MUSS Klassik sein?

Cogrun
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Ich fange jetzt wieder "ernsthaft" mit dem Klavierspielen an. Meine Zielgebiete sind Rock,
Pop und Jazz. Ziel ist eine möglichst schnelle Auftrittsreife in diesen Stilrichtungen.

Vor unzähligen Jahren hatte ich mal Orgel- und ein wenig Klavierunterricht. Also kenne ich die Basics.

Mir drängt sich aber nun die Frage auf, ob ich, um schnell wieder gut in Form zu kommen, wieder mit klassischen Etüden anfangen (was ja auch zum Wiedereinstieg ins Notenlesen nicht schlecht wäre) oder mich direkt auf meine Zielgebiete stürzen soll.

Was meint Ihr?
 
Eigenschaft
 
Ich denke es ist nicht nötig mit Klassik anzufangen. Ich habe 14 Jahre lang kein Klassik gespielt, hatte aber mit der Musikrichtung, die ich gespielt habe nie Probleme deswegen gehabt.
Inzwischen mag ich auch Klassik sehr gerne. Das einzige was ich merke, ist dass meine linke Hand manchmal Schwierigkeiten bekommt.

BurtaN
 
Ich stell mir selbst zur Zeit die selbe Frage, aber so wie ich das bisher mitbekommen habe, ist wohl eben Klassik deshalb so hilfreich weil man einfach beide Hände wirklich exzessiv benützt und so die Fähigkeiten beider Hände sehr gut ausbaut.

Mein Ziel geht ist wohl auch eine Mischung aus Klassik, Rock, Jazz etc. aber ich möchte viel alleine Spielen und es soll sich auch gut anhören, was dann natürlich zu dem Problem führt, dass ich zB. wenn ich ein Lied covern werde in ferner Zukunft ^^, wohl nicht nur die Piano-Spur sondern zB. synchron auch melodische Parts anderer Instrumente/Gesang mitspielen möchte, und hier wird das ganze dann eben doch etwas komplizierter da beide Hände wesentlich komplexer agieren möchten, deshalb habe ich mich auch entschied vorerst klassischen Unterricht zu nehmen und sobald ich ein angenehmes Niveau erreicht habe eben nebenher schon andere Sachen zu spielen und vielleicht auch später auch beim Lehrer stärker auf andere Musikrichtungen einsteige, aber ich will jedenfalls nicht in 2 Jahren dasitzen und merken, das ich technisch scheitere an schwereren Stücken weil beispielsweise meine Linke hand nicht so gut traniert ist.

mfg
 
Ich bin bisher vollkommen ohne Klassik ausgekommen und habe es noch nie vermisst.
Die Schwächen, die ich in der Spieltechnik habe, hätte ich zwar mit einer Klassik-basierten Klavierausbildung wahrscheinlich nicht, was allerdings weniger an der Klassik, sondern viel mehr am Klavier liegen dürfte. Ich habe halt seinerzeit mit Keyboard angefangen, und was da mit der linken Hand passiert wissen wir ja alle... :rolleyes:
(Für alle die es nicht wissen: Die Antwort lautet "nix.")

Es geht also auf jeden Fall ohne. Aber wenn mans mag, kann man ja trotzdem mal wieder ein bisschen reinschnuppern... tut ja nicht weh :)
 
Stimmt. Weh tuts nicht. Aber es kann (!) frustrierend sein. Ich habe mich die letzten zwei Tage abends an Kinderetüden (!!) gesetzt. Meine Güte. Ich kann Fm7b5 greifen, aber so eine einfache Begleitung mit der linken Hand macht Probleme ... ich fass es nicht. Auch scheint das Notenlesen wirklich verlernbar zu sein.

Andererseits will ich, da ich öfter die Möglichkeit habe, richtig schöne Flügel zu bespielen, auch "standesgemäße" Sachen spielen können.
 
Ich finde Klassik gut für die Technik & Ausdruck. Man muss sich ja zwingend an die Notation halten, wobei man beim Jazz/Pop/Rock eher mit Leadsheets spielt und sich so den einfachsten Weg wählen kann.
Wobei eine gute Technik für Jazz eigentlich unabdingbar ist.
Pop/Rock geht auch so, irgendwie.

Also:
Wenn du Unterricht in RIchtung klassisches Klavier bekommst, kriegst du auch genug Technik mit, es geht hier nicht ohne.
Beim Jazz geht es auch nicht ohne, aber hier ist die Wahrscheinlichket grösser technikfreien Unterricht zu bekommen.
Bei Pop/Rock naja, da ist Technik eher hinderlich.... ;)
 
Wenn Du den entsprechenden Lehrer hast, geht beides gleichzeitig! Ich hatte damals immer einen Teil der Stunde mit klassischen Etüden und Bach zugebracht, dann ging es an das Leadsheet-Spielen (Jazz-Durchdenken) und an Rock-/Pop-Sachen die ich spielen wollte.

PS: Mein Lehrer ist studierter Jazz-Pianist.
 
Ich habe 11 Jahre klassischen Klavierunterricht bekommen. Schön wars, erst zum Schluss nicht mehr, denn der Jazz war einfach interessanter, aber Ausbildung in Technik, Gehör und Ausdruck möchte ich nicht missen.
Nach wiederum 10 Jahren Jazz ist davon in direkter Form nicht viel übrig geblieben, aber als Grundlage dennoch wertvoll.

Aber um auf die Eingangsfrage zurückzukehren: Es MUSS nicht unbedingt sein. Ein paar Etüden zur Fingerübung sind aber sicherlich keine schlechte Idee.
 
Ich kann Fm7b5 greifen, aber so eine einfache Begleitung mit der linken Hand macht Probleme ... ich fass es nicht. Auch scheint das Notenlesen wirklich verlernbar zu sein.
Ich glaube aber, das ist aber nur Übungssache (im Sinne von Gewohnheit/Geläufigkeit). Es ist ja nicht "schwierig", einen Fm7b5 zu greifen, sondern in "Echtzeit" zu wissen, welche Töne man da wie spielen muß. Wenn ein nicht-Jazzer G7#5#9 sieht, muß er wahrscheinlich auch erst mal "rechnen"...
Das "Verkümmern" der linken Hand rührt aber meines Erachtens (auch aus eigener leidvoller Erfahrung) eher daher, daß man im Bandkontext mit der linken Hand oft keine oder zumindest keine sehr anspruchsvollen Sachen spielt, schon allein deshalb, um dem Bassisten nicht in die Quere zu kommen.
Aber keiner kann behaupten, daß im Jazz (im Trio oder bei Solo-Piano) die linke Hand nichts zu tun hätte. Beispielsweise angefangen bei der Urzeit und Scott Joplins Maple Leaf Rag ist die linke Hand durchaus beschäftigt, vor allem mit großen Sprüngen.
Um Teddy Wilson nachspielen zu können, braucht man Pranken wie ein Eisbär usw. usw...

Wenn Du den entsprechenden Lehrer hast, geht beides gleichzeitig! Ich hatte damals immer einen Teil der Stunde mit klassischen Etüden und Bach zugebracht, dann ging es an das Leadsheet-Spielen (Jazz-Durchdenken) und an Rock-/Pop-Sachen die ich spielen wollte.

PS: Mein Lehrer ist studierter Jazz-Pianist.
Du Glückliche! Zu "meiner Zeit" (80er) war das aber leider noch so, daß man in Deutschland keinen Jazz studieren konnte, weil er wohl in den erlauchten Klassik-Kreisen als "unwürdig" und "Negermusik" (entschuldigt den Ausdruck, aber es wurde wirklich so gesehen) betrachtet wurde.
Wenn außergewöhnlich fähige Musiker wie Nigel Kennedy massive Schwierigkeiten bekommen, nur weil sie sich "herablassen", aus Jux und Dollerei in Jazz-Kellern zu spielen, dann ist doch klar, daß sich niemand traute, über den klassischen Tellerrand zu schauen...

Im Unterricht bedeutete dies eine unüberbrückbare Barriere zwischen Klassik und Jazz, gefördert durch aktives Nicht-wissen-wollen. Harmonielehre ist für die praktische Ausführung von klassischer Musik auch nicht zwingend erforderlich, denn es ist ja alles ausnotiert (den bezifferten Generalbaß kann man ignorieren, ist eh aus der Mode gekommen).

Ich kenne Musiker, die dank "klassischer" Ausbildung mit aberwitzigem Können fast alles vom Blatt spielen, aber nicht in der Lage sind, "O du fröhliche" aus dem Stegreif zu begleiten ;)

Um die Brücke zu schlagen, habe ich eine Seite aus Frank Sikoras "Neue Jazz-Harmonielehre" anghängt: er versieht Johann Sebastian Bachs Invention Nr. 4 mit Chord-Symbols (und da kommt auch ein Em7b5 vor, lieber Cogrun ;)) und zeigt auf, daß Luiz Bonfás Orfeu Negro einen vergleichbaren harmonischen Wechsel von Moll nach Dur aufweist :cool:
Lustiges Beispiel, wie ich finde, und vielleicht eine Alternative zu Kinderetüden ;)

Viele Grüße
Torsten
 

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Wenn ich von München nach Hamburg will kann ich entweder direkt fliegen oder erst von München nach Tokio und von dort aus nach Hamburg. Wenn ich auch nach Tokio will ist, ist letzteres eine gute Lösung, wenn ich dort eigentlich gar nicht hin muss, ist es ein Umweg. Nach Hamburg komm ich aber so oder so.
 
Auch ne Sichtweise von Templeton Peck.
Schön wär's aber doch, wenn man mal Tokio kennengelernt hat, alleine schon wenn man mal einen Japaner trifft, um sich mit ihm "unterhalten" zu können, wenn auch nicht gleich auf Japanisch, aber über die Sehenswürdigkeiten.

Zum Thema: Ich finde es wichtig, ein wenig Klassikkenntnisse zu haben, auch das eine oder andere spielen zu können. In der Rock-, Jazz- und Pop-Musik gab es und gibt es auch immer wieder Klassik-Elemente, und wenn sie nur als kurze Ausschmückungen eingebaut sind. Sei es Deep Purple oder Queen, die sich reichlich Klassik-elementen bedient haben oder Satriani, der ganze Klassik-Werke verrockt hat.
Gerade bei einem Keyboarder finde ich es immer wieder beeindruckend, wenn er Songs mit einem klassischen Intro einleitet, oder wie es viele machen ein klassisches Werk als Grundlage für ihr Solo verwenden. Gutes Beispiel: Jordan Rudess.
 
In der Klassik gibt es halt auch schon diese Liedgattung, die das Studieren/Lernen im Titel hat. Ich weiß nicht, wie der aktuelle Stand der Musikpädagogik dazu ist, aber die Intention der Etüden ist es ja, den Instrumentalisten gezielt in bestimmten Techniken zu verbessern, während man nach dem Proben eines Songs im schlechtesten Fall nur diesen Song beherrscht.
Ich selbst habs bisher ganz gut ohne Klassik geschafft, aber ich sitz auch zwischen nem Top Bassisten und nem Super Gitarristen, da hab ich eh nicht mehr viel zu tun, als ab und zu nen spannenden Synthsound aufzutragen. Solokonzerte würde ich mir derzeit kaum zutrauen, aber hier liegen schon seit nem halben Jahr so Jazz-Etüden von einem gewissen Herrn Peterson rum. Vielleicht geh ich die endlich mal ernsthaft an.
 

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