[Frage] Wer ist die Geigenbauerin Jenny Baily

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Hallo Gemeinde,

in meinem alten Cello, das jetzt mein Sohn sägt (erste Schritte sind schwer, nicht nur für den Schüler:D) hat mein Sohn einen Aufkleber gefunden.

upload_2015-9-13_20-1-49.jpeg

Im Internet habe ich nicht all zu viel gefunden:

Jenny Bailly Location: Mirecourt, France Dates: active from ca. 1900 - 1927

A fine quality violin by Jenny Bailly, circa 1915.

Wo kann ich weitere Informationen zur Geigenbauerin und den von Ihr gefertigten Celli bekommen?

Weitere Bilder zu dem Instrument siehe hier.

Sachdienliche Hinweise erfreunen mich wie immer.

Gruß

GwB
 
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Hi GuywithBass,

Viel ist da leider wirklich nicht zu finden...

Ich zitiere mal aus:

The Strad
(March 1996)
"(…) Historically, women have kept a low profile in violin making and dealing. In seventeenth century Italy they were often permitted to continue the running of a husband's workshop for a year or two after his death - presumably on the assumption that his work was still available for sale. Even then there are anomalies, such as documented evidence of an instrument or two bearing the label Katarina Guarneria, seemingly made by del Gesu's wife even though the labels were subsequently ripped out. Later there was Jenny Bailly who established her own atelier in Paris at the beginning of this century. But on the whole women's work was piece work: the carving of scrolls, turning of pegs, and factory antiquing done by pushing violins in the white across a kitchen table with the dishes and the baby's bath-tub.
...and more"

Sie wird im Netz häufig als hochqualifizierte Geigenbauerin genannt. In "Das Buch der Violin" von Walter Kolneder konnte ich noch Folgendes finden:

"Aus Mirecourt stammte auch der weit herumgekommene Paul Bailly (gest. 1915), Schüler von Vulliaume, der sich schließlich in Paris niederließ. Unter seinen 2000 Geigen befinden sich erstklassige Kopien von Italienern und von Vuillaume. Geschäftsnachfolgerin wurde seine Tochter Jenny B., eine hochqualifizierte Geigenbauerin."

Daraus kann man vielleicht schonmal ihren "handwerklichen backround" mutmaßen. Durch ihren weit herumgekommenen Vater wird sie sicherlich mit einem breiten Spektrum des Geigenbaues vertraut gewesen sein. Ob Paul Bailly beim berüchtigt und dann berühmt gewordenen Jean-Baptist Vulliaume gelernt hat, oder bei einem seiner beiden ebenfalls überdurchschnittlich begabten Brüder, geht aus dem Text nicht ganz klar hervor. Aber von einer hochkarätigen handwerklichen Ausbildungsgrundlage kann man wohl ausgehen.

Grüße
Kylwalda
 
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Aus dem Lüttgendorff 1922:

Bailly, Paul. — Mirecourt, London, Paris.
Geb. in Mattaincourt 13. April 1844
Er erhielt seine erste Ausbildung in Mirecourt bei Jule«
Gaillard, Prosper Gabasse und P. G. Grandjon. Hierauf
arbeitete er bei Fran^ois Vuillaume, der ihn zu seinem
Bruder J. B. V. nach Paris schickte, hier blieb er mehrere
Jahre und wurde 1869 zum Geigenmacher der
Musikakademie in Douai ernannt. 18*92 (*könnte ein Fehler sein und 72 meinen.. (fiddle))
ging er nach Mirecourt zurück und arbeitete hauptsächlich für die
ersten Pariser und Londoner Firmen. Während dieser
Zeit bildete er auch viele Lehrlinge aus, 1884 zog er
nach Paris und blieb wieder mehrere Jahre da ; dann
verlegte er seine Werkstatt nach London und 1898 endgültig
nach Paris zurück, wo er jetzt Rue de Grenelle
Nr. 197 wohnt. Er baut nach allen Modellen, auch nach
englischen, seine Violinen hauptsächlich nach der
»Messias« von Stradivari. Für seine Violoncelli zieht er
ein großes Patron vor und verwendet einen schönen,
kastanienbraunen Ollack. Der Ton seiner Geigen ist
edel und gleichmäßig in allen Lagen und seine Arbeit
vorzüglich, er besaß 1*990 (jaja, schon klar: 1890..) bereits mehr als 10 Medaillen
usw. Bekannt sind seine von Prof. Wagner in Lissabon
veranlaßten Versuche, Geigen ganz aus dem brasilianischen
Murtaholz zu bauen. Jetzt arbeiten auch seine
Söhne bei ihm.
Geigenzettel : Paul Bailly luthier ä Mirecourt, Vosges /
Eleve de J. B. Vuillaume de Paris / Luthier de l'aca-
! demie de musique de Douai (gedruckt) und Abb. 52

meine Fußnote:
Wenn die Jenny von ihrem Vater nur n bischen was gelernt hat, dann war sie sicherlich eine sehr gute Geigenbauerin
und dürfte den zeitgenössischen Herren gut Paroli geboten haben.
Insofern dieses Cello tatsächlich auch einen echten Zettel trägt, hat es bereits einen anständigen Gund-Wert.
Ich sehe sehr viele böse Risse und die erscheinen mir auch sehr fragwürdig repariert..
Auf diesen Schnappschüssen kann man kaum was sehen. Da wär n Experte für französische Jungtimer angesagt.
(..bin ich nicht)
Die Echtheit ist interessant - eine Generalüberholung (deluxe) ein finanzielles Fiasko.


cheers, fiddle
 
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Erstmal Danke für die ausführlichen Kommentare.

Meine Eltern haben das Cello ca. 1980 für ca 1.500,- DM für mich erworben. Seit dem ist nichts nennenswertes verändert worden. (ich werde demnächst den Stachelaustuschen müssen, da dieser für meine Filius zu kurz ist. Diese Jungen Leute werden aber auch so groß ;-) )

Wenn ich mir das Cello so ansehe muss irgendwer mal Draufgestanden und eingebrochen sein, (Meine Tochter hatte mall als sie kleiner war zusammen mit einer Freundin in einer Gittare gestanden :D, das sh so ähnlich aus) oder die Stimme ist Umgefallen, ... aber genau weis ich das nicht.

Ich habe es in diesen Zustand bekommen und bald 25 Jahre auf dem Dachboden bei meinen Eltern liegen gehabt, bevor ich dem Drängen meines Sohnes nach gab.


...Ich sehe sehr viele böse Risse und die erscheinen mir auch sehr fragwürdig repariert..

Die Risse sind jedenfals dicht geklebt und es ist kein schnarren oder ähnliches zu höhren.
Die Cellolehrerin von meinem Sohn war von dem 3D-Puzzel und der nicht sehr bündigen Verleimung zuerst sehr irriert, befand aber nach einem ersten spielen das der Klang sehr warm und schön sei. Wie weit Ihr scherzhaftes Kaufangebot ging, ...

...Auf diesen Schnappschüssen kann man kaum was sehen. ...

Was für Aufnahmen soll ich machen?

...Da wär n Experte für französische Jungtimer angesagt. ...

Wo kann ich so einen Experten in Berlin/Brandenburg finden? Wobei für mich der Wert vorrangig egal ist (höchstens für die Versicherung wichtig) , da dieser für mich vornehmlich idell und der praktische Nutzen zum erlernen der Spielkunst das entscheidene für mich ist. Das ist allemal besser als ein Leih-Instrument.

Ich habe jetzt erstmal doch neue Saiten gekauft: Speziell für Schüler Pirastro Schüler Cello Strings 4/4

Mal sehen was die Leherin zu diesen sagt.

Gruß

GwB
 
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Wo kann ich so einen Experten in Berlin/Brandenburg finden?

Was die Kollegen in Berlin/Brandenburg in Sachen Franzosen drauf haben, weiß ich nicht.

Einer meiner Lehrmeister in Würzburg (Markus Lützel) ist bei den Franzosen durchaus beschlagen.
Und wenn es fragwürdig bleibt, gibt er dir eine zuverlässige Adresse in Paris - dort wirst du die Wahrheit erfahren!

Wenn es um solche Namen geht, dann muß man zu den echten Kennern und die treiben sich in den Metropolen herum.


cheers, fiddle

p.s. aus aktuellem Anlass: ich habe mir gerade ein altes Buch für >100 Euro über böhmische Geigenbauer bestellt,
da ich eine (vermutlich) seltene 3/4 Geige eines Tschechischen Geigenbauers restauriere (meine), die einen
Premium-Zettel eingeleimt hat. Ich bin von der Echtheit annähernd überzeugt, aber mein nächster Urlaub wird eine
Reise nach Tschechien, ins ehemalige Schönbach, zu einem Museumsexperten, um etwas über die Geschichte der
damaligen Geigenbauer, Verleger und Manufakturen zu lernen. So ne Art "histo-tainement" nur halt live :D
 
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p.s. aus aktuellem Anlass: ich habe mir gerade ein altes Buch für >100 Euro über böhmische Geigenbauer bestellt, da ich eine (vermutlich) seltene 3/4 Geige eines Tschechischen Geigenbauers restauriere (meine), die einen
Premium-Zettel eingeleimt hat. Ich bin von der Echtheit annähernd überzeugt, aber mein nächster Urlaub wird eine
Reise nach Tschechien, ins ehemalige Schönbach, zu einem Museumsexperten, um etwas über die Geschichte der
damaligen Geigenbauer, Verleger und Manufakturen zu lernen. So ne Art "histo-tainement" nur halt live :D
:cool: Würde mich SEHR über einen Reisebericht freuen - wenn nicht hier, dann bei einem Besuch ;)
 
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