Noten nachhaltiger erlernen

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Hallo zusammen,

ich spiele schon seit über 19 Jahren E-Gitarre. Ich brachte mir das Spielen mit Hilfe meines Gehörs und Tabulatoren selber bei und erlernte nie Noten. Um das Nachzuholen, spiele ich seit etwa einem halben Jahr Konzertgitarre. Ich habe mir ein Buch ausgeliehen und mir die Techniken beigebracht. Außerdem habe ich mir das darin enthaltene Bund <--> Noten Diagramm heraus kopiert, um Noten "nachschlagen" zu können. Die Übungen waren aber so einfach und langweilig, dass sie mich nicht motivierten. Also habe ich mich an dieses Stück gewagt:



Ich nahm mir vor, es in einem Jahr spielen zu können, machte aber nachdem sich an meinen Fingern die benötigte Hornhaut bildete, sehr schnell große Fortschritte, da ich diszipliniert und praktisch täglich mit Metronom, richtiger Haltung und Grifftechnik übe. Das Notensheet hatte ich mir gekauft und es verlangt mir eine Menge Aufwand ab, die Noten auf die Gitarre zu übertragen. Mein Problem ist, dass ich die Technik übe und immer besser werde, aber was das Notenlesen angeht, stagniere ich und bin praktisch Analphabet, da ich hauptsächlich immer noch nach Gehör gehe. Ich muss jedesmal das Bund <--> Noten Diagramm herausholen, um die Noten zu interpretieren.

Meine Frage ist, kennt jemand gute unterhaltsame - nicht zu simple - Stücke, mit denen ich nach und nach Noten gut erlernen kann, so dass sie irgendwann in Fleisch und Blut übergehen und ich nicht immer wieder nachschlagen muss?
 
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Was ist denn dein Ziel dabei Noten lernen zu wollen?

So ganz generell ist der Weg zum flüssigen Spiel nach Noten ja "von einfach nach kompliziert". D.h. mit so einem Stück wie dem obigen wirst du da nix lernen, weil du einfach viel zu viel nachschlagen musst und sich das gar nicht festigen kann.
Es geht ja darum bestimmte Muster zu erkennen und die zu verknüpfen mit Positionen auf der Gitarre. Daher ist es eigentlich eher sinnvoll mit sehr einfachen reduzierten Stücken anzufangen um die Basics zu lernen.
Also wirklich Stücke mit 5-6 verschiedenen Noten und dann trainieren die schnell zu erkennen, den Namen zu wissen und die verschiedenen Spielpositionen auf der Gitarre, bis du nicht mehr drüber nachdenken musst.

Um es mal in einem Vergleich zu sagen:
Es ist als würdest du Lesen lernen wollen, aber anstatt dir ein einfaches Buch zu suchen, wo viele Wörter häufig vorkommen und du sie wiedererkennen kannst, nimmst du dir nen lateinischen Text von Cicero und wunderst dich, wieso das so schwierig ist ;-)
Du musst hier deinen spielerischen Anspruch an Stücke von dem Anspruch Noten lernen zu wollen trennen. Stücke die dich spielerisch fordern sind zu kompliziert um daran Noten lernen zu wollen.
Es ist wie Vokabeln lernen. Das macht auch nicht den super Spaß, aber es geht einfach nur sehr schlecht ohne.
 
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Thx für diese fantastische Antwort! Nicht ganz was ich hören wollte, aber manchmal ist das was man will nicht das, was das beste für einen ist. Ich muss mich wohl in Geduld üben! Ok , ich werd' mir wieder ein Buch ausleihen und die Übungen von Anfang an durchgehen. Da gibt es wohl keine "Abkürzungen". Thx, schönen Abend!
 
Es gibt eine alte Gitarrenschule von Nelissen-Nicolai, "Gitarrenschule für Jedermann" , mehrere Bände, preiswert und gut, da lernt man das Gitarre spielen von Anfang an und mit Noten, das kann ich Dir sehr empfehlen, so lernst Du schnell Schritt für Schritt nach Noten zu spielen. Kannst Du auch gebraucht im Internet kaufen, guck Dir die mal an. Alles ist genau Schritt für Schritt bzw. Note für Note erklärt, mit Zeichnungen, das durcharbeiten ist nicht schwer und man kommt schnell voran. Wenn Du schon Gitarre spielen kannst, geht es natürlich dann noch schneller. Da lernst Du die Noten auf jeden Fall.
 
Dann vielleicht noch ein paar Ergänzungen:
Wenn es dir zu langweilig ist, mach dir doch kleine Challenges. Sowas wie "ich schreib die Notennamen unter das nächste Lied in unter x Minuten" und dann guckst du hinterher in Ruhe, wieviele richtig waren. Oder "ich spiel die nächste Notenzeile in x Minuten durch, ohne, dass die Notennamen dranstehen".
Grade so Zeitlimits regen das Hirn an und dann kannst du deine Motivation vielleicht aus sowas ziehen.

Ansonsten: Die Kunst Noten zu lesen besteht eigentlich nicht darin die Notennamen zu wissen und zu wissen wo man das spielen kann.
Das wären die Basics. Es geht aber weit darüber hinaus. Gute Komponisten geben einen Haufen an Zusatzinformationen mit an.
Zum Teil offen sichtbare Infos, wie Fingersätze (1 2 3 4), Lagenangaben (III, VII etc), Saitenangaben (Zahlen in Kreisen), Dynamische Angaben (p, mf, f, fff, crescendo, decrescendo etc), "Tempo"angaben (entweder in BPM oder auch mit interpretatorischem Faktor, also sowas wie "Allegro", "Con Fuoco" etc), Klangangaben (sul tasto, sul ponticello) etc pp
Aber es gibt auch "versteckte" Angaben, die die Interpretation stützen. Etwa durch Verbalkung von Achtel- (Sechzehntel-) Noten, oder in den Taktangaben (Alla breve), Taktartwahl (3/4 oder 6/8) und und und..
Als Beispiel:
Bildschirmfoto 2016-05-19 um 17.43.15.png

In beiden Takten sind Acht Achtelnoten. Es sind aber zwei völlig verschiedene Rhythmen. Möglicherweise bedingt das sogar einen anderen Fingersatz der Anschlaghand (der erste Takt ist sicher i m i m i m i m (oder umgedreht), aber der Zweite könnte auch i m i i m i i m sein). Jedenfalls ist der erste Rhythmus straight (und folgt den natürlichen Betonungen), wohingegen der zweite Takt quasi synkopiert ist und gegen die zweite Betonung spielt

Da gibt es sehr viel zu lernen, und eine ganze Menge steht auch nicht umbedingt in irgendwelchen Lernbüchern, sondern das bekommt man nur durch jemanden, der einen darauf hinweist.
Wirkliche Gitarren-Lehrbücher, die solche Dinge thematisieren.. sind mir ehrlich gesagt nicht bekannt. Das findet man eher in Musiktheoriebüchern. Die setzen aber zumeist die Basics voraus und sind nicht umbedingt didaktisch aufgebaut.

An deiner Stelle würde ich mir jedenfalls erstmal die Grundlagen draufschaffen. Dafür ist eigentlich jedes Anfängerlehrbuch geeignet, wobei dein Fokus eben nicht auf dem Spielen der Lieder, sondern auf dem Noten-Lernen liegen sollte.
Und der ganze Advanced Stuff findet sich dann mit der Zeit an, wenn du mit offenen Augen durch die Welt gehst und alles hinterfragst, bzw dich mit Leuten mal zusammensetzt und drüber sprichst wieso sie was wie interpretieren, Fingersätze wählen etc.
 
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