INTERVIEW Hanno Busch Trio | Der Gitarrist der Heavytones stellt Solo-Album vor

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Martin Hofmann
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Kürzlich hatte ich das Vergnügen mit Thorsten Skringer, dem Saxophonisten der Heaveytones bei einem Auftritt in Bonn zusammenzuspielen. Durch ihn kam ich an die Adresse von Hanno Busch, dem Gitarristen der Heavytones, der gerade sein ersten Soloalbum veröffentlicht hat und auf Club-Tour ist.

Ich habe ihn dann doch gleich mal für das Musiker-Board interviewt. Zuvor hatte ich mir die neue CD besorgt, die ebenso als LP auf richtigem Vinyl erschienen ist.

Als erstes muss ich fragen: Was ist das für ein Takt am Anfang des ersten Titels Wheel?

Hanno-Busch.jpg
Takt und Tempo von Wheel ändern sich nicht. Es sind einfach nur 16tel 5er-Betonungen, die auf der 1-und beginnen. Also, der erste Kick ist die 1-und, die folgenden jeweils 5 16tel später. Klingt vielleicht etwas kopflastig. Für mich haben diese Kicks jedoch (spätestens weiter hinten im Stück, wenn man die Time und das Feel schon kennt), einen besonderen Groove.


Wurde da mehr gejammt oder komponiert?

Die Kompositionen stammen aus meiner Feder. Ich fertige in der Regel zu Hause ein Layout an, das meist aus einer Bass- und einer Gitarrenstimme besteht, um zu hören, ob es im Trio funktionieren wird. Dann wird das ganze notiert, wobei es keine Noten für die Drums gibt. Hier habe ich meist eine grobe Vorstellung vom Sound, Feel oder manchmal auch bestimmten Akzenten. Eigentlich alle Kompositionen bieten aber auch noch großen Spielraum für den persönlichen Input von Claus und Jonas und natürlich für die gemeinsame Improvisation.


Wie kam es zur Entstehung des Hanno Busch Trios?

Es war mal an der Zeit, eine Veröffentlichung unter eigenem Namen anzugehen. Ich habe immer viel als Sideman gearbeitet und hier Erfahrungen in den unterschiedlichsten Stilistiken gesammelt. Der Wunsch für mein Trio war es, in Sound und Haltung sowohl die jazzigen als auch die poppigen/ rockigen Einflüsse zu verarbeiten. Claus stand als Bassist früh fest. Wir kennen uns seit 2004, als er mich in die Band der damaligen SAT1 Late Show „Anke Latenight“ holte. Als Gegenpol zu meinem oft sehr poppigen Ansatz habe ich mir dann Jonas gewünscht, den ich aus der Kölner Jazzszene kannte. Schon nach dem ersten Session-Gig in Köln stand für mich fest, dass das die Besetzung ist, in der ich aufnehmen möchte.


Ich habe Dich kürzlich mit Deiner Band Heavytones live gesehen - ich war hin und weg, ehrlich! Jemand der eine derartige Batterie an Effekten - vor allem sind mir diese ganzen Kisten von Moog aufgefallen - mit auf die Bühne nimmt, legt bestimmt auch gesteigerten Wert auf den Gitarrensound seiner ersten Solo-CD/LP - Wie habt ihr den Gitarrensound aufgenommen? Bitte um detaillierte Beschreibung!

Wow, erstmal danke für die Blumen. Ich richte es den Kollegen aus! Ja, die Pedalboards sehen massiv aus. So viel Zeug ist es garnicht. Die Moog-Kisten sind halt sehr groß, es sind vier, und meist habe ich vier Expressionpedale, mit denen ich bestimmte Parameter der Moogerfooger aber auch z.B. die Hall-Intensität und -Zeit beeinflussen kann. Bei der Aufnahme habe ich mein ganz normales Live-Setup mit dem Tonehunter Clearwater Combo gespielt. Wichtig war mir vor allem die Wahl des Audioengineers. Wir haben mit Phil Kullmann aufgenommen, der meinen Wunsch nach moderner Soundästhetik gepaart mit feinem Gespür für akustische Aufnahmen und die richtige Mikrophonierung (und die richtigen Preamps etc.) mit seinem Style perfekt bedient. Er hat den Sound des Trios durch seine Art aufzunehmen und zu mixen wesentlich mit geprägt. Ich bin kein Fachmann für Audio-Equipment, dafür gibt’s ja Phil. Vor meinem Amp standen ein Royer Bändchen-Mikrophon und ein SM57, die sicherlich beide über irgendeinen feinen Chandler Germanium Preamp oder ähnliches aufgenommen wurden.


Wie die anderen Instrumente?

Bass DI, ich glaube über einen Universal Audio Preamp. Von der Drum Mikrophonierung ist mir nur das Royer Stereo-Overhead in Erinnerung geblieben, das ich solo abgehört auch schon fast als fertigen Drumsound gekauft hätte. Sicher standen dann noch Mikrophone an der Snare und an der Bassdrum. Aber Basis für die Drums ist das Overhead.


Es gibt die Platte auch auf Vinyl. Für mich erstaunlich, gibt es denn wieder viele Audiophilisten, die lieber LPs hören als CDs oder digitale Files?

In der Summe sind es nicht viele, aber sie werden erfreulicherweise wieder mehr. Ich selbst zähle mich auch dazu, höre zu Hause eigentlich nur noch Vinyl. Es ist für mich, neben dem wirklich anderen Klangerlebnis, vor allem auch ein Statement. Ich wünsche mir als Musiker, dass die Musikkonsumenten wieder zu einer gewissen Wertschätzung zurückfinden. Dazu gehört der Erhalt der Album-Kultur. Wenn man eine Doppelvinyl mit großem Klappcover, zwei feinen Scheiben und einer Gratis-CD (für’s Auto oder eben zum Import in den Rechner) in Händen hält, kann man nachvollziehen, dass da ein künstlerischer Gedanke dahinter steht, dessen Ergebnis einen Preis hat. Wenn man morgens aufwacht und auf einmal befindet sich, ohne dass man sie bestellt, geschweige denn bezahlt hätte, eine millionenschwere U2 Produktion in der eigenen iTunes- Library, wird diese Wertschätzung nicht unbedingt geschärft. Das immer weiter Verbreitete Modell des Streamings fördert ebenso den Verfall der Wertschätzung. Herbert Grönemeyer hat den schönen Vergleich zur Gastronomie gezogen: Streaming sei so, als könne man z.B. in einer Stadt wie Hamburg für €10,- im Monat in allen Restaurants unbegrenzt essen und trinken. Diese Rechnung kann nicht aufgehen. Jedenfalls nicht für den Künstler. Nicht nur deshalb, aber auch deshalb Vinyl.


Hast Du einen musikalischen Lifetime Hero?

Einen zu nennen würde den Eindruck zu meiner musikalischen Prägung verfälschen, weil meine Helden so unterschiedliche Musik machten und machen und auf so unterschiedliche Arten und Weisen Einfluss auf mich hatten. In der Spitzengruppe rangieren u.a. James Taylor, Michael Landau, John Scofield, John Coltrane, Bill Evans (Piano), Foo Fighters…


Gefragt nach genau drei Musiktipps: welche wären das?

Puuh, an zehn verschiedenen Tagen gefragt, würden hier sicher 30 Platten zusammen kommen. D.h. dies ist nicht unbedingt meine Lifetime Top-Drei, aber es sind sicher drei der vielleicht 20 für mich wichtigsten Platten.

James Taylor - Live (von 1991? mit Carlos Vega, Michael Landau, Don Grolnick etc….)

Larry John McNally - Vibrolux

John Coltrane & Johnny Hartman​


Warum spielst Du live meist eine Fender Jazzmaster?

Ich bin in meiner Zeit als Sideman bei PeterLicht bei der Jazzmaster gelandet und stellte dann fest, dass sie in den unterschiedlichsten musikalischen Situationen hervorragend funktioniert. Eine dreckigere, wärmere Variante der Strat. Manchmal fehlt mir allerdings ein Hauch Semiakustik-Gefühl. Deshalb nehme ich zur Zeit oft auch eine Nik Huber Rietbergen, die ich für cleane und leicht angezerrte Sounds fantastisch finde.


Die Heavytones sind ja am meisten dadurch bekannt, dass sie bei TV Total spielen. Es gibt aber sicherlich auch Konzerte mit der Band, die vor großem Publikum stattfinden. Welche Gigs sind Dir da am meisten in Erinnerung?

Auch wenn wir mit den Heavytones schon schöne Konzerte auch in größerem Rahmen gespielt haben, muss ich auf die Frage nach eindrucksvollen Konzerten auch andere Bands nennen. Mit PeterLicht z.B. habe ich ein neues Konzerterlebnis kennengelernt, bei dem Bühne und Zuschauerraum im Laufe des Konzertes immer mehr verschmelzen und man am Ende einfach gemeinsam einen fantastischen Abend hatte. Eindrucksvoll war auch die Tour mit Renée Olstead, mit der wir mit Teilen der „Anke Latenight“-Band 2005 als Support von B.B. King unterwegs waren. U.a. auf der Waldbühne in Berlin.


Nun gehst Du mit Deiner Solo-LP den Weg in kleine Clubs. Was erwartest Du, wird da auf Euch zukommen?

Als Sideman kenne ich viele Clubs ja schon. Da es sich um meine erste VÖ unter eigenem Namen handelt, muss ich mir mein Publikum sicher erst erspielen. Ich hoffe, dass viele Menschen, die mich oder auch Claus und Jonas aus anderen Bands kennen, neugierig auf unsere Musik sind und sich Zeit für ein Konzert nehmen oder die Platte kaufen. Mein Ziel ist es, in den nächsten Jahren regelmäßig Konzerte zu spielen und Alben zu veröffentlichen, die möglichst eine wachsende Zahl von Menschen erreichen und berühren.




11.09. - KÖLN, Studio 672
19.09. - KREFELD, Jazzkeller Krefeld
26.09. - VIERSEN, Internationales Jazzfestival Viersen
04.10. - MÜLHEIM AN DER RUHR, Sol Kulturbar
30.10. - MÜNSTER, Hot Jazz Club

 
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Martin Hofmann
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Danke für das Interview - muss ich mir mal anhören. Das letztjährige Sommerplatte Album gefällt mir auch sehr gut - da ist ja Claus Fischer auch mit dabei. Und nachdem der Sommer ja jetzt vorbei ist sollte da wohl auch bald ein neues Album kommen ...
 
Mein Schlagzeuglehrer und Hanno sind dicke Freunde :D
 
So ein Coaching von Sommerplatte wär doch interessant - Köln ist mir leider etwas zu weit, aber vielleicht interessiert es ja den einen oder anderen :)

https://www.startnext.com/sommerplatte
 

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