Mein (und dein?) erstes Gitarren-Solo

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PechGehabt
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Dieser kleine Artikel soll Anfängern, wie ich es einer bin, den Einstieg in das Solo-Spiel bzw. die Improvisation erleichtern.

Hintergrund
Ich habe (momentan) keinen Gitarrenlehrer, habe viel gesucht und viel gelesen bzw. Videos geschaut, aber mir hat immer "das Big Picture" bzw. "wo fange ich an" gefehlt. Es gibt ganz tolle Detailartikel und ganz tolle Einführungen z.B. zu Musiktheorie oder Pentatonik, aber ich wusste trotzdem nicht, wo und wie ich genau anfangen soll. Jetzt ist der Knoten geplatzt und ich habe mir gedacht, ich schreibe das mal auf, so lange die Erinnerung noch frisch ist. Ich versuche dabei, nur die wirklich notwendigen Dinge aufzuschreiben. Details sind wie schon gesagt an anderer Stelle viel besser notiert!

Grundlagen/Voraussetzungen
Die notwendigen vorbereitenden Dinge, die man wissen sollte sind:

1. Die Lage der Grundtöne zumindest auf der tiefen E-Saite (damit Ihr wisst, wo der Grundton für die 1. Stufe der Pentatonik ist).



Auswendig lernen! Da führt kein Weg dran vorbei (und ist für z.B. Powerchords oder Barre-Akkorde eh nützlich)

2. Moll-Pentatonik 1. Stufe (es gibt weitere, es reicht erst mal die erste Stufe):

Überblick:

,

1. Stufe:



3. Wo liegen die Grundtöne in der Stufe 1 der Moll-Pentatonik?
4. In welcher Tonart ist das Lied geschrieben, zu welchem ich improvisieren möchte?
Hier ein kleines Tool, wenn Ihr Euch schwer tut, das rauszufinden: http://www.all-guitar-chords.com/chords-to-scale.php

So, jetzt geht´s los

Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich so weit alles verstanden und konnte dann die Pentatonik rauf und runter klimpern - aber das war eben weit weg von einem "Solo" oder eine "Improvisation" und ich habe nicht verstanden, wie es weiter geht. Wild irgendwelche Töne rausgreifen klang eher zufällig mal gut und zu oft einfach schlecht :)

Der Trick ist folgender
Um nicht nur rauf und runter zu spielen, eignet Ihr Euch Licks an (erst einmal vielleicht nur 2). Licks sind kleine Tonfolgen - in diesem Fall aus der Pentatonik - mit einem gewissen Rhythmus. Zu Anfang habe ich mir sehr einfache Licks rausgesucht, die aus 3 oder 4 Tönen bestehen. Weiterhin merkt Ihr Euch erst einmal, dass Ihr immer bei dem Grundton anfangt und bei dem Grundton aufhört, damit seid Ihr dann auf der sicheren Seite, dass tonale Spannung aufgelöst ist, wenn Ihr Euer Solo beendet. Empfehlen kann ich:



Wie es weiter gehen kann
Weiß ich auch noch nicht so genau - ich denke für mich ist der nächste Schritt erst einmal mit dem genannten Material sicher werden - vor allem was die Koordination der linken und rechten Hand anbelangt. Ich werde nicht anfangen, neue Licks zu lernen, sondern erst einmal mit dem bestehenden Material versuchen auszukommen. Parallel dazu versuche ich Bendings besser hinzubekommen und Hammer On, Pull Off zu lernen.

Ich hoffe, ich kann mit dem kleinen Artikel jemanden helfen, der in ähnlicher Situation wie ich ist. Ich freue mich auf Feedback :)
 
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Vielen DANK für deinen Beitrag!!!
LG
 
Sehr gerne! Freue mich, wenn es jemandem hilft :)
 
Wie passend - bei mir auch :)
 
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Hier meine Erfahrungen in den letzten 2 Jahren Improvisieren lernen.

Mir war von Anfang an klar als ich angefangen habe Gitarre zu spielen das es mir nicht darum geht viele Lieder nachzuspielen sondern ich wollte an die Gitarre und *meine* Musik machen (was nicht heisst das ich keine Lieder gerlernt habe ... aber dazu später mehr).

* Rythmus wichtiger als Melodie bzw Harmonie
Ein schräger Ton zur richtigen Zeit bringt mehr Groove als ein Richtiger Ton zur falschen Zeit. ********METRONOM******** immer und jederzeit oder Backingtrack, Drumcomputer irgendwas in das man sich einklinken kann.
Egal was man spielt, spielt man es zur falschen Zeit wirkt es nicht, klingt nicht, hört man nicht gerne. Daher immer, immer, immer, immer beim Improvisieren Rythmus dabei haben. Ich habe es gehasst zu Metronom zu spielen man spielt so unglaublich unmusikalisch am Anfang ( hat man das Gefühl) weil man anfangs konsequent 4tel Noten spielt.
Aber nach einiger Übung klingt man sich einfach nur auf den Rhythmus ein und spielt genauso Tonlagen variable wie zuvor nur bleibt man im Rhythmus.
Meiner Erfahrung nach ist dieser Punkt schon jener der am Anfang den meisten Gewinn bringt sobald man ihn übt.

* Intervalle sind wichtiger als Skalen
Skalen sind eigentlich Fingersätze der passenden Intervalle. Aber sie verleiten dazu zuviel Töne hintereinander zu packen. Wichtiger als gleich diatonische Skalen zu lernen ist meiner Meinung nach sich zu verinnerlichen wie verschiedene Intervalle klingen. Letztendlich merke ich bei mir selber das ich anfange ein Gehör zu entwickeln und eher anhand von Tönen / Intervalle spiele.
Das heisst nicht das ich keine Skalen lerne, ganz im Gegenteil ich übe sie täglich aber sie sind eher ein Automatismus der Finger um mehr Konzentration auf die Töne haben zu können ( weiss nicht wie ich das anders ausdrücken kann ;-) ).

* Licks schön und gut aber verleiten dazu das man oft gleich klingt
Ich habe mir keine einzigen Licks aus dem Internet bzw Lickbuch gelernt. Die Licks die ich aber dennoch drauf habe und ab & an spiele sind parts aus Liedern die mir gefallen ( Einiges von Carlos Santana).
Der Grund ist z.b das mir viele rein gar nicht gefallen und nicht meinem Spielstil entsprechen. Z.b mag ich den hier verlinkten Youtuber Stahlverbieger ( sehr gute Lernvideos) und will nichts schlechtes über ihn sagen aber seine Licks nur als Beispiel hören sich für mich recht eintönig an ( Geschmackssache). So geht es mir bei vielen anderen Licks die man so findet, ganz selten eines bei dem ich sagen kann das ist was für mich.
Oft höre ich das Licks helfen wenn einem gerade nichts in die Finger kommen will was man spielt. Wenn ich zu Backingtracks in die Situation komme spiele ich einfach mal *nichts* :D
Da ich keine Live - Improvisation Erfahrung habe bitte das als das sehen als das ich es betitelt habe, Erfahrungen eines auch Gitarrenanfänger (knapp 2 Jahre) und keine Profi-Tips

* Oft weniger ist mehr
Oft wirken 3 Töne im Groove mit anschliessender Pause um einiges mehr als ein Run von links oben nach ganz rechts unten auf mit vielen Slides und Wahnsinnsgeschwindigkeit.
Manchmal ists umgekehrt. Erkennen wann was besser ist muss das Ohr und das brauch die Erfahrung das man es einfach oft versucht.

* Harmonielehre erleben ( Verstehen schön und gut aber erleben ist wichtiger).
Harmonielehre lässt sich im einfachsten darauf herunterbrechen das es eigentlich im Grundkern um Ruhepol - Spannung - Auflösung geht. Mann muss I - IV - V nicht theoretisch komplett verstehen aber erleben sollte man es. Denn gerade Solos verhalten sich nach dem selben Grundsatz. Spannung erzeugen, den Höhrer mitreissen und ihn auf dem Spannungspunkt nicht stehen lassen sondern wieder heim in den Grooven holen.
Ich habe Harmonielehre Bücher gelesen und kann Gegenklang, Parallele usw verstehen ( mein Wissen reicht um manchen Thread im Theorieforum folgen zu können). Aber das habe ich mir nicht angelernt weil man es können muss sondern eher weil ich es verstehen wollte.
Aber den Grundsatz der Harmonielehre Ruhepol - Spannung - Auflösung sollte man spielen um das Feeling zu verinnerlichen. Hier hilft als einstieg ein ganz normaler 12 - Bar Blues.


Wie gesagt: Ich bin kein Profi und der eine oder andere erfahrene Gitarrenspieler mag sich vielleicht die Haare raufen und anderer Meinung sein. Auch gabs hier mal eine Diskussion darüber ob es Sinnvoll ist ob Anfänger Tips anderen Anfänger geben usw.
Daher nochmal ganz klar ausgeschrieben das sind meine Erfahrungen die ich als auch Gitarrenanfänger für mich so gemacht habe. Da ist nichts in Stein gemeisselt aber vielleicht hat der eine oder andere ähnliche Erfahrungen oder ganz andere und daher eher eine Diskussionsgrundlage.
 
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Tolle Idee, dieses Thema müsste eigentlich immer Interessenten finden!

Zum Punkt "Wie kann es weitergehen" kann ich folgende aktuelle Erfahrung beitragen:

ohne viel Aufwand kann man zur Lage 1 die Erweiterung nach oben und unten lernen (das sind quasi Ausschnitte der angrenzenden Lagen auf 2 oder 3 Saiten). Als Tabulatur z.B. beschrieben in Troy Stetinas "The Ultimate Scale Book" - bei einem Preis von 5,95 EUR eigentlich Pflichtlektüre für jeden Gitarristen.

eins von Millionen Videos dazu (D-Moll Pentatonik, 1. Lage mit Extensions, mit etwas "Speed")

oder langsamer und deutlicher (A-Moll Pentatonik, 1. Lage mit Extensions)



Als nächstes empfehle ich, die Lage 4 lernen, ebenfalls mit Extensions nach oben und unten, dann hat man quasi das gesamte Griffbrett abgedeckt. Meiner Erfahrung nach hat man mit Pattern 1 und 4 die zwei wichtigsten Lagen intus, auf denen man herumdudeln kann und für die es unzählige Licks gibt.
Die Pattern 2, 3 und 5 dienen zunächst in Form der Extensions als Verbindung zwischen 1 und 4. Nach und nach kann man sich diese Pattern dann auch noch vollständig erschließen.

(alles ohne Gewähr, beruht nur auf eigener Erfahrung mit Lern-DVDs und Videos)
 
Hi! Super Ihr Beiden, vielen Dank! Da ich noch ganz am Anfang bin, werd ich erst einmal mein einfaches Wissen festigen und meine Ohren und Hände daran gewöhnen - auch wenn es nur ein gaaaanz einfaches "Solo" ist. Variationen davon klappen schon echt super.

Ich werde erst danach, wenn ich ein wirklich sicheres Gefühl habe, den nächsten Schritt gehen - dafür habt Ihr tolle Tipps gegeben.

Kleiner Tipp von mir noch:
Ich spiele mir mit GarageBand und dem Autodrummer immer eine "Loop" ein. Das klappt prima, ich kann schön unsere eigenen Lieder als Rhytmusgitarre einspielen und dann loopen lassen und so schön auf Tempo improvisieren und üben.

Klingt gleich auch viel besser, wenn es das eigene Lied ist :)
 
Hey super geile Beitrag, ich hoffe damit komme ich Stück weiter.
 
Ich drück Dir die Daumen! :)
 

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