Konzertina als einfaches, leichtes Drittinstrument?

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Hi,

ich liebäugele grad mit einer Konzertina. Ich finde sie wahnsinnig schick und es wäre mal eine schöne Abwechslung zu meinen anderen Instrumenten.

Leider finde ich hier im Forum und auch im Netz keine zufriedenstellenden Informationen. Sie sollte gut zu unseren anderen Instrumenten passen (Harfe, Nyckelharpa, Gitarren, Banjos u.a.). Wir spielen Folk, Country, Gypsy, Bluegrass, Oldtime, Französche Bal-Folk-Tänze. Der Goiserer gefällt mir auch sehr gut von seinem Musikstil, sowas begeistert mich.

Anforderungen:

- klein und leicht (nach Kontrabass mal was kleineres ;-))
- so chromatisch wie möglich, aber kein Muss. Es wäre aber schön, wenn man sich auch außerhalb von G- und C-Dur bewegen könnte
- da ich das Instrument nur selten einsetzen werden kann, sollte es auch nicht so teuer sein. Sollte allerdings ein gutes Preis-Leistungeverhältnis haben.


Könnt ihr mir hier was empfehlen? Habt ihr Tipps, wie ich mir das dann auch autodidaktisch beibringen könnte?


Gruß,
Marcel


P.s.: Habe grad gesehen, dass viele auch Irish Tunes damit spielen... da hätte ich auch einiges da, da ich ein wenig Pipes spiele...
 
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Es gibt ja ganz verschiedene Konzertinatypen: auf der einen Seite die deutsche Konzertina mit zwei diatonischen, wechseltönigen Reihen im Quintabstand und ihre Erweiterung die Anglo-German-Konzertina mit einer dritten Reihe, die die fehlenden Halbtöne und ein paar Tonumkehrungen bietet und auf der anderen Seite die englische Konzertina, die gleichtönig und konsequent chromatisch ist.

Der erste Typ ist bauartbedingt auf C/G-Dur und verwandte Tonarten optimiert (bzw. auf die Tonarten, in denen die beiden diatonischen Reihen eben gestimmt sind). Der zweite Typ ist da wesentlich offener. Daneben gibt es noch speziellere Formen wie die Duett und andere, die auf mehrstimmiges Spiel hin angelegt sind, und natürlich die großen Konzertinen: Karlsfelder, Chemnitzer und Bandoneon.

Ein anderes Kriterium ist, welche Stimmplatten und Stimmzungen verwendet werden. Am verbreitetsten (weil am billigsten) sind Akkordeonstimmzungen. Eine Variante davon ist die traditionelle Bauart, in der alle Stimmzungen einer Reihe auf einer durchgehenden Stimmplatte vernietet sind wie bei einer Mundharmonika. Das wird heute auch noch bei guten Bandoneonen so gemacht. Echte Konzertinastimmzungen sind dagegen auf je einer eigenen Stimmplatte vernietet, klingen anders und sind eigentlich fast unbezahlbar. :(

Ich selber bin von einer Anglo-German-Konzertina auf reine zweireihige umgestiegen, weil's die doppelchörig gibt und mir der Klang besser gefällt. Weil mich die Wechseltönigkeit reizt, waren Englische Konzertinen für mich nie wirklich interessant. Für deine formulierten Anforderungen wären die aber vielleicht passend. Um da ein einigermaßen preisgünstiges aber qualitativ vernünftiges Instrument zu haben, hat die Concertina Connection die Jackie konstruiert, die gegenwärtig für 415 € angeboten wird und recht gute Bewertungen erhalten hat.

Spezifischere Onlineforen zu Konzertinen sind konzertina.org bzw. das Forum auf concertina.net.

Irische Musik interessiert mich leider gar nicht, toll finde ich hingegen südafrikanische Boere-Musik (die spielen alle drei Typen von kleinen Konzertinen):

 
Hi,

Danke für deine schnellen Tipps. Über Details wie verschiedene Zungenbauformen hab ich mich erstmal nicht informiert.

Die Jackie/Jack finde ich beide schön, aber ich kann sie irgendwie nicht wirklich vergleichen. Die Soundbeispiele sind immer so unterschiedlich, dass ich mir kein Urteil erlauben würde.

Ich denke, ich fahre mal nach Darmstadt und schau mir ein paar an.

Das verlinkte Video gefällt mir sehr gut. Ist das jetzt eine doppelchörige, wie du sie spielst? Wo bekomme ich so eine am einfachsten her? Deren Klang gefällt mir sehr gut, ich glaube, doppelchörig würde mir auch sehr gut gefallen.
Würden unser Repertoire auch um südafrikanische Musik erweitern ;-)


Wichtig wäre mir bei einer Concertina, dass ich auch mal Akkorde spielen kann, weil das können die meisten meiner Instrumente einfach nicht oder sind nicht dafür gedacht. Inwieweit das mit den anderen Anforderungen (v.A. "günstig" ;-) ) zusammenpasst, muss ich noch rausfinden!



Gruß,
Marcel
 
Ich denke, ich fahre mal nach Darmstadt und schau mir ein paar an.
Zu Oliver Stoffregen? Wenn du die Möglichkeit hast, ist das natürlich viel besser als hier Trockenschwimmen übers Internet. :)
 
Danke für die Tipps. Nach vielem stundenlangen Lesen bin ich doch eher von meinem Kopf bei einem chromatischen Instrument der größeren Bauform. Ich meld mich dazu, damits thematisch passt, im Nachbar-Unterforum mit meinen Fragen!

Danke!
 
Hallo,

eine kurze Antwort von mir als Spieler der Englischen Concertina.
Nach deinen Wünschen glaube ich, dass dieses System am besten für dich wäre. Du kannst alle Tonarten darauf spielen, hast eine große Tonauswahl, kannst schnell Akkorde greifen, diese auch, wenn es passt, aus unterschiedlichen Oktaven zusammen setzen.
Das mit dem günstigen Instrument ist so eine Sache. Ich habe schon auf den Jackies gespielt und sie sind als Anfängerinstrument gut. Netter Klang. Sie sind leider etwas unhandlich und auch verhältnismäßig schwer. Dazu kommt, dass von der Bauweise der Knöpfe her ein schnelleres Spielen leider verhindert wird, so dass man zügig an die Grenzen des Instruments kommt, wenn man sich besser darauf zurecht findet.
In meinem Profil habe ich Bilder von meinen beiden Instrumenten.

Gruß
 
Also wenn es ein einfaches und ein Drittinstrument sein soll, kann ich die Hayden-Duet-Konzertina empfehlen. Sie ist nicht nur chromatisch, sie hat auch bei allen Tonarten die gleiche Griffweise. Es gibt sie von Stagi, Concertina-Connection und von Morse.

Unabhängig von dem Typ der Konzertina gibt es hier Tipps, wie man sich das Spielen erleichtern kann:

http://www.youtube.com/watch?v=wIpE38VoY08
 
Unabhängig von dem Typ der Konzertina
Na ja, ich denke, das gilt für gleichtönige Konzertinen (die Englische Konzertina und ihre Abkömmlinge), aber für die wechseltönigen Konzertinen (die Anglo, die zweireihige und die großen Konzertinen außer vielleicht dem Bandoneon) ist es nicht anwendbar.
 
Da muss ich Torquemada Recht geben! Ich würde sogar die "Abkömmlinge" der Englischen aus dem Geltungsbereich herausnehmen. Das wären die Duett-Systeme (Maccann, Crane), und diese haben - wie die Diatonischen auch - Handriemen, sodass die Stabilität eigentlich kein Problem ist. Nur die English Concertina hat diese sonderbare Daumenschlaufe.

@Folkomotive:
Wenn ich die Stilrichtungen deiner Band anschaue, und dann auch noch die leichte Erlernbarkeit berücksichtige, dann kommt für dich vor allem die 30-knöpfige Anglo-German Concertina in Frage. Sie wird vorwiegend in der Folk-Musik der britischen Inseln verwendet: z.B. englischer Morris Dance, irische Tanzmusik oder Seemannslieder. Die Wechseltönigkeit unterstreicht den rhythmischen Charakter der Musik.
Leicht zu lernen ist die "Anglo" allemal, wenn man die Mundharmonika(*) schon einigermaßen beherrscht. In den Grundtonarten C und G liegen die Töne der Tonleiter genauso auf Druck bzw. Zug wie bei der Mundharmonika. Bei der D-dur-Tonleiter ist der Zug-Druck-Muster einfach umgekehrt. Akkorde in C, G und D (und deren Parallel-Moll-Tonarten) sind auch relativ einfach zu lernen.

Allerdings werden die Tonleitern immer Schwieriger, je weiter man sich von den Grund-Tonarten entfernt. Auch wird die Auswahl an überhaupt möglichen Akkorden immer spärlicher. Aber mit Melodieführung und/oder Akkordbegleitung in den Tonarten C, G und D kommt man in der Folk-Musik recht weit, und in diesen Tonarten bietet die 30-knöpfige Anglo keine großen Lernprobleme.
Allerdings sind die meisten 30-knöpfigen Concertinas nach dem englischen Klangideal ausgerichtet - mit satter Doppelchörigkeit im Bass ist da nichts!

Hoffentlich hilft das weiter!

Cheers,
John

Fußnote:
(*) Wenn man allerdings die Mundharmonika ausprobiert hat und damit nicht zurecht gekommen ist, dann sollte man die Finger von den diatonischen Konzertinas lassen! Manche Leute haben ganz einfach eine angeborene Allergie gegen die Diatonie!)
 
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