In Flames/ The Jester Race/ 1996/ CD

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In Flames – The Jester Race

1559.jpg


Erschienen: 1996

Lable: Nuclear Blast

Spielzeit: 40:14 min.

Tracklist:

1. Moonshield
2. The Jester’s Dance
3. Artifacts Of The Black Rain
4. Graveland
5. Lord Hypnos
6. Dead Eternity
7. The Jester Race
8. December Flower
9. Wayfearer
10. Dead God In Me


Wir befinden uns inmitten der Neunziger. Die Love-Parade rollt durch Berlin, Take That lassen zahllose weibliche Teenies reihenweise kollabieren und Norbert Blühm verkündet unverdrossen „Die Rende sin sischä!".
Wilde Zeiten waren das und als Liebhaber gitarrenorientierter Musik hatte man es damals alles andere als einfach.
Doch gerade zu dieser Zeit brodelte etwas unter der kalten Schneedecke Schwedens. Beinahe jede Woche schwappte ein neuer interessanter Output irgendeiner bis dato unbekannten schwedischen Band auf den deutschen Markt und bald waren Namen wie „Dark Tranquillity" oder „In Flames" in aller Munde.
Für die Musik die diese Bands spielten wurde von findigen Journalisten der einschlägigen Magazine schnell ein neues Subgenre ins Leben gerufen, das sich fortan „Melodic Death Metal" nennen sollte.

Dieser neue Stil verband die vermeintlich gegensätzliche Aspekte aus den Bereichen Death Metal und klassischem Power/Melodic oder sonst was Metal a la Iron Maiden.
Die harten, tiefer gestimmten Gitarren und die Growls des Death Metal und die eingängigen, oft epischen Melodien des eher klassischen Metals gehen eine noch nicht dagewesene Symbiose ein und erschaffen einen mitreisenden, energiegeladenen neuen Sound, der damals nahezu jeden Metalfan auf irgendeine Art und Weise in seinen Bann zog.

Ein musikalisches Highlight darunter war sicherlich In Flames' zweiter Longplayer „The Jester Race", der 1996 veröffentlicht wurde.
Wie es in Schweden „Tradition“ ist, wurde vor den Aufnahmen das Bandkarussell noch mal kräftig gedreht und erstmals hört man den auch heute noch aktuellen Sänger Anders Friden am Mikrofon.
Auch der Drum-Hocker wurde mit Björn Gelotte neu besetzt (welcher übrigens auf dem Nachfolgealbum „Whoracle" an der Gitarre zu finden ist).
Bevor ich auf einzelne songs näher eingehe, möchte ich noch ein Wort zur Produktion sagen, die sehr druckvoll, heavy , zugleich aber auch transparent und durchlässig für feine Details ausgefallen ist. Aufgenommen wurde das ganze von Frederik Nordström im Studio Fredman, wo sich Bands wie Opeth, Dark Tranquillity, Arch Enemy und Soilwork (um nur ein paar wenige zu nennen) die Klinke in die Hand geben.

Gleich der Opener ist ein Meilenstein dieses Genres. „Moonshield" hat alles, was eine Hymne braucht. Den Anfang machen verträumt, spacige Akustikgitarren und Keyboardmelodien, ehe ein gewaltiges Riffgewitter losbricht und Anders Friden seinen krächtzend, aggressiven Growls freien Lauf lässt.
Getragen wird das Ganze von einer wunderschönen Melodie, die sich eindringlich in die Gehörgänge bohrt und eine unbefristete Aufenthaltsgenehmigung im Handgepäck mitbringt.
Im Mittelteil des Songs wird es dann noch einmal ruhig und entspannt, bevor das Grand Finale endgültig die letzten Zweifel an diesem Übersong aus dem Weg räumt. Klasse!
Ohne Pause geht es von „Moonshield“ über zum Instrumental „The Jester’s Dance“.
Wer die Tracklist nicht kennt wird in diesem Song unter Umständen ein Outro zu „Moonshield“ vermuten und als solches ist es sicher auch zu verstehen. Es geht melodisch, harmonisch...vielleicht sogar chillig... zu, jedoch treibt der an Steve Harris erinnernde „galoppierende“ Bass das Stück tight nach vorn, bis im Mittelteil ein sehr gelungenes, melodisches Gitarrensolo das Highlight setzt. Mit dem Anfangsthema endet der Song dann auch....meiner Meinung nach leider viel zu früh. Seit Metallicas „Orion“ ist dies eines meiner absoluten Lieblings-Instrumentals.
Im Mittelteil der Platte gibt es Melodic-Death Metal vom Allerfeinsten. alles, was diese Stilrichtung groß gemacht hat findet man hier gebündelt in 10 Songs, von denen keiner wirklich schwächer als der andere ist, wenngleich das oben genannte „Moonshield“ mit dazugehörigem „The Jester’s Dance“ noch mal einen drauf setzen und das sowieso schon sehr gute Material vom Rest dieses Albums toppen können.
Gemeinsam ist allen Songs die unglaubliche Atmosphäre. „The Jester Race“ ist keine Platte, die man mal so nebenbei hört -selbst wenn man wollte- es funktioniert nicht!
Spätestens wenn sich die Lead-Gitarre mit ihrem melodischen, klassischen Metal-Riffs in die Schädeldecke sägt, ist es um den Liebhaber dieser Musikrichtung geschehen. Aber um ehrlich zu sein gebührt diesem Werk auch über seine Spielzeit von guten 40 Minuten auch ungeteilte Aufmerksamkeit.
Einzigartig und prägnant für In Flames ist auch der Gesangstiel von Anders Friden. Streng genommen ist „Growls“ eigentlich der falsche Ausdruck. Friden klingt unglaublich harsch, aggressiv, wütend...ohne dabei die stimmlagetechnischen Kellerregionen zu erreichen und schafft es aus der Masse der Death Metal Shouter herauszustechen und damit In Flames, neben den unverwechselbaren Harmonien im stahlharten Gewand ein weiteres, unverkennbares Markenzeichen zu verpassen.
Ein kleines Highlight ist für mich noch das Titelstück, das mit seinem dynamischen „And We Go...“-Refrain wunderbar zum Headbangen und Mitgrölen einlädt, wenngleich „The Jester Race“ alles andere als ein Partyalbum darstellt.
Textlich wird die Atmosphäre und die Stimmung der einzelnen Songs meist noch zusätzlich unterstrichen und beim Mitlesen der Lyrics entstehen im Kopf des Hörers sagenhafte Bilder von einer Welt, die man so noch nicht kannte.
Unterstützend hierfür wirkt auch das Albumcover, welches sich einem Metal Album nur als würdig erweist. Der Künstler der dahinter steht heißt im übrigen Andreas Marschall, der unter anderem auch schon einige Blind Guardian und Running Wild Alben durch sein Artwork veredelt hat.


Fazit:

Wenn man „The Jester Race“ mit wenigen Worten beschreiben will, dann fällt einem eigentlich kaum etwas anderes als „nahezu perfekt“ ein. Mir persönlich gefielen In Flames auf keinem Album besser als auf „The Jester Race“ und ich denke, dass man diese Platte getrost als eines der wichtigsten Werke dieses Genres bezeichnen kann.
Auf diesem Album gibt es alles, was Metal ausmacht: Aggression, Härte, Groove, Melodie, Harmonie und allen voran Atmosphäre.
Das Kunststück auch nach mehreren Jahren noch nicht als langweilig empfunden zu werden schafft dieses Album spielend, ganz im Gegenteil...es gewinnt sogar noch an Faszination und gehört zu den meistgehörten Alben in meiner recht umfangreichen Sammlung.
Wer Metal mag, wird „The Jester Race“ lieben!

10/10 Punkte
 
Eigenschaft
 
Sehr schönes Review! :great:

Bin völlig deiner Meinung, das beste In Flames Album und überhaupt eines der besten Alben die mir je untergekommen sind!
Zusammen mit "The Gallery" von Dark Tranquillity setzt "The Jester Race" in meinen Augen und Ohren Maßstäbe im Melodic Death Metal Bereich...einfach geil!
 
Hallo,

also sagen braucht man nicht mehr, dass The Dude hier im Board wohl die besten Reviews schreibt.:)

Zur Cd:
Mir gefallen die "neueren" In Flames besser, wobei das Album mit Sicherheit nicht schlecht ist, bin einfach meh der "Come Clarity" Typ. ;)
 
Schönes Review. Für mich war dieses Album der Einstieg in den Göteborg-Sound und ist noch für mich das zweitbeste IF Album, hinter Whoracle.
 
Das nenn ich mal ein gutes Review. Kenn das Album nicht, hat aber Lust drauf gemacht, da mal reinzuhören. Perfekt.

Bewertung folgt prompt.
 
Lächerlich aber wahr, das einzige was mich an diesem Album stört ist das Cover. Technisch sieht es zwar durchaus gut aus, aber das wars auch schon...

Egal, die Scheibe ist wirklich nahezu perfekt!
Warum haben In Flames diesem Stil nur abgeschworen? Nennt mich einen ewig Gestrigen, aber sobald ich ein paar der göttliche Riffs von diesem Album höre, reicht es aus um den neuen homoerotischen Werdegang der Schweden zu verfluchen...
Für mich sind sie `99 endgültig gestorben.
 
Lächerlich aber wahr, das einzige was mich an diesem Album stört ist das Cover. Technisch sieht es zwar durchaus gut aus, aber das wars auch schon...

Egal, die Scheibe ist wirklich nahezu perfekt!
Warum haben In Flames diesem Stil nur abgeschworen? Nennt mich einen ewig Gestrigen, aber sobald ich ein paar der göttliche Riffs von diesem Album höre, reicht es aus um den neuen homoerotischen Werdegang der Schweden zu verfluchen...
Für mich sind sie `99 endgültig gestorben.

Ich finde das Album ist mit Abstand das beste. Die Mischung machts! Es ist wenig Gesand drauf aber viel Platz für Melodie und Akustische Momente, die so gekonnt eingesetzt werden das einem wirklich warm ums Herz wird. Dennoch kann man auch neueren Leider teilweise was abgewinnen, auch wenn ich da eindeutig einen starken Qualitätsabfall auf den CDs in sich sehe. Auf Come Clarity sind halt drei gute und sehr viel mehr weniger gute Lieder...
 
Sehr schönes Album. Habe die Promo - CD 1995 auf der PopKomm abgestaubt und sie monatelang ununterbrochen hören müssen :)

Edit: Hab auch das Poster Din A 1 , will das jemand haben?
 
Egal, die Scheibe ist wirklich nahezu perfekt!
Warum haben In Flames diesem Stil nur abgeschworen? Nennt mich einen ewig Gestrigen, aber sobald ich ein paar der göttliche Riffs von diesem Album höre, reicht es aus um den neuen homoerotischen Werdegang der Schweden zu verfluchen...
Für mich sind sie `99 endgültig gestorben.

Obwohl ich eigentlich ein absoluter Gegner solcher Aussagen bin und Veränderung im Allgemeinen begrüße, schlagen bei In Flames zwei Herzen in meiner Brust.
Egal ob Metallica (siehe mein Review zu Load), Paradise Lost oder Amorphis...
Ich konnte dem neuen Stil der Band eigentlich immer etwas Positives abgewinnen.
Bei In Flames ist das leider anders. "The Jester Race" und "Whoracle" vergöttere ich regelrecht, wohingegen mir das neuere Zeugs gelinde gesagt am A.... vorbei geht. Das neue Material berührt mich einfach nicht mehr, lässt mich kalt, auch wenn es sicherlich technisch gute Musik ist....es fehlt einfach die Atmosphäre und der persönliche Bezug zur Musik.
Von daher lasse ich mich im Fall In Flames auch gerne zu den ewig Gestrigen zählen und freu mich einfach drüber, dass ich "The Jester Race" und "Whoracle" in meiner Sammlung stehen habe....:)
 
Wow. Fettes Review! Eine wirklich geile Platte, aber ich bin einer der wenigen (glaub ich mal) die Come Clarity genauso mögen!
 
Super Review! :great: Die Scheibe habe ich noch nicht, aber das Review verspricht viel. Werde mal genauer reinhören :)
 
Super Review! :great: Die Scheibe habe ich noch nicht, aber das Review verspricht viel. Werde mal genauer reinhören :)

Zuerst mal Danke!:)

Wenn du dich näher mit der CD beschäftigt hast, lass hören ob deine Eindrücke dem Review entsprechen. Gerade bei Leuten, die die Platte vorher nicht kannten und sich aufgrund eines Reviews dafür interessieren, ist ein kurzes Feedback immer sehr interessant.
Wäre also :great: wenn sich das einrichten ließe.
 
seht gutes album einer sehr guten band ;)

für mich ist "the gallery" allerdings um einiges höher zu werten, nämlich in der kategorie "besser gehts nicht" :p in flames sind eher eingängie kost, simpler (waren für mich auch der einstieg in diese art der musik), da fehlt einfach diese göttliche vertracktheit eines "punish my heaven"

ich würde eher sagen "the jester race" ist zu in flames wie "the gallery" zu dark tranquillity, wenn mir nicht "whoracle" besser gefallen würde *G*

wobei "clayman" und "reroute to remain" auch sehr gute alben sind, bei letzterem flaute es dann langsam ab, ich ziehe den schnitt zwischen altem und neuem stil dann auch hinter der reroute und vor STYE...
 
"The Gallery" ist ohne Zweifel ein richtig gutes Album, aber trotzdem gefällt mir "The Jester Race" besser und zwar genau aus dem Grund, warum dir "The Gallery" besser gefällt.
Mir ist das ein bisschen zu vertrackt und im Allgemeinen bin ich eher ein Freund von einfacheren Songstrukturen, ich finde da nix schlimmes bei.

Ist aber auch egal, vielleicht sollten wir uns darauf einigen, dass beide Alben imens wichtig für dieses Genre waren, bzw. immernoch sind.:great:
 
okay for me :great:
 
Joa, ich finde die Gallery allerdings auch einen Ticken besser...hat einfach dieses gewisse, einzigartige Etwas... ;)
Diese Vertracktheit rührt auch irgendwo daher, dass DT sich hier an keine geltenden Regeln gehaltenhaben, das klingt als wärs vom Kopf direkt auf die CD gepresst....
 
Sagen wir so, mir gefallen eigentlich alle In Flames-Alben (bis auf den Gesang bei den letzen, aber kann man verschmerzen), aber die Jester Race ist und bleibt mein absoluter Favorit. Kann man wirklich 24/7 hören und es wird nicht langweilig, von daher hast meine Zustimmung ;)

Allerdings ist für mich auf dem Album "artifacts of the black reign" das absolute oberhighlight, war der erste Song den ich je von IF gehört hab(bessergesagt, ich hab den clip im TV gesehen) und ist bis dato einer meiner Lieblingssong überhaupt, auch wenn er stilistisch ziemlich anders ist als der Rest vom Album find ich.

Die Whoracle ist imho btw. fast genausogeil und allein die hauptmelodie von Jotun, uaaaaargh, GÄNSEHAUT, so geil ist das :D
 
Jaja, die Jester Race. Was ich an diesem Album etwas vermisse ist der Tiefgang, wobei das eigentlich schon alles war. Was man aber wie ich finde im Fall In Flames gaaaanz klar einsehen muss ist, dass es die genialen Lead-Gitarren Melodien sind, die das Album und die Band ganz groß gemacht haben und nicht Drumming, Rhytmus Sektion oder Gesang.

Es sind und bleiben die genialen Lead Melodien ohne die Inflames heutzutage vielleicht schon gar nicht mehr exisiterien würde, denn ein Ausnahmedrummer, wie im Falle Tony Laureano (Ex-Nile) oder Flo Mournier (Cryptopsy) hockte bei In Flames noch nie an der Trommeln, und weiß machen, dass Anders Friden oder die zwar solide, aber nicht herrausstechende Rhytmusgitarren-Abteilung den Erfolg begründet hat, kann mir keiner ernsthaft.

Songwriter waren sie und bleiben sie immer nur Durchschnittliche, es sind allein die zuckersüßen Melodien wiegesagt, die einem gleich den Eindruck "INFLAMES" in den Kopf geben.

Nicht mehr und nicht weniger.
 
Stimmt scho irgendwo, aber, solang die Mucke geil ist is mir der Rest ehrlichgesagt scheißegal :D :D :D


Ohne Melodien wären viele Bands schon längst vergessen, z.b. die ganzen Nwobhm-sachen, alternativ schreibt man eben ultra-riffs mit dem größtmöglichen wiedererkunnungswert, siehe Metallica.
 
hab mir heute nochmal oft Jester Race angehört und mich damit auseinander gesetzt. Muss dem Review von metal1info (weiß nicht ob man hier direkt verlinken darf) eigentlich so ziemlich ganz zustimmen, das trifft es am besten. "Graveland" und "Lord Hypnos" wollen nicht so richtig abgehen und das Album fängt zu verhalten an, unglückliche Wahl der Liederreihenfolge, nach einem ruhigen Einstieg mit Moonshield gehört danach ein härterer Song, aber auf der Scheibe kommt "The Jester's Dance" danach, ein ruhiges Instrumental, unglücklich gewählt finde ich.
Naja, damals war eben noch nicht alles so professionel wie heute bei IF, ihren eigenen Charme hat das aber auch und gern hören tu ich die Scheibe auch, trotz der schwächeren ersten Hälfte der CD.
Kann manchmal den Übereifer einiger Die-Hard IF Fans der ersten Tage nicht verstehen, und wenn dann nur im Sinne, dass viel Nostalgie mit dabei sein muss, wenn die alten Alben in den Himmel gelobt werden und alles Neue schlecht geredet wird.
 

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