Hilfe bei Identifikation eines alten Fender PU's

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Hi Leute,

ich habe hier einen alten Pickup rumliegen, den ich immer mal einbauen wollte, aber irgendwie doch nicht dazu komme.

Ich habe mich in den letzten Tagen im Internet massiv belesen, was man eben über alte Fender-PU's so rausfinden kann, aber ich bin mir eben noch nicht ganz sicher wie alt er nun wirklich ist und ob es sich wirklich um einen Fender PU's handelt.

Daher hoffe ich hier auf eure Hilfe.

Was ich darüber mit Sicherheit weiß:

6,26 kOhm
staggered Polepieces mit abgerundeten Kanten
Magnete sind genauso gepolt, wie die meiner 94'er American Standard
Cloth Wire mit leicht spürbaren Wachsresten um die Anschlüsse herum
Black Bottom
keine erkennbare Datierung

Die obigen Daten würden eine Zeitspanne zwischen 1960-63 vermuten lassen.

Was mich wirklich wundert, ist die Tatsache, dass der Pickup anderesherum gedreht worden zu sein scheint. D.h. die Anschlüsse sind vertauscht und der Draht ist entsprechend anders herum gedreht worden, was man gut an den Drahtenden zu den Anschlusspolen erkennen kann.

Es sieht aber nicht so aus, als wäre der Pickup mal irgendwie renoviert worden. Alles hat entsprechend Patina, wie man es von einem alten PU erwartet.

Laut Aussage des Vorbesitzers war er in der Stegposition einer Anfang 70'er Fender Strat verbaut. Dass er nicht aus einer 70'er Jahre Strat sein kann, sieht man allein schon am Cloth Wire. Es gab ja tatsächlich mal ein paar Strats Anfang der 70'er bei denen damals NOS Black Bottom PU's allerdings mit PVC-Kabelisolierung verbaut wurden (Quelle: Our Vintage Soul, 1973'er Strat).
Das lange Kabel lässt die Vermutung zu, dass er mindestens an der Mittelposition verbaut werden kann und dort evtl. auch hingehört.

Ich habe bei meiner Recherche vielleicht 2 Pickups gesehen, die das auch hatten, aber das waren keine sehr aussagekräftigen Quellen. Soweit ich weiß wurden alle alten Fender PU's in der gleichen Richtung gedreht, richtig?

Ich hoffe hier im Forum einen guten Tipp auf das Baujahr zu bekommen und vielleicht kann mir ja auch der eine oder andere Spezialist sagen, ob es sich hierbei tatsächlich um einen Fender PU handelt. Da der Vorbesitzer auch nur mutmaßen kann, wäre es also auch denkbar, dass es sich z.B. auch um einen Custom Shop oder non-Fender PU handelt.

Ich bin mir aber eigentlich ziemlich sicher, dass es sich um einen alten Fender PU handelt, da die Specs einfach zu deutlic darauf hinweisen. Der einzige zweilfehafte Punkt ist die Wiring Direction und das exakte Baujahr (was man wahrscheinlich überhaupt nicht mehr sicher bestimmen können wird, oder?).

Ich danke euch schonmal für eure Hilfe!
 
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Also. anhand den Fotos, würde ich dir erst einmal recht geben.

Zur genaueren (physikalischen) Datierung würde ich einfach mal Andreas Kloppmann kontaktieren, der müßte da genau bescheid wissen.
 
Servus Seppo,

leider hab ich Null ahnung von alten Fender Pickups.

Die "verkehrte" Wickelrichtung kann daher kommen, daß es tatsächlich ein Mittelpickup ist, und zwar in reverse wound - Ausführung. Unter dem Stichwort findest du die Erklärung (-> hum bucking-Effekt auf den Zwischenpositionen).

Was haben deine Recherchen ergeben? Wurden anfang der 70er auf Strats Reverse Wound Pickups eingesetzt?

Gruß Bernhard
 
Ich danke euch für eure Einschätzungen.

Ich habe grad nochmal im Fender Book und in "The Fender Stratocaster 40th Anniversary" nachgelesen.

Der 5-Wege-Schalter wurde 1977 eingeführt. Der ermöglichte es ja erst die Zwischenpositionen zu schalten.
Ich habe aber keinen Anhaltspunkt darüber gefunden, ob die Mittel-PU's vorher trotzdem schon "Reversed wound" waren.

Kann es sich evtl. auch um einen Lefthand-PU handeln? Die Kabelenden weisen ziemlich stark in die Richtung und lassen sich auch nicht einfach wieder grade biegen. Ein bisschen rücken sie immer wieder in die "Biegung nach oben".

Über Lefthand Pickguard Assemblies habe ich allerdings rein gar nichts herausgefunden. Wenn ich allerdings die ganzen Rechtshänder-Pickguards betrachte, dann ist das weiße Anschlusskabel immer unten. Das wäre hier der Fall, wenn den PU spiegelverkehrt in ein Linkshänder-Pickguard bauen würde.

Dann würden die Polepieces allerdings nicht mehr stimmen.

Hat vielleicht Jemand Infos über Linkshänder-PU's?
 
Ich bin mir aber eigentlich ziemlich sicher, dass es sich um einen alten Fender PU handelt, da die Specs einfach zu deutlich darauf hinweisen. Der einzige zweilfehafte Punkt ist die Wiring Direction und das exakte Baujahr.

Laut deinen Angaben und den Bildern würde ich auch deutlich in Richtung Fender Pickup tendieren.
Aufgrund der Spezifkationen muss er aber vor 1964 gefertigt worden sein, da die Fender Pickups Anfang 1964 ein Datum mit gelber Tinte tragen.

Hier ein paar Auszüge von Strat Collector:

[...] These early pickups are known as the "black back" or "black bottom" version - identified by the fact that, as their nickname indicates, they have a black bobbin or frame. They also have the infamous white and black linen wires that are actually more like an off-white and black and usually have a soiled or dirty look to them, partly due both to their off colored nature and the fact that they are coated in a wax that retains hand grime introduced in the wiring process, later handling (e.g., repairmen) and simply the dust that accumulates over the years. [...]

Da passt eigentlich alles!

[...] Another noteworthy feature of early Strat pickups, and a feature that would remain until 1974, is what's referred to as "staggered poles", meaning that the actual magnetic pole pieces were different heights, being higher in the middle, normally under the D and G strings. [...]


Passt auch!

[...] While the original black bottom pickups were not dated at the factory, in early 1964 a date was placed on the bottom with a yellow-ink stamp. Then, later in 1964, the next incarnation of Strat pickups begins to surface, now nicknamed "grey backs" or "grey bottoms", meaning the bobbin is now a grey color instead of black. The black and white linen wiring remains the same. The recently introduced practice of date stamping the pickup with yellow-ink is changed to the use of a simple lead pencil. [...]


Das würde sich auch mit deinen Angaben decken, was für ein Baujahr vor 1964 sprechen würde, wenn es denn tatsächlich ein Fender Pickup ist!

Das mit dem "reverse wound" kommt mir allerdings ein bisschen komisch vor. Aufgrund dieser Eigenheit und sicher auch aufgrund der längeren Kabel ist das wohl ein Pickup, der für die Mittelposition gedacht ist. Allerdings kam dieses Prinzip des "reverse wound" meines Wissens erst viel später auf.

Was hältst du von dieser Theorie:

Könnte es nicht sein, dass der Pickup ursprünglich ein Fender Pickup vor 1964 war, der später dann für eine brummfreie Strat- Zwischenposition neu, bzw. "reverse" gewickelt wurde - vielleicht aus "moderner" Motivation heraus?
Das könnte ich mir sehr gut vorstellen!
 
Danke auch für deine Antwort.
Eben diese zitierte Quelle ließ mich auch vermuten, dass der Zeitraum vor der Einführung der Grey Bobbins, aber nach 1959 (wegen der Polung der Magnete) liegen müsste.

Das mit dem "reverse wound" kommt mir allerdings ein bisschen komisch vor. Aufgrund dieser Eigenheit und sicher auch aufgrund der längeren Kabel ist das wohl ein Pickup, der für die Mittelposition gedacht ist. Allerdings kam dieses Prinzip erst viel später auf, wie du ja auch schon selbst gesagt hast.

Fakt ist, dass der 5-Wege-Schalter erst 1977 eingeführt wurde. Über Reversed Wound PU's habe ich rein garnichts herausfinden können.
Bei meinen heutigen Recherchen bin ich drauf gestoßen, dass Jimi Hendrix ja eine Rechtshändergitarre als Linkshänder gespielt hat. Wenn die Technik damals noch nicht soweit war, dann gab es vielleicht auch noch keine Linkshänder-PU's?

Die JH Voodoo Sig. Strat hat einen Mittel-PU, der stark danach aussieht, als wäre ein ein umgedrehter RH-PU. (sh. Foto von einer Auktionsbeschreibung)

Vielleicht ist das die Lösung: Es ist ein umgedrehter RH-PU für die Mittelposition einer Linkshändergitarre aus der Zeit zwischen 1960-64.

Wie klingt das in den Ohren der Fachgemeinde? ;)

Was hältst du von dieser Theorie:

Könnte es nicht sein, dass der Pickup ursprünglich ein Fender Pickup vor 1964 war, der später dann für eine brummfreie Strat- Zwischenposition neu, bzw. "reverse" gewickelt wurde - vielleicht aus "moderner" Motivation heraus?
Das könnte ich mir sehr gut vorstellen!

Das wäre auch ein denkbare Lösung. Allerdings müsste er dann schon vor Urzeiten neu gewickelt worden sein, denn die Patina wie diese entsteht nicht in 20 Jahren. Auch sehen die Lötstellen nicht "frisch" aus.

Mir ist ausserdem ein Rätsel wie die Abschrägungen an den Kanten zustande gekommen sein könnten. Wenn der PU 2mal in einer Wickelbank gesteckt hat, dann wäre das vielleicht ein Indiz dafür.
Andererseits wurden Fender PU's bis 1964 von Hand gedreht. Auch eine mögliche Erklärung für die "unsauberen" Formen.
 

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Diese Quelle gibt auch sehr viel Aufschluss über Fender PU's:

http://www.provide.net/~cfh/pickups.html

Allerdings fehlt der entscheidende Hinweis über "Reverse Windings" und wann sie eingeführt wurden.
Auch hier ist über Linkshänder Pu's kein einziges Wort zu lesen.
 

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