Gibt's eigentlich keine anständigen großen Musikplayer mehr...

  • Ersteller Martman
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Im übrigen ist auch der Archos 5 nebst Zubehör bestellt und bezahlt. Die 500-Gigabyte-Version.
Berichte dann bitte mal wie der so ist.

Ich geb dir mit vielem ziemlich recht, und das was du da vor hast ist für mich auch nicht uninteressant.
 
Nur mal so zwischengefragt: Wenn dieser Archos mit Linux läuft UND eher auf die Geek-Ecke ausgerichtet ist... Also ich hab nicht viel Ahnung von von Computern/Betriebssystemen und so weiter, aber gibts da keine ambitionierten Bastler, die eine inoffizielle Alternative zur Firmware geschrieben haben? Ich meine, Wenn man auf ner XBox oder nem Toaster Linux installieren kann, dann sollte man doch auch mittlerweile nichtmehr auf Fehlerhafte/Beschränkte Software auf nem MP3-Player angewiesen sein...
 
Berichte dann bitte mal wie der so ist.

Ich geb dir mit vielem ziemlich recht, und das was du da vor hast ist für mich auch nicht uninteressant.
Die ersten Tage ist er jetzt in Betrieb, ich bin grad dabei, Eindrücke zu sammeln. Firmware ist die aktuellste, 2.0.21 mit OpenGL-Unterstützung – bekommen hab ich ihn mit 1.7.99. Das Update ging easy über WLAN vonstatten. Ich glaub, ich hab ein "gutes Exemplar" erwischt.

Der Speicherplatz ist auf jeden Fall positiv hervorzuheben. Ich hab meine komplette Musiksammlung auf dem Gerät, dazu noch einen Haufen anderer Sachen (gigabyteweise Fotos etwa), und der Platz ist erst zu einem Bruchteil ausgenutzt. Meines Erachtens liegt der Brocken durch die im Vergleich zu den Flashmodellen größere Dicke richtig gut in der Hand (hab beide schon probehalten können). Gut, das Gerät erwärmt sich etwas, wenn die Festplatte im Dauerbetrieb ist, aber so hat man im Winter einen prima Handwärmer (wie gesagt, liegt gut in der Hand), und zu heiß wird es nie.

Wer den Archos frei von Fingerabdrücken halten will (nur die Plastikabdeckungen am oberen und unteren Rand sind nicht hochglanzpoliert), dem empfehle ich die Ledertasche von igadgitz. Der Aufsteller der Tasche dient nebenher als Gürtelclip. Näheres über die Tasche kommt, wenn sie endlich von der Insel hier angekommen ist. Zumindest scheinen die Oberflächen des Archos im Gegensatz zur Chromunterschale der iPods recht kratzfest zu sein. Und auch ohne Hülle liegt er selten mit der polierten Rückplatte auf – das Gehäuse hat vier Noppen an den Ecken, auf denen es zum Liegen kommt. Einen ausklappbaren Kickstand gibt's auch, falls man den Archos stehen haben will, etwa um einen Film zu sehen.

Das 4,8"-Display ist knackscharf und hat meines Erachtens eine wirklich gute Bildqualität. So mancher TFT-Schirm mit TN-Panel könnte sich davon eine Scheibe abschneiden (um Gottes Willen, bleibt mit der Säge von meinem Archos weg :D). Es reagiert auf Druck, was aber am ehesten Umsteiger vom iPod touch stören könnte; meines Erachtens reduziert das die Gefahr versehentlichen Bedienens. Ich empfehle einen PDA-Stylus und die Anbringung einer Schutzfolie.

Ein Netzteil gibt's nicht, erst recht keine Buchse für eins. Geladen wird der Archos über USB. Dabei kann man übrigens wählen, ob er gleich am Rechner gemountet werden soll oder nicht. Das Laden soll wohl über Docks noch schneller gehen, aber mein Battery Dock ist auch noch nicht da.

Kommen wir zu meinem Hauptanliegen, der Musikwiedergabe. Hier kennt der Archos fast keine Grenzen. Playlists mit weit über 1000 Einträgen frißt er mit der gleichen Leichtigkeit wie FLACs mit über 1100 kb/s. Interessant sind die fünf Wiedergabemodi: einer für die jeweilige Playlist, einer für Einzeltracks, so daß der Archos nicht auf einmal einen ganz anderen Song dranhängt, wenn er das gar nicht soll, einer zum Anspielen (werksseitig die ersten 20 Sekunden der Songs einer Playlist, kann aber eingestellt werden), einen für den Inhalt desselben Ordners wie der gewählte Song, und einen für alles, was auf der Kiste drauf ist (nicht zu empfehlen bei den Festplattenmodellen, weil man da wohl einen entsprechenden Musiksalat drauf haben dürfte). Der Archos kann wohl noch einiges mehr, das hab ich noch gar nicht alles erforscht.

Mit der Klangqualität bin ich zufrieden. Der Archos macht nicht künstlich auf Badewanne (da scheinen die Franzosen nicht so drauf zu stehen), und gerade FLACs werden sehr präzise wiedergegeben. Die Kombination mit einem Koss Porta Pro kann ich persönlich nicht unbedingt empfehlen, auch wenn der Archos genügend Leistung am Kopfhörerverstärker hat, um das Ding anzutreiben. Mit einem Sennheiser CX 400-II ist es ein ganzes Stück besser. Den EQ hab ich noch nicht sehr eingehend getestet.

Automatisches Synchronisieren à la iPod ist ein ganz anderes Thema. Windows Media Player und Media Monkey sollen das können, wenn der Archos im MTP-Modus läuft, aber als foobar-Jünger sind mir beide nicht flexibel genug, auch Media Monkey in der Bezahlversion nicht. Direktes Mounten unter Windows ist schwierig, weil der Archos standardmäßig mit ext3 formatiert ist. Ist mir relativ egal, Linux läuft bei mir 24/7, Windows nur alle paar Tage. Musik, Bilder usw. werden unter Ubuntu mittels Conduit auf den Archos gesynct. Zum Erstellen von Playlists hab ich foobar2000 als Portabelinstallation auf den Archos gepackt und gleiche die Playlists per SyncToy und Conduit mit meiner Hauptinstallation unter Windows ab, mit der ich meine Musiksammlung organisiere. Für den Archos selbst starte ich den foobar auf dem Archos und exportiere die jeweiligen Playlists ins dazugehörige Verzeichnis als *.m3u. Die werden dann noch zu relativen Playlists umgeschrieben (Laufwerksname per Search & Replace durch ..\ ersetzen) und in ISO 8859-1 gespeichert, dann nach dem Aushängen die Bibliothek auf dem Archos aktualisieren, und dann stimmt die Richtung. Wenn ich jetzt noch einen portablen Texteditor finde, der Codierungen ändern kann, kann ich mir meine Playlists an jedem beliebigen Rechner konvertieren/aktualisieren.

Bei der Musikwiedergabe stoßen mir eigentlich nur drei Sachen sauer auf: Erstens scheint der Archos kein ReplayGain zu können, oder ich hab's noch nicht gefunden. Zweitens kennt er keine Jahreszahlen vor 1970. Wenn das Jahr im Playerbildschirm angezeigt würde, würde das Playlists wie meine Piratenradioliste oder meine 60er-Motown-Liste ad absurdum führen. Archos sagt, das liegt am Linux, das Android zugrundeliegt. Ich sage, Bull**** – Amarok kann das, Rhythmbox kann das, gmusicbrowser kann das, XMMS konnte das, Exaile kann das, Banshee kann das, EasyTag kann das, Ex Falso kann das, und ich sehe nicht, warum das AMC sich den Einschränkungen des Systemdatumsformats unter Linux beugen muß. Drittens gibt's keine physikalischen Kontrollelemente zur Titelwahl, also um mal eben einen Titel zu skippen, den man nun gar nicht hören will. Am iPod ging das noch blind, und für den alten Archos 5 gab's eine FM Remote. Letztere geht aber als wohl einziges Zubehörteil der sechsten Generation nicht an der Android-Version. Wenn ich also einen Titel weiterspringen will: Archos aus der Tasche holen, etwa eine Sekunde auf den Powertaster drücken, damit das Display aufwacht, Musikplayer aufrufen (der Archos steht dann auf dem Hauptbildschirm), warten, bis der Musikplayer fertig geladen ist, und dann skippen.

Lecker ist auch der Bildbetrachter. In einer früheren Firmwareversion muß der mal elendig langsam gewesen sein. Das ist er ganz sicher nicht mehr, nicht mal bei Fotos (JPEG) in voller DSLR-Auflösung – ich hab da eine Fotoserie von unserem vorletzten Gig, einige 100 Fotos in voller Kameraauflösung, und der Archos lädt sowohl die Thumbnails als auch die Bilder selbst ruckzuck.

Natürlich sollte man die Performance des Geräts im Auge behalten. Das Fiese ist nämlich, daß man Anwendungen zwar ausblenden, aber nicht aus der Anwendung heraus beenden kann. Das geht nur mittels Systemmonitor (mit dem aber ziemlich einfach und vor allem schnell). Obendrein gibt's eine Anwendung, die anzeigt, was auf dem Gerät wieviel Saft verbraucht. WLAN ist da sehr leistungshungrig...

WLAN ist übrigens ziemlich genial gelöst. Man stellt ein bekanntes Netz nebst Passphrase einmal ein, und wenn der Archos es findet und WLAN eingeschaltet ist, klinkt er sich automatisch ein. Das geht wohl mit beliebig vielen Netzen, so daß einem das Theater erspart bleibt, Passphrases immer wieder einzugeben, weil man sich in ein anderes Netz einhängen will als das vorige. Online gehen kann er auch mittels Tethering über Bluetooth; da unterstützt er aber nicht alle Mobiltelefone. Ich probier das lieber nicht aus, ich hab keine Datenflat, und auf meinem Smartphone benutz ich Geizkragen auch nur Opera Mini mit abgeschalteten Bildern. Für einen Mobilbrowser taugt der eingebaute Browser tatsächlich was, soweit ich das beurteilen konnte (außer Googles Startseite und TV Tropes hab ich noch nichts ausprobiert). In Quickpedia hab ich mal kurz reingeguckt, aber nichts weiter gemacht – wenn ich schon eine App für ein Wiki haben muß, dann hätte ich gern eine für TV Tropes.

Ein paar weitere Sachen hab ich noch nicht getestet:
  • Videowiedergabe, hatte noch keine Videos auf dem Gerät
  • Dokumentenanzeige mit ThinkFree (kann diverse MS-Office-Formate und wohl auch PDF, und wenn's kein PDF kann, kommt Aldiko oder was anderes drauf)
  • UKW-Radio (muß ihn erst registrieren, damit das geht)
  • Internetradio mit Deezer (sollte ich mal, die "Sender"-Auswahl sieht interessant aus, da gibt's sogar einen für Coverversionen – die spinnen, die Gallier)
  • Twidroid (aber Twitter benutz ich sowieso nicht)
  • eBuddy (kann ich vergessen, wenn's kein anständiges XMPP kann und im Google Talk-Modus keine Serverauswahl zuläßt)
  • etc.
Daß er mal langsam reagiert, kommt vor, aber selten. Allenfalls die Daten vom Lagesensor werden manchmal erst mit Verzögerung ausgewertet, etwa beim Musikhören.

Nur mal so zwischengefragt: Wenn dieser Archos mit Linux läuft UND eher auf die Geek-Ecke ausgerichtet ist... Also ich hab nicht viel Ahnung von von Computern/Betriebssystemen und so weiter, aber gibts da keine ambitionierten Bastler, die eine inoffizielle Alternative zur Firmware geschrieben haben? Ich meine, Wenn man auf ner XBox oder nem Toaster Linux installieren kann, dann sollte man doch auch mittlerweile nichtmehr auf Fehlerhafte/Beschränkte Software auf nem MP3-Player angewiesen sein...
Ich meine, da gibt's eine Alternativfirmware. Android-Geräte lassen sich ja meist ohne zu großen Aufwand rooten, also sollte die Installation keine große Hürde darstellen. Genau informiert bin ich da aber nicht, und ich meine, die, die es gibt, ist noch im Alphastadium, also noch nicht produktiv einsetzbar.

Die Rockbox ist leider noch nicht auf die 7. Generation von Archos (5 IT) portiert worden. Auf den alten Modellen Jukebox und Recorder läuft sie, auf den iPods bis einschließlich Video (5½G) läuft sie auch, aber auf aktuellen Touchscreenmodellen nicht.

Das Portieren an sich sollte aber nicht so das Drama sein. Im Gegensatz zu iPods ist Android nicht zugemauert bis zum Gehtnichtmehr, da kann man sich einen Großteil des Reverse Engineering sparen. Allenfalls die immer noch nicht vorhandene Unterstützung für Touchscreens könnte ein Problem sein, zumal es AFAIK immer noch keine Rockbox-Targets mit Touchscreen gibt. Oder mit einer so großen Auflösung.


Martman
 
Sieht so aus, als wäre der Anfang vom Ende gekommen.

Apple hat drei neue iPod-Generationen vorgestellt. Einen neuen Shuffle, einen neuen Nano, einen neuen Touch. Nicht aber einen neuen Classic. Sprich, alles nur Flash-Geräte, wohingegen für den Ur-iPod, den mit der Festplatte und der überragenden Speicherkapazität, kein Update angekündigt wurde. Entweder läuft der Classic unabhängig von den Mode-iPods mit einem eigenen Modellzyklus weiter, oder Apple will die Mutter aller iPods zu Grabe tragen, weil nicht mehr hip genug oder so.

Archos hat die 8. Generation vorgestellt. Fünf neue Geräte von 2,8" bis 10,1" Bildschirmdiagonale, aber keins in der 5"-Klasse, also keinen potentiellen Nachfolger des Archos 5. Am nächsten dran ist der Archos 4₃ mit 4,3"-Schirm (mutmaßlich sogar nur ein TN-Panel) und nur einer Speichergröße: 16 GB Flash. Keine Festplatte. Nicht mal größeren Flash. Und 16 GB sind nach Archos-Maßstäben eine Schande. Der nächstgrößere Player und der einzige, der auch mit Festplatte erhältlich ist, ist der Archos 7₀ (7-Nachfolger) mit 7"-Schirm und wahlweise 16 GB Flash (die für einen als Videoplayer prädestiniertes Tablet endgültig zu klein sind) oder 250 GB Festplatte. Das Einzige, was an den neuen Archos-Modellen zu stimmen scheint, zumindest auf den ersten Blick, sind die Preise, denn einige Modelle sollen wirklich günstig sein, und daß Archos endlich auch Android 2.2 unterstützen wird. Gleichzeitig aber wurden diverse Features, die in der aktuellen 7. Generation noch selbstverständlich waren, gestrichen.

Tja, dann werden sich viele Musikfreaks auf Jahre damit beschäftigen müssen, immer wieder neue Akkus und evtl. Austauschplatten in ihre alten Player zu bauen. Zumindest so lange, bis nicht nur Flash-Speicher in portablen Formaten eine Kapazität erreicht, für die man heute Festplatten braucht, sondern auch die Playerhersteller mal auf die Idee kommen, mehr als 32 oder vielleicht 64 GB in ihre Geräte zu bauen. Oder nur 16.


Martman
 

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