[Spieltechnik] Verzierungs- und Ausdrucksformen Das Hand-/Fingervibrato / WSI

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Verzierungs- und Ausdrucksformen Das Hand-/Fingervibrato

(Vorab: Den Text am besten Kopieren und ausdrucken)

Ein Ton wird erst dann Musik, wenn er mit Leben erfüllt wird. Dazu gibt es verschiedene sogenante Verzierungstechniken. Zum Beispiel Triller, Bendings, Hammer-on, Pull of, Slides und Vibrato. Alles nix Neues, gibt’s in der Musik schon ewig. Und die E-Git ist ja ein vergleichsweise sehr junges Instrument.

Warum das alles? Weil sonst der Ton, der Ausdruck leblos bleibt. Denn jeder Schimpanse kann eine Gitarrensaite anschlagen. Musik (= Gefüüühhl) ensteht aber nicht davon, dass ein Saite einfach trostlos vor sich hinschwingt.

Beschäftigen wir uns heute mal mit dem Vibrato. Was ist das?

Physikalisch: Ein Ton wird in mehr oder weniger gleichen Abständen höher und wieder tiefer: Abweichung unten < eigentlicher Ton > Abweichung oben.

Musikalisch: Da kann man schön Emotion reinpacken - vom sanften Tonschmeichler bishin zur wuchtigen Aggression.

2 Faktoren sind zu beachten:

1. Zeit: Wie schnell passieren die Schwankunken.
2. Tonhöhe: Wie stark sind die Veränderungen.

Auf der E-Gitarre gibt es zwei Möglichkeiten:

A. Vibrato mit dem Finger (Tonhöhenabweichung nur nach oben möglich - es gibt allerdings Tricks, das auch nach unten zu manipulieren. Dazu später mal.)

B. Vibrato mit dem Vibratohebel (Tonhöhenabweichung nach unten und oben möglich).

Nehmen wir uns erstmal Punkt A vor. Denn wer mir dem Finger kein anständiges Vibrato hinbringt, schafft es mit dem Hebel schon gar nicht: Erst muss nämlich die “Tonformungsreife” erlangt werden. Bautz!

Hier unterscheiden wir nochmals zwei Sachen:

1. Das intensive “große” Vibrato, das einen (möglichst noch gebendeten) Ton so richtig strahlen lässt. Da komm ich vielleicht in einem späteren “Kurs” drauf zurück.

2. Das verzierende “kleine” Vibrato, das ich hier näher vorstelle. Oft wird es überhört, aber wenn man es weglässt, fällt auf, dass irgendwas fehlt.

Hier beginnen dann auch meine Hörbeispiele im 10. Bund auf D.

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# Hör-Part 1. Die Melodie wird statisch gespielt wie auf dem Amt. Brav der Anschlag, die Finger finden artig den Ton. Gähn.

## Hör-Part 2: Das selbe Thema: Jede Note, die etwas länger klingt (vor allem die , die keine reine “Durchgangsnote” sind sondern “Zielnote”), wird moduliert. Also mit Vibrato verändert, verlängert, verziert. Die Sonne geht auf, es kommt Leben in den Ton.

Jetzt wird’s Zeit zum Üben.

### Übungs-Part 3: 10. Bund, H/B-Saite:

1 Zeigefingerkuppe aufsetzen.
2 Letztes Glied des Daumens stützt sich auf den anderen Halseite ab, kann dabei die tiefe E-Saite berühren.
3 Der Handbereich (Wurzelknochen) des Zeigefingers liegt lose an der anderen Halsseite an
4 Die übrigen Finger schweben locker über dem Griffbrett.
5 Nun mit 2 und 3 etwas anspannen - aber nicht zu fest. Es muss etwas Spiel bleiben - genau für die Bewegungsstärke des Vibratos.
6 Auch den Zeigefinger anspannen.
7 Aus dem Unterarm eine federnde Bewegung über die Hand in den Zeigefinger weiterleiten und die Saite leicht (Richtung tiefe Saiten) ziehen/anspannen und zurückfallen lassen. Wichtig: Das Ausmaß der im Zeigefinger ankommenden Bewegung wird in Punkt 5 bestimmt. Hier wird die Unterarmbewegung wie von einem Hebel auf den Spielfinger übertragen. Dabei wiederum nicht verkrampfen. Sinnvolle Kraft ja - Verspannen nein. Im Ergebnis muss das alles locker und ungezwungen klingen. Wie Musik eben.

#### Übungs-Part 4: Selbe Position. Jetzt aber auf Bund 11 den Mittel- und auf 13 den Ringfinger dazunehmen. Hoch und runter spielen und auf jedem Bund mit jedem Finger ein Vibrato erzeugen. Man sollte nicht hören, mit welchen Finger es gespielt wird, dann ist es OK.

Bei 13 kann man den Zeigefinger auf 11 mitgehen und die Bewegung von diesem unterstützen lassen. Das ist easy, denn die Bewegung wird ja über den Unterarm auf die gesamte Hand übertragen.

Achtung: Feste Regeln, welcher Finger ob und wann einen anderen beim Vibrato unterstützt, gibt es nicht. Das hängt auch immer von der Spielsituation ab. Mit der Zeit ergibt sich das bei jedem individuell.

##### Hörpart 5: Das Vibrato noch mal in einem Spielzusammenhang

###### Hörpart 6 (die Zerrgitarre): Hier steckt noch eine kleine, aber feine Variante drin, genau hinhören: Erst klingen die Töne normal doch einen Moment später mit Verzögerung kommt erst das Vibrato dazu. Das geht natürlich nur bei längeren Noten und ist eine schöne lebensverlängernde Maßnahme.


GEDULD, LEUTE!

Ein gutes Vibrato zu entwickeln geht nicht von heut auf morgen. Das Allerallerwichtigste ist, dass man viel Musik bewusst HÖRT. Man muss die Vorstellungen wie es klingen soll im Kopf haben. Nur dann kann man sich kontrollieren und verbessern. Ich hab in den ersten Jahren fast jede Probe mit einem stinknormalen Cassettenrecoder aufgenommen. Wenn man den am nächsten Tag laufen lässt, ist dann klar, was geil war und was Kacke und noch geübt werden muss... Das ist oft frustig, aber anders geht ‘s net.

Ein Wort noch zu NEBENGERÄUSCHEN

Die sind bei Vibratos, Bendings usw. unvermeidlich. In diesen Hörbeispielen fallen sie besonders auf, weil die Gitarre allein ist. Im Zusammenhang mit anderen Instrumenten gehen diese Geräusche (wenn man sie im Zaum hält) jedoch meist komplett unter.
 
Eigenschaft
 
Anmerkung zu den NEBENGERÄUSCHEN:

Ich stimme da fast mit ein, aber wenn man die Finger der rechten Hand zum spielen nimmt, die nichtgespielten seiten direkt wieder dämpft, kann man auch bei Gitarre alleine die Nebengeräusche sogut wie nicht hören!

MfG
 
Man kann auch nach oben (hohe Saiten) biegen und mit der spielhand dämpfen... funktioniert natürlich erst ab der h Saite mit nem halbton....
 

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