Temperierung (Stimmung) eines E-Piano ändern

stehle
stehle
Registrierter Benutzer
Zuletzt hier
16.07.17
Registriert
16.09.08
Beiträge
10
Kekse
0
Ort
Offenburg
Ich bin eigentlich Klavierspieler und habe mir zum lautlosen Üben ein Roland FP-7 zugelegt. Ich bin von dem E-Piano wirklich begeistert. Was man für den Preis bekommt, ist phantastisch. Die Tastatur ist schon relativ authentisch, jedenfalls stören die Unterschiede nicht mehr als der Unterschied vom Klavier zum Flügel (darüber beklagt sich ja auch keiner, das ist ja auch eine Preis- und Platzfrage). Lediglich das RD-700GX (oder war es SX?) hat mir noch etwas besser gefallen, ich wollte aber unbedingt eingebaute Lautsprecher haben, und außerdem auch nicht ganz so viel ausgeben

Jetzt versuche ich mir einen Überblick über die verschiedenen Möglichkeiten der Stimmung zu beschaffen (Wohltemperiert, Werckmeister, eigenes Tuning). Als Beispiel habe ich hier im Board eine Stimmung gefunden und ausprobiert, verstehe die Theorie dahinter nicht richtig: Roland FP-7 : Das Maß aller Dinge?

Unter http://www.farago.info/hobby/musikAkustik.html habe ich eine eindrucksvolle Webseite gefunden, die Auskunft über verschiedene Stimmungen geben. Ich weiß aber nicht wie ich das umsetzen kann

Im FP-7-Handbuch Seite 64 steht nur, dass jeder Ton mittels Stretch-Tuning -50 bis +50 verändert werden kann. Ich nehme daher an, dass die Einheiten in Cent gerechnet werden ?

Das Preset des Stretch-Tuning für die Oktave C4-H4 sieht zum Beispiel so aus:
2,5 3,0 1,7 1,0 2,6 1,7 2,3 1,4 1,5 0,0 0,4 1,3

diese Zahlenreihe habe ich aber in keiner Stimmungstabelle im Internet bisher gefunden, müsste bei einer wohltemperierten Stimmung nicht alles auf 0 stehen? Oder entsprechen 0-Werte für alle Tasten einer reinen Stimmung ?

Kann mir jemand über die Anfangsschwierigkeiten hinweghelfen? Ich müsste um weiterzukommen vor allem wissen, welcher Temperierung die Ausgangseinstellung des FP-7 entspricht

Vielen Dank
 
Eigenschaft
 
Kann mir jemand über die Anfangsschwierigkeiten hinweghelfen? Ich müsste um weiterzukommen vor allem wissen, welcher Temperierung die Ausgangseinstellung des FP-7 entspricht
Erste Regel: locker bleiben! Das ist alles viel einfacher, als Du es Dir machst. ;) Drück mal die Function-Taste, damit ein lustiges Blinken beginnt. Dann die Piano-Taste. Jetzt bist Du in dem Menü, in dem Du die Stimmung (z.B. Kirnberger oder Werckmeister) einstellen kannst. Du kannst auch das ganze Gerät stimmen. Bei Details hilft das Handbuch. :D
 
Vielen Dank. Ich bin auch schon weitergekommen. Die Grundeinstellungen des Tuning (equal, Werckmeister ...) sind mir klar.

Stretch-Tuning ist soweit ich herausgefunden habe, dazu da, die eingestellte Grundstimmung (temperiert=equal, Werckmeister, Kirnberger ...) noch weiter zu verändern. Nur habe ich nicht herausgefunden, ob es hierfür ebenfalls feste Prinzipien im Sinne von Stimmtabellen gibt.

dazu ein (leider englisches Zitat) aus dem Internet:

STRETCH TUNING

Stretch tuning is a procedure widely followed by the piano tuning profession. It recognizes a phenomenon of the human ear whereby tones in the upper range of a keyboard will sound "flat" even though they are calibrated with extreme precision. Fortunately for all, a consensus has long since been agreed upon as to the exact amount of stretching. A piano so tuned creates the impression of great tonal brilliance. Preliminary to a description of stretch tuning, a bit more basic information is in order.

Oder Artikel in Wikipedia
 
Mit der Werckmeister-Stimmung und der zusätzlichen Möglichkeit, sie für Tonarten zu optimieren, bin ich vollkommen glücklich. Es gibt zu dem ganzen Thema noch diverse Literatur zum Stöbern, aber ich stecke da keine Energie mehr rein, weil ich momentan keinen Optimierungsbedarf sehe. Experimentierst Du oder gibt es eine konkrete Anwendung?
 
ich wollte die Einstellungen und Möglichkeiten des FP-7 nur verstehen und finde das Thema interessant. Da ich hier im Board auf den Beitrag von Victor gestossen bin (FP-7-Mass aller Dinge...) mit einem Vorschlag für das Feintuning, habe ich etwas herumexperimentiert und gedacht, dass es für das Stretch-Tuning genauso wie für die klassischen Stimmungen (temperiert, Werckmeister usw.) einen theoretischen Ansatz gibt. Falls das Stretch-Tuning aber lediglich rein nach Geschmack eingestellt wird, ist das Thema glaube ich erledigt. Vielen Dank
 
Hallo, sind denn die Stimmung als solche und die Streckung der Oktaven nicht zwei verschiedene Sachen? Strecken bedeutet ja, dass man die sehr tiefen Saiten tiefer und die sehr hohen Saiten höher stimmt, als sie rein rechnerisch sein müssten. Bei meinem DP (Kawai MP-4) ist Streckung standardmäßig aktiviert. Unabhängig davon kann man aber die Stimmung einstellen.

Wenn dem so ist, dann experimentier doch mit beiden Einstellungen getrennt herum. In der Praxis hat das Ändern der Stimmung bei mir im Übrigen bisher wenig Anwendung gefunden. Ein recht spezielles Beispiel dafür wäre das Spielen eines Blasorchesters, das man z.B. auf reines Es-Dur oder B-Dur stimmen kann.
 
Vielen Dank für den Hinweis. Nachdem ich das englische Zitate über Stretch-Tuning gepostet habe, ist mir langsam klar geworden, dass Stretch-Tuning ja gar nichts mit der eigentlichen Grundstimmung zu tun hat. Die Stimmung Equal (= wohltemperiert), Werckmeister und Kirnberger sind ja fest vorgegeben und müssen nicht noch einzeln für jeden Ton eingegeben werden.

Stretch-Tuning kompensiert dagegen nur das Verhalten von Klaviersaiten, die sich im Tieftonbereich zu hoch und im Hochtonbereich zu tief klingen.

Ich habe HIER abschließend nochmals eine sehr verständliche Erklärung für dieses Phänomen gefunden:

Unter Streckung oder Spreizung, engl. stretch-tuning, versteht man eine Technik beim Stimmen von Saiteninstrumenten, besonders von Klavieren.

Beim Klavierstimmen wird zunächst die „Temperatur“ gelegt, normalerweise in Form eines Quintenzirkels ab dem Ton a1, anschließend stimmt man in Oktavschritten aufwärts und abwärts. Dabei werden die Oktaven „gestreckt“, das heißt, die oberen Töne werden höher, die unteren tiefer gestimmt, als sie rein rechnerisch wären.

Obwohl die Grundschwingung der Saiten „falsch“ ist, hört das menschliche Ohr schwebungsarme oder -freie Oktaven. Dies ist darin begründet, dass die Obertöne, die einen großen Teil des Klanges einer Saite ausmachen, nur bei einer „idealen Saite“, die unendlich dünn und unendlich lang ist, dem rechnerischen Ideal (1:2, 1:3, 1:4 usw.) entsprechen würden. Die Steifigkeit der realen Saiten übt jedoch zusätzlich zur mechanischen Spannung eine Kraft auf die Saiten aus und erhöht so die Frequenz der Obertöne (je höher, desto mehr) - der Ton klingt höher. Bei extrem kurzen und dicken Saiten ist dieser Effekt so stark, dass sie schon für sich allein unsauber klingen und praktisch unstimmbar sind. Dieses Phänomen wird als Inharmonizität bezeichnet

Das Maß der Streckung hängt also von den Saiten ab; je steifer eine Saite ist, umsomehr wird die Oktave gestreckt. Bei einem langen Konzertflügel (mit relativ langen und deshalb weniger dicken Basssaiten) streckt man die Oktaven wesentlich weniger als bei einem niedrigen Pianino. Bei einem Cembalo mit seinen dünnen Saiten werden die Oktaven praktisch überhaupt nicht gestreckt.

Das Maß der Streckung bestimmt nach wie vor das menschliche Ohr und nicht das elektronische Stimmgerät, welches allerdings bei der Anlegung der verschiedenen Arten von Stimmungen eine sehr wertvolle Hilfe ist. Normalerweise sind nur die obersten und untersten 1½ Oktaven eines Klaviers stärker von der Oktavspreizung betroffen, sowie auch der Übergang von der Mittellage (glatte Saiten) zum Bass (umsponnene Saiten). Dazwischen wird mehr oder weniger ungespreizt gestimmt.

Zwecks Angleichung an reale Klaviere werden manchmal auch elektronische Instrumente auf diese Art „verstimmt“, obwohl das bei ihrer Art der Tonerzeugung eigentlich überflüssig ist.

Inharmonizität kann auch helfen, kleine Stimmungsstörungen in ähnlicher Weise zu verschleiern, wie es das Vibrato bei anderen Instrumenten und Sängern bewirkt.
 

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben