": Gerade in den Genres, die Du ansprichst, muss man sich Fragen, ob das Musik ist, deren zentrale Zielgruppe der Endverbraucher ist, der die Musik zur Unterhaltung hört oder ob es nicht weit sinnvoller wäre, diese als F-Musik (=Funktionsmusik, nicht nur Filmmusik) an kommerzieller Verwerter zu lizenzieren. Auch ein großes Aber: Auch das versuchen viele und es ist dementsprechend auch ein schwieriger Markt. Aber besser ein schwieriger Markt, als evtl. der völlig FALSCHE Markt.
Das war jetzt eine kleiner "Rund-um-Schlag", sollten sich die Fragen doch weiterhin auf konkrete Portale beziehen, gäbe es schon Einiges zu sagen. Wir hatten hier z.B. mal einen Fall wo jemand quasi versehentlich an das Portal "Dooload" Verlags(!!!)-Rechte abgegeben hat. Es ist also schon große Vorsicht geboten. Von EXKLUSIVEN Vereinbarungen jedweder Art mit solchen Portalen würde ich dringend raten Abstand zu nehmen.