Klarinette - ein paar Fragen zu Boehm vs. deutschem System

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Mozartkugel
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Hallo,

möchte gerne Klarinette spielen lernen. Hab mich schon viel eingelesen, ein paar Fragen habe ich dennoch :)

Es gibt ja das Deutsche und Boehm System. Der kleine Finger wird im deutschen System gerollt, ist das jetzt gut/komfortabler im Vergleich zum Boehm? Außerdem soll es beim Boehm keine Gabelgriffe geben. Ist das jetzt ein klarer Vorteil beim Boehm?

Hier ist eine Vergleichsbild... http://www.die-klarinetten.de/content/images/deu_boehm_y.jpg Hier fällt mir noch auf, dass die Tasten z.T. näher liegen z.B. rechte Hand Mittel- und Ringfinger. Also generell gefragt würde mich interessieren, ob eines der beiden Systeme vielleicht etwas komfortabler/leichter zu greifen ist?

Gruß
 
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Ich bin ja keine Klarinettistin, aber in meinem musikalischen Umfeld tummeln sich diverse Klarinettisten beider Art. Die sind sich einig: Jedes System hat Vor- und Nachteile, viel gibt es sich nicht. Einige Standardgriffe sind bei Boehm wohl einfacher, dafür muss an Klang und Intonation mehr gearbeitet werden (so man da Wert drauf legt), und manche Griffe sind auch ungeschickter. Letztlich spielen die Boehmleute Boehm, weil ihr Lehrer das unterrichtet hat und die anderen Deutsch, weil ihr Lehrer auf "klassisch deutsch" schwor... Davon würde ich die Wahl auch abhängig machen, denn wenn du einen guten Lehrer findest, der von Boehm nichts hält, bringt es nichts, wenn du aufgrund irgendwelcher Netzrecherchen unbedingt Böhm von ihm lernen willst. Deutsch ist hier einfach deutlich verbreiteter (90%?), Boehmleute sind eher Exoten. Gutes Spiel erfordert letztlich auf beiden Systemen viel Übung, ist aber machbar.
Nur wenn es drum geht, mit möglichst geringem Material- und Übeeinsatz schnellstmöglich irgendwie klarinettenartige Melodien im Tonraum der Gesangsstimme zu produzieren, ist klar zu Böhm zu raten, da gibt es durch die Verbreitung in USA und Japan im Billigsegement wohl deutlich mehr Auswahl... Weil es so richtig miese "Instrumente" im Deutschen System praktisch nicht gibt, war der Ruf der Boehms in Deutschland früher wohl so schlecht ;-)
 
Da sich die "alten Hasen" bisher nicht zu Wort gemeldet haben, schreibe ich hier mal meine ersten Eindrücke, seitdem ich seit dieser Woche eine eigene Klarinette habe und selbst noch am Anfang stehe.

Ich denke, ich hatte dieselben Fragen und Entscheidungsprozesse zu durchlaufen.
Letztlich spielen die Boehmleute Boehm, weil ihr Lehrer das unterrichtet hat und die anderen Deutsch, weil ihr Lehrer auf "klassisch deutsch" schwor... Davon würde ich die Wahl auch abhängig machen, denn wenn du einen guten Lehrer findest, der von Boehm nichts hält, bringt es nichts, wenn du aufgrund irgendwelcher Netzrecherchen unbedingt Böhm von ihm lernen willst.
Das sehe ich auch so, im Idealfall erst einmal einen Lehrer zu suchen und dann mit ihm abzustimmen.

Soweit ich das bisher weiß, und auch an anderer Stelle in diesem Forum und an anderer Stelle geschrieben wird, gleichen sich die Systeme immer näher an. Der Ton der Deutschen galt als dunkler und kraftvoller.

Sollte man eine Karriere in einem professionellen Symphonieorchester im Blick haben, ist es wohl immer noch geraten, in Deutschland das Deutsche System nach Oehler zu lernen. Als Jazzer dann eher Boehm.

Nur wenn es drum geht, mit möglichst geringem Material- (...), ist klar zu Böhm zu raten, da gibt es durch die Verbreitung in USA und Japan im Billigsegement wohl deutlich mehr Auswahl... Weil es so richtig miese "Instrumente" im Deutschen System praktisch nicht gibt, war der Ruf der Boehms in Deutschland früher wohl so schlecht
Es ist ja nicht nur USA und Japan, sondern eben sozusagen die ganze Welt, die bevorzugt die Französische Bauweise nach Boehm spielen; ganz abgesehen von Jazz/Blues, deren Musikstil dann auch aus USA kommen. Die Instrumente sind bei gleicher Qualität billiger, es gibt mehr internationale Hersteller und es gibt im Billigsegment ein größeres Angebot, incl. die allerpreiswertesten Geräte, die dann eher zweifelhaft sind. Buffet Crampon, der deutsche Ableger der "Buffet Group" Schreiber, Yamaha und Jupiter bauen meiner Meinung nach akzeptable Schülerinstrumente für einen Neupreis von 600-650€ aus ABS-Kunststoff; wenn man dann noch ein Auslaufmodell bekommt, wie z.Zt. das Buffet B10/B12 oder vergleichbare Instrumente, ist man da auch schon mit 330-370€ dabei.

Also generell gefragt würde mich interessieren, ob eines der beiden Systeme vielleicht etwas komfortabler/leichter zu greifen ist?
Grundsätzlich gibt es immer leichte Unterschiede bei Instrumenten, denn die Anatomie des Menschen ist nicht gleich. Gerade zu Beginn, wenn man ein Instrument noch gar nicht spielen kann, ist es schwer einzuschätzen, was einem liegt und was nicht. Auf jeden Fall soll man sich mit seinem Instrument gut fühlen, bei der Klarinette mit der Mechanik klarkommen.
Gerade Blasinstrumente klingen bei jedem Musiker unterschiedlich.

Ein gutes Instrument erhöht natürlich die Motivation und erleichtert das Lernen. Aber was bedeutet nun "gut". Man kann gebrauchte Instrumente kaufen, sofern man sich im Gebrauchtmarkt auskennt oder jemanden hat, der sich dort auskennt und den Anfänger beraten kann. Oder man kann erst einmal ein preiswerteres Schülerinstrument neu (oder auch gebraucht mit den o.g. Einschränkungen) kaufen, um dann später, wenn man fortgeschritten spielen kann ein wirklich passendes Instrument in der nach oben offenen Skala zu kaufen.


Mein Hauptaugenmerk liegt immer noch auf Barockmusik, bzw. "Alte Musik" auf Blockflöten. Ich interessiere mich aber für die Klarinette und will auch musikalisch in neue Bereiche vordringen. Für mich spielte der Preis eine ganz entscheidende Rolle und so habe ich mich für die Strategie entschieden, zunächst ein akzeptables Kunststoff-Schülerinstrument nach Boehm zu kaufen, um dann bei späterem Bedarf in ein teureres zu investieren, das dann meinen Ansprüchen genügt.
 
deutsche klarinette mit boehm mundstück = und du bist im himmel = ernsthaft!!
 
wieso diese Kombination, erzähl mehr :)
 
viele erfahrene klarinettisten spielen diese kombination. du hast den deutschen ton und die chance über das offene mundstück "druck" auszuüben und sehr voluminös zu spielen. was oben reingeht (viel) kommt unten raus.
mach dich mal schlau - meine das wirklich im ernst.
tip = nutze eine berg larsen KLARINETTEN-mundstück alter bauart
oder ein pomarico kristal.

bon chance
 
vom Klang her sagen die einen, dass die sich unterscheiden. Andere wiederum schreiben aber, dass heutzutage der Klang sich ähnelt (deutsch vs. boehm). Hier hab ich ein Video gefunden und finde jetzt keines der beiden besser oder schlechter. Hört sich für mich als (noch) Laie sehr ähnlich an.

 
@
Ralinem


ruf da mal an (bin nicht ich!) und frage nach, eine boehm von stölzel die ich selbst mal angespielt habe - wenn sie noch da ist - gute ware, interessanter preis - das was du suchst

06223 805585

gruss
 
tip = nutze eine berg larsen KLARINETTEN-mundstück alter bauart
oder ein pomarico kristal.
Meinst du nicht, als Anfänger sollte man erstmal "Standard" spielen und erst später ins Mundstückkarussell einsteigen?

Bei einer neuen Klarinette ist ein Mundstück dabei, das kann man nehmen wenn es nicht grade das billigste ist.
 
vom Klang her sagen die einen, dass die sich unterscheiden. Andere wiederum schreiben aber, dass heutzutage der Klang sich ähnelt (deutsch vs. boehm). Hier hab ich ein Video gefunden und finde jetzt keines der beiden besser oder schlechter. Hört sich für mich als (noch) Laie sehr ähnlich an.



deutsch viel wärmer und eleganter, just my 5 cent!!
 
ist das vom Klang her also vergleichbar mit einer Gibson Les Paul und einer Fender Strat? Also Gibson etwas wärmer und die Fender Strat dafür brillianter vom Sound. :)
 
was ist das ? ...Gibson Les Paul und einer Fender Strat?...


duck und wech.....:)
 
@Mozartkugel, kennst Du diese Page?
http://www.klarinette-lernen.de/de_DE/instrument/deutsche_boehm/index.html

@voiceintune
Ich habe am Montag beim Händler meines Vertrauens eine neue Böhm Schülerklarinette aus ABS von Jupiter (JCL 637 SQ) mit Garantie und Service gekauft. Ich kam direkt mit dem Instrument gut klar und finde den Ton auch schön. Einzig das Munstück ist nicht ganz so das wahre, aber da hatte ich mir schon ein anderes für mein eBay Clarineau gekauft, mit dem ich die letzten Wochen schon den Ansatz trainiert hatte.

Es gibt sicher bessere Instrumente, zum Lernen reicht mir dieses erst einmal aus und wenn ich irgendwann einmal genauere Vorstellungen und bessere Fähigkeiten habe, wird dann in das passende, gute und um Vieles teurere investiert.
 
Gibson und Fender sind E-Gitarren. Hier scheiden sich auch die Geister. Die Einen stehen auf Gibson, die Anderen stehen auf den Strat Sound einer Fender. Also wahrscheinlich ähnlich bei den Klarinetten... deutsche <> boehm.

Die Seite kannte ich schon, die ist gut.

Das möchte ich auch mal spielen, sehr schönes Lied...

 
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Das möchte ich auch mal spielen, sehr schönes Lied...
Das ist eine deutsche Klarinette!

cd5174afdc45131377f3cf9764873c7e.jpg
 
Einen Lehrer zu finden in der Nähe ist gar nicht mal so einfach. Unterricht für die Querflöte könnte ich sogar 1 Jahr kostenlos bekommen, aber das bringt mir halt auch nichts. :)
 
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Jedem, der auf der Suche nach dem edlen, warmen und vollen, dabei aber auch im Forte brillanten Klarinetten-Ton ist würde ich unbedingt von den billig-Klarinetten abraten, besonders von denen aus Kunststoff. Ich hatte noch kein solches Instrument in den Händen, das wirklich schön nach Klarinette klang. Allenfalls als billige "St.-Martins-Zug-Klarinette" würde ich so ein Instrument benutzen wenn es draußen kalt und eventuell regnerisch ist und man sein gutes Instrument vor einem Schaden bewahren will.

Leider sind gut klingende und gut intonierende Instrumente mit guter, präziser Ansprache, die dazu auch noch langlebig sind, nicht ganz billig. So etwa 1000,- € sollte man da schon investieren (z.B. für die Yamaha YCL-20 - mit deutschem System).
Hinzu kommt, dass sich bei einem durchschnittlichen Preis für eine gute Generalüberholung zwischen 400-600,- € das vermeintlich billige Instrument schließlich als Fehlinvestition entpuppt, weil sich die Überholung schlicht nicht lohnt. Solche Instrument bezeichne ich mittlerweile als "Einweg-Klarinetten" und ich musste zusätzlich die Erfahrung machen, dass sie von der Mechanik her nicht langlebig sind, mit teilweise grottig schlechten Mundstücken ausgeliefert werden (man also mindestens ein brauchbares Mundstück sofort dazu kaufen muss) und dass man sich schon nach relativ kurzer Zeit damit nicht mehr weiter entwickelt. Eine gute Mechanik aus einer hochwertigen Neusilber-Legierung ist bei der Deutschen Klarinette ebenso präzise und stabil wie bei der Böhm-Klarinette.
Kurz, wer höhere Ansprüche hat, insbesondere hinsichtlich Klang, Intonation, Ansprache und Langlebigkeit, der muss etwas investieren, egal ob "Böhm" oder "Deutsch". Aber das rentiert sich dann nicht nur langfristig, sondern vom ersten Moment an, da man auf guten Instrumenten besser voran kommt und das Spielen mehr Spaß macht!

Noch eine Bemerkung zum verlinkten Artikel und dem dort angesprochenen Vergleich mit dem Saxophon: Die Applikatur (das Klappensystem und seine Griffweise) beim Saxophon würde ich doch deutlich näher bei dem Deutschen Klarinetten-System einordnen als beim Böhm-System. Vor allem wegen der Klappen für die kleinen Finger, die allesamt Rollen und keine Transmission-Hebel-Verbindungen wie beim Böhm-System haben. Allenfalls das F/Fis ist wie beim Böhm-System (2. Oktave), alles andere wie bei der Deutschen Klarinette, z.B. auch das Sax-C2/C3 (wie Dt. C3).

Mein Herz schlägt klanglich seit eh und je für das "Deutsche System" bei dem mir nicht nur der (tendenziell immer noch) weichere und dunklere Klang, vor allem in der Tiefe besser gefällt als bei der Böhm-Klarinette, sondern auch der etwas unterschiedlichere Klangcharakter der verschiedenen Register der für viele Literatur eine ausdrucksvollere Gestaltung zulässt.

Die Kombination Deutsche Klarinette + Böhm-Mundstück hatte ich nur einmal erlebt bei einem Schüler, der mit einem so zusammen gestellten Instrument kam. Das war aber nur Zufall, da er ein beschädigtes Mundstück ersetzen musste und im Geschäft falsch beraten wollte. Klanglich und vor allem hinsichtlich der Intonation war das aber mehr als unvorteilhaft - weshalb er auf meine Rat hin wieder ein deutschen Mundstück nahm.
Die umgekehrte Kombination: Böhm-Applikatur mit der Bohrung und dem Mundstück der Deutschen Klarinette wird jedoch schon lange als sog. "Reform-Böhm-Klarinette" angeboten und sie erfreut sich auch vor allem in nicht deutsch-sprachigen Raum einer gewissen Beliebtheit. Allerdings sind diese Instrumente von der Kategorie her und wegen der kleinen Serien recht teuer und sie richten sich daher auch vornehmlich an Profis.

Gruß, Jürgen
 
Diese Lieder möchte ich gerne mal auf einer Klarinette spielen. Was meint ihr, klappt das schon im ersten Jahr?

Bert Kaempfert – A Swingin Safari
Bert Kaempfert – Afrikaan Beat
Herb Alpert – Spanish Flea
Henry Mancini – Baby Elephant Walk
Gert Wilden – Grafty Party
Benny Goodman – Sing Sing Sing with a Swing
Chris Barber’s Jazz Band – Wild Cat Blues
Sidney Bechet – Petite Fleur
Dave Brubeck – Take Five
Dean Martin – Sway
Glenn Miller – In the Mood
Joseph Kosma – Autumn Leaves
Herbie Hancock – Cantaloup Island
Dexter Gordon – Blue Bossa
Doris Day – Dream a Little Dream of Me

Welche Lieder sind für den Anfang vielleicht eher zu meistern?

Gruß
 
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Einige dieser Lieder sind sicher recht bald spielbar, vor allem, wenn man das Lied sowieso schon gut kennt. Autumn Leaves würde ich hier zu den einfacher zu spielenden Melodien zählen, weil sie auch langsam gespielt schön klingt und vom Tonumfang nicht so groß ist. Alles, was Geläufigkeit erfordert, erfordert auch viel Geduld, denn die Treffsicherheit und die Schnelligkeit der Finger will erst trainiert sein, so dass anfangs ruhige Stücke immer besser geeignet sind.
Ein weiteres, gelegentlich großes Problem stellt für Anfänger meistens das Überblasen dar, also das hohe Register ab (notiert) H1, das durch Überblasen in die Duodezime (Oktave + Quinte) gespielt wird. Bevor das gut und sicher gelingt spielen die meisten erst längere Zeit im tiefen Register bis sich eine einigermaßen sichere und stabile Tongebung und ein ausreichend trainierter und kontrollierter Ansatz entwickelt hat.
Wenn man seine Lieblingslieder also so transponiert, dass sie in das tiefe Register passen (wobei die Zahl der Vorzeichen dem Stand der Kenntnisse angepasst sein sollte), dann kann man schon bald sehr viele Melodien spielen. Denn mit gut anderthalb Oktaven ist dessen Umfang schon recht groß und passt für viele Melodien (notiert E0-Be1). So mache ich es gerne für meine Anfänger-Schüler, wenn sie mich fragen, ob sie nicht schon dieses oder jenes Lied spielen können. Dann müssen sie damit nicht erst warten, bis sie halbwegs sicher überblasen können. (Andererseits kann es ab einem gewissen Stand durchaus genau anders herum funktionieren: der Wunsch, ein bestimmtes Stück spielen zu können, spornt an, sich nunmehr mit den hohen Tönen zu beschäftigen.)

Gruß, Jürgen
 
war heute im Musikgeschäft und hab mal beide Systeme begrabbelt. Also, die Boehm Klarinette lag mir besser in der Hand. Mir ist sofort aufgefallen, dass die Tonlöcher beim deutschen System weiter auseinander liegen. Gabelgriffe konnte mir der Verkäufer leider nicht erklären bzw. zeigen und das Rollen des kleinen Fingers konnte ich jetzt auch nicht beurteilen... also ob besser oder schlechter im Vergleich zur Boehm Klarinette.

Der Besuch im Musikgeschäft hat sich aber dennoch gelohnt, tendiere eher zur Boehm.
 
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