Midas Venice U 24 - Das erste Konzert im Jugendzentrum

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Zu Beginn meiner musikalischen Laufbahn vor über 10 Jahren stolperte ich irgendwann über Gutes aus dem Königreich. Led Zeppelin, Deep Purple und Black Sabbath drehten sich am Plattenteller und ließen meine Finger über die Gitarre gleiten, doch schon kurze Zeit später fand ich mich das erste mal hinter einem Mischpult wieder. Wissbegierig wälzte ich Kataloge und Zeitschriften. Internet war da, aber bei weitem noch nicht allgegenwärtig und dann sah ich Sie das erste Mal, eine Konsole des englischen Herstellers MIDAS.
Ich weiß nicht mehr genau welches Pult es war, aber es war groß und bunt, sah unglaublich professionell aus und löste sofort ein "will haben" aus.
Während Tonträger englischer Klassiker ohne Probleme zu bekommen waren, blieb mir ein Midas Pult, jeglicher Größenordnung, lange verwehrt, bis jetzt....

IMG_2475 - Kopie.jpg

….. und zwar bis zu dem Tag an die Jungs von Midas ein Pult rausrückten, um es hier im Board zu verlosen. Danke für diese Chance!

Vor einiger Zeit kam nun das Pult an, und nach dem Auspacken und dem ersten Anfassen, ist es das Schönste das Pult aufzubauen. Also ab zum Jugendzentrum.

Das Venice U-24 bietet als kleine Desktopkonsole 16 Monokanäle, 2 Stereo Returns, und 4 vollwertige Stereokanäle. Als Ausgänge stehen neben Stereomaster und Mono-Out, noch 6 Auxwege, die alle pre/post schaltbar sind, 4 Subgruppen, mit Inserts und eine kleine Matrix, die z.B. eine Zonenbeschallung ermöglicht, zur Verfügung. Zusätzlich hat das Mischpult eine 8in/8out USB-Schnittstelle.

Die Monokanäle bieten alles was man erwartet, Low-Cut, Phase-Reverse, 48V Phantom pro Kanal und einen Padschalter, aber eines erwartet man nicht, den EQ mit 4 semi-parametrischen Bändern. Dieser wird bedient über gestackte Poti, wobei der untere Ring die Frequenz ändert und das obere Poti die Absenkung oder Anhebung regelt. Auf der Rückseite finden sich Insert, Direct-Out, Line-in und der Mikrofonanschluss.
Die zusätzlichen Ausspielwege nennen sich Mon 1-2 und Aux 1-4, somit sind es in der Summe 6. Neben der Tatsache, dass sich alle Wege global pre/post Fader schalten lassen, kann man Monitor 1&2 in jedem Kanal pre/post EQ schalten.
Bei den Monitorwegen, habe ich mich für die Auxwege 1-4 entschieden, so dass entgegen der Beschriftung, die Aux-Wege mit der Bezeichnung "Monitor" für eventuelle Effekt Maschinen von Gast Techs übrigbleiben. Das Jugendzentrum selbst verfügt über keine Effekte. Anfangs war ich ein wenig durch die farbliche Kennzeichnung in 2er Gruppen und der Lage unter den FX-Reglern irritiert, dies legte sich jedoch nach kurzer Zeit und ich griff nicht mehr daneben, als die Musiker ihre Monitore versorgt haben wollten.
Durch die Warnungen hier im Board, könnte ich den Limitertest per Phantomspeisung verhindern, auch bei diesem Pult wird alles was möglich ist auf die Ausgänge geschossen, sobald man den 48V Knopf drückt. Gar nicht schön und in einem Jugendzentrum mehr als gefährlich.

Beim ersten Einpegeln der Signale freue ich mich über die kleinen 4er LED-Ketten in jedem Kanalzug, dazu gibt es auch noch die Möglichkeit sich den Pegel per "Solo" Knopf auf eine größere LED-Kette zu holen, und sie pre-Fader und after-Fader abzuhören. EQ Einstellungen waren waren zunächst schwierig zu regeln, aber mit der neu erlernten Grifftechnik, seitlich mit dem Zeigefinger, wurde ich auch dort schneller. Durch die semiparametrik im höchsten und tiefsten Band eröffnen sich neue Möglichkeiten der Klanggestaltung. Auffällig war das sehr direkte Einrasten der Mittelstellung bei den Gain Potis des Eqs.



Die Stereokanäle sind als Dual Kanäle ausgelegt, das heißt sie bieten neben dem Stereo-Line Eingang ebenfalls ein Mikrofon Preamp. Beide Eingänge haben einen eigenen Gain-Regler. Der EQ hat 4 Bänder mit festen Frequenzen und dient stets beiden Eingängen, so dass eine gleichzeitige Nutzung nich möglich ist. Ein Schalter der den Stereoeingang direkt auf die Summe routet, wäre ein plus der Flexibilität.
Beim Konzert lief darüber lediglich mein Notebook für Pausenmusik und Intros der Bands.

Die Talkback-Sektion ist ausgestattet mit einem XLR Anschluss auf der Oberseite, welcher stets 48V anliegen hat, so lassen sich auch Kondensator Schwanenhals Mikrofone anschließen. Wir haben uns für ein the "t.bone GM 5212" von thomann entschieden. Beim Konzert hat sich gezeigt, dass das klanglich keine schlechte Wahl war. Das Mikrofon lässt sich per Schalter (nicht Taster) aktivieren und auf "Mon 1-2", Aux 1-4 und die Summe routen, daher auch die Endscheidung Aux 1-4 für die Monitore zu verwenden.
Der Gainregler arbeitet im Bereich von +10 bis +60db, das war für das Mikrofon eigentlich zu schon viel, gerne hätte ich noch weiter runter regeln wollen, oder am Besten gleich einen PAD-Schalter ;)
Zwischenzeitlich gabs auch ein wenig Verwirrung bei der Funktionweise der Solo Funktion, ich hatte erwartet, dass man die Summe hört, wenn keine Solo-Knopf gedrückt ist, tatsächlich hört man aber nix, hier das passende Bild dazu


IMG_2660.jpg

Auf dem Bild und auch im Video erkennt lässt sich das Chaos am FOH erahnen. Für den Test habe ich mein Siderack mitgebracht und habe dafür den Harting-Splitt von meinem anderen Pult abgenommen, der nun lose auf dem Tisch liegt. Ebenso liegt dort der Controller für die PA. Diesen Tipp habe ich mehrfach im Board gelesen und wollte es mal testen. Abgerundet wird das Aufgebot durch zwei Notebooks und Lichtpult.

Zu guter letzt haben wir auch die USB Schnittstelle unter die Lupe genommen. Dabei stütze ich mich auf zwei User aus dem Board, die ebenfalls im Jugendzentrum ein und ausgehen. So wurde das Notebook von "Stateradio" genommen, um dort das beiliegende Programm REASON zu installieren. User "Chess" kam vor dem Konzert vorbei und richtete es ein, leider kam es zu Artefakten bei der Aufnahme und in Ermangelung von Zeit und Kenntnis dieses Programms, wurde entschieden, dass wir auf das Programm "Kristal Audio Engine" umsteigen. Die Installation lief ebenso problemlos und wir konnten Signale aus dem Pult in den PC schicken, aufnehmen und wieder zum Pult zurückschicken. Hier gabs zwar keine Artefakte, dafür stürzte das Programm regelmäßig ab. Dennoch schon mal ein Beweis, dass das Pult auch mit einem anderen Programm funktioniert. Die Abstürze schieben wir zunächst mal auf das Notebook.

Das Pult bietet die Möglichkeit 6 Auxwege, 4 Subgruppen, 2 Matrixausgänge und den Stereomaster zum USB zu routen, um maximal acht Wege gleichzeitig aufzunehmen. Da wir den Live-Betrieb nicht gefährden wollten, blieben nur die Stereosumme und Mon 1&2 übrig. Die Idee uns über nicht verwendete Subgruppen 4 weitere Kanäle bereitzuhalten, scheiterte am Routing der Signale auf eine Monosubgruppe, und zwar ohne dass es Auswirkungen und Abhängigkeiten auf der PA während des Live-Betrieb gibt. Die Idee ist aber noch nicht ganz aufgegeben.
Wir nahmen zum einen die Summe und zum anderen mit 2 Kondenstormikrofonen in AB Ausrichtung auf die Bühne gerichtet über Mon 1&2 auf.
Letztlich haben wir den ganzen Abend mit geschnitten, jedoch ist alles den Abstürzen zum Opfer gefallen, besonders bei der zweiten Band des Abend, voller Freude, das 49 Minuten Konzert zu speichern, wurde mit "Keine Rückmeldung" belohnt.
Dennoch konnten wir einen kleinen Teil des Abends retten, um die Aufnahme Qualität aufzuzeigen, alles natürlich unbearbeitet.

https://soundcloud.com/catfishbluesmb/venice-summe-und-mikro
https://soundcloud.com/catfishbluesmb/venice-summe
https://soundcloud.com/catfishbluesmb/venice-mikro


Eine weitere sehr interessante Option der USB Schnittstelle ist, dass man damit per Software Effekte für den Live-Betrieb generieren, und per USB "verschicken" kann. Das spart Kabel und Platz am FOH und bietet viele Effekte aus dem PC (natürlich je nach Software). Auch hier blieben nur Mon1&2 als Aux-Send über, da 4 Wege für Monitoring schnell vergeben sind. Irgendwie schneint mir, das man stets zu wenig Aux-Wege hat :)


Während der Arbeit mit dem Mischpult zeigte sich, dass der EQ in dieser Preisklasse einmalig ist, 4 semiparametrische Bänder, das bietet kein analoges Pult unter 2000 Euro. Insgesamt ist das Pult sehr kompakt, und zwar besonders bei den EQs der Monokanäle, bei uns im Jugendzentrum seh ich keine Probleme, da stressige Situationen eher selten sind, in einem Umfeld mit mehr Zeitdruck wird der ein oder andere sicher über den geringen Abstand fluchen. Die digitale Schnittstelle wird Live für einen Summenmitschnitt interessant sein, ebenso für die probenden Bands um einfache Aufnahmen zu realisieren.


Am Ende bleibt, dass ich immer noch kein Mischpult von Midas besitze, jedoch im Wissen mit diesem Pult eine gute Tat getan zu haben und erfreue mich weiterhin an anderen musikalischen Urgesteinen von der Insel, die in meinem CD-Regal wohnen :rock:
 
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Irgendwie schneint mir, das man stets zu wenig Aux-Wege hat :)

In der Größenordnung an Pulten ging mir das auch immer so.
Später - in der Analogliga Größe Soundcraft MH2 oder gar mit flexiblen Digitalpulten (iLive mit iDr48) relativiert sich das Problem.
8 Stereoeffekte und 12 Monitorwege, mit der iLive kein Problem. Aber selbst im Sommer muss ich diesmal zwei iDrs verwenden, um genügend Monitorwege zu haben (8x Stereo IEM, + 8 Wege konventionelles Monitoring, 8 Stereoeffekte für FOH, diverse Matrix Ausspielwege für Delay, Infill, Subweg, stream). Ich will mir garnicht das analoge Flaggschiff vorstellen, was soviel Auxe hat :-D
 
Moin,

nun ist es bald ein Jahr her und da ich letztens wieder Gelegenheit hatte das Pult zu bedienen ein paar Ergänzungen.

Als sinnvolles Zubehör wurde ein Case gekauft, nach mehreren Angeboten haben wir uns für Mega-Case endschieden. Es war der günstigste Anbieter, zumal es zu diesem Zeitpunkt noch keine Cases von der Stange gab.

Bei der Ausstattung des Pultes gibt es in jedem Fall einen Pluspunkt für die beiden Lampenanschlüsse. Viele Pulte geizen an dieser Stelle und man lässt sich zu Bastellösungen hinreißen. Das selbst so ein kleiner Live Mixer über eine Talkback Sektion (klein, aber sinnvoll bestückt) verfügt ist eine wunderbare Sache, denn sonst hat man auch hier irgendeine Zwischenlösung hernimmt, die meist wieder einen Kanal frisst.
Der EQ ist in der Tat etwas anders als ich es gewohnt bin, aber nach etwas Eingewöhnung, kommt man damit gut zurecht, und hat aufgrund der vier Bänder gute Möglichkeiten zum Eingriff in den Klang. Dank schmaler Finger habe ich keine Probleme mit der Enge des Pultes. Für mich sind LED Ketten pro Kanal ein wichtiges Hilfsmittel, um die Pegel schnell im Blick zu haben.

Ich bin ein großer Fan des Allen&Heath Mix Wizard 16:2, das Midas Venice U 24 setzt noch ein paar sinnvolle Features obendrauf. Einige wurden bereits genannt, weitere sind naürlich die 4 Stereo Kanäle und die 4 Subgruppen.

Neben viel Lob bleibt jedoch auch Kritik. Die Nummerierung der Aux-Wege macht nach wie vor keinen Sinn, ein "1-6" von oben nach unten, und wegen mir auch von unten nach oben, hätte es übersichtlicher gestaltet. Ich vergreife mich nach wie vor.
Der größte Minuspunkt bleibt für mich der 48V Schalter je Kanal. Drücken des Schalters jagt vollen Ausschlag auf die LED Ketten, und leider auch auf die Ausgänge. Es kommt durchaus vor, das leichtfertig 48V gedrückt wird, ohne dass der Kanal gemuted ist. Bei vielen Pulten ist es das kleinere übel, beim Midas ein großer Knall auf der PA.

Grüße cat...
 
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...aber im Regelfall mutet man nicht, wenn man Phantom braucht.

in welchem nur denkbaren Universen ist genau das der Regelfall? Jede grobe Änderung, und das ist auch das Ein- bzw Ausschalten der Phantomspeisung, ist imo nur im gemuteten Zustand zu machen. Meist ist ja nicht mal das Pult der Verursacher des knalls sondern das Mikro oder die DI Box usw.
 
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und das ist auch das Ein- bzw Ausschalten der Phantomspeisung, ist imo nur im gemuteten Zustand zu machen.

Moin,

ich arbeite mit Allen & Heath Pulten vom Wizard über GL bis ML, und habe da keine Probleme, ob nun gemutet oder nicht.

An fremden/unbekannten Pulten Mute ich selbstverständlich.
Jedoch kann ich an meinen Pulten, mit meinem Material das kleine Knistern, Klicken, Knacken oder wie auch immer man es nennen will, durchaus verantworten, wenn es überhaupt auftritt.

Den großen Zonk, den das Midas Pult raushaut, ist definitiv ungesund und ist damit ein Minuspunkt ungeachtet der Diskussion, ob Kanäle nun zu muten sind oder eben nicht. Zudem es sich erübrigt, da man sich sich ja die Phantomspeisung im Zuge des Einrichtens des Pultes einschaltet, Mikrofone werden ja nicht plötzlich zum Kondensator :rolleyes:

Grüße Cat....
 
Jede grobe Änderung, und das ist auch das Ein- bzw Ausschalten der Phantomspeisung, ist imo nur im gemuteten Zustand zu machen. Meist ist ja nicht mal das Pult der Verursacher des knalls sondern das Mikro oder die DI Box usw.
Ähm ... in welchem Universum ist das der Fall :bang:

Bei jedem normalen Pult kann man die Phantomspeisung im laufenden Betrieb schalten ohne das es knallt.
Häufig genug vergeß ich die +48V zu schalten und wunder mich, warum grad nix auf dem Kanal kommt ... AHHH da war doch was ... die Grenzfläche braucht Phantom ... also +48V Knöpfchen bei offenem Kanal gedrückt und die Bassdrum macht BUMM BUMM aus der Anlage ohne Knall.

Hier hat Midas nicht zum ersten Mal Mist gebaut ... auch beim Verona bestand dieser Rotstift-Ingenieurs-Fehler schon. Dummerweise gibt das Venice alles was die OP-Amps leisten können am Ausgang raus ... also irgendwas um +24dBu :(
Ich bin kein Elektroniker ... man möge mich also berichtigen ... aber der Fehler läßt sich mit einem simplen Grundbauteil (ich dächte ein Condensator) verhindern.
 
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