Tipps für "gute" Sprachaufnahmen

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Moinsen !

Eine Bekannte (Schauspielerin) möchte auf ihrer Homepage gesprochene Texte veröffentlichen und diese vorher bei mir aufnehmen.
So schauts aus mit der Ausrüstung:
Raum: relativ "trocken" (EIn c.a. 15 qm Zimmer mit geraden Wänden, Regalen, Vorhang + "Audio Absorber" Mic-Thing).
Mikros: AT2020, Rode NT 2A, CAD e300 + natürlich Poppschutz
Interface: Focusrite Saffire LE
DAW: Cubase 4

Nun meine Fragen:
1 oder 2 Mikros (--> 2 Monospuren) ?
Wenn 2 Mikros, welche Anordnung?
Abstand Sprecherin - Mikro(s)? (Vermutlich hängt das von der Stimme ab --> Nahbesprechungseffekt).
Nachbearbeitung ???? gibts irgendetwas, was zur Nachbearbeitung empfohlen wird (z.B. bei 2 Monospuren diese leicht R-L pannen? Sinnvoller Einsatz von Effekten (Kompressor, Reverb)?
Allgemein: Gibts irgendwelche absoluten "musts :great: " oder "no goes :bad: ", welche zu beachten sind?

Danke für Antworten!
Gruß
Ivar
 
Eigenschaft
 
Mikro: nur 1! Ein Sprecher kommt immer aus der Mitte und Phasenschweinereien bringen Sprachunverständlichkeit mit sich.
Welches? das mit der Stimme am besten harmoniert. Wahrscheinlich entweder das AT oder Rode.

Eventuell Lo-cut am Mikro aktivieren um Rumpelgeräuschen vorzubeugen. Poppschutz is eh klar.
Abstand Mikro-Sprecher eher gering für Nahbesprechungseffekt. Am besten nicht mehr als 10 cm. Aber wie immer die Devise: anhören, dann entscheiden! ;)

Die Umgebung möglichst trocken bedämpfen mit Decken, Matrazen, Vorhängen.


Ganz wichtig: falls ein Tisch vor der Sprecherin steht, diesen mit Filz oder dicken Decken abdecken.
Wenn möglich ein schräges Pult für den Text zum ablegen verwenden, beugt Kammfiltereffekten vor. Oder noch besser gar keinen Tisch und nur ein Notenpult. Aber hier Achtung auf Blätterrascheln!
 
Abstand Mikro-Sprecher eher gering für Nahbesprechungseffekt. Am besten nicht mehr als 10 cm. Aber wie immer die Devise: anhören, dann entscheiden! ;)

10cm? Aber das ist schon hart nah.. :eek:

Also es ist auch nicht verboten mit 2 Mics aufzunehmen. Manche nehmen auch 2 gleich Mics in verschiedenen Abständen und schmeißen im nachhinein die weniger gute Spur weg.
Aber im "Mix" würde ich auch nur ein Mic überleben lassen.

Abstand Mic - Sprecher:
Also ich würde 20cm als Minimalabstand definieren.
Es hängt einfach stark von dem ab was du willst, für einen intimen nahen Klang muss man auch (intim) nahe ans Mic.
Schau dir allerdings Filmvertonungen an, da ist der Abstand bis über einen halben Meter.
Auch mehr ist nicht ungewöhnlich.

Aber es hängt halt auch stark vom Raum ab, denn dieser kommt natürlich mit zunehmendem Abstand immer mehr ins Spiel.

Lg Jakob
 
ja gut, der Abstand is natürlich Anwendungsbedingt. Ich bin jetz von ner satten Radiostimme ausgegangen... für eine authentische Filmvertonung sollte man das doch anders machen, da hast du Recht.
Allerdings brauchst du dann jedesmal den richtigen Raum für jede Szene...

Aber es geht hier wie ich das verstanden habe um literarische Texte, dann würd ich versuchen, so wenig Raum wie möglich drauf zu bekommen.
 
Danke Euch beiden !

Wie schon fast vermutet, geht auch hier nichts ohne mehrere Testläufe.

Hinsichtlich Sprecherabstand ist mir jetzt auch noch mal deutlich geworden, dass das ja auch vom Text abhängt, z.B. dass bei bestimmten literarischen Texten (z.B. Goethes "Wanderers Nachtlied") eher wenig "Raum" und mehr "Intimität" sinnvoll ist, andererseits bei eher expressiven Texten wiederum etwas mehr Raum erforderlich sein kann.

Nun ja, probieren geht über studieren ...

Off Topic: Lustig, dass bei meiner Anfrage (aus Wien) ein Steirer und ein Tiroler Antworten. :D

Danke und Gruß
Ivar
 
der zZ. in Graz ist. :D

Ich glaube du hast ein gutes Gefühl wie dus willst und wirst das daher sicher gut hinkriegen. :)

Lg Jakob
 
10cm? Aber das ist schon hart nah..

Ne, das passt. Ich habe 10 Jahre Sprache aufgenommen. Der Sprecher steht hinter dem Pult und davor das Mikro. Am Besten Großmembran.

Steht vor dem Pult wohlgemerkt. Bis auf wenige Ausnahmefälle. Begründung: das beeinflusst die Stimme erheblich. Bei Aufnahmen für Homepage würde ich auf jeden Fall eine Standpult Konstruktion hinstellen.

Bei Märchen oder literarischen texten oder auch medizinischen Fachchinesisch Aufsätzen über 25 Seiten geht das, Aber sonst.....

- So trocken wie möglich
- keine Effekte oder klang technische Bearbeitung
- Eventuell alles raus schneiden dazwischen.

Und je nach Material den Nachbesprechungseffekt nutzen. Da geht auch schon mal fünf Zentimeter.

Viel Spaß und sag mal Bescheid, wie es geworden ist......

P,s,: Eine Spur. Mono. Und die gut. Alles andere ist unnötig.
 
Leute ihr betreibt Thread-Leichenschändung.
Hab mich gerade gefragt, wann ich denn wohl den zitieren Text geschrieben hab: fast 6 Jahre ist das her. :D

LG Jakob
 
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:D

Aber vielleicht erzählt uns der TE @ivarniklas , wie er es denn nun mit welchem Erfolg gemacht hat ;)
 
Mahlzeit!

Tja, nun ist das alles 6 Jahre her und mittlerweile bin ich umgezogen, anderer Raum, anderes Interface, mehr Erfahrung, und ich kann wirklich nicht mehr sagen, was ich damals en detail gemacht habe, außer dass ich versucht habe, die mir oben gegebenen Tipps zu beherzigen.
Woran ich mich aber erinnern kann, war das Problem, den Raumanteil aus der Aufnahme herauszukriegen, bzw die Aufnahme "furztrocken" zu bekommen.
Und noch etwas: Frickelig waren auch die Sprechpausen. Alles dazwischen durch Stille ersetzen wirkte unnatürlich, mancher Atmer war aber zu laut für unseren Geschmack, da musste dann mit Fades gearbeitet werden, wie gesagt, einiges an Bastelei.
Hat dann soweit funktioniert, dass die Auftraggeberin zufrieden war.
Also für die Nachwelt:
- Genau hinhören, ob Störgeräusche vorhanden sind und nicht doch zuviel Raum drauf ist und entsprechende Gegenmaßnahmen ergreifen
- Nähe zum Mikro, wenn der Nahbesprechungseffekt nicht stört, vielleicht sogar gewollt ist,
- für einmalige Geschichten, wo bauliche Maßnahmen zu aufwändig sind, mit Decken, Vorhängen, geöffneten Schranktüren arbeiten
- mit dem Ansprechwinkel experimentieren (hängt auch von den Vorlieben des Sprechers ab, --> ein Bekannter spricht lieber etwas nach unten, besagte Schauspielerin mit etwas nach hinten geneigtem Kopf [Sängerinnen-Haltung] etc.)

Gruß
Ivar
 
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den Raumanteil aus der Aufnahme herauszukriegen, bzw die Aufnahme "furztrocken" zu bekommen.
Lieber zu trocken aufnehmen, was an Raum drauf ist, ist nicht mehr wegzubekommen, jedenfalls kenne ich da keinen wirklich anwendbaren Trick.

Alles dazwischen durch Stille ersetzen wirkte unnatürlich, mancher Atmer war aber zu laut für unseren Geschmack, da musste dann mit Fades gearbeitet werden
Genau so mache ich es auch, mit Fades (etwas länger Out, kurzer In) und pegelreduzierter Spur für die "Atmung" :)
 
Übermäßigen Raumanteil kann man abschwächen, "furztrocken" wird's aber nicht.


Atmer kann man separieren und mit Eventgain/Clipgain oder wie auch immer es in der jeweiligen DAW heißt bearbeiten. Entfernen und mit Roomtone ersetzen wäre auch eine Option.
 
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Allzu trockene Räume können Musiker und Sprecher sogar verwirren, weil die Stimme (bzw. das Instrument) dann unnatürlich klingt (wenn sie sich nicht im Kopfhörer abhören bei der Aufnahme). Regelrecht "schalltot", wie es Messräume, z.B. für die Messung von Mikrofon- und Lautsprecherfrequenzgängen sein müssen, bekommt man normale Räume aber ohnehin nicht, dürfte also praktisch keine große Rolle spielen.

Bei Aufnahmen von Bläsern und Sängern dämpfe ich die Atemgeräusche, wenn sie zu laut sein sollten, was bei sehr anstrengenden Stücken fast unvermeidbar ist. Aber ich nehme sie nicht ganz raus, da ich das als unnatürlich empfinde (ich bin selber Bläser).
Gute/professionelle Sprecher atmen aber üblicherweise sehr leise und Sprechen fordert die Kondition auch nicht so heraus wie es manche Bläserstücke tatsächlich tun, so daß man es kaum nach bearbeiten muss bzw. es nicht nötig sein sollte.

Gruß, Jürgen
 

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