Mundstücke - Grundlagen

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farinelli
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Liebe KollegInnen,

ich suche eine Art Standardwerk zum Zusammenhang zwischen technischen Details auf der einen Seite und Physiognomie und Klang auf der anderen Seite. Es gibt zwar einige Seiten im Internet, ich würde aber gerne etwas brauchbares in der Hand halten.

Würde mich über ein paar Hinweise freuen.
 
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Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Was meinst Du mit Physionomie, die Lippenform und Zahnstellung?

Das hat nach meiner Erfahrung aus bald 25 Jahren Trompete spielen nichts mit der Wahl der Mundstücks zu tun. Eine gegenüber der Normalform zu extrem abweichende Zahnstellung oder Kieferstellung kann das Erlernen eines brauchbaren Ansatzes natürlich behindern und im schlimmsten Fall unmöglich machen.

Je besser und korrekter der Ansatz ausgebildet ist, desto unabhängiger ist man von der Mundstückgröße (Innendurchmesser, Randform).
Klassiker bevorzugen häufig ziemlich großvolumige Mundstücke. Das ist zum einen eine etwas 60-jährige Tradtion, seit der berühmte Orchestertrompeter Adolph Herseth nach einem Autounfall mit Lippenverletzung darauf kam. Zuvor spielte er das unsinnigerweise oft als "Anfängermundstück" bezeichnete Bach 7C auf einer Bach Mt. Vernon C-Trompete.

Auf großen Kesseln haben auch Amateure den für Klassik erstrebten dunklen Ton und zudem einen etwas größeren Bereich, in dem Töne zentriert erwischt werden. Die schwerer erreichbare Höhe und Brillianz spielen für diese Spieler meist keine besondere Rolle.
Umgekehrt spielen viele sehr bekannte Trompeter durchschnittliche bis kleine Größen, z.B. Jens Lindemann, Allen Vizzutti, Arturo Sandoval sowie ein Großteil der Jazzer.

Was Du auf den Websites der renommierten Hersteller Joe Marcinkiewicz und Gary Radtke lesen kannst, erklärt jeden denkbaren technischen Aspekt der Mundstücke mit den Folgen für Spielbarkeit und Klang recht gut.
Eine Buchveröffentlichung oder im Vergleich zu den genannten Websites noch detailliertere Kapitel in Büchern sind mir dazu nicht bekannt.

Auf den Seiten des Instituts für Wiener Klangstil sind vielfältige Forschungsergebnisse veröffentlicht, auch verschiedene Magisterarbeiten usw. Vielleicht findet sich da noch etwas.
 
Zuletzt bearbeitet:
@zonquer: Mit Physiognomie meine ich alles, was mit der Eigenart der Gesichtszüge des einzelnen Spielers zu tun hat... ;-)

Danke für die Beiträge. Ich muss mir das mal demnächst durchsehen. Ist ja keine leichte Kost.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Ok, andere Gesichtsmerkmale als die von mir genannten haben m.E. ebenfalls rein gar nichts mit der Mundstückwahl zu tun, soweit es Trompeten betrifft.

Bekanntlich sind die Mundstücke tieferer Blechbläser anders gebaut. Die von Posaunen und Tuben haben größere Dimensionen, aber grundsätzlich vergleichbare Formen.

Hörner fallen 'raus, deren Mundstücke sind auffallend schmalrandiger und besitzen einen "Trichter" statt "Kessel".
Im Gegensatz zu den sonstigen Ansatz-Gepflogenheiten ist bei Hornisten häufig auch das Einsetzen des Mundstücks in die Unterlippe zu beobachten.
Trichter findet man folgerichtig auch bei Flügelhornmundstücken, aber mit Rändern wie bei Trompetenmundstücken üblich.
In der Blasmusik gibt es auch eine Tradition, Flügelhörner mit Kesselmundstücken zu spielen. Das kann, aber muss nicht immer an der "Faulheit" von Bläsern liegen, die sich nicht umstellen wollen.

Dann finden sich noch Mundstücke, die nicht eindeutig einzuordnen sind, z.B. Trompetenmundstücke mit unterschiedlich ausgeprägtem Trichter statt Kessel und Mischformen daraus. Dies soll bestimmte Klangvorstellungen erleichtern, wie überhaupt die Dimensionierung dem Klangideal und der Anforderung folgt.
Ein Lead-Trompete in der BigBand wird meist auf entsprechend flachen Mundstücken gespielt, um das ausdauernde Spielen in der Höhe (viele Töne in der dreigestrichenen Oktav) zu erleichtern.
Mahler V wird sicher auf einem deutlich tieferen Kessel gespielt, weil es um dunklen Klang geht.
Mit einer Standardgröße kommt man aber auch ganz gut durch alle Stilistiken, wenn man am persönlichen Klang und seinen Voraussetzungen (Klangvorstellung, Atemtechnik-Stütze, Ansatz, Zunge...) arbeitet.
Es gibt etliche Trompeten-Profis in Klassik und Jazz, die Mundstücke spielen, die der landläufigen Vorstellung widersprechen (Herseth vor seiner Lippenverletzung, Lindemann, Vizzutti, Sandoval, Th. Gansch).

Eine kleine Übersicht, wer was spielt(e), findet sich hier: http://abel.hive.no/trumpet/playerhorn/
 
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  • Gelöscht von HaraldS
  • Grund: Ein Smiley alleine reicht noch nicht für einen aussagekräftigen Beitrag...wenn du was beitragen möch

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