Lautstärke einer Geige

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Streichinstrumentenbau
HCA
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Hi Folks,

Die Lautstärke hängt entscheidend! von der Entfernung zur Schallquelle ab.
Es gibt eine Skala (Dezibel), die den Schalldruck messen z.B. bei Lautsprechern in 1m Distanz.
Das ist meistens die Norm für Verstärker+Lautsprecher, Aktivmonitore, oder Combos.

Ich habe irgenwo gelesen, daß eine Geige einen Schalldruck von über 120 db (Dezibel) in 10 cm Distanz erreichen können.
(entspricht der Distanz: linkes Ohr des Spielers zur Schallquelle (F-Loch))
Das kann man glauben; man kann es auch mal überprüfen - hab ich heut mal gemacht.

Habe von unseren Lautsprecher-Jungs ein Schallpegelmesser ausgeliehen und mal getestet.
10 cm Abstand zum F-Loch, Vollgas auf allen Saiten und die Spitzenwerte mal abgelesen.
Testobjekte waren zwei von mir restaurierte, qualitativ mittelstarke Geigen (dafür sehr gut eingestellt) und meine,
ins Herz geschlossene, Bratsche (der Gerät).

Ergebnis:
Alle drei Instrumente erreichten, ohne größere Anstrengungen, einen Wert von 105 db im Abstand vo 10 cm.
Der Spitzenwert kam von der jüngsten Geige mit 108 db. (es gibt bessere Geigen, die mehr können! Die ist nur Mittelfeld.)
Erstaunlich fand ich meine (Eigenbau-) Bratsche die sogar auf der C-Saite ohne Probleme über 100 db abgab.

Je tiefer die Tonlage, umso schwieriger wird das mit dem Schalldruck.

Jedenfalls befinden wir uns hier in einer Lautstärke-Region, wo Ärzte bereits ernsthaft warnen.
105 db entsprechen eine Formel1-Rennwagen, wenn man als Zuschauer auf einer Tribüne zuschaut.

Ich habe nur ein Messgerät greifbar und wie präzise das tatsächlich ist, weiß nur der Henker.
Auf einer Raketen-Solisten-Geige geht sicher mehr, als auf meinen Bastel-Objekten.

Aber eins dürfte trotzdem klar sein: Die Geigenfamilie sind die heftigsten akustischen Saiteninstrumente!
Hier geht rein akustisch mehr, als bei vielen anderen Instrumenten (Blech mal außen vor..).
Es ist kein Wunder, wenn Profi-Geiger auf dem linken Ohr oft einen Hör-Abfall/Schaden haben.

Ich finde insgesamt: sensationelle Mechanik/Akustik, 120 db halte ich absolut! für möglich.
Tolles "der Gerät", oder wie Hagrit sagt: "schöne Sache, schöne Sache."

cheers, fiddle
 
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interessant !
Wie bist du auf die Idee für die Pegelmessung gekommen?

Mich würde auch interessieren, wie hoch denn der Pegel in 1 Meter Entfernung zur Geige ist. Wie du schon geschrieben hast, ist das ja die Entfernung, wo bei Lautsprechern gemessen wird.

robbert
 
der 'wirksame' Schalldruck ist allerdings stark richtungsabhängig
noch interessanter wären die zugehörigen Vergleichswerte aus Ohr-Position...

cheers, Tom
 
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der 'wirksame' Schalldruck ist allerdings stark richtungsabhängig

das ist wohl wahr.
Ich weiß von unserem Physikprofessor (Akustik, München, Innnenkonstruktion Gasteig),
daß Geigen sehr zielgerichtet, dafür in perversen Winkeln in den Raum anstrahlen -> Frequenz-abhängig!
Da geht also von links-oben bis rechts-unten alles in alle Richtungen.
Sowas kann ich nicht testen - da fehlt mir das Equipment, Messraum und soo spannend finde ich es jetzt auch wieder nicht..

Test 1 war ein Kollege, der Das Gerät von vorne über die Geige hielt.
Bei Test 2 habe ich das Gerät (da bereits Feierabend) mit Gaffa an eine Regalecke getackert und bin mit der Geige
so nahe heran gegangen, daß man noch beherzt Streichen kann. Distanz dürften etwa 10 cm gewesen sein.

Die Ohrposition geht nicht ohne frende Hilfe. Das muß einer von hinten-links ablesen -
ob das Gerät gehalten, oder an den Kopf geschnallt ist.

1m Distanz kann man auch mal ausprobieren - klar, kein Problem.

Wir (unsere Quartett-crew) wollen andere Instrumente auch mal testen.
Mal kucken, wer gewinnt :D

Ich denke, daß die Marke 110 db noch fallen wird..

cheers, fiddle
 
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Cool, dass du das ausprobiert hast! Mir erscheinen diese Pegel bei dem Abstand auch plausibel. Ich höre auf dem linken Ohr messbar (subjektiv aber nicht bemerkbar, aber vielleicht schon dran gewöhnt) deutlich schlechter als rechts und hab da auch im Hochtonbereich schon tote Frequenzen, die ich links nicht mehr wahrnehmen kann. Ich bin mir sicher, dass diese Asymmetrie vom Geigen kommt.
 
Hi Vali,

etwas OT:
Die Geige richtet ja noch ein paar andere Sachen an.

Ich habe z.B. eine schiefe Wirbelsäule (linke Schulter steht höher, als die rechte).
Ich bin auch überzeugt, daß mein Kehlkopf (Schildknorpel) verbogen ist.
Aus meiner Sicht, ein klares Resultat aus der Wachstumsphase + Geige.

Ich bin ein klarer Gegner von Geigenunterricht in zu jungen Jahren.
Ein perfekt angepasstes Instrument gehört ab dem Start dazu und ein Lehrer, der (am besten) selbst
bereits Haltungsschäden und Beschwerden hat. Aber davon dürfte es ja genug geben..
Hoffen wir, daß diese Lehrer auch für ihre Schüler wissen, wie man dem vorbeugt..

Ich experimentiere gerade mit einer "customized" Kinnstütze und in Kürze mit einer nicht-billigen Schulterstütze.
Ich hatte selbst immer nur mittelmäßiges Durchschnitts-Geraffel.
Jetzt will ich auch mal wissen, was die Profis am Gerät haben.
(ein YT-video von Hillary Hahn hat mich angefixt - die blöde Kuh :D)


cheers, fiddle
 

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