Konzertbericht: Emilie Autumn

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Flashes
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Gestern war ich auf dem Konzert von Emilie Autumn in der Batschkapp und, um es vorab zu verraten - ich war wirklich begeistert.

Intro

Emilie ist klassisch ausgebildete Violinistin und Sängerin. Ihre Musik und Show zu beschreiben ist allerdings nicht ganz einfach.
Man nehme:

  • Klassische Musik aus dem viktorianischen Zeitalter
  • Eine unglaublich wandlungsfähige und intensive Stimme
  • Stampfende Industrial-Beats
  • Zwischen Darkwave und Elektro pendelnde Melodielinien
  • Eine E-Geige, durch einen Gitarrenverstärker gespielt
  • Großes Talent, selbige zu bedienen
  • Angst, Wut und Verzweiflung
  • Eine gute Portion Ironie
  • Abgefahrenste Kostüme und Corsagen (Lady Gaga ist Dreck dagegen!)
  • Eine gewisse Hemmungslosigkeit
  • Vier "Bloody Crumpets" - eine Mischung aus Backgroundsängerin, Tänzerin und Bühnendekoration
  • Und einen Schuss Schizophrenie.

Ich bin durch eine Musikzeitschrift schon vor längerem auf Emilie Autumn aufmerksam geworden und war ziemlich interessiert, allerdings habe ich sie irgendwie aus den Augen verloren. Als ich vor Kurzem nachsehen wollte, was so alles in der Batschkapp läuft, bin ich wieder auf sie gestoßen und habe spontan beschlossen, hinzugehen.

Emilie Autumn schreibt auch Gedichte und inzwischen hat sie sogar auch ein Buch veröffentlicht. Es handelt vom Asylum For Wayward Victorian Girls, eine Welt, in der sie scheinbar lebt und in die viele der Fans auch gerne gelangen würden. Es ist ein Irrenhaus/Waisenhaus im 19. Jahrhundert für Mädchen, und sie selber lebt nach eigener Aussage darin.
Das Ganze klang für mich nach einem interessanten Abend :D eine Mischung aus guter Musik und Freakshow.

Am Eingang sieht alles aus wie erwartet: eine Mischung aus düsteren Gestalten, Jungs mit Rock-am-Ring-Shirt, unscheinbare Mädels und auch einige Menschen jenseits der 40 standen Schlange.

Die Bühnendeko war schonmal spannend: in der Mitte eine lichtdurchlässige Wand (für Schattenspiele), an der einen Seite ein Keyboard, an der anderen eine Art Büffet mit Muffins und Tee (beides hat für Emilie anscheinend eine besondere Bedeutung und spielt auch in der Bühnenshow eine große Rolle).

Die Show

Das Konzert wurde eingeleitet von den vier Crumpets. Jede von ihnen hat eine besondere Eigenschaft:
Aprellas Markenzeichen ist die Pistole, die sie immer bei sich hat.
Naughty Veronica ist, sagen wir, etwas... liebestoll.
Captain Maggot ist eine kleine, rothaarige, betrunkene Piratin mit einem Säbel.
Blessed Contessa ist eine Artistin, die während dem Konzert spektakuläre Tuch-Kletter-Einlage (?) gegeben hat.

Die Crumpets werden mit frenetischem Applaus begrüßt - jede von ihnen hat eine eigene, treu ergebene Fanschar.
Der erste Song ist 4 o'clock - die Uhrzeit, bei der sämtliche Mädchen im Asylum aufwachen und nicht mehr schlafen können, genau wie Emilie nach eigenen Aussagen selber.
Emilie stürzt wie immer mit spektakulär knapper Corsage und einer seltsamen Mausmaske auf die Bühne. Der Gesang ist leider nicht ganz das Wahre, irgendwie klingt sie ein wenig gelangweilt ihre Klavier-Einlage nimmt ihr auch niemand ab; seltsamerweise geht die Musik weiter, als sie vom Klavier aufsteht.
Auch beim zweiten Song Opheliac, zugegeben gesangstechnisch anspruchsvoll, liefert sie keine Glanzleistung ab - sie hat sich schon die einfachste Stimme herausgesucht (der Rest kommt, wie alles andere, vom Band) und klingt trotzdem ein wenig... nicht so toll.

Nach dem dritten Lied gibt es die erste Ansage, Emilie lernt ihr Publikum kennen - und von da an geht es mit der Qualität der Show steil nach oben. Ich vermute, vorher war sie einfach nur nervös, aber jetzt stellt sie fest, dass ihr Publikum ihr wohlwollend gesinnt ist und reichlich (zu viel?) Humor hat.
Die nächsten Lieder sind gut, Emilie interagiert mit ihrem Publikum, sie bedient sogar offensichtlich echt das Keyboard, die Stimmung steigt. Leider kippen die dramatischen Showeinlagen manchmal ins ungewollt komische, das Publikum ist zu gut drauf. Egal, Emilie freut sich um so mehr.
Die Crumpets machen alles mögliche - sie liefern Backgroundgesang, tanzen, küssen sich, drehen durch, bewerfen das Publikum mit Muffins, spucken Tee, versohlen sich den Hintern und machen ein paar seltsame Spielchen - insgesamt ging dafür der Großteil der Zeit drauf - ich schätze, dass damit mehr verbracht wurde, als mit der eigentlichen Musik. Es wurden nur ca 10-12 Lieder gespielt, und das in zwei Stunden. Das Wort "Konzert" ist da eigentlich irreführend.
Mitten in der Show wurde ein Tuch von der Decke gelassen und inmitten der Zuschauer vollführte Contessa eine Tanznummer in diesem Tuch.
Veronica durfte sich einen weiblichen Fan aus der ersten Reihe aussuchen, die noch nie zuvor ein Mädchen geküsst hat, um genau das zu tun.

Die Show endet mit einem rasanten Violinsolo von Emilie. Als die Lichter angehen, ertönt "Always Look On The Bright Side Of Life" - Emilie hat mehr Humor als angenommen.

Alles in Allem ein faszinierender Abend - nichts für allzu ernste Goths und auf jeden Fall polarisierend. Ich habe mich nach dem Konzert noch mit einigen Fans unterhalten - die Meinungen zur Show gingen weit auseinander...
Ich fand es jedenfalls eine geniale Erfahrung, die Musik traf meinen Geschmack und die Show war, nunja... anders. Aber, wie Emilie es den Fans als guten Rat mitgab: Be Different!

Mit Fotos kann ich leider nicht dienen. Ich habe es versucht, aber beinahe kein Foto ist etwas geworden.

Die Bild, die auch anwesend war, hat ein paar Fotos gemacht. Erwartungsgemäß habe ich schon bei der Überschrift gekotzt (der Name ist falsch geschrieben), und ich entschuldige mich für diesen Link - aber wer Fotos will, muss leiden... :rolleyes:

Außerdem habe ich noch drei Anspieltipps, die die musikalisch Bandbreite von Emilie Autumn aufzeigen:
Opheliac (zur Zeit mein absolutes Lieblingslied), Thank God I'm Pretty und Misery Loves Company.

Ich freue mich natürlich über Kommentare :)
 
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