Recorderman-Technik mit Stützmikros: wohin Snare-Mic? wie BD?

[Deltafox]

So, hallo

nachdem ich so für Proberaumaufnahmen gute Erfahrungen mit der Recordermantechnik gemacht habe und mir zu Weihnachten endlich mal ein eigenes Paar OH-Mikros zulegen will (2x Opus 53, also nich allzu teuer, kommen ja auch noch Kosten für Stative dazu...), wird die Situation kommen, dass ich wieder mal Aufnahmen im Proberaum machen möchte

Zu den OHs wird auf jeden Fall ein Mikro in die BD kommen, außerdem ein Mikro an die Snare, um eben so die 2 "wichtigsten" Elemente des Drumkits auf separaten Spuren zu haben.

Fürs erste soll das mal reichen.

Jetzt aber 2 Fragen:
1.) Wohin mit dem Snare-Mic? Eher von oben oder eher von unten? Ich bin ja persönlich ziemlicher Fan von Teppichgeräusch und würde daher auf "unten" plädieren. Aber macht das Sinn? Verlier ich damit nicht zu viel Kontrolle über die Snare? Dann kann ich ja über diese Spur nicht mehr den Snare-Anteil regeln, sondern in erster linie nur noch den Anteil des Teppich-Geräusches?
Man könnte die Frage auch so formulieren: Kann man mit einer "nur bottom Mikrofonierung" auch schon alleine einen guten Snaresound bekommen? Eher nicht, oder?

2.) Bassdrum... die Overheads nehmen recht wenig Bassanteil auf. Bei unseren letzten Aufnahmen hab ich danachträglich sehr stark mit EQ eingegriffen, was prinzipiell schon auch geht. Es wird auch kein spezielles BD-Mikro zum Einsatz kommen (eher so Beta 58..), daher wird wohl der Bassanteil so oder so etwas unterpräsent sein.
Jetzt hab ich im Prinzip 3 Möglichkeiten:
a) Das Mikro so positionieren dass doch möglichst viel Bass mit drauf is und das was fehlt nachher noch über Multibandkomp., EQ und Bass-Expander herauskitzeln
b) Das Mikro einfach direkt v.a. auf Attack ausrichten, Bassanteil nachher evtl. über getriggerten Sinus dazubringen und/oder wieder per Plugins betonen
c) Doch ein spezielles BD-Mikro zulegen? Allerdings hier die gefürchtete Bedingung: günstig. Würde das Sinn machen und hätte ich da lange Spaß dran bzw. auch noch andere Verwendungsmöglichkeiten? Eigentlich will ich nicht unbedingt in ein One Trick Pony investieren.

 

[Laguna]

Hi,

Sehr interessantes Thema.
Prinzipiell hängt das alles vom Set, der Stimmung, der Stilrichtung, dem gewünschten Sound und nicht zuletzt dem Herrn Schlagzeuger ab.

Snare:
Prinzipiell würde ich die Snare von oben abnehmen, da das Bottom Signal an sich alleine meistens nicht sonderlich viel hergibt. (ich geh aber auch auch voll auf Teppichsound, mic recht flach und recht weit aussen direkt auf den Teppich gerichtet.)
Ich kenne die Opus 53 nicht, alles in allem sollte über die OHs aber prinzipiell bei sinnvoller Aufstellung genug Attack der Snare durchkommen, dass man auch durchaus mal das Mic unten positionieren könnte. Ist aber extrem von Bauweise, Stimmung, Spielweise, Teppich, etc der Snare abhängig.

Evtl. hilft auch moderates (!) Abkleben des Resofelles, einen brauchbareren Sound zu erzeugen.

Alternativ:
Snaremic von oben und den Snareteppichsound faken: Weisses Rauschen auf eine Spur und mit einen Gate immer nur dann aufmachen, wenn die Snare gespielt wird. Klappt erstaunlich gut, selbst in meinen Drummerohren.

Kick:
Da wäre wiedermal die Frage nach dem Sound. Bei nicht allzu heftigen Sachen (bis Rock würde ich sagen) wäre es meine Wahl, ein verfügbares Mic (das Beta 58 sollte das passabel hinbekommen können) vor dem Resonanzfell zu positionieren. Gleiches wie bei Gitarrenboxen: Je weiter aussen, desto bassiger. Je weiter innen, desto mehr Attack und höhenreicher.
Man sollte aber auf Nahbesprechungseffekt, maximalen Schalldruck , Reflexionen (vom Boden) und Übersprecher z.B. der Hihat achten. Damit lässt sich bei sinnvoller Stimmung ein schön warmer Sound erzeugen, der mit einem Kompressor auch gut Attackreich gemacht werden kann.

Wenn das Mic innen rein soll, auf jedenfall extrem viel mit der Position rumprobieren. direkt auf den Beater, nahe beim Schlagfell gibt Attack ohne Ende, je näher das Mic am Schlagfell ist, desto heftiger wirds. (Das können nicht alle Mics ab!) Je weiter man vom Schlagfell und dem Auftreffpunkt des Beaters weggeht, desto Bassiger wird der Sound.
Ein weiterer Parameter ist der Winkel des Mics bzgl des Fells (senkrecht drauf -> Attackreich; je flacher, desto wummeriger wirds)
Eine gute Startposition ist das Mic 1/3 Länge der Kickdrum vom Schlagfell enftfern 2-3 cm neben den Aufschlagpunkt des Beaters gerichtet.
Nahe dem Loch im Resofell extrem vorsichtig sein, dort treten sehr hohe Druckdifferenzen auf, die auch teuere Mics nicht immer abkönnen.

Noch ein paar Allgemeine Tipps:

- Ordentlich Stimmen !
- Snareteppich sinnvoll spannen (nicht zu stark, nicht zu schwach)
- Sound aus den OHs muss prinzipiell erstmal passen. Dann erst andere Mics verwenden.
- OHs steiler (bei AB) => Attackreicher, direkter. (für die Snare von unten Variante bevorzugt)
- Höhe der OHs macht auch einen deutlichen Anteil des Sounds aus.
- Eventuell die Deckenpartien direkt über den OHs dämpfen (Schaumstoff, Decke, etc).
- Kickdrum mit und ohne Resofell versuchen.
- Decke in die Kick (ausser bei Jazz, da lieber ein Dämpfungsring, falls überhaupt)
- Der gute alte Fallam Slam.
- Auch gern gesehen: Falam Slam und dort wo der Beater auftrifft eine Euromünze hingeklebt. => Attack ohne Ende.
- Auch beliebt: Backstein (oder anderes hart reflektierendes Material) in die Kickdrum.


So, ich wünsche viel Spass beim ausprobieren und freue mich schon auf Hörbeispiele!

So Far...
und einen schönen Abend,

Laguna

 

[Deltafox]

sehr gute Tipps dabei, danke dir!

denke mal es wird dann tatsäclich auf folgendes rauslaufen:
Mic in die Bassdrum und versuchen n ausgewogenen Sound mit ner netten Portion Attack aber auch Bass zu bekommen, je nachdem was dann fehlt, kann ich immernoch per Sinus und/oder Kompressor ran
Das Snare Mikro eher seitlich werd ich auf jeden Fall auch probieren und wenn du sogar als Drummer sagst, das mit dem weißen Rauschen klänge gut, geb ich dem tatsächlich auch mal ne Chance. Hatte ich bisher kategorisch ausgeschlossen. Jetzt muss nur bald Weihnachten sein